Straßennamen: „Umbenennungswellen“ der letzten Jahrzehnte im Kreis Siegen-Wittgenstein?

„ …. Straßennamen sind Teil der Geschichtspolitik, so dass sich stratigrafisch Umbenennungswellen untersuchen lassen. Straßenbenennungen sind Teil der Erinnerungskultur ihrer Zeit. Jede Generation muss sich fragen, inwieweit sie mit den „ererbten“ Namen leben kann bzw. will. ….“[1]

In der aktuellen Siegener Debatte in den sozialen Medien[2] findet sich der wiederkehrende Hinweis, dass die Straßennamen „seit Jahrzehnten“ nicht in der Diskussion gestanden hätten. Die folgende Auflistung versucht die Frage zu beantworten, ob man demgegenüber nicht auch im Kreisgebiet von (Um-)Benennungswellen sprechen kann.[3] Sie ist nicht vollständig und versteht sich als Anregung für eine historisch-erinnerungskulturelle Diskussion. Weiterlesen

Vor 90 Jahren: Ermordung Siegfried Betz in Burbach-Holzhausen

Quelle: Volksfreund. Tageszeitung für das werktätige Volk Badens, Dienstag, 9.8.1932, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de, via Deutsches Zeitungsportal, Link: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/

Die Ermordung Siegfried Betzs wurde deutschlandweit wahrgenommen wie der obige Zeitungsausschnitt und diese weiteren Beispiele zeigen:

Am 16.7. um 17 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung zum 90. Jahrestag des politischen Verbrechens an der Gedenktafel in Burbach-Holzhausen, Hainstraße, statt
Die nachstehenden Links geben einen ersten Einblick in die damaligen Vorkommnisse:
Links
– Eintrag „Siegfried Betz“ in: Aktives Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus im Kreis Siegen-Wittgenstein, Link: https://aktives-gedenkbuch.de/opfer/betz-siegfried/, Aufruf: 22.6.22
– Eintrag „Siegfried Betz“, in: Widerspruch und Widerstand – Opposition gegen den Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein, Link:
http://widerspruch-und-widerstand-im-ns-in-siegen-und-wittgenstein.de/verzeichnis/biografische-skizzen#betz, Aufruf: 22.6.22

Weitere Quellen und Literatur ermöglichen einen tieferen Einblick in die damlaigen Vorkommniese: Weiterlesen

Dritter Stolperstein an der Arfelder Hauptstraße

Neben seinen Eltern Henriette und Jacob wird jetzt auch an Karl Wolff erinnert

Zu den 2009 verlegten Stolpersteinen für seine Eltern kam jetzt in Arfeld noch eine neue Messing-Erinnerungstafel für Karl Wolff hinzu.


Pappschilder mit Jahreszahlen von 1901 bis 1940 hielten jetzt Jugendliche der Berleburger Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule in der Hand, als sie an der Arfelder Hauptstraße ganz in der Nähe der Volksbank standen. Selbst die Großeltern der Schülerinnen und Schüler waren wohl in den allermeisten Fällen noch nicht auf der Welt, als die Dinge passierten, mit denen sich die jungen Leute in den vergangenen Wochen beschäftigt hatten. Die 9a ist nämlich die Projektgruppe „Schule für Toleranz und Zivilcourage“ und hat deshalb einen genaueren Blick auf Karl Wolff geworfen. Dieser wurde 1901 in Arfeld geboren und starb 1940 an den Folgen der Misshandlungen, die er im Konzentrationslager Buchenwald erlitten hatte, wo er nach der Pogromnacht 1938 in eine angebliche „Schutzhaft“ genommen worden war. Weiterlesen

Edith Langner (1913 – 1986) – eine Kandidatin für eine Strassenbenennung in Siegen

Als der Arbeitskreis „Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen in Siegen“ am 25.5. d. J. seinen Arbeitsbericht im Kulturausschuss der Stadt Siegen vorlegte, wurde in der Diskussion die dem Bericht beigefügte Liste mit Frauennamen, die ggf. bei Umbenennungen oder zukünftigen Neubenennungen berücksichtigt werden sollen, um drei weitere Namen erweitert: Carmen Klein, Waltraud Steinhauer und Edith Langner. Für Edith Langner lag auf siwiarchiv bisher eine knappe Materialzusammenstellung vor, die nun etwas redaktioniert und vor allem um Quellen zu Ihrer Tätigkeit als Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages ergänzt wurde:

Edith Langner (1913 – 1986)

„Wenn niemand mehr zu mir kommen sollte, um sein Herz auszuschütten, dann habe ich wohl meine Aufgabe verfehlt,….“[1]


– Geboren am 23.1.1913 in Posen, verstorben am 7.12.1986 in Siegen[2] Weiterlesen

Geschichtliche Wanderung: „Leben im Widerstand. Auf den Spuren von Walter Krämer in Siegen“

Die VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein lädt zur Wanderung anlässlich des 130. Geburtstages von Walter Krämer ein:
 
