Zum Stand des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen

Mündlicher Bericht zum Stand des „Hauses der Geschichte“ durch Herrn Dr. Guido Hitze, Leiter der Planungsgruppe „Geschichte, Politik und Demokratie NRW“ im Landtag NRW vor dem Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 18.9.2019:

“ …. Herr Dr. Hitze berichtet anhand eines Imagefilms sowie einer Power Point Präsentation über die Stationen auf dem Weg zum Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen.

Aktuell geplant sei die Überführung der Arbeit zum Haus der Geschichte in eine Stiftung, in welcher die Landschaftsverbände ebenfalls mit Stimmrecht beteiligt seien. Der Entwurf einer Stiftungssatzung wurde in der Kuratoriumssitzung am 17.09.2019 vorgestellt. Die bisherigen Planungen seien von Anfang an in einem transparenten Verfahren mit kooperativem Vorgehen unter Beteiligung der Landschaftsverbände und der kommunalen Ebene erfolgt. Das Haus der Geschichte sei eine Ergänzung zu anderen Museen und Projekten der Landschaftsverbände, wobei der Schwerpunkt des geplanten Museums auf der politischen Geschichte NRWs liege.

Die Präsentation ist als Anlage zur Niederschrift beigefügt.

Auf die Fragen von Herrn Dr. Lehmann und Herrn Abruszat zur Finanzierung legt Herr Dr. Hitze dar, dass die Stiftung des öffentlichen Rechts über den Etat des Landtags eine Zuwendung erhält, welche den Stiftungszwecken zugeführt wird. Aktuell seien im Haushalt 2019 1,3 Millionen Euro und im Haushalt 2020 2,0 Millionen Euro für das „Haus der Geschichte“ sowie weitere Mittel für eine Jubiläumsausstellung veranschlagt. Eine Kompensation im Kulturhaushalt sei nicht vorgesehen.

Auf Nachfrage von Herrn Burnicki erläutert Herr Dr. Hitze, dass es sich im Gesamten um ein Mehrebenenprojekt handeln solle, in dem die Beteiligung u.a. der Landschaftsverbände nicht an Geld gekoppelt sei. Vordergründig seien hier andere Motive wie die fachliche Expertise. Eine Vertretung der Landschaftsverbände im Kuratorium sei grundsätzlich vorgesehen, um ihnen damit eine aktive Beteiligung zu ermöglichen. Weitere Details wie etwa die Anzahl der Sitze und Stimmen, seien im weiteren Prozess noch festzulegen.

Herr Dittmar merkt an, dass die museale Kompetenz bei den Landschaftsverbänden liege. Er stimmt einer Unterstützung des Projektes „Haus der Geschichte“ grundsätzlich zu, betont aber auch, dass eine klare Abgrenzung zu den Einrichtungen der Landschaftsverbände nötig sei.

Herr Dr. Hitze erwidert, dass das Haus der Geschichte kein Ersatz für die Museen der Landschaftsverbände darstelle. Besonders die regionalen Aspekte sollen im „Haus der Geschichte“ nicht zum Gegenstand werden, sondern im Fokus stehe eine Zusammenführung der Geschichte NRWs, insbesondere der politischen Geschichte. Des Weiteren bestätigt er, dass das Projekt nur mit der Expertise der Landschaftsverbände bewerkstelligt werden könne.

Frau Dr. Rüschoff-Parzinger stellt in Aussicht, dass der LWL den Aufbau des „Hauses der Geschichte“ unterstütze und weist im gleichen Zuge auf die zu erwartende Konkurrenzsituation hin. Zum einen seien Überschneidungen bei den inhaltlichen Themen zu erwarten und zum anderen würden die Einrichtungen der Landschaftsverbände mit dem „Haus der Geschichte“ um Stiftungsmittel konkurrieren. Sie appelliert, dass eine Lösung gefunden werden müsse, um die Regionen im ländlichen Raum weiterhin zu stärken. Zudem sei auch eine Doppelstruktur bei den Forschungsinstituten zu vermeiden. Wichtig sei ein enger Austausch und ein Miteinander.

Herr Dr. Hitze erwidert, dass es vielleicht in Randbereichen zu Überschneidungen kommen könne. Im Bereich der Forschung habe er bereits mit Herrn Prof. Dr. Thießen erörtert, wo mögliche Überschneidungen liegen könnten. Mit dem neuen Forschungsinstitut sei auch hier eine Kooperation denkbar und damit neue Anregungen möglich.

Auf die Frage von Frau Hegerfeld-Rickert, wie das Mitspracherecht konkret aussehe, berichtet Herr Dr. Hitze, dass es einen ersten Gesetzesentwurf gebe, dessen Einbringung im Landtag für Oktober 2019 vorgesehen sei. Zu den genauen Zahlenverhältnissen seien noch keine konkreten Aussagen möglich. Die Sitzverteilung solle jedoch grundsätzlich paritätisch erfolgen.

