Vortrag von Prof. Peter Seibert: Demontage der Erinnerung. Der Umgang mit dem jüdischen Kulturerbe nach 1945

Montag 21.Oktober 2024 um 19:00 Uhr im Haus des Gastes Wilhelmsplatz 3 Bad Laasphe

„In einem erschreckenden Ausmaß wurden in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten die nach den Verwüstungen der NS-Zeit noch erhalten gebliebenen baulichen Überreste der jüdischen Geschichte zerstört. Die Gründe dafür reichen von nicht entschuldbarer Gedankenlosigkeit, Respektlosigkeit gegenüber den Ermordeten und Vertriebenen bis zu offenem Antisemitismus. Peter Seibert beschreibt diesen Umgang mit dem deutsch-jüdischen Kulturerbe – ein Umgang, der zugleich die Erinnerung an das Leben der Juden in Deutschland wie an die Verbrechen an ihnen demontiert.

Peter Seibert, geb. 1948, Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes und an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Promotion im Fachgebiet „Literatur der Frühen Neuzeit“ über vorreformatorische Reimliteratur, Wissenschaftlicher Assistent bei Helmut Kreuzer an der Universität-Gesamthochschule Siegen, 1987 Habilitation, 1991 Berufung auf einen Lehrstuhl im Fach Germanistik an der Universität Siegen, von 2001 bis 2013 Professur am Institut für Germanistik an der Universität Kassel

Lange Zeit war an die Professur von Peter Seibert die „Grimm“- Professur als eine Poetik-Professur angebunden. Zudem verantwortete er die jährliche Besetzung der „Karl-Rosenzweig-Professur“ mit, die jeweils an jüdische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben wurde.“
Grundlage für den Vortrag von Prof. Seibert ist folgendes Buch: Peter Seibert: Demontage der Erinnerung. Der Umgang mit dem jüdischen Kulturerbe nach 1945. Berlin, Metropol 2023. 400 S. Geb. 28,00 €

Quelle: Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., Veranstaltungen

Siegener FunFacts | Wo steht Rubens‘ Geburtshaus?

Peter Paul Rubens, der berühmte Maler des 17. Jahrhunderts, ist ohne Zweifel die bis heute bekannteste in Siegen geborene Persönlichkeit. Gerd Buurmann treibt in dieser Folge die Frage um, in welchem Haus Rubens wohl geboren sein mag. Es gibt da einige Theorien, darunter auch ziemlich Plausible. Die Wahrheit könnte aber sogar gestandene Siegener/-innen überraschen…

Folgende Literatur wurde im Video erwähnt: Weiterlesen

Vorankündigung: Stadtarchiv Siegen (Hg.): „Siegen – Geschichte einer Stadt“

„2024 jährt sich die Ersterwähnung Siegens als Stadt zum 800. Mal. Grundlage ist eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg, der 1224 die Überlassung der Hälfte der Stadt Siegen mit Münze, Zoll und Rechten durch den Grafen von Nassau an ihn und die Kölner Kirche St. Peter bestätigte.

Aus Anlass des Stadtjubiläums erscheint mit diesem Buch eine umfassende, nach modernen geschichtswissenschaftlichen Kriterien erarbeitete, interdisziplinäre Siegener Stadtgeschichte. Bei der Publikation zur Stadtgeschichte handelt es sich um eine chronologisch untergliederte Überblicksdarstellung. Die elf Kapitel zeichnen die historische Entwicklung Siegens von den frühesten archäologischen Zeugnissen in der Region bis in die jüngste Vergangenheit nach.

In ihren Beiträgen widmen sich die Autorinnen und Autoren in vielfältiger Weise zahlreichen Aspekten zur Landesgeschichte, zur Stadt-, Kultur-, Mentalitäts-, Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte wie zur Stadtentwicklung und zeigen auf, wie die historischen Entwicklungen das Leben der Menschen in Siegen und der gesamten Region bestimmten.

Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise über mehr als 800 Jahre von der Vor- und Frühzeit, über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Die historische Darstellung möchte den Blick in die Geschichte der Stadt Siegen für alle Interessierten öffnen.“

Fadengehefteter Festeinband, 17 cm x 24 cm, 920 Seiten, ca. 250 Abbildungen, ISBN: 978-3-87707-299-8, Erscheinungsdatum: 25. November 2024
Dieser Artikel kann ab sofort per Mail an verlag@verlagsdruckerei-schmidt.de oder unter 09161/88 60-0 – 49,00 € inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten – vorbestellt werden!