An insgesamt zehn Stationen im Siegener Stadtgebiet wollen wir das Leben Walter Krämers versuchen nachzuvollziehen. Wir besuchen Stationen seiner Kindheit und seiner Jugend, sowie Orte, an denen sich sein späteres politisches Leben und Wirken erfahren lässt.
Wir starten Sonntag, den 19.06.2022 um 11:00 Uhr.
Die Wanderung wird insgesamt ca. 3,5 Stunden dauern und ist leicht bis mittelschwer. Wir weisen darauf hin, dass wettergeeignete Kleidung und festes Schuhwerk von Vorteil sind.
Für eine Verpflegung ist selbsttätig zu sorgen. Auch die Kosten für den Bustransfer zum Ausgangspunkt müssen die Teilnehmer*innen selber tragen.
Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 25 Personen begrenzt.
Wir bitten um Anmeldung bis Freitag, den 17.06.2022 per E-Mail an:
Erst bei verbindlicher Anmeldung wird der Startpunkt der Wanderung mitgeteilt.

„Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen“ in Siegen

Beratung des Abschlussberichtes des Arbeitskreises in der heutigen Kulturausschusssitzung der Stadt Siegen

Spätestens seit der gemeinsamen Veranstaltung „Wem gehört die Geschichte?“ der Gesellschaft für christliche-jüdische Zusammenarbeit e.V. (CJZ) und des Aktiven Museum Südwestfalen e.V. (AMS) hätte man sich eine transparentere und partizipativere Heransgehensweise von Seiten der Siegener Stadtpolitik gewünscht. Vermutlich hätte man bereits nach der „Vorab“-Veröffentlichung in der Siegener Zeitung vom 8. Februar 2022 den durchaus nachvollziehbaren Weg eines Namens-„Konklaves“ verlassen sollen. Denn bis zum 20. Mai war der Abschlussbericht nicht im Ratsinformationssystem der Stadt abrufbar, obwohl der Tagesordnungspunkt in öffentlicher Sitzung beraten wird, und so hat folgende, vorsichtig formulierte Kritik vom 11. Februar 2022 [!] weiterhin Bestand:
“ …. Die Gesellschaft für christliche-jüdische Zusammenarbeit e.V. (CJZ) und das Aktive Museum Südwestfalen e.V. (AMS) begrüßen die aktuellen politischen Aktivitäten im Arbeitskreis Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen in Siegen der Stadt Siegen. Sie bringen damit langjährige Diskussionen zunächst in eine gute Form kommunaler Entwicklung, ohne allerdings für die hinreichende öffentliche [!] Beteiligung zu sorgen. Die mit der erinnerungskulturellen Bedeutung und Praxis von Straßennamen einhergehenden gesellschaftlichen Aktivitäten und Diskussionen gehören fraglos in einen öffentlichen Diskussionsraum, um eine Teilhabe aller [!] relevanten Personen, Institutionen, Akteurinnen und Akteure zu gewährleisten. Ein Arbeitskreis, der darauf verzichtet, schon zu Beginn breite Beteiligung und (wissenschaftliche) Beratung zu organisieren, vergibt womöglich die große Chance, mit der Zivilgesellschaft nachhaltige Lösungen zu entwickeln. …..“
Der Bericht wird weiter noch im Haupt- und Finanzausschuss am 08.06.2022 und im Rat der Stadt Siegen am 15.06.2022 beraten.

Schaut man auf die „Diskussion“ der Berichterstattung der Westfälischen Rundschau vom 20. Mai 2022 auf deren Facebook-Seite, wird deutlich, wie fachlich fundiert, offen und transparent eine solche Debatte hätte geführt werden müssen: Weiterlesen

Matthias Kirchbach M.A. (Siegen): Migration ins Siegerland nach 1945 in Erinnerungskultur und kollektivem Gedächtnis

Vortragsreihe „Siegener Forum – Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte“ am 19. Mai 2022

In der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird der Historiker Matthias Kirchbach M.A. von der Universität Siegen am Donnerstag, den 19. Mai 2022, Aspekte der Zuwanderung ins Siegerland nach 1945 nachzeichnen.

Das Siegerland war seit 1945 stark von Migration betroffen. Insbesondere „Flucht und Vertreibung“, die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte seit den 1950er Jahren und die Zuwanderung von Aussiedlern und Spätaussiedlern hinterließen Spuren im kollektiven Gedächtnis. In seinem Dissertationsprojekt untersucht der Referent derzeit die Bedeutung der Migration für die regionale Erinnerungskultur. Weiterlesen

Nachfahren der jüdischen Familie Burg aus Banfe besuchten Bad Laasphe

Besonderen Besuch empfing Dirk Terlinden am vergangenen Mittwoch, 27. April 2022:

Die Schwestern Edna Burg und Nurit Berta Kanyon aus Israel statteten dem Bad Laaspher Bürgermeister im Rathaus einen Besuch ab. Begleitet wurden sie von ihren Familien sowie von Mitgliedern des Bad Laaspher Freundeskreises für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.

