Literaturhinweis: Patrick Rössler: „Bauhausmädels“

„Der Typ des Bauhausmädels. Sie weiß, was sie will und wird es auch zu etwas bringen.“
— Die Woche, 1930

Als 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar seine Pforten öffnete, bewarben sich mehr junge Frauen als Männer um die Studienplätze. Die Genderpolitik am Avantgardeinstitut war allerdings keineswegs vorbildlich: Von Gropius und den meisten der lehrenden und mitstudierenden Männer argwöhnisch beäugt, bei der Entfaltung ihrer Talente nach Kräften behindert und nach Möglichkeit in die „Frauenklasse“, die Weberei, abgedrängt, eroberten sie sich dennoch alle Fachbereiche, auch neue Medien wie die Fotografie und bislang als rein „männlich“ begriffene Domänen wie Bildhauerei, Industriedesign oder Architektur. Marianne Brandt, Grete Stern und Ellen Auerbach, Friedl Dicker, Anni Albers, Otti Berger und viele mehr schrieben mit ihren Werken Kunst- und Designgeschichte und verkörperten tatsächlich die „Neue Frau“, die in der Weimarer Republik Prototyp eines neuen Frauenbildes wurde.
Alma Siedhoff-Buscher ist eine Doppelseite gewidmet (S. 168 – 169).

Dieser Band stellt mit knapp 400 Porträtfotos 87 Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen vor, von denen viele lange Zeit vergessen waren. Neue archivarische Funde vervollständigen darüber hinaus unser Bild der wenigen prominenten Bauhaus-Frauen wie Lucia Moholy, die, nach der Machtübernahme der Nazis aus Deutschland geflohen, ihr Archiv mit 650 Glasnegativen ihrer berühmten Architektur-, Objekt- und Porträtaufnahmen Gropius anvertraut hatte und später nur auf juristischem Wege ihr Urheberinnen- und Eigentumsrecht geltend machen konnte, Gertrud Arndt, die eigentlich Architektur studieren wollte, dann in der Weberei landete und sich schließlich ganz der Fotografie zuwandte, oder Marianne Brandt, die als erste Frau in der Metallwerkstatt des Bauhauses arbeiten durfte und deren Entwürfe für Leuchten, Aschenbecher und andere Haushaltsgegenstände bis zum heutigen Tag von Alessi verwendet werden.

Der Autor:
Patrick Rössler lehrt Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt. Er beschäftigt sich mit visueller Kommunikation in historischer Perspektive und ist Kurator mehrerer Ausstellungen zum Bauhaus, darunter Die neue Linie 1929 – 1943. Das Bauhaus am Kiosk und Herbert Bayer: Die Berliner Jahre – Werbegrafik 1928–1938. Zum Bauhausjahr 2019 erscheinen von ihm u.a. Bauhaus Bodies und Neue Typografien. Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales Grafikdesign in Deutschland

In Leinen gebunden, 17 x 24 cm, 480 Seiten , € 30
ISBN 978-3-8365-6353-6 (Deutsch, Englisch,Französisch)

Quelle: Taschen Verlag, Presseinfo

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