Stadt Olpe plant die Archivleiterstelle zu streichen

Offener Brief an den Bürgermeister und die Stadtverordneten der Kreisstadt Olpe:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Peter Weber,
sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverordnetenversammlung,
die Position des Olper Stadtarchivars soll, nachdem der jetzige Stelleninhaber Mitte 2024 in den Ruhestand verabschiedet werden wird, nicht mehr wiederbesetzt werden – so nachzulesen im Stellenplan der Stadt („kw-Vermerk“, [S. 3]).
Offensichtlich wird diese Stelle als entbehrlich betrachtet oder aus fiskalischen Gründen gestrichen, um damit augenscheinlich die neue Stelle eines Museumsleiters zu finanzieren – ohne dass vor 2026 ein „Museum“ realisiert werden wird.

Wir, die Unterzeichneten, stellen daher die Frage, nach welchem Konzept in Zukunft das Stadtarchiv Olpe geführt werden soll und wie die nachstehend beschriebenen Aufgaben durch die Archivleitung bewältigt werden können. Wir halten es aus den angeführten Gründen für dringend geboten, die Voll­zeitstelle der Archivleitung noch vor dem Ausscheiden des heutigen Stellen­inhabers mit einem fachlich ausgebildeten und qualifizierten Archivar oder einer Archivarin wieder neu zu besetzen. Anderenfalls würde ein in über vier Jahrzehnten aufgebautes Archiv, das mit viel Fachwissen und erheblichem finanziellen Aufwand eingerichtet wurde, ohne Not zur Disposition gestellt werden.
Als Konsequenz würde auch ein über lange Zeit aufgebautes, gepflegtes und motiviert arbeitendes Archiv-Team ehrenamtlich tätiger Personen keine Zukunft mehr sehen.

Sie sollten bedenken,
1. dass ein Archiv und ein Museum zwei völlig unterschiedliche Einrichtungen mit völlig unterschiedlichen Aufgaben und Schwerpunkten sind und dass die Arbeit des Ersteren zu den verpflichtenden Aufgaben einer Kommune, die des letzteren zu den freiwilligen Leistungen zählt,
2. dass dem Geist und den Bestimmungen des Archivgesetzes für NRW nicht entsprochen wird, wenn die vakant werdende Archivstelle nicht in gleicher Weise wie bisher wiederbesetzt wird. Nach dem Archivgesetz NRW müssen „die Archive … archivfachlichen Anforderungen entsprechen, indem sie … hauptberuflich von Personal betreut werden, das die Befähigung für eine Laufbahn des Archivdienstes besitzt oder sonst fachlich geeignet ist, oder von einer Dienststelle fachlich beraten
werden, bei der … ein Archivar … tätig ist.“
Mit einer nur stundenweise oder gar fachfremd eingestellten Archivkraft kann die Arbeit im Olper Stadtarchiv nicht geleistet werden,
3. dass die hauptamtliche Olper Archivstelle kassiert werden soll, obwohl hierzu eine detaillierte Stellungnahme und ein damit verbundener Einspruch durch das für das Archivwesen zuständige Archivamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster vorliegen,
4. dass das Archiv die Unterlagen der Stadtverwaltung (Registraturgut einschl. der Digitalisate) nach dem Ende der Aufbewahrungsfristen übernimmt, sichert, erschließt und für eine Benutzung zugänglich macht und so kontinuierlich die Grundlage für das Nachvollziehen von Entscheidungen der Stadtverwaltung, für Rechtssicherheit und für spätere Forschungen zur Olper Geschichte schafft,
5. dass das Olper Stadtarchiv (neben dem Siegener Archiv) die umfangreichsten Archivbestände in Südwestfalen aufweist, die sogar bis ins hohe Mittelalter zurückreichen,
6. dass es hier in Südwestfalen mit seinen 2.000 Zeitungsbänden das wertvollste Zeitungsarchiv besitzt, darunter das „Sauerländische Volksblatt“ (ab 1840) als Leihgabe des Heimatvereins Olpe,
7. dass das Olper Archiv die bedeutende heimatkundliche Bibliothek und das Archiv des Heimatvereins beherbergt, betreut und kontinuierlich erweitert,
8. dass der derzeitige Stadtarchivar eine Vielzahl von ihm eingeworbener, erbetener oder ihm aus Sicherungsgründen übergebener Deposita sicher verwahrt, von denen sicherlich eine Anzahl von den Leihgebern zurückgefordert werden, da deren konservatorische Betreuung und sichere Verwahrung nicht mehr gewährleistet wäre,
9. dass im Olper Stadtarchiv wertvolle Vereinsarchive deponiert sind und vom Stadtarchivar betreut werden – so das weithin bekannte Archiv des Olper Schützenvereins St. Sebastianus oder das des Heimatschutzvereins Rhode, dazu viele weitere Vereins- und Firmenarchive,
10. dass das Olper Stadtarchiv aufgrund seiner Archivbestände und deren kontinuierlicher Betreuung und Zugänglichkeit hohes Ansehen genießt – weit über Stadt und Region hinaus,
11. dass eine Einwerbung weiterer, für die Geschichte von Stadt und Land Olpe wichtiger Dokumente und Artefakte (Archivalien, Abbildungen, Fotos etc.) aus der Bevölkerung dadurch unterbunden wird,
12. dass die regionalgeschichtliche und heimatkundliche Forschung, auch durch viele ehrenamtlich tätige Bürger, irreparablen Schaden nähme, könnte sie nicht durch einen hauptamtlichen Archivar gefördert, betreut und begleitet werden,
13. dass die Archivbenutzung durch hiesige und auswärtige Besucher – vor Ort oder virtuell – eingestellt oder deren fachliche Betreuung unzumutbar eingeschränkt werden müsste und darüber hinaus die für den hiesigen Raum bedeutsame Familienforschung zum Erliegen käme,
14. dass schulische Projekte, Facharbeiten und studentische Arbeiten nicht mehr wie bisher betreut werden könnten,
15. dass in den Nachbarstädten Kreuztal (2) und Attendorn (2) jeweils mehrere fachlich ausgewiesene Archivkräfte angestellt sind und dass man in Attendorn vorbildhaft die Stellen des bisherigen und des neuen Stadtarchivars ein Jahr lang hat überlappen lassen,
16. dass die zunehmende Digitalisierung des Schriftgutes und mehr noch die Übernahme des heute nur noch rein digital entstehenden Registraturgutes sowie deren digitale Verwaltung, Aufbewahrung und Pflege ein neues, zusätzliches und ausgesprochen umfangreiches Arbeitsfeld für den Stadtarchivar darstellt, so dass nach Stellungnahme des Archivamtes sogar eine personelle Erweiterung im Archiv angemessen wäre, wobei die derzeitige Drittelstelle (von Frau Annalena
Schäfer) keineswegs ausreichend ist,
17. dass die konservatorische Behandlung des vorhandenen Archivgutes (z.B. Entsäuerung und Restaurierung) gewährleistet sein muss und zu den kontinuierlichen und unverzichtbaren Aufgaben des Stadtarchivars
gehört,
18. dass die historische Grundlage für das angedachte Olper Museum wegfiele, könnte es sich nicht auf die Bestände, Erkenntnisse und Arbeiten des Stadtarchivs beziehen und von ihnen profitieren,
19. dass die Stadtgeschichtsschreibung und auch die kontinuierliche Führung der Stadtchronik, wie sie bisher durch das vom Stadtarchivar betreute und herausgegebene Jahrbuch des Heimatvereins „Olpe in Geschichte und Gegenwart“ seit 1993 geleistet wird, zu den Pflichtaufgaben eines Stadtarchivs gehört.

