Der Vortrag findet statt am Donnerstag, den 21. März 2013, um 19.30 Uhr im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs im KrönchenCenter (3. OG), Markt 25, in 57072 Siegen. Der Eintrittspreis beträgt 3,00 €.
Es gehört zu den sattsam bekannten Binsenweisheiten, dass unser Umgang mit Ressourcen und Umwelt so wie bisher nicht weiter gehen kann. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber, welche Möglichkeiten bestehen, hier gegenzusteuern und das Ruder für die Menschheit doch noch herumzureißen, ist voll entbrannt. Viel steht dabei auf dem Spiel. Die zur Diskussion stehenden Lösungsideen präsentieren sich als höchst kontrovers und heterogen sowie wenig konsensfähig und kaum zielführend. Auch ist all diesen Überlegungen das völlige Außerachtlassen der historischen Dimension gemein. Im nächsten Vortrag des Siegener Forums geht Professor Dr. Gleitsmann-Topp aus Karlsruhe geht den leitenden Fragen nach: Gab es überhaupt Gesellschaften, die nachhaltig mit ihren Zentralressourcen umgingen? Wie waren sie strukturiert und wie sicherten sie ihre Existenz dauerhaft ab? Für diese nicht nur regionalgeschichtlich spannenden, sondern im Kontext der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte allgemein höchst bedeutsamen Fragen könnte das Siegerland eine einzigartige Antwort bereithalten.
Wie ein über Jahrhunderte hinweg erfolgreicher nachhaltiger Umgang mit gesellschaftlichen Zentralressourcen funktionierte und gesellschaftlich organisiert wurde, lässt sich nämlich am Beispiel des Siegerländer Montanwesens analysieren. Dies soll im Rahmen des Vortrages erfolgen, um darauf aufbauend einen historisch fundierten Beitrag zur aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte zu leisten.
Rolf-Jürgen Gleitsmann-Topp studierte u.a. Mathematik und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an den Universitäten Kiel und Hamburg. 1983 Promotion, 1987-1989 Oberkonservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Seit 1990 vertritt er den Lehrstuhl für Technikgeschichte an der Universität Karlsruhe (heute KIT genannt) in der ganzen Breite des Faches – von der Antike bis zur Gegenwart. Seine Forschung und Publikationen behandeln Themen wie die Technologie des Manufakturwesens im 18. Jahrhundert, die Umwelt- und Ressourcengeschichte, die Geschichte der Kernenergie ebenso wie die Disziplinengeschichte.
Die Vortragsreihe „Siegener Forum“ ist eine Kooperation von Volkshochschule und Stadtarchiv Siegen, Geschichtswerkstatt Siegen e.V. und Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e.V. und stellt im monatlichen Wechsel neuere Forschungen aus dem Spektrum der regionalen Geschichte vor, ist aber auch offen für aktuelle allgemeinhistorische Beiträge.
Für die nachher der Veranstaltung fernbleibenden Interessenten wird es erfreulich sein, dass Herrn Gleitsmanns Ausführungen (schon als Referat auf dem Deutschen Historikertag 2012 präsentiert) nun auch schriftlich zugänglich sind. Seinen aktuellen Zeitschriftenaufsatz zum Thema findet man seit kurzem als Open-Access-Dokument hier:
http://ejournal.uvka.de/spatialconcepts/archives/1622
Bedauerlich ist, dass solche Vorträge vom Veranstalter immer auf eine so späte Tageszeit gesetzt werden. Das führt zur Diskriminierung von Menschen, die nicht motorisiert sind und für den weiten Heimweg keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr finden. Es kann ja, um beim heutigen Beispiel zu bleiben, nicht Sinn der Sache sein, sich 60 oder 90 Minuten lang von einem (wenn auch qualifizierten) Loblied auf den Siegerländer Hauberg berieseln zu lassen. Die sehr komplexe Thematik bedürfte der vertiefenden Diskussion, für die eben nach der Einführung keine besinnliche Ruhe mehr bleibt, wenn erst um halb Acht begonnen wird.
P.K. (nachher abwesend)