Literaturhinweis: Überlieferung und archivische Bewertung

Fachpublikation des Arbeitskreises Archivische Bewertung. hrsg. vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V., Fulda 2025

Der seit dem Jahr 2000 bestehende, spartenübergreifende VdA-Arbeitskreis „Archivische Bewertung“ widmet sich in seiner neuesten, hier anzuzeigenden Publikation dem weiten Themenfeld
„Überlieferung und archivische Bewertung“. In ihrer Einführung bezeichnet die Vorsitzende des Arbeitskreises Andrea Wendenburg „die Überlieferungsbildung und Bewertung von Archivgut“
als „zentrale Aspekte der Archivwissenschaft, die sowohl die Erfassung als auch die langfristige Bewahrung von Informationen betreffen. Der VdA-Arbeitskreis Bewertung hat sich veranlasst gesehen, sich auf eine grundlegende Weise mit dem Themenkomplex Überlieferungsbildung und Bewertung auseinander zu setzen. Die Vielfalt der unterschiedlichen fachlichen Sicht- und Herangehensweisen spiegelt sich in den einzelnen Beiträgen in diesem Band. Aus Sicht des Arbeitskreises Bewertung gibt es kein richtig oder falsch bei Überlieferungsbildung und Bewertung, solange die hierzu führenden Grundsätze, Überlegungen und rechtlichen Normen offengelegt und transparent kommuniziert werden.“ Weiterlesen

Hörtipp: „Gefährdetes Gedächtnis? Archive zwischen Digitalisierung, KI und Krieg“ (WDR 5, 2025)


„Gegenwart für die Zukunft bewahren – das ist die Aufgabe staatlicher Archive. Als „gesellschaftliches Gedächtnis“ bezeichnen sie sich deshalb gern selbst. Aber was heißt das in Zeiten der digitalen Transformation?
Das gute alte Papierdokument hat noch lang nicht ausgedient, Archivmagazine werden nicht so bald von Serverfarmen ersetzt. Aber seit die Digitalisierung selbst deutsche Amtsstuben erreicht hat, liegen amtliche Dokumente oft digital vor: als E-Mails, Excel-Dateien und PDFs, Fotos und Tondokumente, inzwischen auch als SMS und Chatverläufe. Doch längst nicht immer landet alles in den Akten, was „aktenrelevant“ ist – und geht damit für die Nachwelt, aber auch für Gerichtsprozesse verloren. Weiterlesen

„Blick ins Netpherland 2025“ erschienen


Dass Wandel und Kontinuität sich einander nicht ausschließen, beweist der „Blick ins Netpherland“ mit seiner jüngst erschienenen 67. Ausgabe. Seit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahr 1977 wurde er stets vom Heimatverein Netpherland herausgegeben. Diese Aufgabe hat für die Jahresausgabe 2025 nun der 2024 gegründete Verein „Museum Netpherland e.V.“ übernommen. Der Name der Heimatzeitschrift hat sich dadurch aber nicht geändert. Diese Fortdauer war insbesondere Wilfried Lerchstein sehr wichtig. Mittlerweile im zehnten Jahr stellt er das Heft als Schriftleiter inhaltlich zusammen und ist auch weiterhin für dessen traditionelles Layout verantwortlich.
Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen in der Vergangenheit weiß er, dass das Heft inzwischen eine treue Leserschaft hat und diese auch über die Grenzen des Netpherlands hinaus anspricht.
Lothar Schulte, der Vorsitzende von „Museum Netpherland e.V.“, stellt im obligatorischen Jahresrückblick die abwechslungsreichen Aktivitäten des neuen Museumsträgervereins seit seiner Gründung vor. Auf zahlreiche Veranstaltungen und Sonderausstellungen im Museum Netpherland, das u.a. auch als außerschulischer Lernort mit der benachbarten Anita-Ruth-Faber-Sekundarschule zusammenarbeitet, konnte er dabei zurückblicken. Aber auch ein Blick in die Zukunft mit der vom Museumsteam in Angriff genommenen Neugestaltung der Ausstellungsräume durfte nicht fehlen. Weiterlesen

Graphic Novel erzählt von NS-Opfern aus Siegen

Die Schicksale von fünf NS-Opfern aus Siegen sollen in einer Graphic Novel erzählt werden. Zum Auftakt dieses besonderen Projekts findet die Tagung „Transnationalen Erinnerung in der grafischen Literatur“ an der Uni Siegen statt.