Wir begrüßen ausdrücklich die Initiative für ein künftiges Stadtmuseum in Olpe, weisen allerdings darauf hin, dass es keine zukunftsfähige Lösung sein kann, die schon besetzte Museumsleiterstelle auf Kosten einer hauptamtlichen Archivleitung zu installieren. Dies hinzunehmen würde einerseits einen deut­lichen Verlust für die Reputation der Olper Stadtkultur bedeuten, andererseits ein unzureichendes Fundament für das entstehende Stadtmuseum darstellen.
Aus all diesen Gründen appellieren wir an den Bürgermeister und die Stadt­verordnetenversammlung der Stadt Olpe, den „künftig wegfallend“-Vermerk aus dem Stellenplan zu streichen und die Vollzeitstelle der Archivleitung noch vor dem Ausscheiden des heutigen Stelleninhabers mit einem fachlich aus­gebildeten und qualifizierten Archivar oder einer Archivarin wieder neu zu besetzen, damit das Stadtarchiv als bisher hochgelobtes „Gedächtnis der Stadt“ lebendig bleibt, fortgeführt, auch weiterhin von allen interessierten Bürgern und Fachleuten uneingeschränkt genutzt werden kann und somit das Ansehen der Stadt in dieser Hinsicht auch zukünftig erhalten bleibt.

Olpe, den 23. Januar 2023 – im Jahr des 40-jährigen Bestehens des hauptamtlich geleiteten Stadtarchivs Olpe

                   Dr. Roswitha Kirsch-Stracke           Dr. Hans-Bodo Thieme

(Kontakt:  dr.bodo.thieme@gmail.com, Tel. 02761-61132)

[Anm.: Der Stellenplan wurde einstimmig von allen Fraktionen des Olper Stadtrats (CDU, Bündnis 90/Die Grünen, UCW-Fraktion, SPD, FDP, Offene Liste Olpe) verabschiedet]

Der „Offene Brief“ wurde von folgenden Damen und Herren unterzeichnet (in alphabethischer Reihenfolge):
Prof. Dr. Veronika Albrecht-Birkner, Professorin für Kirchengeschichte an der Universität Siegen
Dr. Jens Aspelmeier (Siegen), Vorstand „Aktives Museum Südwestfalen“
Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
 Günther Becker (Altenhundem), ehemaliger Kreisheimatpfleger des Kreises Olpe, Mitglied der Geographischen Kommission und der Historischen Kommission für Westfalen, Träger des Kulturpreises des Kreises Olpe, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Dr. Irmgard Christa Becker, Leitende Archivdirektorin, Leiterin der Archivschule Marburg Hochschule für Archivwissenschaft
Dr. Claudia Becker, Leiterin des Stadtarchivs Lippstadt
Jörg Endris Behrendt, Kreisarchivar des Kreises Olpe
Dr. Andreas Bingener (Siegen), Historiker, ehemaliger Vorsitzender des Sieger­länder Heimat- und Geschichtsvereins, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, Leiterin der Abteilung Westfalen (Münster) des Landesarchivs NRW und Erste Vorsitzende der Historischen Kommission für Westfalen, Mitarbeiterin an der Olper Stadtgeschichte
Dr. Ralf Blank, Leiter des Stadtarchivs von Hagen, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
 Andrea Bräutigam, Stadtarchivarin von Lennestadt
Yannick Brücher, Gemeindearchivar von Finnentrop
 Gerhard Burghaus, Ehrenvorsitzender und 2. Stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V., Träger des Heimatpreises 2022 der Stadt Olpe, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Dr. Johannes Burkardt (Detmold/Bad Berleburg), Leitender Staatsarchiv­direktor des Landesarchivs NRW (Detmold), Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Ludwig Burwitz, Stadtarchivar a.D. von Siegen
Dr. Horst Conrad (Münster), Landesarchivdirektor a.D., ehemals Gebietsreferent des LWL-Archivamtes für den Kreis Olpe, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Hans-Jürgen Dienstuhl, Träger des Heimatpreises 2022 der Stadt Olpe
Udo Dittmann, Geschäftsführer und Leiter der „AKADEMIE BIGGESEE“, Attendorn-Neulisternohl
Klaus Droste, ehemaliger Direktor der Volkshochschule des Kreises Olpe, Mitbegründer des Mundartarchivs Sauerland der Kreise Hochsauerland und Olpe, Herausgeber der Dokumentation „Kunst und Künstler im Kreis Olpe im 20. Jahrhundert“, Träger des Kulturpreises des Kreises Olpe
Dr. Silke Eilers (Münster), Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes e.V., Mitglied im Stiftungsrat der NRW-Stiftung, im Kuratorium der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen und der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen sowie des WDR-Rundfunkrates
Prof. Dr. Rainer S. Elkar (Wilnsdorf), Professor (em.) für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Siegen und der Universität der Bundeswehr München
Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Direktor der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund
 Susanne Falk (Lennestadt), Kreisheimatpflegerin des Kreises Olpe
Prof. Dr. Werner Freitag (Gütersloh), Inhaber (bis 2021) der Professur für westfälische Landesgeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und wissenschaftlicher Vorstand des Instituts für vergleichende Städtegeschichte Münster (bis 2021), Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Reinhard Gämlich, Stadtarchivar i.R. von Hilchenbach
Michael Gosmann, Leiter des Stadt- und Landständearchivs Arnsberg und Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Wilhelm Grabe, Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn
Birgit Haberhauer-Kuschel (Attendorn), 2. Vorsitzende des Westfälischen Heimatbundes e.V., 2. Vorsitzende des Sauerländer Heimatbundes e.V., Vorstandsmitglied des Kreisheimatbundes Olpe e.V.
Hans-Jürgen Hagen, Leiter des Stadtarchivs Herne
Dr. Hans H. Hanke, Lehrbeauftragter, Kunstgeschichtliches Institut, Ruhr-Universität Bochum, ehemals Referent der LWL-Denkmalpflege für den Kreis Olpe
 Dr. Sabine Happ, Universitätsarchivarin der Wilhelms-Universität Münster und Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
 Otto Hoeffer, Stadtarchivar a.D. von Attendorn
Verena Hof-Freudenberg, Stadtarchivarin von Hilchenbach
Michael Jolk, Stadtarchivar von Werl
Jürgen Kalitzki, Stadtarchivar a.D. von Lennestadt
 Gretel Kemper, Autorin und Mitarbeiterin an der Olper Stadtgeschichte; erforschte unter anderem die Geschichte der jüdischen Familien von Olpe, Beiratsmitglied im Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V.
Tjark-Ole Keske, Stadtarchivar von Schmallenberg
 Dr. Roswitha Kirsch-Stracke (Wenden/Hannover), Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz Universität Hannover, Mitglied im Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V., ehemalige 1. Vorsitzende des Kreisheimatbundes Olpe e.V., Leihgeberin der genealogischen Sammlung Heinrich Feldmann an das Stadtarchiv Olpe
Kleine, Stefan, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Prof. Dr. Jürgen Kloosterhuis (Berlin), Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz i.R., Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Dipl.-Theol. Dr. Edeltraud Klueting (Köln), ehemalige Hauptgeschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes e.V., Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Prof. Dr. theol. Dr. phil. Lic. iur. can. Harm Klueting, Universität zu Köln, Herausgeber der dreibändigen Geschichte des Herzogtums Westfalen, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Prof. Dr. Markus Köster (Attendorn/Münster), LWL-Medienzentrum für Westfalen und Universität Münster, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Dr. Katja Kosubek, Leiterin des Stadtarchivs Halle (Westf.)
Prof. Dr. Bärbel Kuhn (Siegen), Professorin für Didaktik der Geschichte an der Universität Siegen
Julia Kuklik, Leiterin des Stadtarchivs Gütersloh
Martin Kuschel (Attendorn), Schriftführer des Vereins zur Förderung des Südsauerlandmuseums e.V., ehrenamtlicher Heimatforscher
Dr. Knut Langewand, Leiter des Kreisarchivs Warendorf
Monika Löcken (Breckerfeld), Leiterin des Südsauerlandmuseums in Attendorn und des Museums Wendener Hütte
Regina Lohmann, Museologin, ehemalige Stadtarchivarin von Drolshagen und Olpe und Gemeindearchivarin von Wenden, Beiratsmitglied im Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V.
Dr. Markus Meinold, Stadtarchivar von Hamm
Dr. Hubertus Michels, Kulturwissenschaftler und Bauhistoriker, Leiter des Referates Bauwesen im LWL-Freilichtmuseum Detmold
Dr. Katrin Minner, Landesgeschichte im Radio— Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Universität Siegen, Historisches Seminar – Didaktik der Geschichte, Assessorin des Archivdienstes
Dr. Stefan Mühlhofer (Dortmund), Geschäftsführender Direktor der Kultur­betriebe, Direktor des Stadtarchivs Dortmund, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Ingrun Osterfinke (Bielefeld), Leiterin des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen
Prof. Dr. Matthias Pape (Olpe/Aachen), Professor für neuere Geschichte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
Prof. Dr. Christian Peters, Institut für Westfälische Kirchengeschichte an der Wilhelms-Universität Münster, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Dieter Pfau (Siegen), Historiker und Autor der Olper Kreisgeschichte
Rico Quaschny, Leiter des Stadtarchivs Iserlohn
Dr. Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs Bochum – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Senden), ehemaliger Präsident des Landes­archivs NRW und früherer Erster Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen, Mitverfasser des Archivgesetzes NRW, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte und Festredner zum Olper Stadtjubiläum 2011
Stephan Reisloh (Menden), Stadtarchivar von Menden
Prof. Dr. Jürgen Reulecke (Essen), Professor (em.) für neuere und neueste Geschichte an den Universitäten Siegen und Gießen, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
Friedhelm Rüsche (Hilchenbach/früher St. Marien Olpe), Pfarrer und Leiter des Pastoralverbundes Nördliches Siegerland
Dr. Stephan Schlösser (Olpe), 1. Vorsitzender des Heimatvereins Drolshagen e.V.
Prof. Dr. Carla Meyer-Schlenkrich, Professorin für westfälische Landes­geschichte an der Wilhelms-Universität Münster, 2. Vorsitzende der Historischen Kommission für Westfalen
Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leitende Archivdirektorin des Historischen Archivs der Stadt Köln
Prof. Dr. Felicitas Schmieder (Hagen), Professorin für Geschichte und Gegenwart Alteuropas an der Fernuniversität Hagen, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen
apl. Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld), Professor für neuere Geschichte, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Prof. Dr. Korinna Schönhärl, Professorin für neuere und neueste Geschichte an der Universität Paderborn
Matthias Schrage, 1. Stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V., Rektor a.D. der Düringerschule Olpe
Ria Siewert, Leiterin des Stadtarchivs Kreuztal
Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Münster), 1988 bis 2016 Direktor der Katholischen Akademie Franz-Hitze-Haus (Münster), 2005 bis 2017 CDU-Landtagsabgeordneter in NRW, 2015 bis 2021 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, seit 2012 Mitglied im Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen, seit 2021 Präsident der Kunststiftung NRW, Mitverfasser des Archivgesetzes NRW
Agnes Sternschulte, Landschaftsökologin im LWL-Freilichtmuseum Detmold
 Axel Stracke, 1. Vorsitzender des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V.
Michael Streit, Leiter des Erzbistumsarchivs Paderborn
Prof. Dr. Ralf Stremmel (Essen), Leiter „Historisches Archiv Krupp“, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Gisbert Strotdrees, Lehrbeauftragter an der Universität Münster, Redakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Münster, Mitglied der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen
Katharina Sturm, stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Lüdenscheid sowie Gemeindearchivarin von Herscheid und Schalksmühle
Dr. Patrick Sturm, Leiter des Stadtarchivs Siegen
Dr. Rainer Stüwe (Wilhelmsfeld b. Heidelberg), Kunsthistoriker, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Dr. Anikó Szabó, Universitätsarchivarin der Universität Paderborn, Universitätsbibliothek und Fachreferat Geschichte
Dr. Hans-Bodo Thieme, Mitarbeiter an der Erforschung und Darstellung der Olper Stadtgeschichte
Dr. Christiane Todrowski (Altena), Kreisarchivarin des Märkischen Kreises
Dieter Tröps (Siegen), Kreisarchivar des Kreises Olpe a.D., Vorsitzender des Heimatgebietes Siegerland-Wittgenstein, Kreisheimatpfleger des Kreises Siegen, Vorstandsmitglied des Westfälischen Heimatbundes e.V.
Dr. Peter Vitt, Leiter der Geschichtswerkstatt im Heimatverein Drolshagen
Martin Vormberg (Kirchhundem), von 1982 bis 1989 erster Archivar der Stadt Olpe (in Verbindung mit dem Gemeindearchiv Kirchhundem)
strong>Jochen Voß (Olpe), ehemaliger Leiter der Volkshochschule des Kreises Olpe
Dr. Matthias Weipert, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte an der Universität Siegen
Dr. Norbert Wex, Stadtarchivar und Abteilungsleiter Kultur von Soest, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Prof. Dr. Thomas Gerhard Wilhelmi (Heidelberg), Forschungsstelle der Heidel­berger Akademie der Wissenschaften, Mitarbeiter an der Olper Stadtgeschichte
Thomas Wolf (Siegen), Kreisarchivar des Kreises Siegen-Wittgenstein
Dr. Peter Worm (Münster), Direktor des Stadtarchivs Münster, ehemals Gebietsreferent des LWL-Archivamtes für den Kreis Olpe, Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen

38 Gedanken zu „Stadt Olpe plant die Archivleiterstelle zu streichen

  1. Als einzige bibliothekarische Fachkraft in einer Museumsbibliothek mit kw Vermerk kann ich nur bestätigen, was ich im offenen Brief las. Die Bibliothek wurde Jahrzehnte von einer äußerst engagierten Ehrenamtlichen betreut, aber eine wissenschaftliche und fachlich korrekte Bearbeituzng des wertvollen Altbestandes war ihr nicht möglich. Ich habe 5 Jahre zum „Aufräumen“ und Erstellen eines korrekten Kataloges nach RID mit Verschlagwortung gebraucht, eine Systematik zu erstellen, hygienisch korrekte Maßnahmen einzuführen, Standards festzulegen usw, damit wir die Bibliothek jetzt der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Wir sind sogar Mitglied im Arbeitskreis historischer Bücher des Landes NRW u.Rheinland-Pfalz geworden. Ich habe 20m schwerbeschädigter Bücher da stehen und 20m Bücher mit leichten Schäden schon fachgerecht repariert und habe kilometerweise Paketband von den Büchern entfernt, die die Bücher teilweise auch schädigten. Liebe Stadt Olpe, tun sie das ihrem Archiv bitte nicht an. Der Schaden kann kaum aufgefangen werden. Ich mache mir jetzt schon Sorgen, was in 10 Jahren passiert, wenn ich in Rente gehe. Und natürlich: Ehrenamt ist in der Kultur immens wichtig als helfende Hand, aber den Damen und Herren wissenschaftliche Arbeit aufzubürden wäre nicht fair, da sie das zu Ihrer und zur eigenen Zufriedenheit nur mit Ausbildung schaffen.
    Mit freundlichen Grüßen

  2. – In der Siegener Zeitung erschien heute im Print der Artikel „Axel Stracke: Pläne der Stadt Ausdruck mangelnder Wertschätzung für Stadtarchivar“ – online hinter der Bezahlschranke.
    – Ein erster Leserbrief findet sich heute in der Westfalenpost mit folgendem Tenor: “ …. Jedoch ist es, und Belege gibt es viele, nicht unüblich, dass ein Museumsleiter auch die Funktion des Stadtarchivars in Personalunion wahrnimmt. Warum soll diesin unserer Kreisstadt, wenn es denn so umgesetzt wird, nicht funktionieren. Klar ist schlussendlich auch die Einsparung von Personalkosten.“

  3. Stellungnahmen der Unterzeichnenden des Offenen Briefes:
    Die folgenden Zitate aus den zustimmenden E-Mails dürfen mit
    Namens- und Datumsnennung verwendet werden

    7.1.23
    Wenn das Stadtarchiv Olpe nicht fachkundig geleitet wird, nimmt das historisch-kulturelle Erbe Schaden, und das Geschichtsbewusstsein der Lebensgemeinschaft Stadt verdämmert im Nebel der historischen Ignoranz.
    Klaus Droste, Olpe (ehemaliger Leiter der VHS Olpe)

    3.1.23
    Ich habe in den letzten fast zwanzig Jahren, zunächst als Leiter der Akademie Biggesee und dann als Leiter der VHS des Kreises Olpe die Arbeit von Herrn Wermert als hauptberuflichem Stadtarchivar in hohem Maße schätzen gelernt. Höchst professionell und mit deutlich mehr als der notwendigen Akkuratesse hat Herr Wermert einen exzellenten Archivbestand aufgebaut und für die Stadt und ihre BürgerInnen gesichert. Mit Sachverstand, Esprit und stets bereitem Engagement hat er die Heimatarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen jederzeit unterstützt. Seine Planstelle einem wie immer motivierten Sparwillen zu opfern, ist ein Schlag ins Gesicht aller, die mit Engagement in und für die Heimat in Stadt, Land und Region unterwegs sind.
    Jochen Voß, Olpe (ehemaliger Leiter der VHS Olpe)

    16.1.23
    … … bin ich davon überzeugt, dass politische Bildung ihre Aufgaben immer auch aus der Geschichte ableiten muss und gesellschaftliche Wirklichkeit sich nur auf geschichtlichem Hintergrund erklärt und verstanden werden kann. Insofern sind Orte wie Museen, Gedenkstätten und natürlich auch Archive wie etwa das Stadtarchiv Olpe Orte der politischen Bildung, teils als Lernorte, die besucht werden können und müssen, teils als Lernorte, die historisches Wissen konservieren und zur Verfügung stellen.
    Deshalb ist es mehr als unverständlich, dass einer solchen Institution wie dem Stadtarchiv Olpe seine Professionalität und damit die Basis zur Erfüllung seiner wichtigen Aufgabe … aus monetären Gründen entzogen werden soll. Nichts anderes ist die Streichung der hauptamtlichen Stelle des Stadtarchivars /der Stadtarchivarin.
    Udo Dittmann, Geschäftsführer und Leiter der „AKADEMIE BIGGESEE“, Attendorn-Neulisternohl

    8.1.23
    … ich schätze die Arbeit von Herrn Wermert sehr; eine Stadt wie Olpe braucht ein funktionierendes Stadtarchiv – es ist Zentrum lokaler Geschichtskultur.
    Ich hoffe, der kw-Vermerk wird zurückgezogen.
    Prof. Dr. Werner Freitag, Gütersloh

    16.1.23
    … das ist ja eine ungeheuerliche Nachricht! Ich bin fassungslos, wie Kommunal-politiker eine solche Entscheidung der Verwaltung mittragen. Ein Archiv mit dieser überregionalen Bedeutung und historischen Beständen, die seines-gleichen suchen, nicht mehr personell mit einer archivischen Fachkraft zu besetzen, bedeutet, dass die Arbeit von Herrn Wermert mit Füßen getreten wird.
    Jürgen Kalitzki, Lennestadt (Stadtarchivar a.D.)

    17.1.23
    Die Dienste des Stadtarchivs Olpe haben wir in der Vergangenheit immer wieder in Anspruch nehmen dürfen und wir würden uns freuen, wenn dies auch in Zukunft so bliebe.
    Die Streichung der Stadtarchivarsstelle käme einer Schließung des Stadtarchivs gleich und würde eine empfindliche Lücke für die historisch-wissenschaftliche Befassung mit der Region Südliches Sauerland bedeuten. Ein großer Verlust für uns in jedem Fall, denn der Kreis Olpe ist für uns ein wichtiger Ansprechpartner in der Region für Forschungen zur Darstellung von Baukultur und Alltagskultur im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Wir sind auf einen professionellen Ansprechpartner gerade im Archiv angewiesen.
    Dr. Hubertus Michels, Detmold

    3.1.23
    … vielen Dank für Ihre Mail zu diesen mehr als unerfreulichen Plänen der Stadtverwaltung in Olpe!
    Die Vorgänge in Olpe sind für mich unfassbar, zumal es sich bei dem Stadtarchiv Olpe um ein Kommunalarchiv handelt, das seit Jahrzehnten vorbildlich geleitet wird und eine hervorragende Arbeit leistet!
    Gibt es denn politisch eine Mehrheit für den kw-Vermerk? Ich kann gar nicht fassen, dass eine Mehrheit im Rat für die Streichung der Stelle ist.
    Rico Quaschny, Iserlohn (Stadtarchivar)

    7.1.23
    Mit besten Grüßen aus der rheinischen Metropole und Millionenstadt Köln, wo zu meiner Freude niemand solche Kahlschläge im Sinn hat, weder im Historischen Archiv der Stadt Köln noch in den städtischen Museen und Bibliotheken, auch nicht in der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek oder im Historischen Archiv der Erzdiözese Köln …, auch nicht in der Universität zu Köln, in ihrer Universitäts- und Stadtbibliothek und im Universitätsarchiv.
    Prof. Dr. Dr. Harm Klueting, Köln

    2.1.23
    Auch erscheint mir beim Lesen Ihres offenen Briefes (folgendes bedeutsam): den Entscheidern innerhalb der Verwaltung scheint der signifikante Unter-schied zwischen Archiv und Museum nicht klar zu sein. Das Museum kann anhand von Exponaten Teile der Geschichte „abbilden“ und „erzählen“. Der Inhalt, also die Geschichte als solches, insbesondere ab der frühen Neuzeit, liegt zu großen Teilen in den kommunalen Archiven. Was hilft es, einen Judenstern oder eine Uniform auszustellen, wenn wir nicht wissen, was es ist, wer es warum trug und was mit den Menschen hinter diesen Gegenständen geschah? Das Archiv erzählt uns die Geschichte zu den Exponaten. Hier bietet das Museum die Hardware und das Archiv die Software – das eine funktioniert meist nicht ohne das andere.
    Veronika Hof-Freudenberg, Hilchenbach (Stadtarchivarin)

    11.1.23
    In den vergangenen Jahrzehnten, nicht zuletzt in den vergangenen Jahren, habe ich als Benutzer von Akten aus der Frühen Neuzeit mit sehr vielen Archiven (aller Art) zu tun gehabt. Die Verhältnisse sind sehr verschieden, gerade auch in den Stadtarchiven. So gibt es bestens funktionierende, gut ausgestattete Stadtarchive wie in Schwäbisch Hall. Hier gibt es einen kompetenten, rührigen wissenschaftlichen Archivar 100%, der die gesamte Ortsgeschichte und deren Verbreitung im Blick hat und entsprechend aktiv ist, und drei weitere Mitarbeiter je 100%, davon eine Diplomarchivarin. Es gibt aber auch missliche Zustände, so etwa in einer anderen ehemaligen Reichs¬stadt im Südwesten Deutschlands, wo eine städtische Verwaltungsangestellte, die keine näheren Kenntnisse hat, an einem Tag pro Woche ins Archiv abkommandiert wird und das Archiv für Benutzer vier Stunden geöffnet ist.
    In Olpe sollte es natürlich wieder einen Archivar mit einer 100%-Anstellung geben. Am besten wäre wie bisher ein wissenschaftlicher Archivar. …
    … Die bestehende weitere Mitarbeiterstelle im Stadtarchiv sollte von 33% auf wenigstens 50% aufgestockt werden.
    Prof. Dr. Thomas Gerhard Wilhelmi, Heidelberg

    12.1.23
    Das ist ja tatsächlich ein starkes Stück, dass das Stadtarchiv Olpe auf diese Art und Weise abgewickelt bzw. marginalisiert werden soll. Selbstverständlich unterzeichne ich den „Offenen Brief“ und hoffe, dass diese Initiative von Erfolg begleitet sein wird!
    Wilhelm Grabe, Paderborn (Kreis- und Stadtarchivar)

    12.1.23
    … … auch wir möchten uns zustimmend zu Ihrem offenen Brief äußern.
    Es ist kaum zu verstehen, dass eine so wichtige Stelle ersatzlos gestrichen wird und damit vielen Interessierten der Zugang zur Geschichte der Stadt Olpe erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht wird.
    Es gibt nicht mehr viele Personen, die imstande sind, das verschriftlichte Material der vergangenen Jahrhunderte in heutige Schrift zu übertragen.
    Bereits das Frakturlesen bereitet heutigen Studierenden große Schwierigkeiten. Wenn solche Institutionen wie städtische Archive mehr und mehr wegfallen, bedeutet dies für unsere Kultur einen nicht wiedergutzumachenden Schaden.
    Deshalb sollte die Stelle eines Stadtarchivars in Olpe auch weiterhin hauptamtlich besetzt werden.
    Dr. Corinna Nauck, Museum Wilnsdorf
    Dr. Andreas Bingener, Siegen, Historiker und Paläograph

    13.1.23
    … als Historikerin … und gleichzeitig als Assessorin des Archivdienstes bin ich immer wieder mehr als erstaunt, wie Kommunen meinen, Pflichtaufgaben einfach mal so wegsparen zu können – ohne Rücksicht auf unwiederbringliche Verluste – und die geleistete Arbeit von KollegInnen mit Füßen treten.
    Dr. Katrin Minner, Siegen

    16.1.23
    Ihre Ausführungen und den offenen Brief habe ich mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Die – hoffentlich nicht endgültige – Entscheidung, die Stelle der Olper Stadtarchivleitung zu streichen, ist nicht nur falsch, sondern sendet in auch für die Archivwelt schwierigen Zeiten ein verheerendes Signal nach außen.
    Dr. Knut Langewand, Warendorf (Kreisarchivar)


    Aus einem Interview mit Prof. Sternberg,
    abgedruckt in der Zeitschrift „Der Archivar“ 2015, S. 145ff.
    Prof. Sternberg hat uns autorisiert, Zitate aus dem geführten Interview für unsere Initiative „Offener Brief“ zu verwenden:

