Podcast: Wissenschaft und Demokratie. Ein neues Netzwerk für Historiker:innen

Kerstin Wolff: „Es ist eines der ganz großen Pluspunkte für dieses Netzwerks, dass wir uns dezidiert nicht nur an Historiker*innen an Universitäten wenden, sondern uns breit aufstellen. Ganz wichtig sind Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Verknüpfung zu Archiven.“

Staffel 3, Episode 5 des H-Soz-Kult Podcasts „Vergangenheitsformen“, 22. August 2025

Welche Konjunkturen einer „engagierten Wissenschaft“ sehen wir derzeit? Über ein neues Netzwerk „Historiker:innen für eine demokratische Gesellschaft“, kurz hist4dem, spricht Claudia Prinz in dieser Folge mit drei der Sprecher:innen.

hist4dem ist ein unabhängiges Netzwerk von Historiker:innen und historisch arbeitenden Personen in Universitäten, Schulen, Einrichtungen der kulturellen und historisch-politischen Bildung, Museen, Archiven und Gedenkstätten sowie von freien Historiker:innen, Autor:innen und Kulturschaffenden. Das Netzwerk gründete sich im März 2025 anlässlich der Zunahme rechtsextremer und demokratiefeindlicher Bewegungen in Deutschland und weltweit. Sein Ziel ist die Förderung, Bewahrung und Verteidigung demokratischer Strukturen und Prinzipien durch Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit.

Zu den Personen
Jürgen Martschukat ist Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt und bei H-Soz-Kult langjähriger Fachredakteur.
Astrid Windus ist Lateinamerika-Historikerin an der Universität zu Köln.
Kerstin Wolff lehrt und forscht zu Geschlechtergeschichte in Kassel, wo sie am Archiv der deutschen Frauenbewegung arbeitet.

Weiterführende Informationen Weiterlesen

70 Jahre Militärarchiv im Bundesarchiv

Dr. Erich Murawski (1894–1970), 1. Leiter der Abteilung MA (1955–1960), Offizier der Preußischen Armee und der Wehrmacht, Quelle: BArch, MSg 2/19768

„Mit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 wurde das Bundesarchiv zuständig für die Überlieferung des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr. Am 1. August 1955 folgte daher die Einrichtung der Abteilung Militärarchiv (MA) in Koblenz.
Zuvor hatte es im „Amt Blank“, dem Vorläufer des späteren Bundesministeriums für Verteidigung, noch Ambitionen gegeben, ein eigenständiges „Wehrmachtarchiv“ zu gründen. Dies war allerdings wegen der befürchteten Verselbstständigung des militärischen Archivwesens auf den Widerstand vieler Entscheidungsträger in Politik und Militär getroffen.
Im Juli 1954 vereinbarten das Bundesministerium des Innern und das „Amt Blank“ deshalb einen Kompromiss: Neben der Zuständigkeit des Bundesarchivs für militärisches Schriftgut und der Einrichtung eines Militärarchivs im Bundesarchiv sollte es eine Dokumentenzentrale im Geschäftsbereich des künftigen Wehrressorts geben. Diese nahm das von den westlichen Alliierten zurückgegebene, im Krieg und danach beschlagnahmte deutsche militärische Schriftgut auf.
Seit 1967 befindet sich die Abteilung Militärarchiv (MA) des Bundesarchivs in Freiburg im Breisgau und übernahm dort 1968 nicht nur die Aufgabe, das gesamte militärische Archivgut zu sammeln, zu bearbeiten und zu betreuen, sondern auch Zuständigkeit und Unterlagen der Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) der Bundeswehr.“
Quelle: Bundesarchiv, Meldung v. 1.8.2025

Online: „Spuren künstlerischen Handelns“

„Wie sichern wir das künstlerische Erbe unserer Region? Der Tagungsband liefert Impulse und Praxiswissen. 

Künstlerische Nachlässe sind ein wertvoller Teil des kulturellen Erbes. Sie dokumentieren nicht nur individuelle Lebenswerke, sondern auch gesellschaftliche und ästhetische Entwicklungen ihrer Zeit, betont Susanne Schuberth, stellv. Leitung der Geschäftsstelle. Doch viele Nachlässe sind ungesichert – es fehlt an professioneller Aufarbeitung.

Im Forum „Spuren künstlerischen Handelns“ 2024 hat die Braunschweigische Stiftung gemeinsam mit der Städtischen Galerie Wolfsburg, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Stimmen aus der Praxis regionale Lösungsansätze eruiert. 