Für die Familie war die Stippvisite in der Lahnstadt eine – wie Dirk Terlinden es in seiner Begrüßung ausdrückte – „emotionale Reise in die jüngere Vergangenheit ihrer Familiengeschichte, die durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in so dramatischer Weise geprägt ist.“ Denn Edna Burg und Nurit Berta Kanyon sind Töchter von Simon Burg, dem einzigen Holocaust-Überlebenden der jüdischen Familie Burg aus Banfe.

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Wer war Thielicke – Hilchenbacher können sich jetzt informieren

Stadtgeographie: Kennzeichnung historischer Bauten und Straßen

Dr. Peter Neuhaus (links) und Reinhard Gämlich, Geschäftsführer Hilchenbacher Geschichtsverein e.V. © Dr. Peter Neuhaus

Die Stadtgeographie Hilchenbachs gehört mit zum Arbeitsgebiet des Hilchenbacher Geschichtsvereins e.V.. Nach einer längeren Vorarbeitszeit hatte die Gruppe für 16 Gebäude in der Altstadt Hilchenbach Texte entworfen, die auf Alter und historische Bedeutung der betreffenden Häuser hinweisen. Sie wurden dort unter Plexiglastafeln angebracht, welches im Januar 2006 erfolgte. Weiterlesen

„Gerhard Stötzel-Ehrung“ in Netphen

Bericht über den Tagesordnungspunkz „Gerhard Stötzel-Ehrung“ auf der Bürgerversammlung vom 11. April 2022 in Grissenbach


Bereits vor über 20 Jahren war der am 23. Dezember 2021 verstorbene Netphener Heimatforscher Ewald Hatzig im Rahmen seiner familiengeschichtlichen Recherchen darauf gestoßen, dass einem gebürtigen Grissenbacher im 19. Jahrhundert an seinem neuen Wohnort Essen eine erstaunliche Karriere vom Metalldreher zum Zeitungsredakteur und zum Reichstagabgeordneten in Berlin gelungen war.
Die Frage, wo das Geburtshaus von Gerhard Stötzel gestanden hat, konnte aber erst jetzt geklärt werden. Hanne Kuhn aus Deuz fand im Rahmen ihrer Nachforschungen für ihr geplantes „Grissenbacher Häuserbuch“ heraus, dass es sich bei den in der Urkatasterkarte von Grissenbach aus dem Jahr 1837 für zwei nebeneinander liegende Hausgrundstücke jeweils genannten Eigentümern Andreas Müller um zwei verschiedene Personen handelte. Damit schied das heute noch existierende Haus „Sippche“ als Stötzels Geburtshaus aus. Auch wenn das Grundstück, auf dem Stötzels Geburtshaus stand, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem städtisch anmutenden Ziegelhaus bebaut ist, ist die vorher noch offene Frage endlich geklärt, wo im Dorf eine Ehrung von Grissenbachs berühmtestem Sohn im öffentlichen Raum in Betracht kommt. Auf der jüngsten Bürgerversammlung in Grissenbach informierte Wilfried Lerchstein die Anwesenden in einem kurzen Vortrag über das Leben und Wirken von Gerhard Stötzel. Gemeinsam mit Thomas Kleber regte er zum einen an, den im Rahmen der Verkehrsberuhigung der alten Ortsdurchfahrt vor über 30 Jahren geschaffenen namenlosen, rot gepflasterten Platz in Sichtweite von Stötzels Geburtsstätte als „Gerhard-Stötzel-Platz“ zu benennen. An diesem zentralen Ort fand im Sommer 1990 das erste Grissenbacher Dorffest statt. Zum anderen wurde vorgeschlagen, in dem Bereich, wo einst sein Geburtshaus stand, mit einer Gedenktafel an die wichtigsten Stationen im Leben von Gerhard Stötzel zu erinnern. Ortsbürgermeisterin Annette Scholl ließ über diese Vorschläge abstimmen und konnte eine überwältigende Zustimmung hierzu feststellen. Spontan erklärte Thorsten Görg, der Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins DKS, die Bereitschaft des Vereins, sich an der Finanzierung einer Gedenktafel zu beteiligen. Auch Annette Scholl möchte gerne aus ihrem Budget als Ortsbürgermeisterin diese Gedenktafel im Rahmen der „Stehenden Stadtführung“ der Stadt Netphen mitfinanzieren. Nunmehr ist es an den politischen Gremien der Stadt Netphen, am 23. Juni über eine seinen herausragenden Verdiensten angemessene Ehrung von Gerhard Stötzel in seinem Geburtsort Grissenbach zu beraten. Den entsprechenden Antrag hat Manfred Heinz, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Netphener Stadtrat, inzwischen gestellt. Während bereits vor Jahren im Netphener Baugebiet „Wiedich“ viele Zeitgenossen Stötzels (z.B. von Bodelschwingh, Brauns, Hitze, von Ketteler, Wichern), die alle selbst nie Netphener Grund und Boden betreten haben, mit Straßennamen geehrt wurden, wurde Gerhard Stötzel bisher übersehen und drohte, zu Unrecht in seiner Netphener Heimat in Vergessenheit zu geraten.

Informationen über das Leben von Gerhard Stötzel
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