Karl Albert von Rumohr. Eine Beamtenkarriere.

Vom Wittgensteiner Landrat zum Chef des Bundesausgleichsamtes. 

Karl Albert von Rumohr wurde am 27. Dezember 1900 im schlesischen Oppeln geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Ostern 1917 legte er sein Abitur am humanistischen Gymnasium in Hildesheim ab. Den ersten Weltkrieg erlebte er von Juni 1917 bis  Dezember 1918 als Kanonier.

Zwischen 1919 und 1922 studierte Karl von Rumohr Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen, Tübingen und München mit dem Ziel eine höhere Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Die dazu erforderlichen Referendariate absolvierte er am Amtsgericht Calenberg sowie bei der preußischen Regierung in Osnabrück.

Am 10. September 1929 schließlich wurde er zum Regierungsassessor ernannt und dem Landratsamt Brilon überwiesen. Es folgten die für eine preußische Beamtenkarriere üblichen Versetzungen: an das Landratsamt Glatz (Dezember 1932) und an das preußische Innenministerium (Mai 1933). In dieser Zeit trat er der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei.

Nach seiner Ernennung zum Regierungsrat Anfang Oktober 1933 verwaltete Rumohr zunächst vertretungsweise das Landratsamt Wittgenstein. Am 4. November 1933 übernahm er kommissarisch die Funktion des Landrates; seine Ernennung wurde am 12. April .1934 endgültig bestätigt. Bis zum 31. Mai 1935 fungierte er als Landrat in Berleburg.

In den folgenden vier Jahren wurde Rumohr als Landrat in Iserlohn eingesetzt. Mit dem 16. Mai 1939 wurde er als Ober-Landrat nach Mährisch-Ostrau abgeordnet. Es folgte eine Abordnung im Mai 1942 zur preußischen Regierung Köln. Ab dem 1. August 1942 war er zunächst vertretungsweise mit der Verwaltung der Stelle des Regierungsvizepräsidenten in Breslau beauftragt. Nachdem er im März 1943 zum Regierungsvizepräsident in Breslau ernannt worden war, wurde er bereits am 8. Juli 1944 zur Militärverwaltung nach Frankreich erneut abgeordnet.

Wegen der Beteiligung an dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde Karl von Rumohr im November 1944 von der Gestapo Breslau verhaftet. Man verbot ihm seinen Dienst weiter auszuüben und versetzte ihn als Kraftfahrer zur Wehrmacht. Er geriet in Kriegsgefangenenschaft, aus der er im Mai 1945 entlassen wurde.

Erst für den Mai 1949 finden wir weitere Nachrichten über Karl von Rumohr. Er hatte den Posten des Bundesgeschäftsführer des Deutschen Beamtenbundes übernommen. Am 7. November 1949 wurde er mit einer Referatsleitung im Bundesministerium des Innern beauftragt, die ihm im September 1950 die Beförderung zum Ministerialrat einbrachte.

Ab 25. Juni 1951 übernahm Karl von Rumohr die Leitung der Bundesausgleichsstelle des Bundesministeriums des Innern in Köln, die im Januar 1960 zum Bundesverwaltungsamt wurde. Am 31. Dezzeber 1965 trat er in den Ruhestand.

Karl Albert von Rumohr starb am 8. August 1967 in Baden-Baden.

Rumohr wird als eine starke und dominierende Persönlichkeit beschrieben, die sich dem Ehrbegriff und dem Verhaltenskodex des preußischen Beamtentum verbunden sah. Seine spärliche Freizeit widmete er seiner Familie. Vorlesenachmittage, Hausmusik – er selbst spielte sehr gut Geige -, Konzertbesuche, lange Spaziergänge, Schwimmen sowie Ausflüge mit dem Auto gehörten dann zur Freizeitgestaltung. Ferner fand er in der Buchlektüre und im Nachspielen von Schachmeisterpartien Entspannung.

Quellen

Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Bd. 8: Westfalen, Marburg 1980, S. 330.

Lilla, Joachim: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/46). Biographisches Handbuch, Münster 2004, S. 258.

