Gymnasium Stift Keppel (Hilchenbach): Von Zweitzeugen zur Zeitzeugin

Eindrucksvoller Zeitzeugenbericht bewegt Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Stift Keppel an Gedenktag für den Holocaust

Gymnasium Stift Keppel Zeitzeugenbericht – Eva Erben stellte sich im Anschluss an ihren Zeitzeugenbericht noch einem Interview.


In Kooperation mit dem Aktiven Museum Südwestfalen fand im vergangenen Herbst ein Studientag statt, an dem sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 des Gymnasiums Stift Keppel mit den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus aus Siegen und Umgebung auseinandersetzten. Unter Zuhilfenahme digitaler Medien hatten sie Tondokumente erarbeitet, die über den Lebensweg der ausgewählten Personen berichten. Für die, die sich nicht mehr zu Wort melden können, haben die Stiftsschülerinnen und – schüler somit die Rolle von „Zweitzeugen“ übernommen.

Vor diesem Hintergrund war es ein besonderer Glücksfall, dass sich am vergangenen Dienstag auch die Möglichkeit ergab, die Geschichte einer noch lebenden Zeitzeugin, Eva Erben, zu verfolgen. Auf Einladung des Kreisjugendrings Siegen-Wittgenstein nahmen die Stiftsschülerinnen und -schüler – neben der Jahrgangsstufe Q1 auch alle neunten Klassen – an der Veranstaltung „Zikaron BaSalon – Gedenken im Wohnzimmer“ teil. Zunächst berichtete Eva Erben ausführlich über ihre Erlebnisse während der Nazi-Herrschaft: Die heute 92-Jährige wurde im böhmischen Děčin (dt.: Tetschen) geboren und verlebte eine recht unbeschwerte Kindheit. Bald aber wurden auch für sie Veränderungen spürbar: Sie erinnert sich daran, dass sie den örtlichen Spielplatz nicht mehr betreten durfte, nur weil sie Jüdin war. 1941 dann musste sie mit ihren Eltern nach Theresienstadt ziehen, wo sich allerdings schon bald ihre Wege trennten. Während der Vater beim Bau eines neuen Ghettos helfen musste, wurden Eva und ihre Mutter ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verbracht. Sie überstanden die Selektion und überlebten im Lager, bis dass sich die Nazis zu ihren grausamen Todesmärschen entschieden. Auf einem dieser Märsche starb die Mutter an Erschöpfung. Für Eva ergab sich die Gelegenheit, sich abzusetzen und sich in einer Scheune zu verstecken. Dort wurde sie von Bauern entdeckt, die sich ihrer annahmen und ihr Überleben sicherten.

Es war ein eindrucksvoller Bericht, der tief bewegte. Als sich Eva Erben im Anschluss an ihren Zeitzeugenbericht noch einem Interview stellte, nutzten zahlreiche Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Nachfragen zu stellen – auch im Wissen darum, dass Informationen aus erster Hand irgendwann nicht mehr eingeholt werden können und es an ihnen liegt, das Gedenken an die Shoah als Zweitzeugen zu bewahren.
Quelle: Stadt Hilchenbach, Aktuelles, 7.2.23,

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