„Neue Heimatlandseite“ der Siegener Zeitung –

Warum es sich nicht (?) mehr lohnt, samstags diese regionalgeschichtliche Seite zu lesen.

Seit dem 12. April 2025 hat die Siegener Zeitung das Konzept der regionalgeschichtlichen Rubrik geändert. Sie schaut nun dorthin, „wo Heimatgeschichte festgehalten wird und wurde, wie nirgendwo sonst:“ in ihr eigenes Archiv.
Offensichtlich verzichtet man nun auf die oftmals gehaltvollen Beiträge engagierter Heimatforscher (wie Wilfreid Lerchstein, Erwin Isenberg, Friedrich Weber usw …..). und ersetzt diese durch den Wiederabdruck „historischer“ Artikel. Diese alten Artikel bleiben dabei ohne eine Einordnung oder gar einen Verweis auf den aktuellen Forschungsstand. So erfolgte am 3. Mai die erneute Veröffentlicheung Hans-Martin Flenders Artikels „Knochen vieler Heiliger an Bord. Unersetzliche Kunstschätze im Hainer Hüttenstollen“ vom 7. Mai 1995. Eine Literaturzusammenstellung zum Thema findet sich hier und eine Suche auf siwiarchiv hätte viele auswertbare Links erbracht.
Auch das überaus selbstbewusste Archivverständnis der Zeitung ist zu hinterfragen.
Dies ist also in mehrfacher Hinsicht bedauerlich – bei allem Verständnis für diese Entscheidung.

17 Gedanken zu „„Neue Heimatlandseite“ der Siegener Zeitung –

  1. Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass am vergangenen Wochenende ein informativer Abriss über die Siegeränder Fotografengeschichte des vorigen Betreuers der Heimatlandseite erschienen ist.

    • Auch gestern fand sich kein Artikelrecycling auf der Heimatlandseite. Vielmehr fand sich eine berechtigte „Werbung“ für die aktuelle Ausstellung des Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins:

      Ob siwiarchiv doch wirkt?

  2. Vielen Dank für Ihren engagierten Beitrag und Ihre kritischen Anmerkungen zum neuen Konzept unserer regionalgeschichtlichen Seite.

    Es liegt uns fern, mit der Rubrik „Heimatgeschichte“ den wissenschaftlichen Diskurs unter Fachhistorikern oder Archivaren ersetzen zu wollen – das ist auch nicht die Zielrichtung dieser Seite. Unsere Aufgabe als regionale Tageszeitung ist es, Geschichte für eine breite Leserschaft lebendig, zugänglich und anschlussfähig zu machen. Dabei steht im Mittelpunkt, Geschichten zu erzählen, die Menschen berühren, ihnen neue Perspektiven auf ihre Heimat eröffnen und sie neugierig auf historische Zusammenhänge machen.

    Mit dem neuen Konzept setzen wir bewusst auf den Schatz unseres eigenen Zeitungsarchivs. Diese Artikel sind Zeitdokumente, die nicht primär den Anspruch aktueller Wissenschaftlichkeit, sondern den Charme historischer Originalquellen haben – gerade das macht für viele unserer Leserinnen und Leser den Reiz aus. Die Texte bieten einen authentischen Blick auf frühere Sichtweisen, auf Themen und Sprachwelten vergangener Jahrzehnte. Dabei regen sie oft erst recht dazu an, sich vertiefend – etwa über Archive wie das Ihre – mit dem Thema zu beschäftigen.

    Dass wir dabei auf Einordnungen oder Verweise auf aktuelle Forschungsstände verzichten, ist eine bewusste Entscheidung im Sinne der Lesbarkeit und der Zielgruppe dieser Seite. Der Beitrag will Impulse geben, Interesse wecken – nicht in erster Linie umfassend dokumentieren oder akademisch bewerten.

    Das Engagement von Heimatforschern und Archiven schätzen wir weiterhin sehr und finden, es gibt daneben vielfältige Formate, in denen auch der wissenschaftlich basierte Diskurs Platz findet – gerne auch in Zusammenarbeit mit der lokalen Presse.