Stelbrink, Wolfgang: Der preußische Landrat im Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Personal- und Verwaltungspolitik auf Landkreisebene, Münster u.a. 1998 (Internationale Hochschulschriften, 255), S. 434

LAV Münster, Landkreis Findbuch Wittgenstein, S. 12

Cai von Rumohr, Sept. 2004

6 Gedanken zu „Karl Albert von Rumohr. Eine Beamtenkarriere.

  1. s. a. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin:
    Ober-Examinationskommission bzw.Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte, I. HA Rep. 125 Nr. 4178 (Einzelne Prüfungen, R, Rumohr, von, Regierungsreferendar, Osnabrück ), 1929

  2. Weitere Funde:
    – Bundesarchiv Berlin, R 1501[Reichsministerium des Innern] Nr. 8204, enthält: Aufhebung der Abordnung des Oberlandrats von Rumohr zum Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, 1942
    – Bundesarchiv Ludwigsburg, B 162 [Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen] Nr. 26009, Anzeige der VVN gg. den Präsidenten des Bundesverwaltungsamtes, K. von Rumohr, wg. mutmaßlicher Beteiligung an der Deportation der jüdischen Bevölkerung als Oberlandrat in Mährisch-Ostrau im Jahre 1939, 1964 – 1966
    – Bundesarchiv Koblenz, N 1086 [Nachlass Hermann Louis Brill] Nr. 45, Korrespondenz Buchstaben A – F, 1955, enthält u. a..: Bundesausgleichsstelle beim Bundesministerium des Innern, Schriftwechsel mit Ministerialrat von Rumohr
    – Bundesarchiv Berlin, R 9361-II [Sammlung Document Center] Nr. 862970
    – Bundesarchiv Berlin, VBS 1027 (R 6)/ZD I 3597 [Personalakte 1941 – 1942]
    – Kreisarchiv Märkischer Kreis, F 2670, Landrat Karl von Rumohr, sw-Foto

    Links:
    Wikipedia-Eintrag
    Eintrag im regionalen Personenlexikon zum Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein
    https://ns-reichsministerien.de/2020/10/05/karl-von-rumohr/
    Eintrag im Internet-Portal „Westfälische Geschichte“

    Literatur:
    – Bundesverwaltungsamt (Hg.): 50 Jahre BVA, Köln 2010, S. 18-19, Link
    – Herrmann A. L. Degener, Walter Habel: Wer ist wer? Band 13. Schmidt-Römhild, 1958, S. 1075.
    – Palm, Stefanie/Stange, Irina: Vergangenheiten und Prägungen des Personals des Bundesinnenministeriums, in: Bösch, Frank/Wirsching, Andreas (Hrsg.): Hüter der Ordnung. Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus (= Veröffentlichungen zur Geschichte der deutschen Innenministerien nach 1945, Bd. 1), Göttingen 2018, S. 122-181
    – Stockhorst, Erich : Fünftausend Köpfe: Wer war was im Dritten Reich? Blick + Bild Verlag, 1967, S. 354.

  3. Literatur:
    – Dröge, Martin: Die Tagebücher Karl Friedrich Kolbows (1899 – 1945). Nationalsozialist der ersten Stunde und Landeshauptmann der Provinz Westfalen, Paderborn 2009, S. 513

    Archivalien:
    – Institut für Zeitgeschichte–Archiv MA 246 [Besetzte Gebiete Ost]/ 1, 1937-1945, enthält u.a.: Ernennung Oberlandrat Rumohr zum Abwehrbeauftragten für das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (mit Rundschreiben vom 06. Januar 1942), 205-206, 339
    – Kreisarchiv des Märkischen Kreises, LA Is A / Landratsamt Iserlohn Bestand A, Nr. 263, Besetzung der Landratsstelle, 1912 – 1938, enth. u.a.: Antrittsschreiben des stellvertretenden Landrats von Rumohr,1935

  4. Literatur:
    – Krebs, Albert: Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Zwischen Staatsräson und Hochverrat, Hamburg 1964, S. 70, 159, 308, 312, 313, 319, Link: https://www.zeitgeschichte-hamburg.de/contao/files/fzh/Digitalisate/Albert%20Krebs%20Fritz-Dietlof%20Graf%20von%20der%20Schulenburg.pdf
    – Fleischhauer, Markus: Der NS-Gau Thüringen 1939-1945. Eine Struktur- und Funktionsgeschichte, Köln 2010, S. 228
    – Frank Bösch/Andreas Wirsching (Hg.): Abschlussbericht zur Vorstudie zum Thema »Die Nachkriegsgeschichte des Bundesministeriums des Innern (BMI) und des Ministeriums des Innern der DDR (MdI) hinsichtlich möglicher personeller und sachlicher Kontinuitäten zur Zeit des Nationalsozialismus«, München/Potsdam 2015, in: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2015/abschlussbericht-vorstudie-aufarbeitung-bmi-nachkriegsgeschichte.html., S. 96 – 98

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