„[D]ie Volt-Fraktion im Rat der Stadt Siegen bittet, folgenden Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Kulturausschusses am 23.02.2021 zu setzen. Beschlussvorschlag: Der Kulturausschuss empfiehlt dem Rat der Stadt Siegen die Umbenennung der „Lothar-lrle-Straße“ in Siegen Kaan-Marienborn in „Therese-Giehse-Straße“.
Begründung: Straßenbenennungen nach Personen (besonders mit lokalen Bezug) werden im Allgemeinen als Ehrung verstanden, als sichtbarer Träger regionaler Erinnerungskultur. Die so geehrte Person wird damit gemeinhin als „Vorbild“ bewertet. Nur wenige Straßen im Siegener Stadtgebiet sind nach Frauen benannt: so die Droste-Hülshoff-Straße, die Elsa-Brandström- Straße und die Rosa-Achenbach-Straße, lediglich Letztere nach einer Frau aus der Region. Demgegenüber stehen mindestens acht Straßen, die nach ideologisch dem Nationalsozialismus nahestehenden bzw. ihn anbahnenden und explizit demokratie-feindlichen Persönlichkeiten benannt sind, die also im oben genannten Sinn nicht als „Vorbild“ betrachtet werden können.
Mit Lothar Irle liegt ein Fall vor, dessen vermeintliche Verdienste als Heimatforscher und Volkskundler gerade aus seiner nationalsozialistischen Überzeugung resultieren und dessen Wirken in der frühen Bundesrepublik keinerlei Distanz zu dieser singulären Mordmaschinerie erkennen lässt. Sein „Siegerländer Persönlichkeiten- und Geschlechter-Lexikon“ (1974) steht beispielhaft für Irles ideologischen Hintergrund. Es nennt Angehörige der jüdischen Minderheit oder der Sozialistischen Parteien nicht oder kaum, wohl aber ausnahmslos positiv Protagonisten des NS-Systems mit und ohne Siegerländer Herkunft („Hermann Giesler, […] Professor, Architekt, u. a. Erbauer der Schulungsburg Vogelsang“). Der Wikipedia-Artikel zu Lothar Irle stellt Vita und Verstrickungen recht . ausführlich dar, er basiert auf Arbeiten von Alexander Hesse, Rainer S. Elkar und Ulrich Opfermann und einer vom Antragsteller 2012 erarbeiteten Kurzdarstellung. Weiterlesen