Hörtipp: „Gefährdetes Gedächtnis? Archive zwischen Digitalisierung, KI und Krieg“ (WDR 5, 2025)


„Gegenwart für die Zukunft bewahren – das ist die Aufgabe staatlicher Archive. Als „gesellschaftliches Gedächtnis“ bezeichnen sie sich deshalb gern selbst. Aber was heißt das in Zeiten der digitalen Transformation?
Das gute alte Papierdokument hat noch lang nicht ausgedient, Archivmagazine werden nicht so bald von Serverfarmen ersetzt. Aber seit die Digitalisierung selbst deutsche Amtsstuben erreicht hat, liegen amtliche Dokumente oft digital vor: als E-Mails, Excel-Dateien und PDFs, Fotos und Tondokumente, inzwischen auch als SMS und Chatverläufe. Doch längst nicht immer landet alles in den Akten, was „aktenrelevant“ ist – und geht damit für die Nachwelt, aber auch für Gerichtsprozesse verloren. Weiterlesen

Neues Förderprogramm für den Erhalt schriftlicher Originale

Staatsminister Weimer: „In Urkunden und Akten steckt das Gedächtnis unserer Demokratie“

„Mit dem neuen Förderprogramm „Schriftliches Kulturgut erhalten“ setzen Bund und Länder ein deutliches Zeichen für den Schutz historischer Originalquellen. Archive, Bibliotheken und andere Gedächtniseinrichtungen in ganz Deutschland können ab sofort von erweiterten Fördermöglichkeiten und einem vereinfachten Antragsverfahren profitieren. Finanziert wird das Programm gemeinsam vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Ländergemeinschaft über die Kulturstiftung der Länder.
Staatsminister Weimer betont: „In alten Handschriften, Urkunden und Akten steckt das Gedächtnis unseres Landes – und das Fundament unserer Demokratie. Diese Originalquellen sind keine bloßen Zeugnisse der Vergangenheit, sondern Bausteine unserer Identität. Sie zu bewahren, heißt, die kulturelle Erinnerung auch für kommende Generationen lebendig zu halten. Mit dem neuen Förderprogramm schaffen wir verlässliche Strukturen, um dieses Erbe zu schützen und zugänglich zu machen.“
Bereits seit 2010 fördern Bund und Länder über die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) Maßnahmen zum Erhalt von Originalen. Für das neue Förderprogramm „Schriftliches Kulturgut erhalten“ wurden die bisherigen Förderlinien – die KEK-Modellprojekte und das BKM-Sonderprogramm – nun in einem modularen System zusammengeführt und erweitert. Dadurch wird der Zugang erleichtert und die Antragstellung deutlich unbürokratischer.
Gefördert werden unterschiedliche Maßnahmen zum Erhalt von Schriftgut wie die Notfallvorsorge zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Sammlungen, die mengenmäßige Schutzverpackung einmaliger Bestände sowie die Restaurierung herausragender Einzelobjekte. Möglich sind auch Forschungsprojekte, die innovative Methoden zum Originalerhalt entwickeln. Erstmals können auch Projekte zur Sicherung reiner Fotobestände gefördert werden – ein wichtiger Schritt, um die kulturelle Überlieferung in ihrer ganzen Breite zu erfassen. ….“

Weitere Informationen:
www.kek-spk.de
Quelle: Kulturstaatsminister, Pressemitteilung, 4.11.2025

Neues Bürogebäude im Herzen Kreuztals eröffnet:

Stadtarchiv, Jobcenter, Sozialamt und Kreishandwerkerschaft unter einem Dach


„An der Ecke Siegener Straße/Roonstraße ist nach anderthalbjähriger Bauzeit ein moderner Bürokomplex entstanden, der nun offiziell eröffnet wurde. Unter einem Dach finden dort die Kreuztaler Außenstelle des Jobcenters des Kreises Siegen-Wittgenstein, das Sozialamt der Stadt sowie die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd ein neues Zuhause. Auch das Stadtarchiv hat in den Räumen zusätzlichen Lagerplatz gefunden; behält aber seinen Hauptsitz in der Gelben Villa in Dreslers Park.

Das Projekt markiert zugleich das Ende eines Stücks Stadtgeschichte: Auf dem Areal stand bis vor kurzem „Rombergs Haus“, wie das alte Gebäude im Volksmund hieß. Gemeinsam mit den Ausstellungshallen des einstigen Autohändlers Ford Hadem musste es dem Neubau weichen. Schon im August 2022 war klar, wer zu den künftigen Nutzern gehören sollte. …..

Die Büroflächen des Neubaus erstrecken sich über vier Etagen mit rund 2.000 Quadratmetern sowie zusätzlichen 400 Quadratmetern Archivfläche im Keller. Hinzu kommen 21 Stellplätze, darunter zwei Schnelllader für E-Autos. Die Architektur ist offen und modern, mit einem großzügigen Foyer, Self-Service-Bereich, Wartezonen im Erdgeschoss.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Gebäudes sind Verwaltung, Beratung und Handwerk nun an einem zentralen Ort gebündelt. Für Bürgerinnen und Bürger entstehen dadurch kurze Wege, während die Mitarbeitenden moderne Arbeitsbedingungen vorfinden.“

