Oscar Robert Achenbach – ein Lebenslauf aus dem Januar 1938.

Quelle: Bundesarchiv Berlin, R 9361-V (Sammlung ehem. Berlin Document Center, Reichskulturkammer) Nr. 12335

Ansichtskarte "Gruß aus Siegen "( Kunstverlag Ma Siebel, Siegen, 1905), Quelle: Stadtarchiv Siegen, Best. Ansichtskartensammlung.

Ansichtskarte „Gruß aus Siegen “ (Kunstverlag Max Siebel, Siegen, 1905), Quelle: Stadtarchiv Siegen, Best. Ansichtskartensammlung.

Oscar Robert Achenbach war bereits Thema hier auf siwiarchiv. Die bis dahin ermittelten Daten ließen jedoch nur eine dürftige biographische Skizze zu. Die weiteren Recherchen förderten nun diesen maschinenschriftlichen Lebenslauf zu Tage, der nicht nur einige „weiße Flecken“ in der Biographie Achenbachs ausfüllt, sondern auch Auskunft über den politischen, nationalsozialistischen Werdegang Achenbachs gibt.
Der Lebenslauf war als Anlage einem „Fragebogen zur Bearbeitung des Aufnahmeantrages für die Reichsschrifttumkammer“, der auch als Antrag auf Beitragsbefreiung verwendet wurde, beigegeben. Der ausgefüllte Antrag enthält präzisere und weitergehende Angaben Achenbachs, die als Kommentare ergänzt wurden. Rechtschreibung, Zeichensetzung sowie Textgestaltung wurden beibehalten:

„Lebenslauf[1]

Als Sohn eines preussischen Beamten a, 29. Juli 1882 zu Siegen i(n) W(estfalen) geboren besuchte ich zunächst die Volksschule, dann die Mittelschule meiner Heimatstadt, vervollständigte dann später die Mittelschulbildung in einer Züricher Lehranstalt, die ich bis zur Maturitätsklasse absolvierte. In Bern, Zürich und Strassburg studierte ich Literatur, Kunstgeschichte und Nationalökonomie und wandte mich dann, nachdem ich schon seit 1900 schriftstellerisch für meine Heimatpresse tätig gewesen war, dem Schriftstellerbruf zu. Am „Siegener Volksblatt“, dem freisinnigen Organ meiner Heimatstadt machte ich eine gründliche Lehrzeit durch, eignete mir auch die zum Umbruch und zur Gestaltung eines Blattes nötigen typographischen Kenntnisse an, und als dann mein damaliger Chef erkrankte und im Verlauf dieser Krankheit starb, musste ich die Schriftleitung des „Volksblattes“ übernehmen.

Von 1909-1911 leitete ich das nationalliberale „Schwerter Tageblatt“, zu dessen Hauptblatt ich zwei weitere Kopfblätter gründete, wobei ich die Gelegenheit hatte, die geschäftliche und werbetechnische Seite einer Zeitungsorganisation gründlich kennen zu lernen. Später leitete ich dann den in Horn a(m) Bodensee erscheinenden schweizerischen „Bodensee-General-Anzeiger“ mit bestem Erfolg.

Durch längere Reisen und Aufenthalte im Ausland, so in Frankreich, Belgien, England Vereinigte Staaten von Nordamerika[2], erweiterte ich meine Allgemeinbildung, auch war ich gelegentlicher Mitarbeiter vieler Zeitungen und Zeitschriften.

Quelle: Siegener Zeitung, 2. Juni 1908

Quelle: Siegener Zeitung, 2. Juni 1908

Dramatisch bin ich nur mit dem 1909 zu Hagen i(n) Westfalen uraufgeführten, bei J. Singer, Strassburg i(m) Elsass in Buchform erschienen sozialen Schauspiel „Die Brüder“ (Untertitel Schlagende Wetter) hervorgetreten, das u(nter) a(nderm) auch 1919 in München aufgeführt wurde.[3]1917 schrieb ich mit Hans Koken, der die Bilder schuf, ein vielbeachtetes Bilderbuch „ …. Weil noch das Lämpchen glüht“, das sich, wohl als einzige literarische Erscheinung, mit den Leiden und „Freuden“ des Lazaretts befasste und eine stattliche Auflage erlebte. Verlag J.C. Huber – Diessen a(m) Ammerssee.

