Dr. Karl Heinrich Kaspar Schnabel (1809-1875)

Ein tabelllarischer Lebenslauf des ersten Direktors der Siegener Wiesenbauschule

Erstellt aufgrund einer Anfrage von Larena Kranz, Auszubildende der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein, während ihres Praktikums im Kreisarchiv.

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03.11.1809 Geburt in Kleinfischbach, Kreis Gummersbach
Bis zum 14. Lebensjahr Besuch der Elementarschule in Wiehl
1825 Gymnasium in Wetzlar
1826 Gymnasium Soest wo er seine Vorliebe für mathematische und naturwissenschaftliche Studien entdeckte.
1828 Universität Bonn, dort wurde er Mitglied des dortigen Naturwissenschaftlichen Seminars.
Sommer 1832 Als probandus am Gymnasium  Bonn beschäftigt.
16. Mai 1833 Verleihung der philosophischen Doktorwürde durch die Uni Marburg. Titel der Dissertation: De globis igneis et meteorolithis commentarii : Dissertatio Inauguralis Physico-Chymico-Mineralogica, Marburgi 1833.
1833 Bestehen der Prüfung pro. fac. doc.
Ostern 1834 Lehrer an der höheren Schule Gummersbach.
1836 Übernahm er die Redaktion des Unger Agger-Blattes.
1836 Übergang an die höhere Bürgerschule in Siegen
1841 Erwerb des Titels Oberlehrer.
1842 Beförderung zum dritten Oberlehrer.
1843 Beförderung zum zweiten Oberlehrer.
1848 Mitglied der Wetterauischen Gesellschaft für die Gesamtnaturkunde
1848 Leitung der Sonntagsschule
30.12.1848 1. Direktor der Realschule
Seit Ende 1848 Vorstand des Siegener Zweigvereins der Gustav-Adolf-Stiftung.
1853 – 1871 Direktor der Wiesenbachschule zu Siegen
1857 Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der Wetterauischen Gesellschaft für Naturwissenschaften.
1859 Ehrung mit dem Roten-Adler-Orden durch den Prinz von Preußen.
Sommer 1862 Auszeichnung auf der Londoner Industrie-Ausstellung für die nach seiner Anleitung angelegte Sammlung von Modellen.
1871 Aus gesundheitlichen Gründen zurück getreten
1837-1875 Oberlehrer
11.09.1875 Verstorben
Eltern Vater: Carl Nikolaus Ludwig Christian Schnabel. War Advokat, Friedensrichter und Justizrat.Mutter: Maria Elisabeth Hengstenberg
Frau Hermine Schnabel geb. Tileman, gestorben 1849.
Sohn Carl Schnabel, war verheiratet mit Maria Laura Therese Baehr aus Köslin/Hinterpommern. Geheiratet haben die Beiden am 19.09.1882 in Belgrad.
Weitere Informationen * Eine Straße in Siegen wurde nach ihm benannt.* Er war bekannt für seine Analysen der Mineralwässer Westfalens.* Er hatte mindestens einen älteren Bruder.* Er war Gründer und 18 Jahre Leiter der Wiesenbauschule.* Krebsleiden.

Werke

1847 Chemische Analysen von ausgezeichneten Mineralien und technischen Produkten.
1859 Die unorganische Chemie
1859 Die wichtigsten Chemischen Prozesse in anschaulicher Erklärungsweise graphisch dargestellt.
1861 Rechenkunst für die Berechnung der Stangen, Rüstbäumen, Baumstämmen, Bloche, Klötze und beschlagenen Hölzer nach dem Kubikfaße, sowie der Breter, Bohlen und Fournier nach dem Quadratfuße: Zum Gebrauche für Forstmänner, Holzhändler, Zimmerleute, Tischler, Büttner, Schneidemüller u. A.
1861 Die Fundamentalsätze der Planimetrie in systematischer Zusammenstellung
1863 Die Fundamentalsätze der elementaren Stereometrie in systematischer Zusammenstellung.
1866 Die Fundamentalsätze, Erste Abteilung; die 4 Species der Buchstabenrechnung und die algebraischen Gleichungen des 1. Grades.
1866 Die Fundamentalsätze der allgemeinen Arithmetik in systematischer Zusammenstellung.
1873 Bemerkungen über den Unterricht in der Chemie auf Realschulen.

