Ausstellung: Thomas Kellner Kapellenschulen

Auf den Spuren der nassauischen Grafen Wilhelm I. und Johann VI.

– 10. Februar 2023, art Galerie Siegen

Die 1821 errichtete Kapellenschule von Buchen im Sohlbachtal. Undatierte Aufnahme, vor 1920 (Stadtarchiv Siegen, Bestand Fotodokumentation)


In 49 Bildern thematisiert der Künstler Thomas Kellner zwischen Kunst und Dokumentation schwankend einen Teil unserer regionalen Geschichte. Die Kapellenschulen bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Kirche und Staat ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg (* 10. April 1487 in Dillenburg; †6. Oktober 1559 ebenda) offen.

Nachdem sich Kellner bereits in seiner Werkserie Genius Loci mit der Siegener Industriekultur in Form von industrieller Architektur gewidmet und sich mit den Fachwerkhäusern des Siegener Industriegebietes auf die Spuren von Bernd und Hilla Becher beschäftigt hat, ergänzen die Kapellenschulen seine künstlerische Verarbeitung der regionalen Architekturlandschaft. Umgesetzt wurden die Kapellenschulen im für Kellner typischen kubistisch-dekonstruierten Stil, der von Prof. Dr. Irina Chmyreva als ‚Visuell analytische Synthese‘, oder von Prof. Dr. Rolf Sachsse als ‚Moderner Manierismus ‘ bezeichnet wurde und das Motiv optisch in Bewegung versetzt.

Kapellenschulen sind Bauten, in denen sowohl Gottesdienst als auch schulischer Unterricht abgehalten wurde und die daher die enge Verbindung zwischen Kirche und Staat widerspiegeln. Initiator war Graf Wilhelm von Nassau-Dillenburg, der 1532 die Pfarrer anwies an Feiertagsnachmittagen die sieben- bis vierzehnjährigen Kinder an einem zentralen Ort zu unterrichten. Dieses Konzept wurde ausgeweitet, sodass letztendlich in nahezu jedem Dorf eine Kapellenschule errichtet wurde. Schule und Gottesdienstraum wurden folglich in einem Gebäude vereint, die Räume konnten darüber hinaus aber auch für weitere Zwecke genutzt werden. Damit war die Kapellenschule ein multifunktionales Gebäude, das bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert genutzt wurde. Typisch ist ihr Aussehen, ein Fachwerkgebäude, häufig verschiefert und oftmals mit einem kleinen Türmchen für die Glocke versehen.

Unterstützt wurde das Projekt während der Recherche und Umsetzung durch Stipendien des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst. Die finale Umsetzung der analogen Bilder über Scans und Abzüge bis zur Ausstellung mit Katalog wäre ohne die Zuwendungen des Kreis Siegen-Wittgenstein, der BGH Edelstahlwerke GmbH und der VETTER Industrie GmbH, EJOT, der Gemeinde Neunkirchen und von Dr. Hubertus Koch nicht möglich gewesen.

Zur Ausstellung wird ein zweisprachiger Katalog mit 208 Seiten im Verlag Seltmann publishers, Berlin mit Textbeiträgen von Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M. Sc., Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk, erscheinen. Er kann sowohl beim Verlag als auch bei Thomas Kellner bestellt werden.
Quelle: Art Galerie Siegen, Einladung

s. a.
1) https://www.siwiarchiv.de/literaturliste-zu-kapellenschulen-im-kreis-siegen-wittgenstein/
2) https://www.siwiarchiv.de/r-gaemlich-kapellenschulen-in-hilchenbach/

2 Gedanken zu „Ausstellung: Thomas Kellner Kapellenschulen

  1. „Finissage“ – die Ausstellung ist nur noch heute und morgen zu sehen:

    Für die, die es nicht schaffen oder geschafft haben: „Tatsächlich tourt die Ausstellung schon in diesem Jahr weiter in den Kunstraum Grevy nach Köln. Dort eröffnet die Scholl-Stiftung die Ausstellung am 10. November.“

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