Vom Forum zum Tagungsband

Die wichtigsten Impulse, Best-Practice-Beispiele und praktische Handlungsmöglichkeiten zur Nachlassgestaltung sind im Tagungsband zusammengefasst. 

Jetzt reinlesen und Nachlässe erfolgreich gestalten: Tagungsband Spuren künstlerischen Handelns

Gefördert wurde das Projekt von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Stiftung Niedersachsen.“

Quelle: Die Braunschweigsche Stiftung, 6.8.2025

Kreistagswahl Siegen-Wittgenstein 2025: Archiv- und erinnerungspolitischer Check der Wahlprogramme

In vier Wochen wird der Kreistag Siegen-Wittgenstein neugewählt. Ein Blick in die online vorliegenden Wahlprogramme  – bis gestern lagen keine Kommunalwahlprogramme für die AfD, die UWG und die WerteUnion vor – der antretenden Parteien ergab folgendes:
1) Archivpolitik:

FDP:
“ ….. Aus unserer Sicht bringt auf Arbeitsebene ein Zusammenschluss von Tourismus, Regionalmarketing und Kultur Vorteile und Synergien. Das Kulturhaus Lÿz soll wieder zu einem echten Kulturhaus werden, dem Bruchwerktheater ein neues Dach geben, das Archiv und die VHS integrieren. Hier soll die neue Ideenschmiede für das Lebensraummanagement des Kreises Siegen-Wittgenstein entstehen……“ [s. dazu siwiarchiv v. 16. Juni 2025]

Fehlanzeige für CDU, Die Grünen, Die Linke, Freie Wähler, SPD und Volt
2) Erinnerungspolitik: Weiterlesen

Photoalbum zur Geschichte der Landfrauenschule Wittgenstein in Erndtebrück-Birkelbach (1959/60)


Kürzlich erhielt das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein aus privater Hand ein Photoalbum zur Geschichte der Landfrauenschule in Erndtebrück-Birkelbach geschenkt. 82 Schwarzweiß-Aufnahmen dokumentieren das Schulleben, Ausflüge, Festveranstaltungen etc. Die Schenkung ist eine Ergänzung der visuellen Überlieferung der Schulgeschichte. Einen ersten Einblick in die Schulgeschichte liefert die nachfolgend aufgeführte Literatur. Für eine intensivere Erforschung der Schulgeschichte ist die Einsichtnahme in der Überlieferung in Bückeburg und Münster erforderlich – s. u.

Literatur: Weiterlesen

Online: „Tipps & Tricks für die erfolgreiche Nutzung von Tools zum Einsatz der GND im Archiv“

Neue Handreichung der IG Archiv steht online zur Verfügung

Welche technischen Tools gibt es, um die GND in Archiven nutzen und einsetzen zu können, und wie funktionieren sie? Antworten darauf gibt die praxisorientierte Handreichung „Tipps & Tricks für die erfolgreiche Nutzung von Tools zum Einsatz der GND im Archiv“. Sie richtet sich an Archivarinnen und Archivare, die sich mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) auseinandersetzen und diese aktiv in ihren Arbeitsalltag integrieren möchten. Die Veröffentlichung steht hier als PDF zum Download zur Verfügung.

Von der Idee zur Umsetzung

Die Idee zur Handreichung entstand im Rahmen des 2. GND-Forums Archiv im März 2023, bei dem eine Arbeitsgruppe (AG) ins Leben gerufen und erste Bedarfe aus dem Archivbereich identifiziert wurden (Dokumentation).

Beim Treffen der AG am 12. Oktober 2023 (Kurzbericht unter dem Link)  beschlossen die Mitwirkenden, die Handreichung als erstes gemeinsames Projekt zu realisieren. Aus der Arbeitsgruppe heraus fand sich eine Projektgruppe zusammen. Diese konkretisierte die Inhalte und erstellte einen ersten Entwurf, der beim 4. GND-Forum Archiv im September 2024 vorgestellt und in einer Breakout Session diskutiert wurde.

Nach einem Treffen der Projektgruppe im November 2024 lud sie im Rahmen des Call for Comments, der im Februar 2025 über die Mailingliste der IG Archiv verschickt wurde, erneut zum Feedback ein. Als Ergebnis der Abschlusssitzung im März 2025 konnte die Handreichung dann beim 5. GND-Forum Archiv präsentiert werden.   

