1968: Revolution in den Schulen!?

Schüler(protest)bewegung in der westfälischen Provinz. Ein Projekt der Volkskundlichen Kommission für Westfalen.

Im kommenden Jahr feiert die 68er-Bewegung ihr 50-jähriges Jubiläum. Für die Medien stehen im Vorfeld dieses Ereignisses vor allem die studentischen Revolten und die von dieser Gruppe geforderten und erreichten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Mittelpunkt. Dabei wird häufig vergessen, dass auch in den Schulen für mehr Demokratie, für politische Veränderungen und gegen den „Muff“ des Althergebrachten protestiert wurde. In einer gemeinsam mit Studierenden konzipierten Ausstellung sollen diese Proteste jenseits des studentischen Milieus in den Blick genommen werden. Dabei soll nach konkreten Protestformen und -inhalten ebenso gefragt werden wie nach den Akteuren innerhalb der Schülerschaft.

Bekannt im Siegerland ist der Streik am Staatlichen Mädchengymnasium“ … Im Jahr 1969 erreicht die studentische 68er-Bewegung die Schule. Die Mädchen fordern ein demokratisches Schulsystem und mehr pädagogische Leistungen. Der Streik greift auf das nahe gelegene Jungengymnasium über und gipfelt kurz darauf in der Besetzung der Aula der Ingenieurschule für Maschinenwesen und dem Rücktritt der Oberstudiendirektorin Ursula Erfurt. ….“ Quelle: LYZ-Historie.

Tobias Gerhardus behandelt den Streik auf S. 126 seines Buches“ … In schulischer Hinsicht fegte der Zeitgeist durch das alte Gebäude an der St.-Johann-Str.Beim Schülerinnenstreik im Oktober 1969 kamen Forderungen nach personeller Veränderung im Lehrerkollegium, Schaffung eines demokratischen Schulsystems und der Rücktritt der Oberstudiendirektorin auf. Einige Tage hielt der Streib Siegen in Atem, dann ging alles sehr schnell. Die Direktorin gab den Weg frei und nach kurzer Zeit war der Spuk vorbei. Ein einmaliger Vorgang in der deutschen Schullandschaft.
Ob der Schülerinnenstreik das Ende des Staatlichen Mädchengymnasiums beschleunigt hat, bleibt Spekulation. Tatsache aber war, dass zwei Jahre später der Beschluss gefasst wurde, das eigenständige Mädchengymnasium in „Gymnasium am Rosterberg“ umzubenennen und die Schule für Mädchen und Jungen zu öffnen. Im Januar 1975 zog die Schule vom angestammten Gebäude in der St.-Johann-Str. in die Rosterstraße um.“

Ausführlicher ist der Beitrag „Im Fadenkreuz. Der Streik am Siegener Lyzeum 1969“, den Marco Schneider 2008 hier veröffentlichte. Zum Thema s. a. folgenden siwiarchiv-Eintrag.

Die Ausstellung, die in einem zweisemesterigen Praxisseminar vorbereitet wird, wird ab Mai 2018 im Museum Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo gezeigt.

Ihre Ansprechpartnerin:

Christiane Cantauw M.A.
Volkskundliche Kommission für Westfalen (LWL)
Scharnhorststraße 100
48151 Münster
Tel.: (0251) 83-243989
Fax: (0251) 83-28393

E-Mail: christiane.cantauw@lwl.org
www.volkskundliche-kommission.lwl.org

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