Benutzte Literatur:

Deutscher Universitäts- und Schul-Kalender: Auf d. Zeit…: d. Astronom. U. Kirchl. Kalender, Band 20, 1871, S. 126
Irle, Lothar: Siegerländer Persönlichkeiten- und Geschlechterlexikon, Siegen 1974, S. 297
Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte auf den gebieten der physik, chemie und chemischen technologie, der astronomie und meteorologie …, Band 12, 1876, S. 457
Treutler, Julius : Zum Gedächtnis der verstorbenen Direktors Dr. Karl Heinrich Kaspar Schnabel, in: 39. Jahresbericht der Realschule erster Ordnung in Siegen, Siegen 1876, S. 8-9.

s. a. zur Gründung der landwirtschaftlichen Sonntagsschule in Siegen vor 170 Jahren durch Dr. Schnabel

Zur Geschichte der Wiesenbauschule siehe folgende Literatur: Otto Ermert/Rudolf Heinrich: 150 Jahre Bauwesen in Siegen 1853-2003, Von der Wiesenbauschule zur Universität“, Siegen 2003, S. 14-18, 89 (Bild)
Zur Geschichte der Realschule bzw. des Gymnasiums (am Löhrtor) s. Ewers, Josef-L. / Thiemann, Walter (Red.): 450 Jahre Gymnasium Am Löhrtor Siegen 1536-1986 – Eine alte Schule im Wandel der Zeit, Siegen 1986, S. 34-35.

6 Gedanken zu „Dr. Karl Heinrich Kaspar Schnabel (1809-1875)

  1. „Redaktion des Unger Blattes“??? Wohl ein Tippfehler. Schnabel war Redakteur des ab 1835 in Gummersbach erschienenen „Agger-Blattes“.

    Bei der Eröffnung dieser neuen „Baustelle“ wäre es hilfreich, Genaueres über den Hintergrund zu erfahren. Will die Auszubildende und/oder das Kreisarchiv an dem Thema dranbleiben / soll etwas Umfassenderes erarbeitet werden / sind unsichtbar für die Siwi-Leser schon weitere Stellen (Archive) in die Recherchen involviert worden? Wenn die Angelegenheit so vage gehalten ist, verspürt man nicht unbedingt das Bedürfnis, mit einzusteigen. Und man will sich ja auch nicht aufdrängen. :-)

    P.K.

  2. Das Kreisarchiv stellt bei Recherchen zu Persönlichkeiten und Themen der Kreisgeschichte die ermittelten Informationen für eine evt. spätere Verwendung zusammen. Verfügt das Kreisarchiv über eine Pratikantin/einen Praktikanten so werden die Recherchen auf das vor Ort schnell Ermittelbare ausgedehnt.
    Das Kreisarchiv hat in diesem Fall ferner das Landesarchiv NRW nach einer Personalakte, sowie das Universitätsarchiv Marburg nach einer Promotionsakte befragen. Sobald Ergebnisse vorliegen, werden sie hier als Kommentar eingestellt.
    Nichts spricht dagegen, diesen Eintrag als Start für eine tiefere Beschäftigung mit Schnabel zu verwenden. Bei der Bedeutung für die Geschichte der Universität Siegen, wäre der „Bildungshügel“ vielmehr der geeignetere Platz als das ehem. Mädchengymnasium. ;-)

    • Nach der Personalakte hatte ich in Münster vor ein paar Jahren schon gefragt. Anscheinend gibt es dort keine. Informationen zu Schnabel finden sich dort aber in anderen Akten.
      Das Universitätsarchiv Bonn hat eine Akte über den Studenten Schnabel. Der Umfang ist so gering, dass man sicher eine Kopie erbetteln kann.
      Ein paar Briefe Schnabels (v.a. an den Chemiker Emil Erlenmeyer) liegen mir als Kopie bzw. Digitalisat vor, die müßte man also nicht noch einmal bestellen.
      Die Korrespondenz mit Justus von Liebig ist verschollen. Anfrage beim Giessener Liebig-Archiv: negativ. (Einen Brief Liebigs an Schnabel gibt Kruse in seiner Gymnasiums-Festschrift 1936 nur nach einer Abschrift Suffrians wieder; diese soll in den Akten der Bürgerschule enthalten sein.)
      Einen Nachlass Carl Schnabels jun. (zuletzt Prof. an der Bergakademie Clausthal), in dem man auch Unterlagen seines Vaters erwarten könnte, gibt es im Uni-Archiv Clausthal nicht.
      Zu den von Schnabel jahrelang gehaltenen öffentlichen Vorträgen im Siegerland (Siegen, Kreuztal) sollte noch regional recherchiert werden.
      Und so weiter.
      P.K.