Quelle: Verlagswerbung Weiterlesen

Präsentation „Vorbei und vergessen? Die Lösung: Das Vereinsarchiv!“


Gestern fand zum vorerst letzten Mal der Vereinsarchivworkshop des Kreisarchivs in Zusammenarbeit mit dem Ehrenamtservice des Kreises Siegen-Wittgenstein statt.
Link zur Präsentation (PDF): Vereinsarchiv101024

Erschienen: Archivische Überlieferungsbildung und Öffentlichkeitsarbeit in Kommunalarchiven

Texte und Untersuchungen zur Archivpflege (TUA) Band 41

Archivische Überlieferungsbildung und Öffentlichkeitsarbeit in Kommunalarchiven. Beiträge des 31. Fortbildungsseminars der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) vom 29. November – 1. Dezember 2023 / hrsg. von Marcus Stumpf und Katharina Tiemann. – Münster 2024. – 143 S. :  Abb. – ISBN 978-3-936258-37-0. / 14 €

Der Hundeküster von Paderborn

Zum Welthundetag am 10. Oktober hat das Erzbistumsarchiv eine besondere Archivalie ausgegraben

Hunde hatten früher einen schlechteren Stand in der Gesellschaft – das zeigt auch die Archivalie des Monats. Signatur: EBAP, I 1.01, 86 [= Institutionen, Metropolitankapitel, Domkapitel, Nr. 86]

„In unserer Gesellschaft sind Hunde der Inbegriff von Liebe, Treue und Anhänglichkeit. Damit wären die Vierbeiner durchaus anschlussfähig an christliche Symbolik. In der Bibel aber sind Hunde eher unterrepräsentiert. Für Hund im Singular weist die Heilige Schrift 17 Fundstellen auf, Hunde im Plural kommen 21 Mal vor. Wo Hunde auftreten, geschieht dies zumeist in einem negativen Kontext, als zähnefletschende Meute, die Blut geleckt hat, oder als gierige Leichenfresser. Besonders schlecht kommen die Hunde im Alten Testament weg. Aber auch im zweiten Petrusbrief gibt es eine Fundstelle, in der Hunde als unappetitliche Tiere gezeichnet sind.
Der Hund hat im Christentum demnach keinen leichten Stand und auch in der Kirche als Gebäude hat er bis heute nichts verloren. In früheren Zeiten gab es in Paderborn am Hohen Dom sogar das Amt des Hundeküsters. Dessen Aufgabe bestand darin, streunende Hunde aus dem Gotteshaus zu vertreiben. Das geschah recht unsanft: Ausgestattet war der Hundeküster mit einer Peitsche. Weiterlesen

Rotwelsch-Dialekte als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt

Auf Antrag des Gründungsvorsitzenden der IGS, Klaus Siewert, sind die historischen Geheimsprachen in Westfalen und im Rheinland im April 2024 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt worden, darunter die Münstersche Masematte, das Humpisch der Tiötten im Tecklenburger, das Jenische und Manische im Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein und die Mindener Buttjersprache. Das Antragswerk, das Klaus Siewert unter dem Titel „Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart“ im Herbst 2023 eingereicht hat, ist soeben von der zuständigen Landesjury für das Immaterielle Kulturerbe angenommen und als rundum „gelungen“ gewürdigt worden. Dem Bescheid des Ministeriums zufolge werden „die Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart in das Landesinventar eingetragen. Außerdem hat das Land Nordrhein-Westfalen die Kulturform für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert“.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Sondersprachenforschung in Münster, Homepage

s. a. Siegener Zeitung v. 4.10.2024

Literatur:
Literaturhinweis zu südwestfälischen Geheimsprachen

Ausstellung „Nach China? 向 东 之 后 Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“

15. Oktober bis 06. Dezember 2024 in der Hauptbibliothek Adolf-Reichwein-Straße (AR) der Universität Siegenund in der Teilbibliothek Unteres Schloss (US)

Im Frühjahr des Jahres 1898 nahm der Bergassessor Hugo von Königslöw, der spätere Direktor der Bergschule Siegen, an einer kolonialen Expedition nach China teil. Im Auftrag der Schantung-Bergbaugesellschaft sollte er dort Bodenschätze, insbesondere Kohlevorkommen, erforschen. Seine Reise hat von Königslöw in einem Fotoalbum dokumentiert. Das Album enthält eine Mischung aus privaten, selbst fotografierten Amateuraufnahmen, die Land und Leute zeigen, sowie hinzugekauften professionellen Aufnahmen des jungen deutsch-kolonialen Stadtbilds von Tsingtau.

Als Reisedokumentation illustriert und dokumentiert das Fotoalbum den kolonialen Bergbaugedanken, der von Königslöw während seiner Zeit als Bergbauassessor in der chinesischen Provinz und im amerikanischen Colorado angetrieben haben muss und ist gleichzeitig ein durchaus typisches Beispiel privater, um die Jahrhundertwende entstandener Fotoalben. Weiterlesen

Archive als „Leuchtfeuer der Demokratie“ oder „anfällig für innere und äußere Feinde der Demokratie“?