Herr Dr. Hitze verabschiedet sich und teilt mit, dass er auch für weitere telefonische Nachfragen offen sei. …“
Quelle: Auszug aus der Sitzungsniederschrift zum TOP 4

s. dazu a. Kulturausschusssitzung des Landschaftsverbandes Rheinland v. 11-4-2019:

“ …. Herr Dr. Hitze und Herr Prof. Dr. Goch, Planungsgruppe „Geschichte, Politik und
Demokratie Nordrhein-Westfalens“, zeigen einen Trailer zum geplanten „Haus der
Geschichte NRW“. Herr Dr. Hitze erläutert die Entstehungsgeschichte der Idee zu einem Haus der Geschichte NRW sowie die bisherigen Arbeitsschritte der Planungsgruppe. Als zukünftiger Standort sei das sogenannte „Mannesmann-Haus“ in Düsseldorf festgelegt worden. Als Rechtsform werde zurzeit eine öffentlich-rechtliche Landesstiftung nach dem Vorbild der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn favorisiert, hier sei jedoch noch keine abschließende Entscheidung getroffen worden. Er betont, dass das geplante Haus der Geschichte NRW sich als Partner der etablierten Museumslandschaft verstünde und weder finanziell noch inhaltlich in Konkurrenz zu bestehenden Museen treten wolle. Stattdessen sei man bestrebt, vielfältige Kooperationen zu entwickeln. Inhaltlich werde ein Schwerpunkt auf die Zeit ab dem Jahr 1946, aber auch zurück bis zum Jahr 1815, sowie die politische Geschichte der Demokratie in Nordrhein-Westfalen gelegt, aber auch stark die Lebenswirklichkeit der Menschen in den Fokus genommen.
Herr Prof. Dr. Goch erläutert die geplanten Phasen auf dem Weg zur Gründung des Museums. Zur Stärkung der Partizipation sei zunächst eine Wanderausstellung angedacht, welche in allen Kreisen und kreisfreien Städten gezeigt werden solle. Zudem werde zum 75. Jubiläum des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 eine Jubiläumsausstellung eröffnet, welche sich mit der Landesgründung sowie zentralen Ereignissen der Landesgeschichte befasse. Diese solle bereits im neuen
Gebäude präsentiert werden.
Herr Prof. Dr. Rolle dankt für den Vortrag und erkundigt sich, ob auch die Präsentation
fremder Wechselausstellungen, beispielsweise der Landschaftsverbände, im Haus der
Geschichte NRW vorgesehen sei. Herr Dr. Hitze bestätigt, dass dies grundsätzlich sehr
begrüßenswert sei, auch wenn der Schwerpunkt des Hauses nicht auf Wechselausstellungen liege.
Herr Runkler dankt ebenfalls für die Informationen und erfragt die Rolle der Landschaftsverbände bei der institutionellen Ausgestaltung des neuen Museums. Herr Dr. Hitze führt aus, dass die Planungsgruppe eine Anbindung der Landschaftsverbände beispielsweise über ein Kuratorium vorschlage, dies aber auf politischer Ebene nachverfolgt und entschieden werden müsse. Herr Prof. Dr. Goch bekräftigt dies. Herr Gormanns erkundigt sich nach der Einbindung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. Herr Dr. Hitze bestätigt, dass reger Austausch bestünde und erläutert die Kooperation. Herr Solf lobt, dass die Planung zum Haus der Geschichte NRW regierungsfern durchgeführt werde. Er kritisiert die Konzentration des Trailer-Films auf parteipolitische Größen und regt an, deutlichere Schwerpunkte auf die
regionale Geschichte zu legen. Herr Dr. Hitze bekräftigt, dass die Geschichte des Landes in vielfältigen Facetten dargestellt werden solle. Der Trailer-Film werde sich mit
zunehmender Materialsammlung, so zum Beispiel Zeitzeugenberichte aus dem BereichSport, Kunst, Wirtschaft etc., weiterentwickeln.
Herr Prof. Dr. Wilhelm erinnert an den gesetzlichen Auftrag der Landschaftsverbände
zur landschaftlichen Kulturpflege. Auch aus der historischen Rolle der Landschaftsverbände als Nachfolger der Provinzialverbände sowie der daraus folgenden Verantwortung ergebe sich eine Notwendigkeit zur konstruktiven Zusammenarbeit sowie der institutionellen Anbindung auf Augenhöhe.
Herr Dr. Hitze stimmt dem grundsätzlich zu, gibt aber zu bedenken, dass dies nicht durch die Planungsgruppe festgelegt werde, sondern einer politischen Entscheidung bedürfe. Herr Prof. Dr. Rolle schlägt vor, das Projekt Haus der Geschichte NRW von Beginn an und, auch durch eine entsprechende Namensgebung betont, in Kooperation mit den Landschaftsverbänden durchzuführen.
Frau Lubek informiert abschließend über einen gemeinsamen Termin beim
Landtagspräsidenten, in dessen Rahmen die angesprochenen Fragestellungen bereits
konstruktiv erörtert worden seien. Sie hält fest, dass die Landschaftsverbände durch ihr
kommunalpolitisches Engagement und Zusammenwirken bewusst eine gemeinsame
Identität des Landes Nordrhein-Westfalen, über regionale Grenzen hinweg, gestalten und  fördern würden. Eine institutionelle Einbindung der Landschaftsverbände in das Projekt zum Haus der Geschichte NRW werde vorausgesetzt. Dies sei auch durch die vielfältige Diskussion in diesem Gremium bekräftigt worden.  …..“

Quelle: Niederschrift zum TOP 4 Haus der Geschichte, S. 5-6

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