„Mit Sonde und Bohrer: Archäologie auf den Spuren früher Eisenleute“

Montanarchäologische Erkundungen der Universität Mainz und des Bergbaumuseums Sassenroth als Sonderausstellung

Im Bild stehend v.l.: Museumsleiter Achim Heinz, Architekt Carsten Trojan, Prof.Dr. Kuhnen, Landrat Dr. Peter Enders, Sponsor Bernd Mudersbach, VG Bürgermeister WolfgangSchneider, Herdorfs 1. Beigeordneter Uwe Geisinger, sowie Michael Franz und Michaela Hoffmann, zwei der beteiligten Studierenden

Landrat Dr. Peter Enders stellte jetzt im Bergbaumuseum des Kreises eine Sonderausstellung der Presse vor, die in ihrer Art eine Premiere darstellt. Sie präsentiert erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das das Institut für Altertumswissenschaften der Universität Mainz zusammen mit dem Bergbaumuseum in den Jahren 2016/2017 unternahm, um auf den (damals noch) bewaldeten Höhenrücken zwischen Herdorf und Daaden Stätten früher Eisengewinnung zu erkunden. Mit einem bodenkundlichen Hohlbohrer und einer geophysikalischen Messsonde lokalisierte das Team bei seinen Begehungen insgesamt 57 montanarchäologische Fundstellen aus der Keltenzeit (5. – 1. Jh. v. Chr.) und dem hohen Mittelalter (12.-13. Jh.), von denen bis dato nur drei der archäologischen Denkmalpflege bekannt waren.

Lange Vorgeschichte
Lange bevor die Wissenschaftler in Herdorf und Daaden mit ihrer Arbeit begannen, hatten bereits die Herdorfer Brüder Otto und Heribert Kipping in den 50er-70er Jahren mit mühsamen Grabungen die alten Verhüttungsplätze entdeckt und Relikte geborgen. Doch öffentliche Wertschätzung erfuhren sie leider kaum und mit den Jahren verschwand auch die Erinnerung an ihre Arbeit. Bis um 2010 der Herdorfer Architekt Carsten Trojan im Bergbaumuseum eine alte Karte von 1954 entdeckte, in der Otto Kipping Fundstellen im Herdorfer Raum eingezeichnet hatte. Trojans Recherchen hierzu trugen schon bald Früchte. Im Depot des Landschaftsmuseums in Hachenburg sowie in Privatbesitz entdeckte er zahlreiche Fundstücke. Nachdem Prof. Dr. Kuhnen vom Institut für Altertumswissenschaften an der Universität Mainz die wissenschaftliche Bedeutung der Scherben und Schlacken bestätigte, erfolgte schon 2012 eine erste gemeinsame Ausstellung im Bergbaumuseum.

Ausstellungsplanung im Corona-Lockdown
Eine Gruppe Studierende der Archäologie an der Universität Mainz plante dann zwei Semester lang in Online-Sitzungen mit ihrem Dozenten Prof.Kuhnen, Museumsleiter Achim Heinz und Carsten Trojan eine Darstellung der Grabungsergebnisse von 2016/17 als Sonderausstellung im Bergbaumuseum Sassenroth. Das Ergebnis der beiden Online-Praxissemester ist nun dort zu sehen: die Sonderausstellung „Mit Sonde und Bohrer: Archäologie auf den Spuren früher Eisenleute“.
Anhand vieler Exponate führt die Ausstellung ein in die Technologie der ältesten Eisenverhüttung des Siegerlandes. Zusätzlich zeigt sie Originalteile und das Modell eines frühen Schmelzofens (sog. Rennfeuer) und andere archäologische Funde von den Verhüttungsplätzen, darunter kostbare eiserne Luppen, in denen sich das im Rennfeuer gewonnene Eisen verdichtete, bevor es zu Werkzeugen und Geräten ausgeschmiedet wurde. „Mit dem Erkundungs- und Ausstellungsprojekt verfolgen wir einen doppelten Zweck: einerseits sollen unsere Studierenden praktische Erfahrung in der archäologischen Geländearbeit speziell an montanarchäologischen Fundstellen gewinnen, andererseits wollen wir dem Publikum vermitteln, wie reich die Umgebung von Herdorf und Daaden an Zeugnissen frühester Eisengewinnung ist, was zu behutsamem Vorgehen bei Flächenrodungen und anderen Bodeneingriffen in den Wäldern führen sollte“, fasst der Archäologe Prof. Dr. Hans-Peter Kuhnen von der Universität Mainz den Ertrag der Forschungen zusammen.

Sponsoren aus der Region
Ermöglicht wurde das Projekt durch finanzielle Zuwendungen von Herdorfer Firmen und Privatpersonen, besonders Fa. Bernd Mudersbach, Friedewald, Fa. Thomas Magnete, Herdorf, Dr. med. Walter Nickol, Daaden sowie durch den Förderverein zur Erhaltung und Pflege der Bergbau- und Hüttentradition im Kreis Altenkirchen e.V.. Museumsleiter Achim Heinz: „Es freut uns, dass unser archäologisches Erbe nicht nur vor Ort, sondern auch in der Landeshauptstadt wahrgenommen und geschätzt wird.“

Öffnungszeiten: Täglich außer montags 10:00–12:00 und 14:00–17:00 Uhr
Die Ausstellung ist bis 18.04.2022 zu sehen
Wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie wird empfohlen, auf www.bergbaumuseumkreisak.de die aktuellen Einlassbedingungen und Öffnungszeiten einzusehen.

Quelle: Kreis Altenkirchen, Aktuelles, 10.11.21

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert