Prominente Stimmen fordern Schutz von Originalquellen

Kulturelles Gedächtnis bedroht
Handschriften, Bücher und Akten sind wichtige Zeugnisse unserer Geschichte und Kultur. Doch viele Quellen sind bedroht, etwa durch schleichenden Zerfall und extreme Wetterereignisse. Ohne Förderprogramme droht Kulturgut verloren zu gehen, weil dringend nötige Schutzmaßnahmen nicht durchgeführt werden können. Eine Kampagne rückt jetzt die Bedeutung von Originalquellen in den Fokus.
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) macht im Sommer über ihre Onlinekanäle auf die Gefährdung schriftlicher Originale aufmerksam. Zu den Unterstützer·innen der Kampagne zählen prominente Stimmen aus Öffentlichkeit, Politik und Kultur. Weiterlesen

„Wehrhafter Rechtsstaat braucht wehrhafte Archive“

„Fuldaer Erklärung“ des Gesamtvorstandes des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA)

„Eine offene, pluralistische Gesellschaft lebt auch von offenen Archiven. Durch die Nutzung des von ihnen verwahrten Archivguts ermöglichen sie vielfältige Perspektiven und machen das
Funktionieren des demokratischen Rechtsstaats rückblickend transparent und nachvollziehbar. Ein starker und wehrhafter demokratischer Rechtsstaat braucht ebensolche Archive. Sie sind stark, wenn sie in der Lage sind, nach fachlichen und sachlichen Kriterien ihren gesetzlichen Aufgaben nachzugehen, ohne einer direkten Einflussnahme von politischer Seite zu unterliegen.
Wehrhaft sind sie, wenn sie die Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats in ihrem Aufgabengebiet aktiv vertreten, sich Feinden des demokratischen Rechtsstaats entgegenstellen und entschieden für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten.
Die Ereignisse der letzten Jahre und Monate führen die Relevanz einer entsprechenden Positionierung eindrucksvoll vor Augen: Seit mehr als drei Jahren herrscht mitten in Europa ein Krieg, in dem auch Museen, Bibliotheken und Archive gezielt angegriffen werden. Seit Beginn dieses Jahres hat die US‐Regierung begonnen, die Forschungsfreiheit faktisch abzuschaffen,
große Mengen öffentlicher Quellen zu löschen, Museen zu schließen und eine ganze staatliche Bildungsverwaltung abzuwickeln.
Wo Extremisten Machtpositionen besetzen, richten sie sich stets gegen die Freiheit von Wissenschaft und Kultur. Das trifft nicht nur auf autoritäre Regime wie in China oder Russland zu, sondern ist ebenso in demokratischen Staaten zu beobachten. Auch in den USA und einzelnen EU‐Staaten beginnen Extremisten damit, die Gesellschaften nach ihrer Agenda zu verändern, sobald sie in Machtpositionen gelangen, und setzen ihre Ankündigungen um. Das gilt auch für Deutschland.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen auf internationaler und nationaler Ebene ist es an der Zeit, sich aktiv zu positionieren und sich solidarisch mit betroffenen Kolleginnen und Kollegen und den Institutionen, für die sie arbeiten, zu zeigen. Deshalb befürwortet der VdA internationale Initiativen, die antidemokratischen Bestrebungen entgegenwirken, indem sie wissenschaftliches Arbeiten ermöglichen.
Auch in Deutschland versuchen Extremisten, Einfluss auf Wissenschaft und Kultur zu erlangen. Das Archivwesen muss sein Selbstverständnis als demokratiestützendes Element aktiv wahrnehmen. Abwarten und Rückzug sind angesichts zunehmender Angriffe auf die demokratische, offene und pluralistische Gesellschaft keine Option. Der VdA schärft mit der „Fuldaer Erklärung“ und der Anpassung seines Leitbilds sein Bekenntnis zu einem freiheitlich‐demokratisch ausgerichteten, faktenorientierten und nach wissenschaftlichen Prinzipien arbeitenden Archivwesen. Einer ideologischen Beeinflussung archivischer Methoden ist entschieden entgegenzuwirken. Die Überlieferungsbildung, die Erschließung und Bewahrung von Archivalien sowie ihre Zugänglichkeit erfolgen unabhängig von externer politischer Einflussnahme und orientieren sich ausschließlich an fachlichen Maßstäben.
Darüber hinaus appelliert der VdA an seine Mitglieder, sich für ein von gegenseitiger Achtung geprägtes Miteinander von unterschiedlichen Nationen, Kulturen, Weltanschauungen, Religionen und sexuellen Orientierungen einzusetzen und sich jedweder Form von individueller und gruppenbezogener Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass entgegenzustellen. Ansichten und Aktivitäten, die diesen Grundsätzen diametral widersprechen, haben im VdA keinen Platz. Es gilt, die Zivilgesellschaft im freiheitlich‐demokratischen Rechtsstaat zu stärken.
Um dieses Selbstverständnis des Verbandes nach innen und außen deutlich zu zeigen, wird eine demokratiebejahende und demokratieverteidigende Position in das Leitbild des VdA aufgenommen.“

