Vor 75 Jahren: Debatte über die Umbenennung von Straßen in Siegen. Oder:

Sind strittige Straßennamen erinnerungskulturelle Untote?

Westfalenpost, 14.11.1947

Auf die Umbenennungswellen wurde hier bereits im Rahmen der aktuellen Siegener Diskusssion hingewiesen. Die Rückbenennung in den Jahren 1945 bis 1949 wurde dabei allerdings nur am Rande gestreift. Die nachfolgenden Presseberichte aus dem Zeitungsbestand des Siegener Stadtarchivs legen allerdings eine diskursgeschichtlich tiefer gehende Untersuchung nahe:
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Vortrag: Jana Sosnitzki M.A. (Lennestadt): Dr. Hans Kruse in der Zeit des Nationalsozialismus

20. Oktober 2022, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Spandauer Saal (Siegerlandhalle)

Dr. Hans Kruse, jahrzehntelanger Museumsdirektor, Stadtarchivar und Herausgeber des „Siegerländer Heimatkalenders“, an den noch heute erinnert wird. Ein Vorantreiber von Kunst, Kultur und Geschichtswissenschaft in Siegen, aber auch an die Umstände seiner Zeit gebunden. Eine Zeit, in der das nationalsozialistische Regime viele Möglichkeiten zur aktiven Kooperation bot. Dr. Hans Kruse war nie aktives Mitglied der NSDAP oder einer Unterorganisation, blieb aber stets in seinen Ämtern. Es stellt sich die Frage: Leistete Kruse nur das Mindestmaß an Kooperation, um in seinem Amt zu bleiben oder arbeitete er aktiv mit den Nationalsozialisten zusammen, um Vorteile für sich, das Museum und das Archiv zu sichern?
Jana Sosnitzki hat an der Universität Siegen studiert und ist Lehrerin für Geschichte und Chemie. Zu Dr. Hans Kruse im Kontext der regionalen Erinnerungskultur forschte Sie im Rahmen ihrer Masterarbeit.
Quelle: VHS Stadt Siegen, Programm

Siegen: Gedenkfeier zu Ehren Walter Krämers im Ratssaal

Zu einer gemeinsamen Gedenkfeier zu Ehren Walter Krämers kamen jetzt zahlreiche Interessierte im Historischen Ratssaal in Siegen zusammen. Die Siegener Persönlichkeit wäre in diesem Jahr 130 Jahre alt geworden.

Joe Mertens (VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein), Rikola-Gunnar Lüttgenau (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora) sowie Bürgermeister Steffen Mues (v.l.) erinnerten an den 130. Geburtstag von Walter Krämer. (Foto: Stadt Siegen)

Die Stadt Siegen und der VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein hatten deshalb zu einem Empfang zur Erinnerung an den „Arzt von Buchenwald“ eingeladen. Positive Rückmeldungen zur Feierstunde kamen auch von verschiedenen Nachkommen von KZ-Überlebenden, die Walter Krämer ihr Leben zu verdanken haben und gerne an der Gedenkfeier teilgenommen hätten, dies aber aus gesundheitlichen Gründen nicht konnten.

Bürgermeister Steffen Mues begrüßte die Anwesenden und betonte, die Stadt Siegen stelle den Ratssaal zur Verfügung im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur und eines freiheitlichen demokratischen Diskurses: „Beides braucht einen ausgewiesenen Platz, idealerweise einen Platz in unserer Mitte. So wie seit 2014 den Walter-Krämer-Platz. Und wie heute den Ratssaal.“ Mues erinnerte in seiner Rede an das Wirken von Walter Krämer und zitierte einen Schlüsselsatz aus einem Aufsatz von Klaus Dietermann: „Im Lager Buchenwald beginnt etwas entscheidend Neues: Der Schlosser und der Parteifunktionär verwandeln sich, werden zum Helfer, der eine überragende ärztliche Kompetenz entfaltet und Hunderten, vielleicht Tausenden von Menschen das Leben rettet.“ Im Jahr 2000 hatte der Staat Israel Walter Krämer posthum den Titel „Gerechter der Völker“ verliehen und ihm damit die höchste Auszeichnung zuteil werden lassen, die Israel an einen Nichtjuden vergeben kann. „Walter Krämer hat im KZ Buchenwald nach heutigem Ermessen schlicht Übermenschliches geleistet.“

Krämer war 1933 aufgrund seiner Zugehörigkeit zur KPD vom NS-Regime in Schutzhaft genommen worden. Im KZ Buchenwald bildete der gelernte Schlosser und Berufspolitiker sich selbst zum Arzt aus. Walter Krämer organisierte seinen Arbeitsalltag wie ein Klinikarzt, und durchlief seine medizinische Ausbildung nicht nur im Selbststudium, sondern auch im Schnelldurchgang, das alles in der brutalen Schreckenswelt des Konzentrationslagers, so Mues weiter.