    • Ihre ausführliche Darlegung der Motivation für die Änderung hat mich doch ein wenig überrascht, um so dankbarer bin ich aber dafür, denn nun können sich die swiarchiv-Leser:innen ein differenziertes Bild machen!
      Ich hatte bereits auf die letzte Heimatland-Seite hingewiesen, die quasi im alten Stil daher kam. Sie rief ein interessante https://www.facebook.com/groups/619320518734048/permalink/1621540505178706/ hervor, die die Hilchenbacher Fotografen-„Szene“ näher beleuchtete und auch ich habe mich im Rahmen einer Recherche mit Melsbach auseinandergesetzt: Melsbach . Ob solche Reaktionen zukünftig noch erfolgen? Man wird sehen.

  3. Mit großem Interesse habe ich die Einträge seit dem 12.5.2025 auf siwiarchiv zum Thema „Neue Heimatlandseite der Siegener Zeitung“ verfolgt, zumal ich darin seitens des Archivars ebenfalls erwähnt wurde.
    Seit Jahrzehnten „lebte“ die SZ-Heimatlandseite vor allem von den höchst interessanten, abwechslungsreichen und aktuellen Beiträgen von heimatverbundenen und entsprechend engagierten Gastautoren. Dies war auch für mich als seit meiner Jugend treuem Leser der SZ-Heimatlandseite der Grund, mich seit 2016 selbst aktiv an deren Gestaltung zu beteiligen. Bis Ende 2020 erfolgte ja auch noch eine Zweitauswertung ausgewählter Beiträge aus der SZ-Heimatlandseite in der jährlich 160 Seiten starken Buchreihe „Unser Heimatland“, die danach leider aus wirtschaftlichen Erwägungen eingestellt wurde. Stets positive Rückmeldungen, teils auch mit sachlich fundierten kritischen Anmerkungen aus der Leserschaft, haben mich bis ins Jahr 2025 hinein regelmäßig zum „Weitermachen“ angespornt, so dass inzwischen von mir geschriebene Beiträge auf mehr als 40 SZ-Heimatlandseiten zu finden sind.
    Warum wird nun diese Tradition, Gastautoren regelmäßig Raum auf der SZ-Heimatlandseite einzuräumen, einfach über Bord geworfen, ohne sie vorher zumindest bei der SZ-Leserschaft zur Diskussion zu stellen? Ich kann nur feststellen, dass ich in meinem Umfeld noch keine einzige positive Stellungnahme zu dem von der SZ-Redaktion vor einigen Wochen vorgenommenen Kurswechsel vernommen habe. Vielmehr ist hier von „aufgewärmten alten Kamellen“ aus dem SZ-Archiv die Rede. Vermutet werden auch schnöde finanzielle Erwägungen wie die Bemühungen, einerseits die kostenpflichtige Nutzung des SZ-Archivs im Internet zu intensivieren und andererseits, sich die Honorare für die Gastautoren zu sparen.
    Ich würde mich freuen, mit meinen Anmerkungen, die ich inzwischen per Email auch an die SZ-Redaktion geschickt habe, durch den Abdruck als Leserbrief ein breiteres Feedback aus der SZ-Leserschaft zu diesem Thema anzustoßen.

  4. Ich hatte schon bei meinem Eintrag darauf verwiesen, dass die Themen bei einem reinem Wiederabdruck von Artikeln mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Wer sich der Stadtplanungsgeschichte der Stadt Siegen mit besonderem Blick auf den ruhenden Verkehr widmet und sich nur dem ältesten noch bestehenden Parkhaus widmet, der muss sich auch die Frage gefallen lassen, warum er das Parkhaus Friedrichstraße nicht wenigstens erwähnt? Denn dies findet bei einer Suche im Online-Archiv mit einem Artikel vom 4.3.1964. Handelte es sich dabei nicht sogar um das erste Parkhaus in der Bundesrepublik mit einem Autoaufzug (s WDR „Heimatabend Siegen“ (2014))?

  5. Es ist wirklich schade, was aus der früher lesenswerten Heimatlandseite geworden ist: Ein Aufwärmen alter, bereits erschienener Artikel. Das ist doch gähnend langweilig. Wie schon von anderer Seite hier angemerkt, bedeutet dieses unkritische Aufwärmen, dass Forschungsstände ignoriert werden und grundlegende Einordnungen des Themas ausbleiben. Auch Fehler werden unkommentiert übernommen und von Neuem in die Welt gesetzt. Auf der Heimatland-Seite vom 14. Juni wird ein Beitrag vom 19. Juni 2002 abgedruckt. Hier werden Ozonwerte in Gramm pro Kubikmeter angegeben. Richtig muss es heißen, wie im Beitrag vom 19. Juni 2013, dass die Werte in Mikrogramm angegeben werden. Das wird nicht der einzige Fehler bei diesem Konzept bleiben, der erneut abgedruckt wird.