Quelle: VdA, Pressemitteilung, 15. Juli 2025

Literaturhinweis: „Wissensmanagement, Archivbibliotheken und das Überlieferungsfeld Kultur“ (2025)

Der 42. Band der Reihe „Texte und Untersuchungen zur Archivpflege“ (TUA) mit dem Titel „Wissensmanagement, Archivbibliotheken und das Überlieferungsfeld Kultur“ ist erschienen und dokumentiert
die Beiträge des 32. Fortbildungsseminars der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) vom 27. – 29. November 2024 in Göttingen.

Die Publikationsreihe „Texte und Untersuchungen zur Archivpflege“ (TUA) veröffentlicht seit 1993 als Weiterführung der Reihe „Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege“ vorwiegend Fachbeiträge zur Archivtheorie und -praxis. In den vergangenen Jahren wurden in der Reihe regelmäßig die Vorträge im Rahmen der jährlich veranstalteten Fortbildungsseminare der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) publiziert. Damit schärft die Reihe ihr Profil als Forum für archivfachliche Diskussionen und Weiterbildungsveranstaltungen.

Quelle: LWL-Archivamt, Aktuelles

Bundestag: Novelle des Kulturgutschutz­gesetzes verabschiedet

Der Bundestag hat am Donnerstag, 26. Juni 2025, die Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes beschlossen. Dem Gesetzentwurf von CDU/CSU und SPD „zur Änderung des Kulturgutschutzgesetzes (21/219) stimmten CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke bei Enthaltung der AfD-Fraktion in geänderter Fassung zu. Der Abstimmung lag eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (21/638) zugrunde.

Gesetzentwurf von CDU/CSU und SPD 

Der internationale Leihverkehr mit Kulturgütern zwischen Museen zur Realisierung von Ausstellungs-, Forschungs- und Restaurierungsprojekten soll durch die Novellierung erleichtert werden. In solchen Fällen soll eine Ausfuhrgenehmigung für nationales Kulturgut für zehn statt für fünf Jahre erteilt werden können. Auch eine nachträgliche Verlängerung der Ausfuhrgenehmigung soll ermöglicht werden. Für Kulturgüter, die in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes eingetragen sind, soll diese Flexibilisierung jedoch nicht gelten. Weiterlesen

Literaturhinweis: Thomas Henne: Archivrecht. Leitfaden für Praxis und Ausbildung.

„Mit diesem prägnanten Leitfaden für Ausbildung und Praxis finden Sie auf alle wesentlichen archivrelevanten Rechtsfragen fundierte Antworten.

Der Allgemeine Teil betrachtet neben grundlegenden Themen und über die einschlägigen Archivgesetze hinaus auch relevante Teile der folgenden Rechtsgebiete:
Allgemeines Verwaltungsrecht
Datenschutzrecht und Informationsfreiheitsgesetz
Kulturgut- und Denkmalschutzrecht
Steuerrecht
Zivilrecht
Materielles Strafrecht

Der Besondere Teil beschäftigt sich dann mit dem rechtlichen Rahmen archivischer Fachaufgaben, unter besonderer Berücksichtigung des Bundesarchivgesetzes und der Landesarchivgesetze:
Entstehung von Archivgut aufgrund von Anbietung und Depositalverträgen
Erschließung und Bestandserhaltung von Archivgut
Beseitigung von Archivgut („Nachkassation“)
Nutzung von Archivgut durch den Zugang zum Archiv

Ein strukturierter Gesamtüberblick mit vielen aktuellen Beispielen mit Archivbezug.“
Quelle: Verlagswerbung

Nachlass des aus Siegen stammenden evangelischen Pfarrers Reinhard Gädeke online recherchierbar

Link zum Bestand

„Der Nachlass besteht zum größten Teil aus Akten, die Gädeke im Laufe seiner Tätigkeiten bei den Westfälischen Schülerbibelkreisen (BK) angelegt hat. Persönliche Dokumente finden sich in weitaus geringerem Ausmaß. Deshalb bietet sich der Nachlass vor allem zur Forschung über die Geschichte der Westfälischen Schülerbibelkreise und der evangelischen Jugendarbeit, schwerpunktmäßig in der Zeit von 1945 bis Mitte der 1970er Jahren an. Weiterlesen

Neue Ausstellung in der Stadtbibliothek Kreuztal

Bis zum 14. September sind im Foyer der Stadtbibliothek Kreuztal historische Messbildaufnahmen von Albrecht Meydenbauer zu sehen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Dipl.-Ing. Albrecht Grimm aus Hilchenbach mit Unterstützung durch Dieter Wörster aus Ferndorf. Highlights der Ausstellung sind zwei historische Aufnahmen der Nikolaikirche in Siegen von 1892, über deren Herstellung auch die Siegener Zeitung am 13. August 1892 berichtete.

Quelle: Siegener Zeitung, 13. August 1892

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„Wehrhafte Demokratie“: Zur Bedeutung von Akten für die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen

„Was braucht eine wehrhafte Demokratie?“ Auf diese Frage gibt es viele Antworten wie: Aufklärung über Desinformation, eine unabhängige Justiz, den richtigen Umgang mit Radikalisierung. Vor allem braucht sie: informierte Bürgerinnen und Bürger, die das Handeln des Staates und seiner Organe nachvollziehen und so in dessen Rechtmäßigkeit vertrauen können. Nur dann können sie ihre ureigene Rolle als mündige Wählerinnen und Wähler wirklich ausfüllen.

Dazu und zur Rolle des Bundesarchivs sprach Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann am 17. Juni 2025 auf dem 7. Kongress „Wehrhafte Demokratie“ in Berlin in einem Lightning Talk über „Fakten statt Fake News – Zur Bedeutung guter Verwaltungsdokumentation für die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen“:

Grundlegend für die Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns ist demnach, dass Regierung und Verwaltung ihre Entscheidungen, deren Motive und Bedingungen ordnungsgemäß dokumentieren; in gut geführten und vollständigen Akten, die sie – wenn sie für behördliche Arbeit nicht mehr benötigt werden – dem Bundesarchiv übermitteln. Damit werden Entscheidungen nachvollziehbar und können überprüft werden – von jeder und jedem auf Basis der Informationsfreiheits- und Archivgesetze.

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Dokumentation scheint mit der Nutzung digitaler Kommunikationsformen jedoch zu schwinden, so Hollmann: Politik und Verwaltung nutzten sie immer breiter – von SMS bis hin zu Chat-Programmen –, zu den Akten kommen sie immer seltener. Dokumentationslücken drohen, die nicht nur zu Wissensverlust führen, sondern aufgrund mangelnder Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit staatlichen Handelns auch zu einem Vertrauensverlust bei den Bürgerinnen und Bürgern. Die Glaubwürdigkeit von Parlament, Regierung, Verwaltung in einer parlamentarisch-repräsentativen Demokratie leidet, Fake News haben leichtes Spiel.

Daher sei dringend geboten, dass sich Regierung und Verwaltung wieder auf ihre „Aktenmäßigkeit“ besinnen, auch im Bereich der digitalen Kommunikation. Nur so könne das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Politik und Staat gestärkt werden – Vertrauen, das eine wehrhafte Demokratie braucht.
Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilng vom 18. Juni 2025

Anm: Die hier aus staatlicher Sicht formulierte Einschätzung gilt auch für die kommunalen Archive und die Entwicklungen in Kommunalpolitik- und -verwaltung.

Wittgenstein 1 (2025) erschienen

Inhalt:
Johannes Burkardt: Behördenzeichen: Ausdruck lokaler Identität – Stein des Anstoßes.Das Wappen des Kreises Siegen-Wittgenstein und die kommunale Neugliederung (1975–1999)
Bernd Homrighausen: Am Kreuz – Ein steinernes Wegekreuz auf dem Wunderthäuser Sohl?
Wolfram Martin: Unscheinbarer Falter – attraktive Raupe: der Buchen-Streckfuß.
Dieter Bald: Tragische Rückfahrt vor 100 Jahren – Der Tod des Fürsten Richard
Marianne Seelbach: In der Breidenbach. Aus der Geschichte einer alten Erndtebrücker Straße.
Wolfram Martin: Die Feldlerche in Wittgenstein
Paul Riedesel: Familien und Fruchtbarkeit im früheren Wittgenstein.
Holger Weber: Museum neu interpretiert: Vom Papier zum digitalen Archiv