Quelle: Stadt Kreuztal, Pressemitteilung vom 8.9.2025

Prominente Stimmen fordern Schutz von Originalquellen

Kulturelles Gedächtnis bedroht
Handschriften, Bücher und Akten sind wichtige Zeugnisse unserer Geschichte und Kultur. Doch viele Quellen sind bedroht, etwa durch schleichenden Zerfall und extreme Wetterereignisse. Ohne Förderprogramme droht Kulturgut verloren zu gehen, weil dringend nötige Schutzmaßnahmen nicht durchgeführt werden können. Eine Kampagne rückt jetzt die Bedeutung von Originalquellen in den Fokus.
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) macht im Sommer über ihre Onlinekanäle auf die Gefährdung schriftlicher Originale aufmerksam. Zu den Unterstützer·innen der Kampagne zählen prominente Stimmen aus Öffentlichkeit, Politik und Kultur. Weiterlesen

Aufruf zur Solidarität nach Brand im Archiv der Fliedner-Kulturstiftung: Wertvolle Kulturgüter beschädigt und zerstört

Vom Brand am 19. Mai 2025 in der Versorgungszentrale des Florence-Nightingale-Krankenhauses sind insbesondere das im Gebäude befindliche Archiv sowie das Museumsdepot der Fliedner-Kulturstiftung betroffen. Wertvolle Kulturgüter sowie historische Akten wurden zerstört oder sind stark beschädigt. Die Fliedner-Kulturstiftung ist für die Restaurierung dringend auf Spenden angewiesen.

Dr. Norbert Friedrich sichtet die Schäden im Archiv der Fliedner Kulturstiftung. (Copyright: Kaiserswerther Diakonie/F. Elschner)

Das Archiv der Fliedner-Kulturstiftung umfasste etwa 300 Regelmeter mit Briefen, Dokumenten und Berichten aus dem Nachlass des Gründers der Kaiserswerther Diakonie, Theodor Fliedner, sowie der Kaiserswerther Schwesternschaft. Im Depot des Pflegemuseums wurden neben Nachlässen der Familie Fliedner auch viele Zeugnisse der Diakonissen aufbewahrt, die diese von ihren weltweiten Reisen mitgebracht hatten.

Besonders betroffen sind die historischen Schwesternakten, Verwaltungsakten aus dem 19. Jahrhundert sowie mehrere Protokollbücher der Schwesternschaft, die teilweise verbrannt oder durch Löschwasser bzw. Verrußung stark beschädigt wurden.

Nach ersten Schätzungen geht Dr. Norbert Friedrich, Leiter der Fliedner-Kulturstiftung, davon aus, dass etwa 20 Prozent der Aktenbestände zerstört sind. Durch Brand, Löschwasser und/oder Ruß wurden etwa weitere 40 Prozent der historischen Akten beschädigt. Weiterlesen

„Archivpflege in Westfalen-Lippe“ Heft 102 (2025) ist online

Themen in diesem Heft (PDF):

– Positionierung von Archiven in Unrechtaufarbeitungsprozessen
– Postmortaler Würdeschutz am Beispiel von Tatortfotos
– Planvolle Bestandserhaltung mit kleinem Budget
– Klimawandel als Herausforderung für Archive
– Grundrechtsabwägungen in der Archivbenutzung
– Schriftgutverwaltung als archivische Fachaufgabe

Tagebücher der Kreishebamme neu im Kreisarchiv


Die Tagebücher der in Siegen-Weidenau praktizierenden Hebamme Grete Kottenhoff (Jg. 1901) wurde dem Kreisarchiv am 2. April 2025 von privater Hand übergeben. Die Tagebücher reichen von 1937 bis 1954 lückenlos und dokumentieren die von der Hebamme betreuten Geburten. Kottenhoff war nach dem 2. Weltkrieg bis 1962 Kreishebamme (=Vorsitzende der Kreishebammenvereins des Siegerlandes).
Die Tagebücher dokumentieren den Geburtsverlauf und den Verlauf der Wöchnerinnenphase. Unregelmäßig ist die Sichtung der Tagebücher durch das Gesundheitsamt des dokumentiert; bis 1945 erscheinen Unterschriften von Dr. Wihelm Klein, nach 1945 von Dr. Wilhelm Pieper. Die vereinzelt vorhandenen Statistiken bilden den Grundstock für eine stastitische Auswertung des Bestandes, demaufgrund des Überlieferungszeitraumes einen regionalen medizinhistorischen Wert zu zumessen ist. Zudem dürften auch familiengeschichtliche Forschungen auf den Bestand zurückgreifen.
Zur Biographie Kottenhoffs wird auf eine Auswertung der lokalen Presse sowie auf die vorhandene Entazifizierungsakte im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland NW 1111-BG. 34 (SBE Hauptausschuss Landkreis Siegen), Nr. 181, hingewiesen.
Der Bestand erhielt die Signatur 3.32. Die 20 Archiveinheiten wurden verzeichnet und verpackt. Eine Nutzung ist erst nach Ablauf der Sperrfristen möglich.

Künstlernachlässe – eine wichtige regionale Überlieferung (?)

“ …. Etwa sein Engagement für die Förderung von Nachlassarchiven für Bildende Kunst, angeregt vom Modellprojekt im Kloster Pulheim bei Köln. Hier leistet die Stiftung Kunstfonds Großartiges. Suttner ist überzeugt, dass insbesondere die Bildende Kunst eine wichtige regionale Überlieferung ist ….“
in: Andreas Kolb: Kultur Pur. Der Siegener Kultur-Ermöglicher Wolfgang Suttner im Porträt, in: Politik & Kultur | Nr. 04/25 | April 2025, S. 14

s. a. auf siwiarchiv
Vortrag: „Das letzte Hemd hat keine Taschen… Wohin mit den Künstlernachlässen?“
Wohin mit den regionalen Künstlernachlässen?
Künstlervor- und –nachlässe in Deutschland