Hörtipp: Hörspiel zur Verfolgung von Sinti-Nachfahren in einer kleinen westfälischen Gemeinde


Keine Namen, niemand. Doku-Hörspiel von Annette Kufner

Die Geschichte einer kleinen westfälischen Gemeinde – einer ländlichen Idylle mit nur wenigen tausend Einwohnern. Am 9. März 1943 werden 139 von ihnen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach dem Krieg will keiner im Ort etwas damit zu tun gehabt haben. Aber auch die Nachfahren der Ermordeten scheuen die Erinnerung an das, was ihnen, ihren Familien und Nachbarn angetan wurde. Ein Hörspiel über Defizite in der Erinnerungskultur, mit Original-Dokumenten nach einer wahren Begebenheit.

Ursendung: 10. März um 18.30 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur oder schon am 9. März in der Dlf-Audiothek.

Regie: Franziska Stuhr
Mit: Tilman Strauß, Inga Busch, Ulrich Noethen, Sabine Falkenberg, Jasmin Borinsky, Birte Schnöink, Rajko Geith, Marc Benjamin Puch, Constanze Becker, Holger Bülow, Veronika Bachfischer
Komposition: Ben Roessler
Besetzung: Kathi Bonjour
Ton und Technik: Alexander Brennecke und Gunda Herke
Dramaturgie Text: Benedict Reinhold
Dramaturgie Hörspiel: Barbara Gerland
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2024
Länge: 82’59

Gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW und die Akademie der Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR.

Weitere Infos auf https://www.hoerspielundfeature.de/keine-namen-niemand-100.html

2 Gedanken zu „Hörtipp: Hörspiel zur Verfolgung von Sinti-Nachfahren in einer kleinen westfälischen Gemeinde

  1. Am 9. März erschien in der Westfalenpost im Wittgensteiner Regionalteil der Kommentar „Nicht schon wieder! von Lars Peter Dickel über mögliche Lehren aus dieser Geschichte:
    „Nicht schon wieder! Ich kann die Menschen sehen und hören, die bei der Erinnerung an die Verbrechen der Nazizeit abwinken und es einfach nicht mehr hören wollen. Die Argumente sind immer die gleichen. Ich habe damit nichts zu tun. Das ist doch lange her. Lasst die Vergangenheit ruhen!
    Wa rum ich die Vergangenheit nicht ruhe lasse, ist ein Beispiel, das sich in Berleburg, meiner Heimatstadt, direkt vor unserer Haustür abgespielt hat. Und ich lasse die Vergangenheit nicht ruhen, weil man sehr viel aus ihr lernen kann. Zum Beispiel, warum wir großes Glück haben, seit fast 80 Jahren in Frieden zu leben, seit 75 Jahren ein Grundgesetz zu haben, das die Würde jedes Menschen zum obersten Gebot macht und weil wir in Freiheit und Demokratie leben.
    Was wir ebenfalls aus der Geschichte lernen können, ist wie eine grausame, menschenverachtetende Diktatur eine Demkratie aushöhlt, abschafft und die Menschheit in Kriege stürzt. Das hat vor 91 Jahren mit dem Naziregime begonnen.
    Und wenn wir heute von einer Konferenz in Potsdam am Wannssee hören, bei der Rechtsextreme Pläne für die Ausgrenzung von Andersdenkenden, anders Aussehenden und Andersgläubigen schmieden, dann lohnt sich ebenfalls ein Blick in die Geschichte. Nicht nur zur eigentlichen Wannseekonferenz von 1942, bei der die „Endlösung der Judenfrage“ geplant wurde, sondern zur Wittgensteiner „Selektionsbesprechung“ 1943 im Landratsamtsgebäude in Berleburg und sogar bis zu den Jahren ab 1933. Direkt nach der Machtübernahme der NAzis schmiedeten Wittgensteiner Politiker einen Plan zur „Endlösung der Z-Frage“. Wittgensteiner planten, wie man integrierte Deutsche ausgrenzt, entrechtet, ihnen nicht nur die Arbeit und Lebensgrundlage nimmt, sondern sie sterilisert, deportiert und umbringen lässt.
    Mit Blick auf den aktuellen Rechtsruck in Deutschland und dem Wissen darum, was daraus erwachsen kann, sage ich dann: Nicht schon wieder!“
    In seinem Artikelt „Berleburg, Keimzelle des Völkermords. Im Provinzstädtchen wird die „Emdlösung der Z-Frage“ gesucht – lange vor Krieg, Wannseekonferenz und Auschwitz“ nennt Dickel exemplarisch drei Täter: Dr. Theodor Günther, Dr. Robert Krämer und Otto Marloh.
    Daneben nennt das regionale Personenlexikon für die Zeit des NAtionalsozialismus noch folgende Teilnehmer an der Berleburger Selektionskonferenz (1943):
    Hermann Fischer, Robert Goedecke, Ernst Graf, Josef Iking, Friedrich Peußner, Emma Rittershaus, Norbert Roters, Karl Heinrich Schneider.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert