Wem gehört die Geschichte?

Einladung zum Dialogforum Straßenumbenennungen

„Geschichte ist nicht einfach da und unveränderlich – sie wird gemacht. An was wir uns aus der Vergangenheit erinnern möchten und an was lieber nicht, das zeigt sich in Büchern, Film und Fernsehen, Gedenkstätten und Museen, Schule, Wissenschaft… und auch bei der Benennung von Straßen, Gebäuden und Plätzen. Gerade dort zeigt sich jedoch auch, dass Geschichte oft nur von einigen wenigen gemacht wird und oft eine Geschichte „großer Männer“ ist. Doch wer waren eigentlich die Personen, die mit Straßennamen geehrt werden? Und wer taucht dort nicht auf und bleibt im Stadtbild einfach unsichtbar? Diesen Fragen möchten wir gemeinsam mit Siegerländer Bürger*innen nachgehen.
Deshalb laden wir Sie herzlich ein zu einem offenen Dialogforum.

Wann: 05. Mai 2022, ab 18:30
Wo: Martini-Kirche, Grabenstraße 27, 57072 Siegen

Programm: Weiterlesen

Neues Denkmalschutzgesetz gegen alle Widerstände verabschiedet

Westfälischer Heimatbund in Sorge um die Denkmallandschaft NRW

Auch der WHB war bei der Demonstration des Denkmalschutz-Bündnisses am Tag der Gesetzesverabschiedung vor dem Landtag vertreten.
Foto/Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Trotz einer noch nie dagewesenen vehementen Kritik aus Fachwelt und der Mitte der Gesellschaft hat der Landtag NRW am 6. April mit der Mehrheit der Regierungskoalition von CDU und FDP das neue Denkmalschutzgesetz für Nordrhein-Westfalen verabschiedet. Der Westfälische Heimatbund hatte noch während der Landtagssitzung gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und anderen Akteuren des Denkmalschutz-Bündnisses NRW lautstark auf der Landtagswiese gegen den dritten Versuch der Neufassung des Gesetzes protestiert.

Zuvor war bereits eine Petition mit rund 25.000 Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern ebenso ungehört verhallt wie umfangreiche fachliche Stellungnahmen und Eingaben aus Verbänden, Initiativen und der Wissenschaft.

„Dies ist ein schwarzer Tag für die Denkmallandschaft in NRW. Dass ein Gesetz, das sich durch handwerkliche Fehler, die Schaffung einer Zwei-Klassen-Denkmalpflege und die Missachtung von Fachlichkeit zugunsten von Partikularinteressen auszeichnet, noch rasch vor den Landtagswahlen zur Abstimmung gebracht wurde, macht betroffen“, so Dr. Silke Eilers, WHB-Geschäftsführerin. „Um Verluste unwiederbringlichen Kulturgutes zu vermeiden, appellieren wir an die Entscheider, die Thematik in der neuen Legislaturperiode noch einmal aufzugreifen und dabei das bisher unbeantwortet gebliebene Gesprächsangebot des Denkmalschutz-Bündnisses NRW anzunehmen. Denn echte Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements geht über finanzielle Förderung hinaus, sie bedeutet auch Dialog auf Augenhöhe und Partizipation.“

In der „Düsseldorfer Erklärung zur Zukunft des Denkmalschutzes in NRW“ hatte das Denkmalschutz-Bündnis einen landesweiten Dialog zur Bedeutung des kulturellen Erbes für die Gesellschaft angemahnt. Nur so könne Denkmalschutz wieder ein zentrales kulturpolitisches Anliegen des Landes NRW werden.
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 7.4.2022

Düsseldorfer Erklärung zur Zukunft des Denkmalschutzes in NRW 4. April 2022

Das heutige Land Nordrhein-Westfalen gehört zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Kultur sind durch Krieg und Zerstörung bereits stark dezimiert. Heute sind es gerade einmal 1,5 Prozent des gesamten Baubestandes im Land. Daher benötigen sie besonderen Schutz, den ihnen die Landesverfassung gewährt. Dazu gehört auch ein wirksames und zeitgemäßes Denkmalschutzgesetz, das sich an europäischen Normen und Werten und globalen Standards orientiert. Das Kulturerbe des Landes NRW ist Teil der europäischen Identität und Erbe der Menschheit.
Mit der für den 6. April 2022 geplanten Verabschiedung eines neuen Denkmalschutzgesetzes für NRW wird das Ziel, die Denkmäler nachhaltig zu schützen, verfehlt. Die Denkmallandschaft ist in Gefahr. Es ist eine vertane Chance für eine mögliche Weiterentwicklung des bewährten Denkmalschutzgesetzes von 1980, obwohl die von der Landesregierung selbst in Auftrag gege-bene Evaluation dafür eine gute Grundlage gelegt hatte. Der Sinn eines jeden neuen Gesetzes liegt in der Verbesserung einer bestehenden Situation. Ohne einen transparenten Dialog mit den im Denkmalschutz seit Jahrzehnte engagierten Part-nern, ohne einen öffentlichen Diskurs um die beste Lösung für den Schutz unseres kostbaren Erbes und ohne eine breite parlamentarische Debatte um diesen besonderen Verfassungsauf-trag kann dieses Anliegen nicht erreicht werden.
Das Denkmalschutz-Bündnis NRW appelliert daher an den Landtag, Weiterlesen

Bad Berleburg: Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus durch die Benennung der Odebornbrücke zwischen Poststraße und Ludwigsburgstraße

Sitzungsvorlage 310-XI für den Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und
Kultur am 23.03.2022 und Stadtverordnetenversammlung 28.03.2022:

Adele Krebs, Foto: Privatbesitz

„Sachverhalt:
Bezugnehmend auf den Antrag der SPD Fraktion vom 17.09.2021 zur Benennung einer Straße im Neubaugebiet am Sengelsberg nach Adele Krebs als Opfer des Nationalsozialismus fand am 15.02.2022 nach vorherigen Beratungen im Ausschuss für
Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt eine Ältestenratssitzung statt, um gemeinsam über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Dabei wurden die nachfolgenden Recherchen und eingeholten Informationen der Verwaltung zugrunde gelegt.
In Bad Berleburg sind mit jetzigem Forschungsstand 84 Personen mit jüdischer Herkunft verzeichnet, die dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind. 50 Personen wurden deportiert, zum Teil von anderen Orten aus, davon 46 ermordet. Drei davon starben bereits 1938 in Buchenwald bzw. an den Folgen der Deportation ins KZ Sachsenhausen
und Buchenwald, eine 1937 in Bethel. Nur vier Personen überlebten die Deportation. 32 Personen konnten nach unseren Recherchen ihr Leben durch Auswanderung retten. Adele Krebs wurde am 27.07.1942 deportiert und ist am 25.04.1943 im
Konzentrationslager Theresienstadt ermordet worden.
Für 63 der damals bei uns polizeilich gemeldeten Personen mit jüdischer Herkunft wurden durch den Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage mit Unterstützung der Stadt Bad Berleburg Stolpersteine verlegt. Weiteren 6 Personen jüdischer Herkunft, die in Elsoff gelebt haben, wird im Bereich des historischen Dorfrundgangs gedacht. Da der
Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage in Bad Berleburg nicht mehr besteht, soll die Verlegung der Stolpersteine zukünftig zusammen mit den weiterführenden Schulen der Stadt Bad Berleburg erfolgen. Weiterlesen

Stellungnahme zur Diskussion um Straßenumbenennungen in Siegen

Gemeinsame Erklärung von Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Siegerland und Aktiven Museum Südwestfalen, 11. Februar 2022

„Straßennamen dienen zunächst der räumlichen Orientierung in einer Stadt. Sie prägen sich allein schon deswegen in das Bewusstsein und Alltagsleben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner ein. Vor allem aber sind sie sichtbarer Teil einer regional geteilten Erinnerung. Als solche markieren die gerade diskutierten Fälle der Lothar-Irle-Straße und (Adolf) Stöcker-Straße eine durchaus brisante Anwesenheit der Vergangenheit in der Gegenwart.

Die aktuelle öffentliche Berichterstattung zu den ersten Überlegungen des städtischen Arbeitskreises zur Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen verweist darauf, dass der Umgang mit Geschichte, konkret den historischen Personen und Ereignissen im öffentlichen Raum, nicht erst seit kurzem von hohem öffentlichen Interesse ist. Die Berichterstattung und Leserbriefe machen aber vor allem deutlich, dass Geschichte bisweilen nur von einigen wenigen gemacht wird. Die so entstehenden Deutungen und Erzählungen verraten mehr über die politische Grundhaltung der gegenwärtigen Akteurinnen und Akteure als über die geschichtlichen Hintergründe. Eine solche Praxis trägt kaum zur sachlichen Klärung bei. Die Fallbeispiele Adolf Stoecker und Lothar Irle sind fraglos diskussionswürdige Ehrungen, allerdings belegen die dazu kontrovers geführten Debatten in der lokalen Presse eindrucksvoll, dass nicht nur breitere Beteiligungsmöglichkeiten, sondern vor allem eine sachliche Fundierung sowie eine gute Moderation dringend von Nöten sind. Weiterlesen

Siegen: „Wander- und Radtouren entlang der Siegener Industriekultur“

Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion zur Belebung der Industriegeschichte

Foto entnommen aus: Otto Arnold – Siegerländer Arbeitswelt (Hainer Hütte 1930)

„Siegen hat eine spannende Industriegeschichte, die es lohnt entdeckt zu werden. Wir wünschen uns Rad- und Wanderrouten, die zu Orten wie die seit 175 Jahren bestehenden Edelstahlwerke, den Hainer Stollen, die Siegerländer Hauberge (früher wichtig für die Eisenerzverarbeitung) oder diversen Grubenlöchern/-eingänge führen. Auch eine Information/Ausstellung zum Thema „Gastarbeit“ wäre eine passende Ergänzung.
Deshalb wollen wir Grüne in der nächsten Ratssitzung das Stadtmarketing beauftragen, ein Konzept für touristische Routen entlang der verschiedenen historischen Punkte zu entwickeln. Die Rad- und/oder Wanderrouten sollen durch die verschiedenen Stadtteile führen. Bei der Entwicklung der Routen könnte gut auf das Wissen der Mitglieder der Heimatvereine und der Uni zurückgegriffen werden. Es wäre toll, wenn das Projekt zum Stadtjubiläum 2024 fertig gestellt werden könnte.“

Quelle: Bündnis 90/Die Grünen, Stadtverband und Stadtratsfraktion, 4.10.2021

Möglichkeiten eines weiteren Standorts der LWL-Industriemuseen mit Blick auf die kulturhistorische Bedeutung der Eisenverhüttung in der Region des Siegerlandes

Antrag der FDP-FW-Fraktion für die heutige Kulturausschusssitzung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe:

Quelle: FDP Kreisverband Siegen-Wittgenstein, Homepage

Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt, Möglichkeiten eines weiteren Standorts der LWL-Industriemuseen mit Blick auf die kulturhistorische Bedeutung der Eisenverhüttung in der Region des Siegerlandes zu prüfen. Die Verwaltung wird im Kreis Siegen-Wittgenstein nach möglichen Kooperationspartnern suchen, mit denen sich eine erweiterte Darstellung der Industriegeschichte Westfalens umsetzten ließe.

Begründung: Weiterlesen

Siegen: Stadtrat berät über einen Tafeltext zu Alfred Fissmer, (Ober-)Bürgermeister von 1919 bis 1945


Am 31. März 2021 legten die Fraktionen von CDU, Grünen, Linken,SPD, UWG und Volt folgenden Text für die öffentlich sichtbar Tafel an der „Alfred Fissmer-Anlage“ als Beschlussvorschlag vor:

„Alfred Fissmer (1878-1966) war von 1919 bis 1945 Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt Siegen. In seine Amtszeit fallen ein rasantes Wachstum und die Modernisierung der Infrastruktur der Stadt. Er war früh treibende Kraft beim Bau von Zivilschutzeinrichtungen. Das rettete vielen Men-schen das Leben, als die Stadt 1944 durch Bomben schwer zerstört wurde. Diese Leistungen brachten ihm die Anerkennung vieler Siegener*innen ein. Er wurde 1953 zum Ehrenbürger der Stadt Siegen ernannt und bekam das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Fissmer machte Siegen schon frühzeitig zum Garnisonsstandort, was auch zur Zerstörung der Stadt durch alliierte Bombenangriffe beitrug. 1933 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP, war förderndes Mitglied der SS und anderer NS-Organisationen. Als Oberbürgermeister und Chef der Polizei trug er während der NS-Diktatur die Verantwortung für die Verwaltung und öffentliche Sicherheit in Siegen und war somit mitverantwortlich für die Geschehnisse in Siegen. Gleichwohl gibt es Berichte, dass er sich für Verfolgte des NS-Regimes eingesetzt hat und immer wieder in Konflikt mit führenden Siegener Nationalsozialisten geriet. Die direkte Teilnahme an den Verbrechen des NS-Regimes konnte ihm nicht nachgewiesen werden.
Bis heute wirft die Rolle Fissmers in der NS-Zeit Fragen auf.“

Die FDP-Stadtratsfraktion schlägt demgegenüber folgende, ausführlich begründete Textfassung vor: Weiterlesen

Bad Berleburg: Verzicht auf die informelle Ortsbezeichnung „Kriegerplatz“

Antrag der Stadtratsfraktion der Grünen vom 19.11.2020

Für den Festplatz der Kyffhäuser-Kameradschaft e. V., Am Sengelsberg 50 in Bad Berleburg, soll ein geeigneterer Namen gefunden werden. Die Partei betrachtet die „brauchtümliche Ortsbezeichnung – entstammend einer Zeit des Monarchismus, des ausgeprägten Militarismus und des chauvinistischen Nationalismus“ als unangemessen für eine demokratische und friedliche Stadt. Die Grünen schlagen die Bezeichnung „Friedensplatz“ vor.

Der Antrag wurde am 16. März 2021 im Ausschuss für Palnen, Bauen, Wohnen und Umwelt der Stadt Bad Berleburg behandelt.

s. a. Sitzungsniederschrift des Ausschusses für Palnen, Bauen, Wohnen und Umwelt der Stadt Bad Berleburg vom 25. August 2020, S. 8: Weiterlesen

#SIEistSIEGEN im Siegener Haupt- und Finanzausschuss


Im vergangenen September berichtete siwiarchiv bereits über den Bürgerantrag, die Sichtbarbarkeit der Frauen im Siegener Stadtbild zu erhöhen. In seiner Sitzung am 17. März 2021 beschloss der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Siegen einstimmig:
„….Der durch den Rat der Universitätsstadt Siegen ins Leben gerufene Arbeitskreis „Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen in Siegen“ wird als geeignetes Medium angesehen, sich auch mit der Präsenz von Frauen im Siegener Stadtbild zu befassen.“
Diese Entscheidung wurde in den sozialen Medien und auf der Leserbriefseite der Siegener Zeitung kontrovers diskutiert.