Rikola-Günner Lüttgenau Hauptredner des Abends Weiterlesen

VHS-Online-Kurs: Autorinnen aus Düsseldorf: Elisabeth Grube (1803-1872) und Katharina Diez (1809-1882)

„Die Schriftstellerinnen Elisabeth Grube und Katharina Diez – vergessene Schriftstellerinnen Düsseldorfs?

Vergessen ja, aber zu ihrer Zeit von den Düsseldorfern als Volksdichterinnen hochgeehrt, national berühmt, portraitiert von den „Malkastenkünstlern“ Düsseldorfs – sozial aktive, starke Frauen, die nicht länger vergessen sein sollten!

Als junge Frauen zogen die beiden Schwestern nach Düsseldorf und trugen der Gründung des Künstlervereins „Malkasten“ bei. Elisabeth Grube und Katharina Diez hinterließen sowie in Düsseldorf als auch in ihren romantischen Werken die Spuren ihres aktiven und bewundernswerten Lebens.

Zu Beginn des Kurses besprechen wir das Märchen von Katharina Diez „Sonnenkönigins Bräutigam“ (1857), in dem neben biografischen Details die innige Verbindung zwischen Kindern zu Natur und deren Lebensweisheiten beschrieben wird. Im Gegenteil zu ihren Werken finden Politik und Stellung der Frau in der Gesellschaft in Werken von Elisabeth Grube einen großen Raum. Konkrete Werkbeispiele werden im Kurs genannt und besprochen.

Elisabeth Grube (1803-1872) kämpfte in ihrer Wahlheimat für humanistische und feministische Ziele. Sie gehörte zum Immermannkreis und dem Künstlerkreis des „Malkasten“, gründete in den Hungerjahren Suppenküchen und traf durch eine Verbindung von Poesie und Alltag den Geschmack der Düsseldorfer. Zugleich verfasste sie historische Dramen, in denen die Fürstin Jakobea eine zentrale Rolle spielte. Das Drama zu „Jakobe von Baden“ wurde 1862 im Stadttheater Düsseldorf aufgeführt.

Die von Elisabeth Grube thematisierten Rollenzuschreibungen von Mann und Frau finden auf andere Art literarische Gestaltung in den Novellen, Märchen, und Romanen ihrer Schwester Katharina Diez (1809-1882). In diesen ist die romantische Idee der „Naturkindheitsutopie“ tragendes Fundament, insofern sie die „schöpferische Selbsttätigkeit“ als Ziel aller menschlichen Entwicklung erstrebt. Was wir heute mit dem Begriff der „Selbstverwirklichung“ meinen ist somit romantischen Ursprungs. Diese romantische Wurzel findet sich insbesondere in den Jugenderzählungen, Novellen und Künstlerbiografien von Katharina Diez.

Textlektüre für den ersten Unterrichtstag:

„Sonnenkönigins Bräutigam“(1857). Ein Märchen von Katharina Diez. In: „In einem großen dunklen Wald“. Vier Märchen und eine Jugenderzählung von Katharina Diez. Hrsg. von Ingeborg Längsfeld und Lothar Groos. Illustrationen von Kathrin Klotzki-Progri. Vorländer Verlag, Siegen, Neuedition 2015.

