Stadtarchiv Siegen sichert mittelalterliche Pergamenturkunden

„Mit Brief und Siegel“: Im Rahmen eines Modellprojekts werden derzeit mittelalterliche Pergamenturkunden des Siegener Stadtarchivs restauratorisch behandelt. (Foto: Stadt Siegen)


Das Siegener Stadtarchiv sichert im Rahmen eines Modellprojekts seinen umfassenden Bestand an mittelalterlichen Pergamenturkunden. Das Stadtarchiv besitzt in seinem Bestand A (Stadtverwaltung Siegen, bis 1815) die größte Urkundensammlung eines Kommunalarchivs im Siegerland.

Für die Restaurierungs- und Reinigungsarbeiten hat die Stadt Siegen im August rund 6.000 Euro an Fördermitteln der Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Berlin erhalten. Dieses befasst sich mit der Sicherung von Pergamenturkunden als ältester Überlieferung in den Archivbeständen.

Derzeit befinden sich die Siegener Urkunden in Leipzig, wo sie noch bis Januar nächsten Jahres im Zentrum für Bucherhaltung (ZfB) behandelt werden. „Die Urkunden zählen zu den zentralen Quellen der Geschichte Siegens im Mittelalter“, erklärt Stadtarchivar Dr. Patrick Sturm.

Sie wurden von Königen und Kaisern, den Grafen von Nassau und Erzbischöfen von Köln als auch von den Siegener Stadtherren sowie Bürgern und Geistlichen ausgestellt und weisen neben ihrem inhaltlichen Wert auch ein breites Portfolio an formatspezifischen Besonderheiten auf.

Im Rahmen des Modellprojekts „Mit Brief und Siegel – Sicherung mittelalterlicher Pergamenturkunden im Stadtarchiv Siegen“ werden elementare Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, um die „Schätze aus dem Mittelalter dauerhaft zu erhalten“, so Patrick Sturm. „Bislang waren die Archivalien unzureichend in säurehältigen Umschlägen und Boxen verpackt. Zudem erfolgte die Lagerung zumeist in gefalteter Form.“

Dabei habe sich das Pergament über die Jahrhunderte versteift und in Folge dessen klappten die Urkunden bei Benutzung immer wieder zusammen. Zudem sei eine schonende Nutzung wegen des fortwährenden Berührens und Haltens nicht gegeben. „Auch die Wachssiegel sind durch die gestapelte Lagerung mit Druck in den Archivboxen in ihrer Substanz gefährdet. Manche Siegel liegen nur noch in Einzelteilen vor“, so Sturm.
Älteste Urkunden im Stadtarchiv aus dem Jahr 1276

Die Behandlung umfasst zunächst das trockene Reinigen der Urkunden unter der reinen Werkbank, danach werden sie in der Klimakammer angefeuchtet und geglättet. Mit dünnem Japanpapier werden Risse geschlossen. Die Wachssiegel erhalten ebenfalls eine Reinigung, sowohl trocken als auch feucht. Schadhafte Siegel werden gesichert und Fragmente wieder zusammengesetzt.

Das Siegel der ältesten Urkunden im Stadtarchiv aus dem Jahr 1276 wird komplett mit Wachs auf die ursprüngliche Größe ergänzt. Vor der Verpackung erfolgt das Befestigen der Pergamenturkunden auf einem Tableau, das bei den Urkunden bis 1450 in eine maßgenau angefertigte Schutzkassette und bei den Urkunden ab 1451 in eine Jurismappe eingelegt wird. Die Wachssiegel sind mit Siegelsäckchen zu schützen.

Ergänzend zu den Erhaltungs- und Verpackungsmaßnahmen im Modellprojekt werden die Urkunden mit Eigenmitteln des Stadtarchivs digitalisiert, um zugleich die Digitalstrategie der Stadt Siegen weiterzuverfolgen. Spätestens Mitte Januar 2021 soll das KEK-Projekt abgeschlossen und die Archivalien wieder zurück in Siegen sein. Für Mitte 2021 ist im Rahmen des „Klicks in die Vergangenheit“ eine Vitrinen-Ausstellung mit Online-Dokumentation zu den Pergamenturkunden und ihrer Restaurierung im Stadtarchiv geplant.
Quelle: Stadt Siegen, Pressemitteilung, 13.11.2020

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