LWL: „Museen brauchen starke Fürsprecher“

Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Foto: LWL

Drei Fragen an Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum neuen Museumsverband NRW

Ein neuer „Museumsverband NRW“ soll aus der westfälischen Interessenvertretung und dem rheinischen Zusammenschluss der Museen hervorgehen (Vereinigung Westfälischer Museen und Verband Rheinischer Museen). Der Museumsverband NRW mit Sitz in Dortmund wird eine hauptamtliche Geschäftsführung bekommen, die Gründung ist für Herbst 2020 geplant. Der LWL, der Landschaftsverband Rheinland und das NRW-Kulturministerium wollen den neuen Verband mit jeweils 100.000 Euro pro Jahr finanzieren.

Frau Rüschoff-Parzinger, was genau soll der neue Verband machen?

Der neue Museumsverband soll den kommunalen Museen, aber auch Häusern in anderen Trägerformen eine starke Stimme verleihen, die in Öffentlichkeit und Politik für die Interessen der Museen in Nordrhein-Westfalen eintritt und ihre zentrale Bedeutung als Orte kultureller Bildung herausstellt.
Und die momentane Krisenzeit zeigt, wie wichtig eine solche Stimme ist. Die Corona-Pandemie stellt die Haushalte der Städte und Kommunen auf eine beispiellose Belastungsprobe und könnte den einen oder anderen Politiker in Versuchung führen, Kürzungen im Kulturbereich als das geringste Übel anzusehen – nach dem Motto: „Kultur – eine freiwillige Aufgabe – brauchen wir in diesen Zeiten nicht“. Der Museumsverband kann hier gegensteuern, in dem er den Wert musealer Arbeit in Politik und Gesellschaft herausstellt und sich für gute Rahmenbedingungen einsetzt.
Außerdem soll der Museumsverband NRW durch eine kontinuierliche, qualifizierte Verbandsarbeit seine Mitglieder weiter professionalisieren und vernetzen. Kooperationen zwischen Museen und anderen Akteuren in Kultur und Bildung, wie zum Beispiel Universitäten, Bibliotheken und Theater, sind hier ebenso denkbar wie transnationale Projekte im grenznahen Raum.

Wozu brauchen denn so profilierte Häuser wie das Folkwang-Museum oder die Bundeskunsthalle einen Verband als Fürsprecher?
Besonders solche großen Häuser können natürlich für sich selbst sprechen, wobei auch bei Museen dieser Größenordnung gilt: die Bündelung museumspolitischer Interessen erhöht die öffentliche Wahrnehmung und Durchsetzungskraft massiv.
Es ist jedoch genau dieser häufig etwas einseitige Blick auf die großen und international ausgerichteten Häuser, den der Museumsverband NRW korrigieren will. Daher setzt er sich besonders dafür ein, die kleinen und mittelgroßen Museen Nordrhein-Westfalens zu repräsentieren. Gerade diese Häuser brauchen einen starken Verband an ihrer Seite, um ihren Forderungen besser Gehör zu verschaffen. Unsere Museumslandschaft in Nordrhein-Westfalen lebt von der Vielfalt der Themen, für die die vielen kleineren und mittelgroßen Museen stehen. Daher brauchen sie starke Fürsprecher.

Soll der Verband auch Museen beraten?
Um Doppelstrukturen und Konkurrenzen zu vermeiden, wird es eine klare Arbeitsteilung geben. Der Museumsverband NRW artikuliert und vertritt museale Interessen in der Fläche. Der LWL berät und fördert weiter etwa 650 Museen, Gedenkstätten und kleine ortsgeschichtliche Museen in Westfalen-Lippe durch sein Museumsamt. Da die Landschaftsverbände im Vorstand und Beirat des Museumsverbands NRW vertreten sind, fließen die Expertise und Erfahrungen der jeweiligen Museumsberatungsstellen direkt in die Verbandsarbeit ein.
Der LWL hat in den vergangenen Jahren verstärkt in die Bereiche „moderner und barrierefreier Internetauftritt“ und „Digitalisierung“ investiert, um die Diversität seiner Museen zu fördern. Als Kommunalverband ist es uns wichtig, dieses Wissen an andere Museen weiterzugeben und so dazu beizutragen, die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft in der Museumslandschaft Nordrhein-Westfalens fest zu verankern.
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 19.5.2020

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