Siegen: Messbildaufnahmen der Nikolaikirche und der Fürstengruft in Brandenburg

Bei einer Nutzung des Kreisarchivs wurde erwähnt, dass Albrecht Meydenbauer, Entwickler der Photogrammetrie [in Deutschland], auch Aufnahmen in der Region gemacht habe. Im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege findet sich die Überlieferung der Preußischen Messbildanstalt. Von dort wurde dem Kreisarchiv mitgeteilt, dass   insgesamt 22 Messbildaufnahmen aus dem Jahr 1892 der Nikolaikirche und der Fürstengruft im Unteren Schloss vorhanden sind.

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Von unbekannt – Prof. Albertz, TU Berlin, PD-alt-100, Link

Exkurs: Lebenslauferinnerungen Albrecht Meydenbauer:

  • Geboren am 30. April 1834 in Tholey
  • -11. Lebensjahr Besuch der evangelischen Elementarschule in Trier im Carmeliter Schulgebäude
  • prägende Figur in seinem Leben war der Maler August Gustav Lasinsky
    • war ursprünglich Protestant und später Katholik
    • durch biblischen Strauß bestärkten sich seine religiösen Ansichten und die der Mutter
    • sowie sein Verständnis für mittelalterliche Kunst
  • 1848 Wechsel zum Realgymnasium in Trier
  • 1854 Seydlitzsche Stipendium vom Verein für Gewerbefleiß in Berlin am königlichen Gewerbeinstitut erhalten
  • Sommer 1856 Entschluss zum Weiterstudium auf der Bauakademie zum königlichen Bauführer
  • Sommer 1857 Aufnahme der Nikolaikirche in Brandenburg als Prüfungsarbeit
  • Mai 1858 Bestehen der Staatsprüfung als Regierungsbauführer
  • Bei Messarbeiten Bauaufnahme am Wetzlarer Dom stürzte er beinahe ab, wodurch er darüber nachdachte das Messen mit der Hand durch Umkehren des perspektivischen Sehens, das durch das fotografische Bild festgehalten wird, zu ersetzen
  • Oktober 1858 Arbeit als Bauführer an der Marienkirche in Colberg, welche er nicht selbst beendete, da er die Leitung der Widerherstellung des Domes in Erfurt übernahm bis 1862
  • 1859 Meldung zum einjährigen Dienst an der 4. Pionier Bataillon
  • 1862-1864 begab sich in Privatdienste
  • 1864 Arbeit an der thüringischen Bahn
  • ab 1865 Umzug nach Berlin und die Vernachlässigung seiner Karriere als Baubeamter, da er Geld brauchte und weiter an seinem namenlosen Messbild-Verfahren arbeiten wollte.
  • [1867 Erstmaliger Einsatz der Photogrammetrie in Freyburg/Unstrut im Auftrage des preußischen Handels- sowie des Kriegsministeriums. Topographische Geländeaufnahme von Freyburg und Umgebung sowie architektur-photogrammetrische Aufnahme der St. Anna-/Marien-Kirche.Erstmalige Verwendung des Begriffes „Photogrammetrie“.s. https://www.isprs.org/proceedings/XXIII/congress/part10/323_XXIII-B10.pdf
  • 1868 Aufnahme der Festung Saarlouis sowie des Vorterrains mit Hilfe der Photogrammetrie durch Meydenbauer]
  • 1870/71 Eisenbahnbaumeister in Frankreich als Materialverwalter der Feldeisenbahn Abteilung I. [Nr. 1, welche die Umgehungsbahn zur Festung Metz von Remily nach Pont à Mousson baute] und später war er auch für die Ausführung der Requisitionen bei Herstellung der Brücken und Tunnelbauten verantwortlich; [Nach Kriegsende, Versetzung zur „Kanonenbahn“. Dort Teilnahme an den ]Vorarbeiten am Moselbahnprojekt, wo er zunächst nach Eller an die Mosel kam, um einden Tunnel zwischen Cochem und Eller abzustecken
  • Juli 1872 bei einem Ausflug in Neuwied traf er zum ersten Mal seine zukünftige Frau Mathilde von Beughem, [Tochter des Justizsenatspräsidenten in Ehrenbreitstein, die in Siegen geboren ist. Mit ihr war]  er bereits am 4. September verlobt und am 16. November verheiratet war
  • Nach dem Moselbahnprojekt widmete er sich wieder seiner Messbildarbeit, indem er die Castor-Kirche in Koblenz aufzeichnete
  • Mai 1873 Aufnahmen von der in Vorarbeit stehenden Gotthardbahn und der mit einer Geländeaufnahme aus der Umgebung von Wassen
  • Frühjahr 1875 Aufnahme in den Staatsdienst als Kreisbaumeister in Iserlohn
  • Übertragung der Aufsicht am Neubau des Rathauses
  • Fertigung des Gutachtens „Voruntersuchungen zur Kanalisation der Lehmkuhle in Iserlohn“. Feststellung von Bergschäden für den Bereich der Lehmkuhle im Gegensatz zu dem Gutachten von Exzellenz von Dechen
  • 1877 neue Stelle als Kreisbaumeister für die Kreise Brilon und Meschede
  • Juli [1879] neue Stelle als Bauinspektor und Universitätsarchitekt in Marburg
  • April [1885] Berufung nach Berlin als Regierungs- und Baurat in das preußische Kulturministerium, um dort die Messbild-Anstalt aufzubauen
  • 3 Monate später die Ernennung zum Dr. phil. h. c. der Universität Marburg
  • 1887 Ausstellung von Messbild-Aufnahmen und Zeichnungen im Kunstgewerbeinstitut, sowie ein persönlicher Vortrag für die Kaiserin-Mutter und dem gesamten Hofstaat
  • Durch das Eingreifen Auf Wunsch des Kaisers erhielt er den Auftrag, eine Reise nach Palästina zu machen, um unterwegs Messbild-Aufnahmen der Ruinenbestände [von Baalbek] in Palästina und der Hagia Sophia in Konstantinopel mittels des Messbild-Verfahrens zu machen
  • Seine Tagebuch  Lbenserinnerungen enden mit dem Jahre 1902
  • Im Dezember 1908 verlieh ihm die Technische Hochschule Hannover die Würde eines Dr.-ing. Ehrenhalber
  • Versetzung in den Ruhestand als Vorsteher der Messbildanstalt am 20.10.1909
  • Gestorben am 15. November 1921 im Alter von 88 Jahren in Godesberg am Rhein und wurde auf dem Rüngsdorfer Friedhof begraben

Familie

  • Vater
    • 1797 in Franken
    • hat einen verschollenen Bruder Wilhelm
    • Ausbildung am Pepiniere in Berlin
    • 1815 als 18-Jähriger Kompagnie-Chirurgus
    • Versetzung zum 30. Infanterieregiment
    • Distriktarzt in Tholey auf dem Hunsrück
    • Heirat 1829
    • gestorben 9. Dezember 1833 an Nervenleiden
  • Großvater
    • Forstbeamter des Grafen von Gansauge im Magdeburgischen
  • Großmutter Luise
    • bereits sehr früh verstorben
  • erstgeborener Bruder verstarb bereits im Kindesalter
  • Bruder Wilhelm
    • sprang als 6-Jähriger aus dem Hochparterre gelegenem Fenster
    • schulische Leistungen unter dem Durschnitt
    • machte eine Lehre beim Konditor Fischer am Hauptmarkt
    • 1850 Auswanderung nach Amerika als Goldsucher, Trapper, Schokoladenfabrikant
    • Kam 1857 zurück um eine Frau aus Frankenhausen zu heiraten
    • Zudem hatten die beiden Geschwister 1857 in Dresden ihre letzte Begegnung
    • Schlechtes Verhältnis zur Mutter, da er nichts für ihre Pflege zahlen wollte
    • Ging zurück nach Amerika und spekulierte mit Grundbesitz in Seattle
    • Hinterließ 2 Söhne und eine Tochter, die sie mal kurz besucht hat
  • Mutter Friederike
    • geborene Buttny
    • geboren 26. Februar 1808 in Lübben, Lausitz
    • Umzug nach Trier wegen der Pflege der Kinder ihrer Schwester Caroline, deren Mann dort als Lazarettinspektor arbeitete
    • Heirat 1829
    • Nach dem Tod des Mannes zurückgezogen nach Trier um Kinder zu erziehen
    • 1838 Stelle als Lehrerin der Handarbeiten an der evangelischen Elementar und Garnisonsschule
    • gestorben 1894
  • Großvater Bartholomäus Buttny
    • Steuerbeamter
    • lebte in mehreren Orten an der Lausitz
    • auf Staatskosten in Annaburg erzogen
    • War Soldatenkind
    • 1794 in Frankreich als sächsischer Soldat
  • Großmutter
    • geborene Heinitz
    • stammt aus einer guten Familie
    • Hat 2 Tanten im sächsischen Hofdiente
  • Kinder
  • Hatte 4 Kinder, davon 3 Söhne und eine Tochter

Quelle: Albrecht Grimm, 120 Jahre Photogrammetrie in Deutschland. Das Tagebuch von Albrecht Meydenbauer, dem Nestor des Messbild-Verfahrens, veröffentlicht aus Anlaß des Jubiläums 1858/1978. Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte 45, 1977, 2, S. 1-57.

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