Wilhelm Stiebeling – Siegener Synagogenbrand eine „Schweinerei“

Wilhelm Karl Stiebelings Ausruf während des Synagogenbrandes im November 1938 ist seit 1968 in der regionalen Literatur überliefert. Informationen zum Mediziner wurden bisher noch nicht zusammengestellt. Sowohl Funde in der lokalen Presse als auch die Überlieferung seiner universitären Stationen laden einer intensiveren Beschäftigung mit Dr- Wi

geb. 2.2.1877 in Siegen, 8.5.1952 in Siegen, ev.
Vater: Dr. Karl Stiebeling, Lehrer am Siegener Realgymnasium
Ostern 1896 Abitur am Siegener Realgymnasium (Ziel: Medizinstudium)
Studium: 1896 – 1898 Marburg (3), 1898-1899 Tübingen (1), Marburg (1), 1899ff Leipzig (8)
Approbation April 1905
Februar 1906 Dissertation „Zur Kenntnis der in der ersten Hälfte des Jahres 1905 in die Leipziger medizinische Klinik unter der Diagnose „Meningitis epidemica“ eingelieferten Erkrankungen“ als Mdizinalpraktiknat an der Univeristätsklinik Leipzig
nach dem Studium anderthalb Jahr am Siegener Stadtkrankenhaus
1908 Heirat mit Johanna Georgine Martha Hasemann aus Straßburg
April 1908 eigene Praxis (zunächst auf der Koblenzer Str, säter am Obergraben)
1909 und 1910 Geburt seiner beiden Töchter
Februar 1913 Duell gerät Stiebeling in die überregionalen Schlagzeilen. Sowohl Stiebeling als auch sein Gegener legen allerdings eidesstaatliche Erklärungen vor, nicht an einem Duell beteilgt gewesen zu sein.
Artikel in der Siegener Nationalzeitung vom 8.12.1934 legt die Vermutung nahe dass Stiebeling der NSDAP-Ortsgrupe Siegen Altstadt angehörte
10.11.1938 Stiebeling als Nachbar der Synagoge ruft laut aus: „Was macht ihr denn da für eine Schweinerei?“

1947 Gutachter im Prozess gegen nationalsozilistische Gewaltverbrechen in Siegen (Dokumentaion der Taten des sogen. Rollkommandos Odendahl an Willi Henrich
8.5.1952 stirbt Stiebeling an den Folgen eines Schlaganfalls

Literatur:
Lothar Irle: Siegerländer Persönlichkeiten- und Geschlechter-Lexikon, Siegen 1974, 334
Hans Kruse: Geschichte des höheren Schulwesens in Siegen 1536–1936 – Festschrift zum 400jährigen Jubiläum des Realgymnasiums in Siegen, Siegen 1936
Ulrich Opfermann: Siegerland und Wittgenstein im Nationalsozialismus : Personen, Daten, Literatur ; ein Handbuch zur regionalen Zeitgeschichte , Siegen 2001, S. 43, 142
Siegerländer Heimatkalender 1953, S. 154
Fritz Stähler: 90 Jahre Medizin im Siegerland, Siegen 1975, S. 9, 17
Walter Thiemann: Von den Juden im Siegerland, Siegen 1968, S. 33

Quellen:
Siegener Zeitung 9.5.1952
Westfälische Rundschau 27.2.1987, 23.9.1987
Das Volk, 15.2.1908, 15.4.1908, 27.2.1909, 14.6.1910, 4.2.1913, 5.2.1913, 7.2.1913, 8.2.1913
Nationalzeitung, Siegerländer Ausgabe, 8.12.1934

Archive
Stadtarchiv Siegen 912, Nr. 656
Universitätsarchiv Tübingen, UAT 40/222,7
Stiebeling, Wilhelm, 2.2.1877, [luth.] aus Siegen/Westfalen
Fach: med., Studiendauer/Laufzeit: 1898-1899
Vater: Dr. Carl [(Johann Karl Ludwig)] Stiebeling, Professor am Realgymnasium in Siegen.
Bisherige Studienorte: 1898/99: Marburg (4).
Beruf/Stand: Dr.med. Leipzig (1906), Medizinalpraktikant in Leipzig.
Bemerkungen
Weitere Quellen/Literatur: Hochschulschriftenverzeichnis 1905/06, UAT 5/41, 286′-157: Wilh. S.; eing. 1898=WS 1898/99.
UAT 5/33, 370′-7: Wilh. S.

Universitätsarchiv Leipzig, Quaestur092173, Studentenkartei, Karteikarte Wilhelm Stiebeling [Februar 1900 Strafe, Abgangszeugnis 23.10.1902, studiert fort bis zum Ablauf der Matrikel, Verlängerung am 21.1904, Dezember 1904 Streichung aus der Matrikel wegen Nichtbesuch von Vorlesungen]
Universitätsarchiv Leipzig, Rep. M 22_17107 (Matrikelabschriften, Lfd. Nr. 0264, [Wintersemester 1899/1900, Immatrikulation 16.11.1899]

Links:
Widerspruch und Widerstand – Opposition gegen den Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein, Biographische Skizze Willi Henrich (Aufruf: 23.1.2024)

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