Ziele und Inhalte der Handreichung

Die Handreichung bietet eine praxisnahe, niedrigschwellige Einführung in zentrale Tools und Arbeitsweisen im Kontext der GND-Nutzung im Archiv. Sie gibt einen Überblick über bestehende Funktionalitäten, verweist auf weiterführende Materialien wie Tutorials und Anleitungen und versteht sich als „lebendes“ Dokument, das laufend aktualisiert und ergänzt werden kann. Ziel ist es, zur Nachnutzung zu inspirieren, Hemmschwellen abzubauen und den aktiven Umgang mit der GND zu fördern.

Was bietet die Handreichung konkret?

Weiterlesen

Podcast: Angeklagte in der zweiten Reihe – Die Nürnberger Nachfolgeprozesse digital

Mitarbeiterinnen im Dokumentenraum des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg, 2. Oktober 1946. © Stadtarchiv Nürnberg, A65-II-RA-121-D/Ray D’Addario

„Direkt im Anschluss an den Hauptkriegsverbrecherprozess gegen bekannte Größen des Nationalsozialismus wie Hermann Göring oder Rudolf Heß folgten ab 1946 zwölf weitere Prozesse in Nürnberg. Diesmal gegen bestimmte Funktionseliten wie Ärzte, Juristen oder Wirtschaftsunternehmen gerichtet. Ein neues Projekt an der Bayrischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) digitalisiert das Archivmaterial zu den Prozessen im Staatsarchiv Nürnberg nun zum ersten Mal vollständig, auch mit Hilfe von KI-Methoden, und macht es weltweit zugänglich. Eine Hördoku im Rahmen des Podcastformats der BAdW „nachgehakt“.

Weitere Informationen und Links: https://badw.de/die-akademie/presse/podcast/podcast-details/detail/angeklagte-in-der-zweiten-reihe-die-nuernberger-nachfolgeprozesse-digital.html

Im Nachfolgeprozess gegen Wirtschaftsunternehmen waren auch die aus der Region stammenden Friedrich Flick und Bernhard Weiß angeklagt.

Danke an Archivalia für den Hinweis!

Feuer, Hilfe, Fortschritt – der Wiederaufbau der Stadt Drolshagen

Quelle: Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, K 335/Kreis Olpe, Nr. 122

„Am 10. Mai 1838 wurde die Stadt Drolshagen im Kreis Olpe, die von mittelalterlicher Bausubstanz geprägt war, durch ein Feuer vollständig zerstört. Der verheerende Brand vernichtete etwa 100 Gebäude und Gewerbebetriebe, nur die steinerne Kirche blieb verschont. Zwar gab es keine menschlichen Verluste zu beklagen, aber die etwa 500 Einwohner innerhalb der Stadtmauern verloren ihr gesamtes Hab und Gut.

Nur wenige Stunden nach dem Brand trafen Sachspenden aus Olpe und Attendorn ein, und am 13. Mai, drei Tage später, [tätigte] der Magistrat der Stadt Siegen eine erste Zahlung zur Unterstützung der Betroffenen und den Wiederaufbau der Stadt [Anm.: Amn.: Am 17. Mai spendete der Bürgermeister der Stadt Hilchenbach ein erstes Mal]. Vor allem Bürgermeister und Geistliche aus Westfalen organisierten Spenden in ihren Städten und Gemeinden, aber auch Kaufleute und sogar ein Gastwirt aus Amsterdam gehörten zu den Geldgebern. Die eingehenden Gelder wurden detailliert in einem Journal festgehalten.

Die genaue Kenntnis der zur Verfügung stehenden Mittel trug sicherlich dazu bei, dass die Stadtverwaltung innerhalb eines Monats einen Plan für den Wiederaufbau erstellen konnte. Schon wenige Jahre später war der Neuaufbau abgeschlossen. Anstelle der engen Gassen wies unter anderem ein rechteckiges Straßenraster mit Bürgersteigen und festgelegten Straßenbreiten den Weg in die Zukunft.“
Quelle: Landesarchiv NRW via Facebook am 4.8.2025

Online: ARCHIV. theorie & praxis 01/2025

Das Heft widmete sich schwerpunktmßig dem Thema „KI und Archive“. Ferner sei auf zwei weitere Beiträge hingewiesen:

• P. Quadflieg: Das „Wiesbadener Modell“ zur Untersuchung historisch belasteter
Straßennamen. Ein Zwischenfazit aus archivischer Sicht
• W. H. Stein: Ein neues Urteil zum Verhältnis von Wissenschaftsfreiheit versus postmortalem Persönlichkeitsschutz