Wie kann man über den Holocaust erzählen und damit auch Kinder und Jugendliche erreichen? Diese Frage steht im Zentrum eines besonderen Projekts, das Kunst, Wissenschaft und Erinnerung miteinander verbindet. Die Universität Siegen und das Aktive Museum Südwestfalen bringen Geschichte in Bewegung – in Linien, Farben und Bildern. Eine Tagung zur „Transnationalen Erinnerung in der grafischen Literatur“ ist der Auftakt eines Projekts, das die Schicksale von NS-Opfern aus Siegen in einer Graphic Novel sichtbar machen wird.
Der Holocaust – ein Menschheitsverbrechen, dessen Schrecken kaum in Worte zu fassen ist. Doch Bilder können Wege öffnen, wo Sprache an Grenzen stößt. Comics und Graphic Novels schaffen es, Emotionen und Erinnerungen neu zu wecken – gerade für junge Generationen, die heute kaum noch Zeitzeug*innen begegnen. „Wir möchten zeigen, dass Erinnerung nicht stillsteht, sondern weiterlebt – in künstlerischen Formen, die berühren und zugleich bilden“, sagt Dr. Jana Mikota, Literaturdidaktikerin an der Universität Siegen. Weiterlesen

Heimatjahrbuch Altenkirchen 2026 erschienen

Das neue Heimatjahrbuch 2026 des Landkreises Altenkirchen ist erschienen – und einmal mehr lädt es zu einer ebenso spannenden wie informativen Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Region ein. Mit einer beeindruckenden Vielfalt an Themen, Geschichten und Bildern wird deutlich, wie lebendig und facettenreich das Leben im Westerwald und an der Sieg ist.

Landrat Dr. Peter Enders (l.) und Holger Telke als pädagogischer Leiter der Kreisvolkshochschule stellten jetzt das neue Heimatjahrbuch vor. (Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl)


„Das Heimatjahrbuch 2026 – es zeigt einmal mehr die Vielfalt, Tiefe und Lebendigkeit unserer Heimat“, verspricht Landrat Dr. Peter Enders in seinem Geleitwort. Das Buch führt Leserinnen und Leser durch vertraute Orte, gelebte Traditionen und persönliche Erinnerungen, die Orientierung und Verbundenheit schenken. Es vereint Beiträge, die Vergangenheit lebendig erhalten, darlegen, was unsere Region prägte und zugleich den Blick öffnen für das, was kommt. Das Titelbild zeigt diesmal den „Schnapper“, die von Bildhauer Arnold Morkramer zusammen mit dem „Doppler“ geschaffene Skulptur, die 2011 ihren Platz auf dem Kreisel in der Altstadt von Wissen gefunden hat. Weiterlesen

Fernsehhinweis: Die Nacht der Schande – Novemberpogrome 1938 ARTE

Die zweiteilige ARTE-Doku wird morgen vormittag ab 8:55 Uhr in Fernsehen gezeigt.

Brand der Siegener Synagoge am 10.11.1938, Standbild aus der Arte Doku (1/2), Min. 2:26, Quelle: Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein, Foto: Erich Koch

„In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 initiierten die Nazis im gesamten Deutschen Reich antijüdische Gewalttaten. Hunderte in Archiven wiedergefundene Fotos und Filme vermitteln eine Vorstellung von diesen Pogromen. 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager deportiert. Die Novemberpogrome markieren ein bis heute bedrückendes Ereignis der deutschen Geschichte.
Seit der Machtergreifung im Jahr 1933 verfolgten die Nationalsozialisten mit geradezu obsessiver Hartnäckigkeit vor allem ein Ziel: Sie wollten sich der Juden entledigen. Von den Nürnberger Gesetzen bis hin zum „Anschluss Österreichs” und den Novemberpogromen 1938 diskriminierten und verfolgten sie die jüdische Bevölkerung systematisch in der Hoffnung, sie ins Exil zu treiben.
Als der aus Polen stammende junge jüdische Emigrant Herschel Grynszpan jedoch am 7. November 1938 auf einen Diplomaten an der deutschen Botschaft in Paris schoss, nahmen die Nationalsozialisten das Attentat zum Vorwand, um das Opfer zum Märtyrer zu erklären und zu Pogromen aufzurufen. Das Ziel war, die im Deutschen Reich verbliebenen Juden durch physische Gewalt und Drohungen zur Flucht zu zwingen. Gleichzeitig wurde die Enteignung und „Arisierung” ihres Besitzes in die Wege geleitet.
Damit markieren die Novemberpogrome ein unumkehrbares Momentum in der Geschichte des NS-Staates und seiner antisemitischen Politik hin zu einer staatlich gelenkten, systematischen Vertreibung durch Diebstahl, Gewalt und Einschüchterung. Während die deutschen Juden bis dahin versucht hatten, mehr oder weniger geordnet zu emigrieren, kam es nun zu einer panischen Massenflucht. Doch in den meisten Aufnahmeländern begegnete man den Geflüchteten feindselig. Nur wenige Monate später sollte die Falle zuschnappen. Der Krieg brach aus und holte auch jene ein, die geglaubt hatten, dem NS-Wahn entkommen zu sein.
Dokumentation von Marie-Pierre Camus und Guillaume Vincent (F 2025, 52 Min)“
Kritik an der Dokumentation gibt es von Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, via Facebook am 31.10.2025:
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Online: Elisabeth Kisker: Handgezeichnete Karten kleinerer Räume in Westfalen