  3. Danke für die ausführliche Antwort! Die Korrespondenz mit Erlenmeyer haben Sie dem Archiv des Deutschen Museums in München entnommen? Kalliope weist auf ein Brief dort hin, sowie auf einen Brief Schnabels an Johann Friedrich Benzenberg im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut.

    • Deutsches Museum München: Schnabel an Erlenmeyer, Siegen 8.9.1869.
      Heine-Institut Düsseldorf: an Benzenberg, Gummersbach 13.11.1836 (Bericht des jungen Lehrers über ein Schülerprojekt: Beobachtung von Sternschnuppen).
      Ferner (nicht in KALLIOPE) Hugo-Dingler-Archiv in der Hofbibliothek Aschaffenburg: Schnabel an Erlenmeyer, Siegen 5.11.1846, 15.1.1847, 28.6.1847, 11.2.1849. Erlenmeyer, damals noch Student bei Liebig in Giessen, war mit den Siegener Hanekroths näher verwandt, was vielleicht seine frühe Bekanntschaft mit Schnabel erklärt. (Im Dingler-Archiv – H.D. war ein Enkel Erlenmeyers – sind übrigens auch 5 Briefe von Louis Ernst an den Chemiker aus den 1890er Jahren vorhanden.)
      Nachtrag zum Lebenslauf:
      Vorname der Mutter laut Personenstandsunterlagen (Stadtarchiv Siegen): Wilhelmine; wäre zu klären.
      Schnabel war zweimal verheiratet: 1. Hermine (wie oben angegeben), aus dieser Ehe mind. 5 Kinder; 2. (1855) Charlotte Sophie geb. Manger, 1822-1867. Eugen, Sohn aus 2. Ehe, war beim Tod des Vaters (den er standesamtlich anzeigte) „Handlungslehrling“ in Siegen.
      Der Sohn Carl hat einen autobiographischen Roman „Unter grünen Tannen“ hinterlassen, der aber in Bezug auf den Vater unergiebig ist. (Man erfährt immerhin, dass klein Carlchen daheim einmal Prügel bezog, weil er Vaters Mineraliensammlung geplündert hatte.)
      Geheimes Staatsarchiv Berlin: I HA, Rep. 76, Va, Sekt. 3, Tit. X, Nr. 4, Bde. 1 u.2, ent. Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Seminars Bonn, darin auch Erwähnungen Schnabels.
      LAV NW W: Regierung Arnsberg Nr. 463 = Konduitenlisten: Hilft nicht weiter (Schnabel aufgeführt, aber keine „besonderen Bemerkungen“).
      LAV NW W, Oberpräsidium Nr. 214 a, Höhere Bürgerschule Siegen 1842-65, enth. Berichte Schnabels an OP Vincke über die von ihm im Sommer 1843 in Kreuztal gehaltenen naturwissenschaftlichen Vorträge für Gewerbetreibende.
      Ebenda fol. 176-178: Charakterisierung Schnabels in einem Bericht der Kgl. Regierung an das Oberpräsidium 1849 „betr. die Haltung der höheren Bürgerschule zu Siegen“.
      Die für eine Biographie evtl. relevanten Passagen aus diesen Archivalien liegen mir in Abschrift vor.
      Alles bereits Vorhandene reicht m.E. für ein wirklich abgerundetes Lebensbild längst nicht aus. Es bleibt noch viel zu tun!
      P.K.

  4. Im Universitätsarchiv Marburg ist unter der Signatur 307d Nr. 71 II die Promotionsakte Schnabels erhalten. Sie enthält das Promotionsgesuch, die Stellungnahmen der Professoren dazu, einen handgeschriebenen Lebenslauf in lateinischer Sprache, das Abiturzeugnis, das Abgangszeugnis der Universität Bonn, ein handgeschriebenes Exemplar der Dissertation in lateinischer Sprache sowie das Doktordiplom.

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