Literaturhinweis: Hans-Joachim Häbel “Eberhard Philipp Wolff – Baumeister des Klassizismus in Nassau”

„Als Landbaumeister hat Eberhard Philipp Wolff im Gebiet des früheren Herzogtums Nassau zahlreiche Spuren hinterlassen. Während das Werk anderer Baumeister – Christian Zais, Friedrich Ludwig Schrumpf und Philipp Hoffmann – bereits weitgehend erforscht ist, hat man Wolff bisher wenig beachtet. Diesem Mangel versucht das vorliegende Buch abzuhelfen. Nach seiner praktischen Ausbildung bei Landbaudirektor Johann Friedrich Sckell in Dillenburg und einem Studium des Bauwesens in Berlin und Dresden gelang Wolff der schrittweise Aufstieg zum Landbaumeister des Herzogtums Nassau in Wiesbaden (1830). Mit seinen Werken hat Wolff das Erscheinungsbild zahlreicher Städte und Dörfer in Nassau geprägt.

Seine Kirchen sind zwar keine monumentalen Prachtbauten, waren aber dank ihrer eher schlichten Formen im klassizistischen Baustil für kleinere Landgemeinden bezahlbar. Wolff errichtete Amts- und Rathäuser, Schulen und Pfarrhäuser – teilweise nach Musterplänen – und war auch für deren Bauunterhaltung zuständig. Als Uferbaumeister trug Wolff Verantwortung für den Wasser- und Uferbau an den schiffbaren Flüssen (Rhein, Lahn, Main). Für Orte, die nach Großbränden wieder aufzubauen waren oder in denen neue Baulinien erschlossen werden sollten, legte er Planungen vor, die bis heute im Ortsbild erkennbar sind. Sein erstes Meisterwerk war 1824 die aus mächtigen Mainsandsteinblöcken errichtete Straßenbrücke mit sechs Bögen über das Flusstal der Nidda zwischen Höchst und Nied. In der Haupt- und Residenzstadt Wiesbaden zählen das 1827 errichtete Hoftheater vor dem Sonnenberger Tor und die klassizistische Bebauung an der Ostseite des Luisenplatzes zu seinen Hauptwerken. Nach dem Einsturz der unter Leitung von Hofbaumeister Friedrich Ludwig Schrumpf gebauten katholischen Kirche Sankt Bonifatius 1831 wurde Wolff als Gutachter mit der Erforschung der Ursachen für das Unglück beauftragt.
Der Verfasser hat Bauakten und Pläne des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden ausgewertet, um das vielseitige Werk Wolffs zu rekonstruieren. Dabei hat er auch bisher nicht bekannte Erbauer weiterer nassauischer Kirchen ermittelt. Die großzügig bebilderte Darstellung – darunter zahlreiche bisher nie gezeigte Pläne – dokumentiert die Lebensleistung eines Baumeisters im Landesdienst zwischen 1800 und 1840. Für die regional- und lokalhistorische Forschung im Nassauer Land enthält das Buch neue Erkenntnisse und viele Detailinformationen, die durch ein Personen- und Ortsregister erschlossen sind.“

Folgende regional relevante Bauprojekte: Arbeiten am Unteren Schloss in Siegen (1801–1802), S. 205; Neuplanung von ganz oder teilweise abgebrannten Orten: Gernsdorf bei Wilnsdorf (1814), S. 290

Quelle: Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e. V., Flyer

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