Herausbildung und Gebrauchskontext seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts bis 1650. (= Vergangenheit heute. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart Alteuropas. Bd. 3), Hagen 2025, Link

Westfalen (kölnisches Herzogtum) Siegen (Fürstentum) Grenze bei Brachthausen im Bereich von Hilchenbach bis Freudenberg um 1562 o.M. 31 x 178 Zeichnung aus: Fürstentum Siegen, Landesarchiv 12 Nr. 24 KSA Nr. 1462,1, 1562 Quelle: Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, W 051 (Karten A (Allgemein)), Nr. 7510

„Handgezeichnete Karten kleinerer Räume treten in Westfalen seit 1473 in Erscheinung. Sie sind im archivischen Schriftgut von Herrschaften, Gerichten und kirchlichen Institutionen überliefert, die dieses innovative Medium der Raumbeschreibung zunehmend für ihre Aufgaben und Zwecke nutzten.
Die Studie untersucht Entstehung und Gebrauchskontext von Karten kleinerer Räume zu westfälischen Gebieten bis ca. 1650. Als Quellengrundlage dienen Kartenzeichnungen und zugehöriges Schriftgut im Bestand der westfälischen Abteilung des Landesarchivs NRW in Münster. Ein Überblick macht zunächst mit den dort aufbewahrten Karten kleinerer Räume bis um 1650 und mit damals in Westfalen tätigen Kartographen bekannt. Der Schwerpunkt liegt aber darauf, Fertigung, Verwendungszwecke und Gebrauch dieser Karten sowie beteiligte Akteure exemplarisch an unkolorierten Federzeichnungen aus herrschaftlichen Kanzleien zu erarbeiten.“

Regional relevant ist das Kapitel 5.3: “ „Grenzrollen“ zu Grenzstreitigkeiten im Siegerland (1560er Jahre)“, S. 164 – 192

via Archivalia

Literaturhinweis: Hans-Peter de Lorent: „Goebbels‘ Schatten. Die Naumann-Verschwörung. Ein Tatsachenroman“

„80 Jahre Ende des 2. Weltkriegs. Das Ende des Hitler-Faschismus?
Alles beginnt im Führerbunker. Der Krieg ist verloren, die Strippenzieher klammern sich an das letzte Fünkchen Hoffnung. Auch mit dabei: Werner Naumann, von dem Hitler sich unmittelbar vor seinem Selbstmord verabschiedet mit den Worten: „Ich setze auf Sie, dass Sie diesen Bunker verlassen und den nationalsozialistischen Geist nach draußen tragen. Sie müssen die Leute, die uns nicht verraten haben, zusammenbringen und sollten alles dafür tun, ein Netzwerk zu knüpfen!“ Der Krieg ist für die Deutschen endgültig verloren, Naumann gelingt als einem der wenigen die Flucht. Er taucht unter, lebt in der Illegalität, geschützt von alten Kameraden. Schon bald beginnt er, seine Fühler auszustrecken und nach Verbündeten zu suchen. Er plant, wieder in die Politik einzusteigen.
Untergetaucht, verhaftet, entlassen: Werner Naumann agierte im Verborgenen. In Hans-Peter de Lorents gründlich recherchiertem Tatsachenroman Goebbels‘ Schatten. Die Naumann-Verschwörung werden die Entwicklungen nach Kriegsende beleuchtet, im Vordergrund stehen Naumanns Untertauchen und seine neuen politischen Bestrebungen.“
Quelle: Verlagswerbung

Nicht unbeteiligt an der Naumann-Verschwörung waren die beiden NRW-Landespolitiker Ernst Achenbach und Friedrich Middelhauve, beide in Siegen geboren und FDP-Mitglieder.