Anmeldeschluss: 18. Oktober“
Quelle: VHS Düsseldorf, Veranstaltungsseite

Einträge zu Katharina Diez auf siwiarchiv
Eintrag zu Elisabeth Grube auf siwiarchiv

Musiktipp: Adolf Busch and friends play Brahms (1933-1951)

Folgende Werke aus den Jahren 1933 bis 1951 finden sich auf dieser Veröffentlichung des Labels PristinaClassic und dem Brüder-Busch-Archiv:
Brahms, Horn Trio (mit Aubrey Brain, Horn; Rudolf Serkin, Flügel)
Brahms, Streich-Quartett No. 1 (mit Busch-Quartett)
Brahms, Violinsonate No. 1 (mit Rudolf Serkin, Flügel)
Brahms, Klarinett-Quintett (mit Reginald Kell, Klarinette; Busch-Quartett)

s. a. folgende Beiträge zu Adolf Busch auf siwiarchiv

Kunst im Treppenhaus: „Hundert“

– Marc Josef Baruth | Aylin Kindermann | Silke Krah | Oliver Weingarten
bis 28.04.2023, Kulturhaus LYZ

Die Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstlerinnen und Künstler (ASK) und das Kultur!Büro des Kreises Siegen-Wittgenstein zeigen in den Fluren und Aufgängen des Kulturhauses Lÿz acht Werke von vier Künstler*innen der Arbeitsgemeinschaft, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert und somit zu einem der ältesten Künstler*innenverbände Deutschlands zählt. Zu sehen sind Malerei, Collagen und digitale Bildwelten. 
 
Für Marc Josef Baruth ist das bloße Abbilden scheinbar „realer“ Dinge und Sachverhalte in seinen fotografischen Arbeiten nicht von Bedeutung; der flüchtige erste Eindruck von „Realität“ oder auch „Normalität“ ist aber durchaus erwünscht, denn nur aus dem Wechselspiel von Realität und (digitaler) Inszenierung und Manipulation entsteht eine Irritation beim Betrachter, die notwendig ist, um sich mit den genannten Themen auseinanderzusetzen.

Für Silke Krahs analog bearbeitete antike Fotografien stammen aus Nachlässen/Sammlungen aus dem Raum der Stadt Siegen und des Umlandes. Die Wiedererkennbarkeit eines Ortes oder einer Person spielen für die künstlerische Auseinandersetzung keine Rolle. Die Personen sind durch jeweils passend ausgewählte Objekte, Collageschnipsel oder Übermalungen anonymisiert, ihre Identität ist nicht mehr zu erkennen. Sie erfahren eine Verwandlung und einen besonderen Schutz zugleich. ` Weiterlesen

Carl-Kraemer-Realschule zu Besuch in der Wilhelmsburg

Am 23. September war die Klasse 6 der Carl-Kraemer-Realschule zu Besuch in der Wilhelmsburg. Das im 14. Jahrhundert erstmals errichtete Gebäude der Stadt Hilchenbach bietet heutzutage Platz für Stadtarchiv, Museum und Bücherei. Da sich der Geschichtskurs von Malte Langenbach aktuell mit dem Thema „Quellen“ beschäftigt, bot eine Führung durch das Stadtarchiv und das Stadtmuseum eine spannende Alternative zu dem theoretischen Teil in der Schule.

Zu Beginn gab Stadtarchivarin Verena Hof-Freudenberg eine Einführung zu dem Thema „Archiv“ im Trauzimmer. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sehr interessiert und gut vorbereitet. Einige von ihnen wussten bereits das es sich bei einem Archiv unter anderem um historische Text- und Bilddokumente handelt.

Im Anschluss stellte Verena Hof-Freudenberg den Kindern geschichtliche Baupläne aus dem 18. Jahrhundert zur Schau. Auf diesen war bereits die heutige Carl-Kraemer-Realschule zu sehen, was dementsprechend viel Neugierde bei der Klasse hervorbrachte. Weiterlesen

Wer ist AS?

Silber- und Goldschmiede in Siegen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Vor zwölf Jahren wurde im Auktionshandel eine Siegener Deckeldose angeboten.

Die Beschreibung lautet: „Silber, getrieben, gewickelt und gesägt; teilweise vergoldet. Auf flacher Bodenplatte ovale Dose mit glattem Rand. Der wenig aufgewölbte Stülpdeckel mit geraden Zügen und àjour gesägtem und fein graviertem aufgenietetem Régencedekor. Unterseitig Monogrammgravur „K.“ oder „JK.“ Marken: B[eschau-]Zeichen Siegen um 1730, noch nicht identifiziertes M[eister-]Zeichen „AS“, Tremolierstich. L 9,5; B 7; H 3 cm, Gewicht 127 g. Siegen, Meister AS, um 1720/30.“

Bis heute ist AS unbekannt. Folgende Silber- un Goldschmiedemeister sind jedoch bekannt: Weiterlesen