Literaturhinweis: “ Als Zimmerleute Großes schufen

Monumentale Dachwerke über mittelalterlichen Hallendächer. Zum Forschungsstand bei „aufgeständerten Kehlbalkendachwerken“, 12. Arbeitsheft der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Steinfurt 2014, 187 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-944327-11-2, 14,50€

HallenkirchenIm April 2011 fand im westfälischen Soest ein Werkstattgespräch der Arbeitsgruppe „Historische Bauforschung“ der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger zum Thema „Aufgeständerte Kehlbalkendächer über Hallenkirchen vom 13. bis 16. Jahrhundert“ statt. Als besondere Konstruktion, die mit der Entwicklung der gotischen Hallenkirchen seit dem 13. Jahrhundert einhergeht, zeichnet sie sich aus – so in der Einleitung des Arbeitsheftes – durch „ zwei verbundene Ständerwände …, über denen ein eigenständiges Oberdach (Kehlbalkenkonstruktion) ausgebildet ist. Durch zusätzliche, seitlich angefügte Sparren ergibt sich ein von außen einheitlich wirkendes Dach.“

Dieses Phänomen scheint sich insbesondere im nördlichen Deutschland nachweisen zu lassen, doch stehen weitere Forschungen zu dem Thema sicher noch aus. Der neue Band unserer Reihe der Arbeitshefte versammelt die zu Aufsätzen erweiterten Referate, deren Anzahl bereichert wurde durch zusätzliche Beiträge. So stehen neben ausführlichen Überblicken über Hallenkirchen und deren Dachform (schwerpunktmäßig in Westfalen und in Nordostdeutschland) insbesondere Studien zu ausgewählt bemerkenswerten Einzelobjekten und auch Landschaften (Verdener Dom; St. Marien in Greifswald; Stadtpfarrkirche zu Spangenberg; Wiesen- und Paulikirche in Soest; Münsterkirche in Einbeck; Marktkirche in Hannover; Hallenkirchen im Nordharz; Marienkirche zu Strasburg [Uckermark]; Nikolaikirche in Spandau).

Zahlreiche Zeichnungen und besonders Fotos von Dachgefügen, die dem normalen Besucher einer Kirche verborgen bleiben, beeindrucken in anschaulicher Weise, mit welcher statischen Kenntnis und auch mit welchem ästhetischen Gespür die damaligen Handwerker beschlagen waren. Dass deren Balkenkonstruktionen auch heute noch, also nach Jahrhunderten, bestehen und funktionieren, kann dem Leser nur Bewunderung abverlangen.
Quelle: Publikationsseite der LWL-Denkmalpflege

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