Fotoalben gesucht

LWL-Kommission erforscht die bäuerliche und ländliche Foto-Überlieferung

Nicht nur der Inhalt, auch das Äußere der einzelnen Fotoalben ist sehr unterschiedlich.
Foto: LWL/Jahnke

Die Alltagskulturforscher:innen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sind auf der Suche nach Fotoalben aus dem ländlichen Raum. Damit wollen sie die bäuerliche fotografische Überlieferung erforschen. Denn bisher hatte die Wissenschaft meist das bürgerliche und städtische Milieu im Blick, bäuerlich-ländlichen Familienfotoalben hat sie nur wenig Aufmerksamkeit als Quelle für die Alltagsgeschichte geschenkt. Dies will die LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen mit dem aktuellen Forschungsprojekt ändern.

„Sobald ich ein Fotoalbum aufschlage, bin ich mittendrin in der Geschichte einer Familie. Alben sind Träger einer familiären Überlieferung“, so Dorothee Jahnke von der LWL-Kommission. „Für mich als Kulturwissenschaftlerin ist das ungemein spannend. Die Inhalte der Alben umspannen teilweise nicht nur Jahrzehnte, sondern sogar mehrere Generationen.“ Jahnke erforscht bäuerliche und ländliche Familienfotoalben aus dem 20. Jahrhundert und bittet die Bevölkerung um weiteres Quellenmaterial.

„Im Sommer 2020 hatten wir bereits die Menschen in Westfalen-Lippe gebeten, ihre Fotoalben zu Forschungszwecken auszuleihen. Diesem Aufruf sind viele dankenswerterweise nachgekommen. Trotzdem wollen wir den Aufruf noch einmal wiederholen, weil Aufräumarbeiten über die Wintermonate vielleicht doch noch das ein oder andere Album zutage gefördert haben,“ erklärt Jahnke.

In den Alben, die die Kommission leihweise bekommen hat, finden sich unter anderem Fotos von Hochzeiten, Geburtstagen, Taufen, ersten Schultagen, Kommunion- oder Konfirmationsfeiern, Kinderfotos aus dem Atelier und aus dem eigenen Garten.

Der erste Trecker oder das erste Auto waren ebenso Anlass für ein Foto wie die Klassenfahrt, die Exkursion der Landwirtschaftsschule und das Schützenfest. Andere Fotos zeigen Nutztiere, Haustiere, das renovierte Haus und den sorgfältig angelegten Garten. Es gibt aber auch Bilder von Bestattungen und Gräbern, Soldaten, Schützengräben oder der abgebrannten Scheune.

„Meist sind auch die Alben an sich schon etwas Besonderes: Sie sind mit einem Stoffeinband oder sogar einem geprägten Ledereinband versehen, viele werden von Satinkordeln zusammengehalten“, so Jahnke. Einige Fotoalben sehen unberührt aus, andere zeigen Gebrauchsspuren, weil ihre Besitzer:innen sie so oft durchgesehen haben. Manche Fotos wurden kommentiert, entfernt, neu arrangiert oder nachträglich eingeklebt.
„Alle Fotoalben, die wir leihweise bekommen, digitalisieren wir im Archiv für Alltagskultur in Münster materialschonend, um Arbeitskopien herzustellen. So müssen die Alben nicht während des gesamten Projektzeitraums in Münster bleiben, wir können sie ihren Besitzer:innen bald zurückgeben. Danach beginnt für mich die Arbeit an und mit den Digitalisaten, die nach allen Regeln der Kunst ausgewertet werden sollen“, erläutert Jahnke.

Die LWL-Kulturwissenschaftlerin sucht bäuerlich-ländliche Familienfotoalben aus allen Teilen Westfalen-Lippes. Der zeitliche Schwerpunkt des Forschungsprojektes liegt auf dem 20. Jahrhundert. Auch Alben, die Fotografien älteren oder jüngeren Datums enthalten, sind willkommen. Einzig reine Reisealbensammlungen können in der Untersuchung nicht berücksichtigt werden.

Wer Interesse am Forschungsprojekt „Bäuerlich-ländliche Familienfotoalben“ hat, wendet sich an Dorothee Jahnke, LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen: telefonisch unter der Nummer 0251-8324406 oder per E-Mail an dorothee.jahnke@lwl.org.
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 16.4.2021

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