Wasserzeichen – wer weiß mehr?

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12 Gedanken zu „Wasserzeichen – wer weiß mehr?

  1. Das Wasserzeichen der „Biblia Latina“ ist ein Pro Patria-Wasserzeichen und zeigt den Freiheitslöwen, eine alte holländische Wappenfigur der Oranier, der in seiner rechten Pranke ein Schwert und in der linken Pranke ein Bündel mit sieben Pfeilen hält. Hinter dem Löwen befindet sich eine sitzende weibliche Gestalt mit Helm und einer Stange mit Dreizack in der rechten Hand: die griechische Göttin der Weisheit, des Krieges und des Friedens, Pallas Athene. Ein Palisadenzaun umrandet die beiden. Oben links über diesem Bild steht der Schriftzug „ProPatria“. Das Pro Patria-Wasserzeichen, das auch Hollandia-Wasserzeichen oder „Hollandse Magd” genannt wird, ist in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und weiteren europäischen Ländern weit verbreitet für Papiere im Folio-Format.
    Aus: http://www.bibliotheca-johannei.de/bestand/besondere-bucher/biblia-latina/

  2. Das Motiv wurde im 17. Jahrhundert auch auf gußeisernen Kaminplatten verewigt; eine schöne Abbildung hier:
    http://www.westlandlondon.com/stock/firegrates/firebacks/item/9449/detail.htm?page=3
    Über den „Dreizack“ im Wasserzeichen läßt sich streiten. Die Kaminplatte zeigt definitiv keinen solchen, sondern einen Speer mit aufgesetztem Freiheitshut, was im historischen Kontext (niederländischer Freiheitskampf) stimmig ist. Die Deutung der allegorischen Figur als „Hollandia“, eben als das personifizierte Vaterland (patria), wäre näherliegend, ohne damit Bezüge zur Göttin Athene ausschließen zu müssen.
    Aber, lieber Herr Wolf (ich erlaube mir, mich zu wiederholen): Wer Auskünfte sucht, möge doch bitte sein Anliegen klar formulieren. Ihre Frage „Wer weiß mehr?“ kann in so viele Richtungen führen, dass man sich nicht recht zur Beschäftigung motiviert fühlt. Was interessiert Sie denn nun konkret? Alles über frühneuzeitliche Wasserzeichen? Alles über genau dieses eine Wasserzeichen? Alles über ein mit diesem Wasserzeichen versehenes uns unbekanntes Objekt? Alles über die „Pro Patria“-Ikonographie auf Papier, Gußeisen und anderen Trägern? Alles über Frauen und Löwen? Wenn Sie eine präzise Frage stellen würden (unter Preisgabe der Ihnen schon vorliegenden Informationen), könnte sich möglicherweise irgendwo im Land ein Experte angesprochen fühlen. So aber …
    „Pro archivo!“
    P.K.

  3. Ach Herr Kunzmann, zunächst einmal Danke schön für die Ergänzung!
    Gönnen Sie uns doch den Spaß, ergebnisoffen eine allgemeine Frage zu stellen. Wäre präziser gefragt worden, wäre vielleicht nicht der für die Region nicht uninteressante Hinweis erfolgt, dass die figürliche Darstellung sich auch auf gusseisernen Ofenplatten befindet.

    • Lieber Herr Wolf, ich gönne Ihnen jeden Spaß! Im Archiv gibt es davon ja nicht allzu viel.
      Wie ich inzwischen sehe, sind diese Ofenplatten hierzulande ein alter Hut. Siehe dazu u.a. Eugen Fritz, Die Pro-Patria-Kaminplatte. Ikonografische Betrachtung der Bildelemente und grafischen Vorlagen, in: Siegerland 63 (1986), S. 33 ff.
      P.K.

      • Links zum pro patria Wasserzeichen:
        1) Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz verwesit auf den wahrscheinlichen Herstellungsort: Stennert in Hagen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
        2) National gallery of Australia mit Literaturhinweisen
        Literatur:
        Nana Badenberg: Das Pro-Patria-Wasserzeichen : zur Geschichte eines filigranen Motivs, 1699-1914, Basel 2010. 2012 erhielt die Autorin den Förderpreis der Schweizer Papierhistoriker für ihre Diplomarbeit.
        Theo Gerardy: Die Hollandia-Wasserzeichen von F. C. Drewsen & Sohn 1822-1835.Versuch eines neuartigen Kataloges, in: Papiergeschichte, Bd. 8, 1958, Nr. 1: 1-8
        Theo Gerardy: Die Hollandia-Wasserzeichen des nordwestdeutschen Raumes im 19. Jahrhundert, Oegstgeest 1961
        Wisso Weiß: Sie ist in alter Volkskunst anzutreffen: die “ Hollandia“, ein patriotisches Wasserzeichen der Holländer. In: Nationalzeitung, Berlin, 34(1981-95-23)

        • Zu 1) Die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend. Guter Fund, Herr Wolf! Laienhafte Frage: Waren Schöpfformenmacher immer exklusiv für einzelne Papiermühlen tätig, oder gab es bei so massenhaft verbreiteten Motiven wie der Hollandia Serienfertigung? In dem Fall wäre die Zuordnung zu Stennert nicht zwingend.
          In Stennert war die Dynastie Vorster ansässig (wohl drei Papiermühlen im Besitz konkurrierender Brüder); auch niederländische Fachkräfte sind belegt (siehe http://www.blogus.de/Pmuehlen.html ). Literatur zur regionalen Papiergeschichte läßt sich leicht recherchieren. Hinweisen möchte ich bloß noch auf Alma Langenbach, Westfälische Papiermühlen und ihre Wasserzeichen, 2 Bände, Witten 1938. Das ist Frau Langenbachs Münsteraner Dissertation, anscheinend ein Standardwerk zu dem Thema.
          Besteht Ihr geheimnisvolles Objekt nur aus einem Blatt? Sind wirklich keine Initialen des Papiermachers vorhanden, oder haben die nur nicht auf das Bild gepaßt? (Gönnen Sie mir den Spaß, Ihnen dämliche Fragen zu stellen?)
          P.K.

          • 1) Es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass es quasi Wasserzeichenmuster gab – vor allem vor dem Hintergrund, dass das Hollandia-Papier weit verbreitet war. Insofern ist Stennert-These schon etwas spekulativ.
            2) Das Wasserzeichen befindet sich selbstredend auf einem Bogen Paier. Mir ist jedoch keine „Signatur“ aufgefallen. Überprüfen muss ich jedoch, ob das „Stennert-Papier“ nur vom Arnsberger Regierungspräsidenten verwendet wurde, wie ein zweiter Fund dies nahelegt.

  4. Liebe Kollegen,
    der hier angestoßene Diskussion möchte ich mich gern mit einer Frage anschließen und hoffe auf Unterstützung. Ich habe ebenfalls bei einer meiner Hildesheimer Handschriften (geschrieben um 1783) das WZ Pro Patria(wie im australischen Katalog: The ‚Maid of Dort‘ form of the Pro Patria watermark) gefunden, hinzutreten jedoch noch die WZ: H C M, und ab fol. 124: RC (verschlungen) mit Krone darüber, WZ: Polle,WZ: Felde. Das Papier erscheint wie aus einer Werkstatt. Ich konnte zwar in Polle eine Papiermühle ausfindig machen (s. hier:), aber die WZ nicht konkret am Beispiel zuordnen bzw. die WZ Felde oder RC weiter zuordnen. Mit herzlichen Grüßen R. Kunert

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