    Welche Gründe werden die Redaktion zu diesem Rückschritt in der Qualität der Seite bewogen haben? Markus Vogt versucht das Konzept in seinem Beitrag zu verteidigen. Dazu sei erwidert: Niemand fordert auf der Heimatland-Seite einen wissenschaftlichen Diskurs unter Fachhistorikern. Das hat es auch vor der Umstellung des Konzepts kaum gegeben. Und woher glaubt Herr Vogt zu wissen, dass die LeserInnen unkommentierte Zeitungsmeldungen mehr schätzten als einen gut recherchierten und flüssig zu lesenden historischen Beitrag für die breite Allgemeinheit? Die Ergebnisse einer Umfrage würden mich sehr interessieren. Vielmehr ist wohl der Rotstift der Grund der Umstellung, der hier aber sicher an der falschen Stelle angesetzt worden ist. Denn wie sonst, als mit Einsparungen, ist dieser Schritt zu erklären? Oder ist der Redaktion Raimund Hellwig als letzter Redakteur, der für die Heimatland-Seite zuständig war, abhanden gekommen? Das wäre wirklich schade.

    Und in diesem Zusammenhang möchte ich auch die Kommunikation des Verlags kritisieren: 2020 ist die letzte gebundene Ausgabe des Heimatlands erschienen. Soweit ich es verfolgt habe, hat es damals keinerlei Informationen darüber gegeben, dass es 2021 keinen Folgeband mehr geben werde und das Erscheinen nach fast 100 Jahren eingestellt wurde. Wirtschaftliche Gründe dafür zu nennen kann ich nachvollziehen. Das mag sein. Aber man hätte das Ende dieser Buchreihe mit einem Rückblick auf der Heimatland-Seite ankündigen können. Einige Zeit später scheint der Redaktion die zuständige Redakteurin, Frau Dr. Müller-Zimmermann abhanden gekommen zu sein, was zu bedauern ist. Die Seite erschien wochen-, wenn nicht monatelang nicht. Der verdutzte Leser fragte sich was wohl los sei? Kein Hinweis, keine Stellungnahme. Danach übernahm dann Raimund Hellwig die Redaktion der Seite. Mehr Kommunikation und Offenheit täten gerade einer Tageszeitung gut.

    Und für die Zukunft der Seite folgender Vorschlag: Wie wäre eine wochenweise Mischung aus redaktionellen Beiträgen und dem Wiederabdruck alter, bereits erschienener Beiträge, sozusagen als Kompromiss?

      • Wenn ein paar einigermaßen namhafte regionale Historiker, die ihr Handwerk ernstnehmen, immer mal etwas auf den „Heimatland“-Seiten veröffentlichen, darf man ihnen sicherlich einen gewissen Vertrauensbonus gewähren. Wenn schreibsüchtige Autoren/Redakteure zu irgendeinem der tausend sie oberflächlich interessierenden Themen schnell mal einen Artikel zusammenschustern, mag der auf den ersten Blick auch stimmig wirken, obwohl er sich beim zweiten Blick (nämlich dem auf die historischen Quellen) als Geschichtsklitterung erweisen würde. (Ich spare mir den Hinweis auf ein eklatantes aktuelles Beispiel.) Eine Tageszeitungs-Redaktion wäre mit der Trennung von Spreu und Weizen überfordert und sollte deshalb im Interesse der „Volksbildung“ nicht vorgeben, solide Geschichtsschreibung anzubieten. Den seriösen Autoren mit wissenschaftlichem Anspruch ist zu wünschen, dass sie für die Publizierung ihrer Arbeitsergebnisse eine angemessenere Plattform als die Zeitung finden. Wie wäre es z.B. mit einem unter der Ägide von Siwiarchiv und/oder Geschichtswerkstatt stehenden Online-Journal?

