Stolpersteinverlegung für Otto Bäcker

stolpersteinbaeckerAm 25. Januar 2016 um 13:00 Uhr, wurden in der Sandstr. 20 in Siegen bei Möbelhaus Wonnemann ein Stolperstein für Otto Bäcker (Siegener Gewerkschafter und Opfer des NS-Terrors), der im Zuge der Bauarbeiten für „Siegen zu neuen Ufern“ entfernt wurde, wieder eingesetzt und im Rahmen dieser Aktion wurde ein weiterer Stolperstein, der an das „Haus der Arbeit“ erinnert, verlegt.

Artikel zum Otto Bäcker im Aktiven Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus im Kreis Siegen-Wittgenstein
Zum „Haus der Arbeit“ und zur Zerschlagung der Gewerbschaften in Siegen s.: Dieter-Pfau_2._Mai_1933 (PDF).

Quelle: DGB Südwestfalen, 26.1.2016

9 Gedanken zu „Stolpersteinverlegung für Otto Bäcker

  1. Vielen Dank für den Beitrag zu Otto Bäcker und die online Veröffentlichung
    der Broschüre zum 2. Mai 1933 im Siegerland.
    An besagtem Tag war ein weiterer Gewerkschafter und Sozialdemokrat
    im Gewerkschaftshaus anwesend Ernst Bruch. Auch er wurde schwer geschlagen und verstarb infolge dieser Misshandlungen 1942.
    Bisher gab es in der regionalen Literatur und Erinnerung keinen Hinweis auf ihn.

    Ernst Bruch

    Ernst Paul Bruch wurde im Jahre 1891 in Weidenau als Sohn des Schankwirts
    Wilhelm Bruch und der Emilie geborene Klein geboren.
    Er heiratete im Jahre 1913 Anna Katharina Margarethe Jung aus Siegen,
    das Ehepaar wohnte im Kirchweg 30.
    Während des 1. Weltkriegs war Ernst Bruch Soldat in einem Infanterieregiment.
    Nach dem Tode seiner Ehefrau heiratete Ernst Bruch 1923 die Schneiderin Bertha Hoffmann aus Banfe. Diese Ehe wurde geschieden.
    Seine dritte Ehe ging er 1929 mit Auguste Martha Maria Knauf ein.
    In den zwanziger Jahren trat Ernst Bruch in die SPD ein und wurde Mitglied einer der Freien Gewerkschaften die im ADGB organisiert waren.
    Als Sozialdemokrat und Gewerkschafter war sein Eintritt in das von Sozialdemokraten dominierte, in Reaktion auf rechtsextreme Putschversuche entstandene Reichsbanner Schwarz–Rot–Gold ein Zeichen seiner politischen Überzeugung.
    Wir dürfen davon ausgehen, dass Ernst Bruch nach seiner Partei- und Organisationszugehörigkeit ein Gegner des Nationalsozialismus war.
    In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Beginn der 30er Jahre wurde der Heizungsmonteur Ernst Bruch Hausmeister im Gewerkschaftshaus der sozialdemokratisch orientierten ADGB–Gewerkschaften in der Siegener Sandstraße. Hier hatte er mit seiner Familie eine kleine Dienstwohnung.
    Als die Nazis am 2. Mai 1933 die Gewerkschaftshäuser in Deutschland stürmten und damit die Gewerkschaften endgültig zerschlugen, wurde auch das Haus in der Siegener Sandstraße verwüstet. Die anwesenden Gewerkschaftsmitglieder, darunter auch Ernst Bruch, wurden durch das SA-Kommando Odendahl schwer misshandelt.
    Im Gerichtsverfahren gegen das „Rollkommando Odendahl“ wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 1948 schilderten die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Zeugen den Hergang der Ereignisse.
    Zeuge Peter Müller: „Auch der Hausmeister Bruch, der inzwischen verstorben ist, wurde an diesem Tage von der SA schwer misshandelt. Er war seit dieser
    Zeit bis zu seinem Tode kränklich.“
    Das Gericht stellte fest: „Der Hausmeister Bruch wurde so geschlagen, dass sein Körper blutige und blutunterlaufene Stellen aufwies. Er klagte auch über Nierenbeschwerden…“
    Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gewerkschaftshaus. Es fanden dort weitere Misshandlungen von politischen Gegnern statt.
    Ernst Bruch verlor seinen Arbeitsplatz und damit die Existenzgrundlage für sich und seine Familie.
    Als Gegner des Nationalsozialismus fand er erst 1937 wieder Arbeit bei der Heeresstandortlohnstelle, er wurde dort als Heizer beschäftigt.
    Doch Aufgrund der schweren Misshandlungen erkrankte er dauerhaft und erleidet einige Jahre später einen Schlaganfall.
    Ernst Bruch verstarb am 4.2.1942 an den Folgen der Misshandlungen vom
    2. Mai 1933 im Alter von 50 Jahren.

    Torsten Thomas
    VVN-BdA Siegerland – Wittgenstein

  2. Bei den Angaben zur Familie Bruch habe ich die Unterlagen der Standesämter Siegen und Weidenau im Stadtarchiv Siegen genutzt.
    Alle anderen Angaben enstammen der Entschädigungsakte
    LAV NRW Abteilung Westfalen, Regierung Arnsberg, Wiedergutmachung
    Nr. 26878 Ernst Bruch,

  3. Die biografische Datenbank zu Gewerkschafts­funktionären in Konzentrationslagern 1933-1945 der Friedrich-Ebert-Stiftung enthält folgende Hinweise zu Otto Bäcker:
    Name, Vorname:

    Bäcker, Otto
    Geburtsdatum: 27.11.1887, Geburtsort: Siegen
    Sterbedatum: 03.1945
    Sterbeort: Konzentrationslager Dachau / Überlingen
    Partei vor 1933: SPD
    Funktionen vor 1933: Gewerkschaftsfunktionär Deutscher Eisenbahnerverband Siegen ab 1920; Geschäftsführer Deutscher Eisenbahnerverband / Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands Siegen 1923-1933; Stadtverordneter Siegen 1929-1933
    Konzentrationslager: Buchenwald 1944; Dachau / Überlingen 1945
    Quelle:
    Verein Arbeiterpresse (Hrsg.): Handbuch des Vereins Arbeiterpresse, Berlin 1927, S. 552
    Enderle, August: Die Einheitsgewerkschaften, Bd. 1, Düsseldorf 1959, S. 155
    DGB-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Ehrentafel für während des Dritten Reichs ermordete Gewerkschaftsmitglieder, o.O. o. J., S. 6 (Archivalie)
    DGB-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Erschlagen, hingerichtet, in den Tod getrieben, Bonn 1995, S. 39
    Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945, Göttingen 2000, S. 270.

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