Seit Mitte des Jahres ist dieses biographische Angbot des VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein online. Es stellt in Kurzbiographien Menschen vor, die der nationalsozialistischen Herrschaft auf unterschiedlichste Weise widersprochen haben. Ein Anhang mit noch ungeklärten Fällen lädt zur weiteren Froschung ein.
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Gedenkstunde am Platz der Synagoge
Donnerstag, 09.11.2017, 16 Uhr, Siegen, Obergraben 10

Fragment aus der Thora-Rolle der Siegener Synagoge, das ein 14-jähriger Gymnasiast nach dem Brand aus den Trümmern gerettet und zu Hause aufbewahrt hat.
„Siegen 79 Jahre nach der Tat wollen wir uns auch in diesem Jahr wieder Zeit zum Gedenken nehmen. Da die Shabbatfeier am 10.11. bereits um 16.42 Uhr beginnen muss treffen wir uns in diesem Jahr bereits am 09.11. Die Ansprache hält Prof. Manfred Zabel. Das Kaddisch spricht voraussichtlich Mikhail Kemerau von der jüdischen Gemeinde in Minsk. Außerdem wird die Gedenkstunde von SchülerInnen der Gemeinschaftlichen Sekundarschule Burbach-Neunkirchen begleitet.
Mitveranstalter ist das Aktive Museum Südwestfalen e.V..“
Quelle: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V.
Klaus Dietermann [8. Juni 1949 – 14. August 2017], Gründer des Aktiven Museums, ist tot
Steffen Schwab würdigte mit seinem Nachruf in der Westfälische Rundschau vom 29.8.2017, den wir freundlicherweise hier wiedergeben dürfen, die prägende Persönlichkeit der regionalen Zeitgeschichtsforschung und der Erforschung des jüdischen Lebens im Gebiet des Kreises Siegen-Wittgenstein:

Klaus Dietermann bei der Bearbeitung von Zeitzeugeninterviews, 1990, Quelle: Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, Bildsammlung Westfälische Rundschau, Lokalredaktion Nördliches Siegerland, Mappe Klaus Dietermann
„Klaus Dietermann ist mit 68 Jahren gestorben. Der frühere Rektor der Grundschule Erndtebrück hat sich für die Opfer der NS-Diktatur eingesetzt.
Ende Januar hat er im Aktiven Museum gemeinsam mit dem Historiker Dieter Pfau die Ausstellung „Front und Heimatfront“ eröffnet, für die er die Gräber im Krieg getöteter jüdischer Soldaten aus Siegen aufgesucht hat. Am 6. November hat er auf dem Walter-Kraemer-Platz vor dem Kreisklinikum gesprochen und an den 75. Jahrestag der Ermordung des Siegener „Arztes von Buchenwald“ erinnert. Es waren seine beiden letzten großen öffentlichen Ansprachen. Klaus Dietermann, Erforscher der Geschichte und der Schicksale der Juden im Siegerland und Gründer des Aktiven Museums, ist tot. Er starb am 14. August im Alter von nur 68 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit.
Als Student fand Dietermann, der in Siegen geboren wurde, am FJM sein Abi machte und an der damaligen Pädagogischen Hochschule, der heutigen Uni, sein Lehramtsstudium absolvierte, sein Thema: Walter Thiemanns Arbeit „Von den Juden im Siegerland“ war damals, 1973, die einzige relevante Arbeit über das Leben dieser oft verfolgten Minderheit, an der die Nationalsozialisten den Holocaust begingen. Weiterlesen
Matthias Plaga-Verse: „Gehorche der Obrigkeit und laß die andern über sie streiten.“
Neupietismus im Nationalsozialismus. Eine Quellenstudie zu neupietistischen Printmedien am Beispiel von Der Evangelist aus dem Siegerland.
[Anm.: Als Dissertation im Mai 2017 an der Universität Siegen vorgelegt, s. Querschnitt 3 (2017), S. 6]
In dieser historischen Quellenarbeit wird die Zeitung Der Evangelist aus dem Siegerland, herausgegeben vom Verein für Reisepredigt, als Primärquelle aus der NS-Zeit (Jahrgänge 1933 bis 1941) analysiert. Dabei steht das Verhältnis zwischen Verfassern, Quellentexten und Adressaten im zeitgeschichtlichen Kontext des NS und im regionalgeschichtlichen Kontext des Siegerlandes im Vordergrund des Interesses. Obwohl in einzelnen Publikationen die besondere Rolle der evangelischen Gemeinschaftsbewegung des Siegerlandes für die gesellschaftliche und religiöse Entwicklung der Region hervorgehoben wurde[1], fand eine eingehende wissenschaftliche Analyse der religiösen wie politischen Positionierung der Gemeinschaftsbewegung im Nationalsozialismus für diese Region bisher nicht statt. Dies ist angesichts ihrer zahlenmäßigen Relevanz im Untersuchungszeitraum umso erstaunlicher. In den Jahren 1932 bis 1941 hatte der Evangelist zwischen 7.000 und 8.000 Abonnenten. Der eigentliche Leserkreis muss allerdings deutlich größer gewesen sein, da in einem Haushalt meist mehrere Personen den Evangelisten lasen oder vorgelesen bekamen. Geht man, konservativ geschätzt, von drei Lesern pro Exemplar aus, erreichte der Evangelist wöchentlich ca. 24.000 Leserinnen und Leser.
Aus folgenden Gründen kommt dem Evangelisten als kirchenhistorischer Quelle ein besonders hoher Wert zu: Weiterlesen
Internationaler Gedenktag der Sinti und Roma in Auschwitz am 2. August
Die Nationalsozialisten verschleppten von März 1943 bis Juli 1944 23.000 Roma und Sinti aus elf Ländern Europas nach Auschwitz. Nahezu alle fanden dort den Tod. Am 2. August 1944 wurden die im Lagerabschnitt B II e des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau verbliebenen 2.900 Sinti und Roma auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes ermordet. Ein vorangegangener Versuch, 6.000 Roma und Sinti in die Gaskammern zu bringen, scheiterte am 16. Mai 1944 an dem Widerstand der Häftlinge. In den darauf folgenden Wochen wurden 3.000 der an dem Aufstand beteiligten Häftlinge bei Selektionen von den SS-Ärzten als „noch arbeitsfähig“ eingestuft und zur Sklavenarbeit in andere Konzentrationslager im Reichsgebiet verschleppt, nach Buchenwald, Mauthausen, Ravensbrück, Sachsenhausen und Dachau. Zurück in Auschwitz blieben 2.900 Roma und Sinti, überwiegend Kinder, deren Mütter und alte Menschen. Die SS brachte sie in der Nacht vom 2. auf den 3. August in die Gaskammern und verbrannte die Leichen in einer Grube neben dem Krematorium V.
Das Aktive Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus im Kreis Siegen-Wittgenstein weist als einziges Opfer, das in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 in Auschwitz ermordet wurde, Elisabeth Wagner, Netphen-Werthenbach, aus.
Quelle:
Zerntralrat Deutscher Sinti und Roma
Weitere Informationen zur Geschichte der Geschicte der Sinti in der Region in der Zeit des Nationalsozialismus s. a. diese Einträge auf siwiarchiv
Vortrag „Raum-Geschichte-Identität“
Im Rahmen der Veranstaltungen zum 125. Geburtstag von Walter Krämer spricht der Siegener Geschichtsdidaktiker Dr. Jens Aspelmeier, Kompetenzteam Kreis Siegen-Wittgenstein Lehrerfortbildung, am
13. Juli 2017, 19:00 Uhr, im Aktiven Museum Südwestfalen, Siegen, Obergraben.
Open-air-Ausstellung zum 125. Geburtstag von Walter Krämer
Fotoeindrücke von der Ausstellungseröffnung
Vortrag „Die Suche nach der verschwundenen Urgroßtante –
das Schicksal einer psychisch erkrankten Frau am Anfang des 20. Jahrhunderts“
Freitag, 12. Mai, 20 Uhr, Haus der Kirche (Siegen, Burgstr. 21)
Torsten Thomas spricht vor der Familienkundlichen Arbeitsgemeinschaft im Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein.
Heute vor 70 Jahren: Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes im Siegerland am 08. Mai 1947
„Am 26.Oktober 1946 wurde der erste Landesverband (Nordrhein-Westfalen) der VVN in Düsseldorf gegründet. Der damals gewählte Vorstand setzte sich aus Vertretern der CDU, FDP, KPD, SPD, Zentrum, jüdischer Gemeinschaft und einer Vertreterin der Frauen zusammen und stellte so die Breite des Widerstandes gegen den Faschismus dar. Die Basis der Zusammenarbeit war der „Schwur von Buchenwald“ Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Entmonopolisierung, Demokratisierung, Sozialstaatlichkeit, Völkerverständigung und antifaschistische Einheit in ganz Deutschland. Es ging in dieser Anfangszeit der VVN aber auch um die existenziellen Grundlagen der Versorgung (Lebensmittel, medizinische Versorgung, Arbeit) und Unterbringung (Wohnraum) für die ehemaligen Verfolgten und ihrer Angehörigen oder Hinterbliebenen.
Nach der Gründung eines Dachverbandes im März 1947 in Frankfurt trafen sich auch in Siegen die Verfolgten des Faschismus und gründeten eine Kreisgruppe der VVN. Die gewählten Vertreter waren Karl Born, Heinrich Brach (Siegen, CDU, vor 1933 Zentrumspartei, 6 Jahre in Haft), Alfred Dörner, Liesel Krämer (Witwe von Walter Krämer), Hans Lichtenfels (KPD, 4 Jahre im KZ Sachsenhausen inhaftiert), Julius Löwenstein (Überlebender des KZ Theresienstadt), Gustav Vitt (SPD, Gewerkschaftssekretär, am 2.Mai 1933 grausam misshandelt). Der Tag den sie zur Gründung der Kreisverbandes der VVN Siegerland wählten, hatte für alle eine große Bedeutung, es war der 8.Mai der „Tag der Befreiung“ vom Faschismus. ….“
Quelle: VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein, Facebook-Seite, 7.5.2017 [Vielen Dank für den Erlaubnis den Text herhin zu übernehmen!]
Vortrag „Reise ohne Rückkehr – Erste Deportation von Siegerländer und Wittgensteiner Juden vor 75 Jahren“

Bildunterschrift: Originaladresszettel an Inge Frank (oben), deportiert nach Zamosc (Vorlage: Traute Fries).
Traute Fries, Siegen, im Siegener Forum – Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte
In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird Traute Fries am Donnerstag, den 16. März 2017, um 18.30 Uhr im Siegener KrönchenCenter über die ersten Deportationen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Siegerland und Wittgenstein vor 75 Jahren referieren.
Bereits am 1. März 2008 befasste sich der Workshop „Reise nach Zamosc – Reise in den Tod“ in der Dortmunder Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Aufarbeitung der Deportation von rund 800 südwestfälischen Juden Ende April/Anfang Mai 1942. Historiker, Archivare und interessierte Laien trugen Kenntnisse und Dokumente aus ihren Regionen bei. Aus Siegen nahmen Traute Fries und Klaus Dietermann, aus Bad Berleburg Gisela Weissinger teil. Das Workshop-Team hatte sich vorgenommen, nach Möglichkeit alle Namen der Deportierten sowie Fotos und Dokumente in einem Gedenkbuch zusammenzufassen. Die Recherchen ergaben, dass 768 von 791 Deportierten und Ermordeten namentlich identifiziert werden konnten. Rechtzeitig vor dem 70. Jahrestag erschien als Ergebnis der Forschungen im Januar 2012 im Klartext-Verlag das Buch „Ohne Rückkehr – die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamosc im April 1942“. Weiterlesen