Kleinode Siegerländer Kirchengeschichte in Siegens Osten

Die Evangelische Kirche Kaan-Marienborn ist gerade mal etwas über 50 Jahre alt. Foto: Karlfried Petri

Die 14. Siegerländer Kirchentour des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein führte in den Osten Siegens. Über 40 Interessierte fanden sich kürzlich an der Katholischen Kirche in Kaan-Marienborn ein. Hier wurden sie herzlich von Heimatgebietsleiter Dieter Tröps begrüsst. Den Siegerländer Kirchentouren gingen bereits fünf Wittgensteiner Kirchentouren voraus, so dass insgesamt in den vergangenen 19 Jahren etwa 100 Kirchen besucht werden konnten. Ins Leben gerufen haben die Kirchentouren der Wittgensteiner Ortsheimatpfleger Edgar Dietrich und der ehemalige Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen Helmut Flender, wusste Manfred Schröder.

Unter der Leitung von Schröder und Johannes Frevel begann die Kirchentour in der katholischen Kirche St. Bonifatius in Kaan-Marienborn. Pfarrer Wolfgang Winkelmann stellte das Gotteshaus vor, das vom Kapellenverein St. Josef gebaut und im April 1933 geweiht wurde. Sein heutiges Aussehen erhielt es durch einen Umbau in den Jahren 2003/2004. Es bietet 130 Personen Platz und wird gerne als Hochzeitskirche genutzt.

Wesentlich neuer ist die evangelische Kirche in Kaan-Marienborn. Hier wurde die Exkursion mit einem Orgelspiel begrüßt. „Lobet den Herren“, erklang es aus der Schuke-Orgel. Hans-Otto Klein, seit vielen Jahren in der Kirchengemeinde aktiv, wusste einiges über die Entstehung der Orgel zu berichten. Die Firma Schuke in Potsdam hat sie 1972, also zu DDR-Zeiten, gebaut.

In Dienst genommen wurde das evangelische Gotteshaus am 11. Dezember 1966. Der Grundriss des Kirchenraumes ist fünfeckig, mit hohen Wänden und einem Zeltdach. Kontrastreich sind die aus hellem Eichenholz gefertigten Bänke und weißen Wände zum dunkelgrauen Schieferboden. Eine farbig gestaltete Fenstergruppe gibt dem Raum ausreichende Helligkeit. Die Kirchenbänke sind halbkreisförmig um den Ort der Wortverkündigung angeordnet. Schlicht fügen sich Kanzel und Abendmahltisch nebeneinander ein. Diese Prinzipalstücke wurden von Bildhauer Kreuter gestaltet und waren in ihrer Anordnung zur damaligen Zeit etwas Besonderes. Ins Auge fällt die in Kreuzform gestaltete Bronzeplatte mit der kunstvoll modellierten Schrift: „Herr ist Jesus Christus“. Es ist das früheste christliche Bekenntnis.

Nach dem Krieg konnte 1946 das Gemeindehaus wiederhergestellt und als Gottesdienststätte genutzt werden. Gerne hätten die Kaan-Marienborner eine eigene Kirche gehabt. Aber die Kirchengemeinde Siegen hatte kein Geld. Erst als die Evangelische Kirchengemeinde Kaan-Marienborn am 1. Januar 1963 selbstständig wurde, konnte der Wunsch aufgegriffen und verwirklicht werden.

Als Kleinode Siegerländer Geschichte erwiesen sich die beiden Kapellenschulen in Volnsberg und Breitenbach. Auch hier konnte Hans-Otto Klein fachkundig informieren. Nur aus 18 Häusern habe der Ort Volnsberg vormals bestanden. 1850 seien 117 Einwohner gezählt worden, alle evangelisch. Katholische Einwohner sind mit den Kriegsflüchtlingen in den Ort gekommen. Wann die Kapellschule genau gebaut worden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. 1740 steht auf der Tafel an der Schule. „Es könnte aber auch 1770 gewesen sein. Es lässt sich nicht genau entziffern“, so Klein. Erwähnt ist das Gebäude jedoch für das Jahr 1792 durch einen Eintrag im Taufbuch.

Der Schulunterricht sei ab 1870 nicht mehr nur in Breitenbach abgehalten worden, sondern habe im wöchentlichen Wechsel in Breitenbach und Volnsberg stattgefunden. 1905 sei der Schulverband aufgelöst worden und die Kinder aus Breitenbach hätten nach Feuersbach zur Schule gehen müssen, ab 1940 nach Kaan. Die Kapellenschule in Breitenbach, sie erhielt 1910 einen Anbau, sei auch als Gottesdienststätte genutzt worden. Für die Erwachsenen waren die Schulbänke überaus unbequem. 1958 hat die Kirchengemeinde Siegen die Schule für 700 Mark erworben. In der Inventarliste, so Klein, seien Schulbänke, Pult, Ofen und Lampen verzeichnet. Der politischen Gemeinde wurde das Recht eingeräumt, den Schulraum für Gemeindeversammlungen und als Wahllokal zu nutzen und den Holzschrank für die Aktenaufbewahrung.

Im März dieses Jahres fand der letzte evangelische Gottesdienst in dem kleinen denkmalgeschützten Gebäude statt. Zum Gottesdienst wurde die Glocke im Dachreiter mit der Hand geläutet. Die Glocke erklang ebenfalls, wenn jemand im Ort verstorben war und bei der Beerdigung. Was mit dem Haus geschieht ist noch offen.

Die Kapellenschule in Breitenbach sei, so Hans-Otto Klein, 1770 gebaut worden. Auch diese Jahreszahl sei mit einem Fragezeichen versehen. Die Schulaufsicht habe damals bei den Kirchen gelegen. Der Superintendent sei zu Visitationen in die Schule gekommen. Die Kirchengemeinde Netphen habe 1956 die Schule für 520 Mark erworben. Auch in dieser Schule habe sich die politische Gemeinde das Recht einräumen lassen, den Schulraum für Sitzungen der Gemeindevertreter zu nutzen. Ab 1. Januar 1968 gehöre Breitenbach und damit auch die Kapellenschule zur Kirchengemeinde Kaan-Marienborn. Gottesdienst findet hier noch alle vier Wochen statt.

Nach der Betriebsbesichtigung der Orgelbauwerkstätte Mebold in Breitenbach stand in Wilnsdorf ein Mittagessen auf dem Programm. Anschließend führte die Exkursion zur mit vielen Preisen ausgezeichneten Autobahnkirche Siegerland. Die überaus informative Kirchentour fand ihren Abschluss an der Wallfahrtsstätte Eremitage, wo die Gnadenkapelle mit Grabstätte von Erbprinz Franz-Joseph und die ehemalige Klosterkapelle besichtigt wurden.
Quelle: Karlfried Petri, Kirchenkreis Siegen, 14.5.2018

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