  6. Sparmaßnahmen haben selten zu qualitativen Entwicklungssprüngen geführt. Die einen mögen sich die neue Magerversion der Heimatlandseite schönreden, wie es das krude Konzept verlangt, für die anderen ist das uninspirierte Abkupfern unaufbereiteter Kamellen aus dem SZ-Archiv (positiv, wenigstens hat der Verlag das Archiv noch nicht weggekürzt) ebenso dröge wie uninteressant. Der an fundierter regionaler Geschichtsschreibung interessierten Öffentlichkeit ist eine Lücke entstanden, die zu schließen Herr Kunzmann (Dank!) eine bedenkenswerte Anregung gibt. Aber es muss ja nicht gleich ein veritables Online-Journal sein. Die Geschichtswerkstatt bietet gerne ihre Homepage an als Plattform für alle „seriösen Autoren mit wissenschaftlichem Anspruch“ zur Publizierung und Diskussion ihrer Arbeitsergebnisse. Und die Autoren müssen nicht einmal Mitglieder der GW sein!

    • 1) Danke für den Kommentar! Ein erfreuliches Angebot!
      2) Das Hinterhertrauern ist ja nicht unbegründet. Ein Beispiel im Zuge der Strassenumbenennungsdebatte vor wenigen Jahren mag dies verdeutlichen. Die zunächst nicht für eine Umbenennung vorgesehene Graf-Luckner-Str. geriet durch dankenswertem Zutun der Geschichtswerkstatt in Blick der Politik. An der intensive Debatte beteiligte sich auch Herbert Bäumer (+) durch einen Artikel auf der Heimatland-Seite, der 2022 auch in der Zeitschrift des Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins abgedruckt wurde. Der Artikel untermauert die später erfolgte Umbenennung in Edith-Langer-Str.: – s. https://www.siwiarchiv.de/edith-langner-eine-kandidatin-fuer-eine-strassenbenennung-in-siegen/

      • Die in die Wochenendausgaben der SZ integrierten „Heimatland“-Seiten (als Nachfolger der früheren separaten Beilagen) erschienen, wenn ich mich nicht irre, seit 1949, was bis jetzt rechnerisch an die 4000 Ausgaben ergibt. Bei dieser Masse versteht es sich wohl von selbst, dass die Qualität insgesamt sehr heterogen ist. Nun geht es bei der Diskussion überhaupt nicht darum, die Juwelen gegen den Schrott aufzurechnen und auszuspielen, sondern um die allgemeinere Frage, ob eine primär für die Gegenwart zuständige Tageszeitung („Newspaper“) dafür prädestiniert ist, die Vergangenheit ihres Verbreitungsgebietes aufzuarbeiten. Auch der Verweis auf diesen oder jenen gelungenen Artikel ändert nichts daran, dass diese Frage nicht zwangsläufig zu Gunsten der Zeitung beantwortet werden muss – zumal, wenn alternative Optionen wie die Geschichtswerkstatt zur Verfügung stehen, die dann freilich mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden sollten.

        • Die heterogene Qualität der Heimatland Beiträge waren für mich jedenfalls kein Problem. Die Beiträge sollten lediglich redaktioniert werden. Ebenso wie die Zeitung das „Heimatland“ umstrukturieren durfte, darf eine Zeitung m. E. eine populäre Heimatgeschichtsseite betreiben. Die Frage nach Gründen ist gestellt und wie auch immer befriedigt beantwortet. Ob sich das „Heimatblättchen“ damit einen Gefallen getan hat (Erhöhung der Abozahlen, stärkere Bindung der Leserschaft, Kostenreduktion….), werden wir wohl nicht erfahren.

  7. Und am 22.6. der nächste Fehler im munteren Aufkochen der alten SZ-Beiträge: Im Beitrag zum Wittgensteiner Oberkreisdirektor Wilfried Lückert wird der SPD-Fraktionsvorsitzende des Kreistags, Hilmar Seiler genannt. Es handelte sich um den bekannten Politiker, Landtagsabgeordneten und Landrat Hilmar Selle (doppel L). Da hat die automatische Texterkennung nicht korrekt gearbeitet. Scheint auch in der redaktionellen Bearbeitung, falls es eine gibt, niemanden aufgefallen zu sein. Ein gutes Beispiel, wie aus einem ursprünglich korrekten Zeitungsartikel, der fehlerhaften OCR-Erkennung (bei insgesamt sehr guten Gesamtergebnissen) und nachlässiger redaktioneller Korrekturarbeit neue Fehler veröffentlicht werden. Schade!

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