In vier Wochen wird der Kreistag Siegen-Wittgenstein neugewählt. Ein Blick in die online vorliegenden Wahlprogramme – bis gestern lagen keine Kommunalwahlprogramme für die AfD, die UWG und die WerteUnion vor – der antretenden Parteien ergab folgendes:
1) Archivpolitik:
– FDP:
“ ….. Aus unserer Sicht bringt auf Arbeitsebene ein Zusammenschluss von Tourismus, Regionalmarketing und Kultur Vorteile und Synergien. Das Kulturhaus Lÿz soll wieder zu einem echten Kulturhaus werden, dem Bruchwerktheater ein neues Dach geben, das Archiv und die VHS integrieren. Hier soll die neue Ideenschmiede für das Lebensraummanagement des Kreises Siegen-Wittgenstein entstehen……“ [s. dazu siwiarchiv v. 16. Juni 2025]
Fehlanzeige für CDU, Die Grünen, Die Linke, Freie Wähler, SPD und Volt
2) Erinnerungspolitik:
CDU, S. 8:
“ …. Neue Stiftung für internationalen Jugendaustausch und
Gedenkstätten-Besuche
Seit Jahrzehnten organisiert insbesondere der Kreisjugendring internationale
Jugendaustausche. Schwerpunkte dieser Begegnungen sind unsere Partnerkreise, ganz besonders Emek Hefer in Israel. Internationale Freundschaften entstehen durch persönliche Begegnungen, schaffen die Grundlage für Verständnis. Diese Begegnungen sind aktive Friedensarbeit. Sie ermöglichen auf einzigartige Weise gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen jenseits von religiösen oder kulturellen Schranken.
Finanzierung langfristig sichern
Wir wollen die Finanzierung dieser Begegnung für alle interessierten jungen Leute erleichtern und von der jeweiligen Haushaltslage des Kreises entkoppeln, also langfristig finanziell unabhängig machen.
Auch sollen keine Gedenkstättenbesuche von jungen Menschen am Geld scheitern. Sie
sind ein wichtiger Beitrag dazu, die freiheitliche Demokratie zu stärken und die Gefahren des Extremismus, Intoleranz und Unmenschlichkeit zu zeigen.
Frieden, Toleranz und Demokratie stärken
Deshalb schlagen wir vor, eine eigene Stiftung zur Förderung internationaler
Jugendbegegnungen und Besuchen von Gedenkstätten zu begründen.
Wir sind sicher: neben einer ersten Einzahlung des Kreises werden Unternehmen, Banken und wohlwollende Mitbürgerinnen und Mitbürger dieses Anliegen langfristig und nachhaltig fördern.
Mit einer solchen Stiftung könnte der Kreis Siegen-Wittgenstein gerade im Jahr seines 50. Geburtstages ein starkes und nachhaltiges Zeichen setzen und ein Bekenntnis ablegen für eine Gestaltung unserer Zukunft in Freiheit und Demokratie. ….“
– Die Grünen, S. 29 – 30:
“ ….. DEMOKRATIE UND ANTIFASCHISMUS – UNSERE ANTWORT AUF HASS, HETZE UND GEWALT
Unsere Demokratie ist kein Selbstläufer – sie lebt von Menschen, die sich einmischen, Haltung zeigen und Verantwortung übernehmen. Gerade in Zeiten, in denen rechte Kräfte lauter werden und gesellschaftlicher Zusammenhalt bröckelt, braucht es einen starken Kreis, der klare Kante zeigt: für Vielfalt, für Menschenrechte, für unsere freiheit-
lich-demokratische Grundordnung.
Wir stehen an der Seite all jener, die sich tagtäglich für ein offenes, respektvolles Miteinander engagieren – ob in Schulen, Jugendzentren, Vereinen oder Initiativen. Gemeinsam wollen wir Strukturen schaffen, die Demokratie stärken, Extremismus vorbeugen und Erinnerung lebendig halten. Denn nur eine Gesellschaft, die ihre Werte schützt, kann auch eine gerechte Zukunft gestalten. Unsere Maßnahmen zur Sicherung von Demokratie und Menschenrechten
• Zivilgesellschaft stärken: Der Kreis kann demokratisches Engagement aktiv fördern
– durch finanzielle Unterstützung zivilgesellschaftlicher Projekte, durch Beratungsangebote für Initiativen gegen Rechtsextremismus und durch Vernetzung von Akteur*innen, die sich für Vielfalt und Zusammenhalt einsetzen.
• Demokratiebildung ermöglichen: Als Träger der Berufskollegs und mit seiner Verantwortung für die Jugendhilfe hat der Kreis eine wichtige Rolle in der politischen Bildung. Wir wollen Bildungsangebote zu Demokratie, Diskriminierung und Extremismusprävention ausbauen – auch in Kooperation mit Trägern der politischen Bildung und mit Schulen.
• Erinnerungskultur fördern: Der Kreis kann Projekte zur lokalen Erinnerungskultur unterstützen – etwa durch Förderung von Gedenkstättenfahrten, Ausstellungen oder Stolperstein-Initiativen. Die aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein zentraler Bestandteil demokratischer Resilienz. ….“
S. 45 – 48:
“ ….. Kultur bewahren. Vielfalt leben. Zukunft gestalten. Kulturelle Leuchtturmprojekte sind mehr als herausragende Veranstaltungen oder Institutionen – sie verbinden Menschen, stiften Identität und machen unsere Region sichtbar. Sie zeigen, wie Kultur nicht nur bewahrt, sondern aktiv gestaltet werden kann. Im Kreis Siegen-Wittgenstein wollen wir diese Leuchttürme erhalten, modernisieren und nachhaltig weiterentwickeln.
Kulturelle Leuchtturmprojekte schaffen Orte der Bildung, Teilhabe und Begegnung. Sie prägen die regionale Identität, fördern Innovation und strahlen weit über die Kreisgrenzen hinaus. Gleichzeitig sind sie wirtschaftlich relevant, etwa durch ihre touristische Anziehungskraft und die Stärkung kreativer Berufe in der Region.
Wir möchten den Kulturraum Siegen-Wittgenstein weiter stärken – durch gezielte Investitionen in bestehende Leuchtturmprojekte und neue Impulse, die kulturelle Vielfalt und Zukunftsfähigkeit verbinden.
Unsere Maßnahmen zur Weiterentwicklung kultureller Leuchtturmprojekte:
• Themenvielfalt fördern: Neue Ausstellungskonzepte sollen gesellschaftliche Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität oder regionale Identität aufgreifen.
• Museen vernetzen: Gemeinsame Projekte und Marketingaktionen sollen die Sichtbarkeit der Museen im Kreis erhöhen. ….
Geschichte erleben. Identität stärken. Zukunft entwickeln.
Historische Gebäude und Denkmäler erzählen von der Vergangenheit unserer Region – von Traditionen, Handwerkskunst und Identität. Sie sind sichtbare Spuren unserer Geschichte und prägen das kulturelle Gesicht des Kreises Siegen-Wittgenstein. Um dieses Erbe zu sichern und zugleich neue Impulse für Bildung und Tourismus zu setzen, fördern wir gezielt den Erhalt, die Nutzung und die Sichtbarkeit historischer Stätten. Historische Orte und denkmalgeschützte Bauten schaffen ein Bewusstsein für regionale Identität und Geschichte. Sie dienen als Lernorte für Schulen und Öffentlichkeit, fördern nachhaltiges Bauen durch Substanzerhalt und wirken zugleich als touristische Anziehungspunkte mit wirtschaftlicher Bedeutung.
Wir wollen das kulturelle Erbe des Kreises lebendig erhalten – als Teil unserer Identität, als Bildungsressource und als Impulsgeber für Kulturtourismus. Mit gezielten Maßnahmen schaffen wir dafür eine tragfähige Grundlage.
Unsere Maßnahmen zur Erhaltung historischer Stätten:
• Restaurierung fördern: Finanzielle Unterstützung für die Sanierung von Burgen, Gedenkstätten und anderen historischen Bauwerken.
• Eigentümer unterstützen: Förderprogramme und Beratungsangebote für private Eigentümer denkmalgeschützter Gebäude.
• Kooperationen nutzen: Zusammenarbeit mit Denkmalstiftungen und Fachinstitutionen zur Kofinanzierung von Projekten.
• Tourismus ausbauen: Entwicklung von Kultur- und Geschichtswegen sowie digitalen Tourangeboten rund um historische Stätten.
• Veranstaltungen fördern: Unterstützung für historische Märkte, Festspiele oder Museumsnächte zur Belebung der Orte.
• Vermarktung stärken: Einbindung in regionale und überregionale Tourismus- und Kulturkampagnen.
• Virtuelle Zugänge schaffen: Entwicklung von 3D-Modellen und digitalen Rundgängen für Bildungszwecke.
• Schulen einbinden: Exkursionen und Lehrformate zu lokalen Denkmälern als Teil des Unterrichts etablieren.
• Handwerk fördern: Restaurierungsprojekte schaffen Arbeitsplätze und erhalten alte Handwerksberufe.
• Planung koordinieren: Erstellung eines Denkmalpflegeplans mit Sanierungsprioritäten für den gesamten Kreis.
• Förderung transparent gestalten: Klare Kriterien für Förderprogramme, offen für öffentliche und private Projekte.
• Fachpartner*innen einbinden: Zusammenarbeit mit Denkmalschutzorganisationen und Fachbehörden für Qualität und Wirksamkeit.“
– Die Linke, S. 22:
“ …. Die Linke fordert eine sofortige und konsequente Ahndung aller antisemitisch, rassistisch, sexistisch und politisch motivierten Straftaten. Des Weiteren den Ausbau und den Erhalt von Projekten, die sich entschlossen gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit richten sowie eine jährliche Berichterstattung – die diesen Namen auch verdient – über rechtsextremistische Straftaten
und die entsprechende Szene. ….“
Fehlanzeige: FDP, Freie Wähler, SPD, Volt
Zum.Vergleich mit 2020 s. a.: https://www.siwiarchiv.de/kreistagswahl-2020-archivpolitischer-check-der-wahlprogramme/