Den Weltkrieg machte ich im Jäger-R(e)g(imen)t III an der Westfront, in Tirol und Serbien mit.[4]

In die Politik kam ich durch die marxistische November-Revolte, und 1919 nahm ich aktiven Anteil an der Befreiung Münchens vom Rätespuk, wobei ich die ehrenvolle Aufgabe hatte, Excellenz v(on) Lettow-Vorbeck bei der Ausräumung der Prinz Arnulf-Kaserne von den meuternden Truppen durch meine genaue Kenntnis der Örtlichkeit und der Lage wichtige Dienste leisten zu können. Im Herbst 1922 trat ich in die Stammabteilung des Kampfbundes „Reichskriegsflagge“ ein, und war aktiver Teilnehmer sowohl am 1. Mai (Oberwiesenfeld) wie auch am 9. November 1923. Ich habe also die grosse Ehre der Alten Garde des Führers anzugehören (Dauerausweis No: 314).[5]

Meine genealogischen Studien[6] um die Persönlichkeit des Führers und seiner Sippe, die ich schon seit 1930 betrieben hatte, legte ich in dem mit Albert und Lisbeth Reich (die die Bilder besorgten) gemeinsam geschriebenen Buch: „Aus Adolf Hitlers Heimat“ nieder. Dieses Buch, sowie ein zweites: „Vom 9. November 1918 bis zum 9. November 1923. Die Entstehung der NSDAP.“, erschienen im Partei-Zentralverlag Fr(an)z Eher N(a)chf(ahren) 1932.
Als letztes schrieb ich in Zusammenarbeit mit Dr. Hans Thoma (Künstlerischer Teil) das Raumbildbuch: „München, die Hauptstadt der Bewegung.“ (Raumbildverlag Diessen am Ammersee), wo ich wiederum eine zusammenfassende Darstellung der Kampfzeit (1919-1923) der NSDAP niederlegen konnte.[7]

Neuerdings wurde ich kürzlich von der Leitung der „Reichskriegsflagge“ damit betraut, auf Grund dokumentarischen Materials die Geschichte der „Reichskriegsflagge“, (zunächst wohl als Privatdruck!) zu schreiben.
Seit 1. November 1936 habe ich die Hauptschriftleitung der im Verlag der Südwestdeutschen Verlagsanstalt Neustadt an der Weinstrasse (Gauverlag der Saar/Pfalz) in Arbeitsgemeinschaft mit Heinrich Hoffmann, Reichsbildberichterstatter, erscheinenden „Antikommunistischen Bildertafeln“, die alle 10 Tage erscheinen.

Als ständiger (in letzter Zeit mehr gelegentlicher Mitarbeiter von „Völkischen Beobachter“, „Illustrierten Beobachter“, „SA-Mann“, „Brennessel“ (unter dem Pseudonym: Marius) nehme ich als alter Kämpfer nach wie vor den lebhaftesten Anteil, und es gehört zu meinen grössten Freuden, heute im reiferen Alter die Wiedergeburt unseres Vaterlandes miterleben zu dürfen, um die wir Mitkämpfer alle lange, bittere Jahre gerungen haben.

Heil Hitler!
Oscar Robert Achenbach“

[1] Achenbach gibt an wegen eines Zweikampfs in Festungshaft gewesen zu sein. Eine zeitliche Einordnung ist nicht möglich. Der in Siegen im März 1938 angeforderte Auszug aus dem Strafregister enthält keinen Hinweis auf eine Vorstrafe.

[2] Zwischen 1927 und 1929 hielt Achenbach dort auch familienkundliche Vorträge.

[3] Das Theaterstück wurde am 2. Juni 1908 in Siegen uraufgeführt. Am 4. Februar 1909 erfolgte eine weitere Aufführung in Hagen. Danach gibt er Aufführungen in Mitteldeutschland an. Ab dem 21. März 1921 wurde es in München unter dem Titel „Schlagende Welten“ am Volkstheater gespielt (8 Aufführungen).

[4] Achenbach war Gefreiter und Offiziersaspirant. Sein jüngerer Bruder Willy fiel 1915 als Kriegsfreiwilliger in Polen.

[5] Achenbach spricht von einem Wiedereintritt in die NSDAP im August 1932 (Mitgliedsnr. 1274530). Der SA gehörte er seit dem 24. August 1934 an.

[6] An 37 Vortragstagen hat Achenbach für den VDA das Referat „Das Deutschtum und die USA“ Ebenso hielt er familienkundliche Vorträge für die Gau-Lichtbildstelle München-Oberbayern.

[7] Achenbach „hatte 1933 monatelang [April bis Oktober] am Reichssender München das ständige Referat „Aus Deutschtum und Bewegung – Die nationale Revolution“. Allwöchentlich ein Vortrag. Eine meiner Sendungen: „Deutsche in den USA“ (2teiliger Vortrag) wurde vom Reichssender Breslau übernommen.“

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