In der Pressemitteilung zum 91. Deutscher Archivtag 2024, der vom 8.10. bis zum 10.10. in Suhl stattfindet, heißt bezugnehmend auf die aktuelle politische Situation nicht nur im gastgebenden Bundesland: “ …. Der Vorsitzender Ralf Jacob nutzt die Gelegenheit, erneut mit Nachdruck auf diese zentrale Rolle der Archive in der demokratischen Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die Strahlkraft dieser für unser Gemeinwesen so wichtigen Wissens- und Gedächtnisspeicher wirkt gerade jetzt wie ein Kompass für den politischen Diskurs in diesen Tagen. Archive stehen als Felsen in der Brandung von Fake News und Falschmeldungen.

Immer wieder werden die Grundpfeiler unserer offenen, demokratischen Gesellschaft von vermeintlich neuen, revisionistischen Vergangenheitsdeutungen angegriffen. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wo wollen wir hin? Gesellschaften müssen sich ihrer vielschichtigen Identität auch aus der Geschichte heraus vergewissern. „Unsere Identität als demokratisches Land darf nicht infrage gestellt werden“ so Jacob. Archive haben die in Bundes-
und Landesarchivgesetzen zugeschriebene Aufgabe, Erinnerung zu ermöglichen. Sie bewahren Zeitzeugnisse, um Forschung und Erinnerung langfristig für alle zu gewährleisten. Nur so können wir unsere aktuelle gesellschaftliche Wirklichkeit verstehen, einordnen und einen Weg in die Zukunft definieren. ….

Die Vertreter*innen des deutschen Archivwesens kommen in diesem Jahr nach Suhl und setzen mit dem Deutschen Archivtag ein Zeichen gegen das Vergessen, gegen die Verharmlosung und Verfälschung unserer Geschichte, für die Erinnerung und für die Demokratie, für die Archive als Leuchtfeuer der Demokratie.“
Quelle: Verband deutscher Archivarinnen und Archivare, Pressemitteilung vom 2.10.2024

Ein wichtiger, ergänzender „Kommentar“ ist das Grußworte von Johannes Kistenich-Zerfaß (Hessisches Landesarchiv), der anlässlich der Verleihung der Plakette „‚Ort der Demokratiegeschichte“ an die Archivschule Marburg betonte , „dass Archive zwar „systemrelevant“ für politische Systeme, aber keinesfalls per se demokratisch seien. Als Beispiel verwies er auf das Gebäude des Staatsarchivs Marburg, das im Nationalsozialismus, 1938, eröffnet worden war. Archive könnten die Demokratie zwar stützen, seien aber auch anfällig für innere und äußere Feinde der Demokratie. ….“
Quelle: Florian Lehrmann (23. September 2024). Tagungsbericht: Symposion “Archive als Orte der Demokratiegeschichte” Archivwelt. Abgerufen am 7. Oktober 2024 von https://doi.org/10.58079/12caf

Wie Comics vom Holocaust erzählen

Um Studierende und Lehrer*innen im Umgang mit Antisemitismus besser vorzubereiten, startet die Universität Siegen ein neues Projekt zu pädagogischen Konzepten. Literatur bei der Thematisierung des Holocausts im Unterricht hat dabei eine wichtige Aufgabe.

Bei der Projektvorstellung im Aktiven Museum Südwestfalen (von links): Prof. Dr. Daniel Stein, Lehramtsstudentin Britta Hönes, Dr. Jens Aspelmeier und Dr. Jana Mikota.

Man denkt, dass Schulen in den vergangenen Jahrzehnten einen guten Umgang gefunden haben, den Holocaust im Unterricht zu thematisieren. In Geschichte, im Deutschunterricht, in Religion. Aber dem ist oft nicht so. Lehrerinnen und Lehrer nutzen Konzepte und Literatur, die vertraut sind: „Das Tagebuch der Anne Frank“ oder „Damals war es Friedrich“. Aber erreichen sie damit heute die Kinder und Jugendlichen? „Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus zunimmt und sich das an den Schulen, wie in einer Art Mikrokosmos, besonders deutlich zeigt, ist es enorm wichtig, über die Shoah zu sprechen“, sagt Dr. Jens Aspelmeier. „Aber es braucht neue Formen der Vermittlung, der Medien und der Literatur, um das Interesse der Schülerinnen und Schüler für das Thema zu gewinnen und deutlich zu machen, was Jüdisch-sein in Deutschland bedeutet – damals und heute.“

Dr. Jens Aspelmeier ist Direktor des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Siegen und weiß daher sehr gut, dass sich Lehrerinnen und Lehrer bei dem Thema oft alleingelassen fühlen. „Antisemitismus ist ja nicht nur Diskussionsstoff für die Oberstufe, sondern findet auf dem Schulhof statt und das schon in der Grundschule.“ Politische, ethnische und religiöse Konflikte seien an der Schule „wie unter einem Brennglas“ zu finden. Der Nahost-Konflikt spült israelbezogenen Antisemitismus hoch. Bildungsarbeit zur Shoah, die nie einfach war, kämpft mit einer politischen Gemengelage voller Feindbilder. Mit Appellen und Betroffenheit kommt man nicht weit. Weiterlesen