    Zunächst mal glaube ich, ist es ein Problem, dass alle Einrichtungen, die mit Sammeln, Bewahren und Schützen zu tun haben, einen schweren Stand dadurch haben, dass sie nicht mit großen Zahlen punkten können. Und eine Kulturpolitik, die mehr und mehr auf Event setzt und auf das große Ereignis, werden solche Tätigkeiten weniger bewertet.
    … … …
    Darin liegt ein Problem für die Archive, denn sie haben die Aufgabe, über lange Zeiträume hin nicht tagesaktuell zu bewahren und zu sammeln.
    Das entbindet die Archive auf der anderen Seite nicht von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit. Auch sie müssen in die Öffentlichkeit gehen, müssen deutlich machen, was sie tun, wofür sie da sind. Sie müssen die Wichtigkeit und den Reiz von Archiven vermitteln und verbreiten.
    … … …
    Für die Politik halte ich es für zentral, dass Archive als öffentliche Aufgabe ernst genommen werden, sowohl kommunal wie auf Landesebene. Eine Popularität bekamen die Archive nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs, eine traurige Öffentlichkeit, aber sie hat bewirkt, dass man die Archive auf einmal in den Blick nahm. Ansonsten bin ich der Meinung, dass es politisch wichtig ist, dass die Archive ruhig arbeiten können, dass sie eine auskömmliche Ausstattung bekommen, die natürlich immer wieder auszuhandeln ist.
    … … …
    … natürlich ist für ein Archiv nichts wichtiger als Kontinuität – das weiß jeder, der mal irgendwann ein abgebrochenes Abonnement einer Zeitschrift hat. Kontinuität der Rechtsprechung ist nur möglich durch immer wieder erneuerten Rückgriff – und Verständnis der Vergangenheit nur durch die Möglichkeit der Konfrontation mit den Quellen.
    … … …
    Die identitätsstiftende Rolle von Archiven – dazu gehört auch die nur scheinbar banale Arbeit von lokalen Hobbyhistorikern, ist gewichtig. (Der Philosoph) Hermann Lübbe spricht davon, dass es noch nie eine Zeit von so viel Geschichtsaufbereitung gegeben habe wie heute. Jede Freiwillige Feuerwehr, jeder Gesangsverein, jeder schreibt seine Geschichte. Zumeist sind das Geschichten, die nicht viel weiter als 100 Jahre zurückreichen. Heimatmuseen haben eine Konjunktur sondergleichen, man sollte das nicht unwichtig nehmen, sondern sagen, wir helfen euch dabei, dass das, was ihr da macht, über die Erinnerung an die Großmutterzeit hinausgeht und in einen größeren Kontext gestellt wird. Das ist eine wichtige Aufgabe der Archive und das machen diese auch sehr gut. Aufgabe der Politik ist es, Projekte, die in diese Richtung laufen, zu unterstützen.“

  4. Auch die heutige Ausgabe des Sauerlandkuriers berichtet über den offenen Brief und (!) die Reaktion des Bürgermeisters und der „Grünen“:

    “ … Auf Nachfrage des SauerlandKuriers hat sich Olpes Bürgermeister Peter Weber zu der Entscheidung geäußert. Zuerst betont er die „herausragende Leistung“ von Josef Wermert und es wäre nicht so, dass „seine Arbeit nicht geschätzt“ würde. Ganz im Gegenteil. Alleine die Bildbände der Olper Stadtgeschichte seien etwas ganz Besonderes für die Kreisstadt. Und ganz endgültig, ob die Stelle des Stadtarchivars gar nicht mehr besetzt wird, ist auch noch nicht klar. Der „kw-Vermerk“ steht erst einmal, wie es in der Sitzung im Dezember 2022 zur Besprechung des Haushalts 2023 besprochen wurde. Das bedeutet, dass erst einmal ohne die Stelle des Archivars für dieses Jahr geplant wird. Allerdings könnte die Stelle in der Sitzung zur Besprechung des Haushalts 2024 wieder in den Plan aufgenommen werden.
    Dafür müssen jedoch noch andere Faktoren betrachtet werden. Zuerst einmal ist in der Olper Politik die Entscheidung gefallen, ein neues Museum zu planen. Der Leiter dafür ist seit Anfang Januar im Amt. Und mit diesem Museumsleiter soll sich auch der Blick ein wenig mehr auf das historisch und geschichtliche verschieben. Die Aufgaben des Museumsleiters werden anders, sind aber nicht völlig entfernt von denen des Stadtarchivars: „Josef Wermert betreut als Stadtarchivar auch die Museumssammlung der Stadt.“

    „Der Aufgabenbereich wird sich ändern“, erklärt Bürgermeister Peter Weber im Gespräch. „Es werden erst einmal viele Gespräche laufen müssen. Welche Aufgaben des Stadtarchivars kann der neue Museumsleiter übernehmen und welche nicht? Welche Aufgaben aus dem Archiv brauchen wir später noch? Wir müssen erst einmal schauen, wie es sich in diesem Jahr entwickelt und auch mit dem neuen Museumsleiter reden.“ Es ist also nicht ausgeschlossen, dass jemand die Stelle von Josef Wermert weiterführen könnte, ob Vollzeit oder in Teilzeit.

    Zaklina Marjanovic, Fraktionsvorsitzende der Olper Grünen zeigt sich auf Nachfrage des SauerlandKuriers betroffen. „Herrn Wermerts Tätigkeit ist unglaublich kostbar für die Stadt Olpe, für die Pflege und Dokumentation der Stadtgeschichte und somit auch für die Heimatverbundenheit. Ein Stadtarchiv ist somit auch prägend für die Identität Olpes. Allerdings ist nun ein Museumsleiter eigestellt, für ein Museum, dass es noch nicht gibt. Herr Wermert ist bis 2024 noch im Dienst, das Museum wird erst ein paar Jahre später entstehen. Ich stelle mir vor, dass ein Museumsleiter ohne Museum sicher auch viel zu planen hat, jedoch bestimmt auch die Kapazitäten hat, das Stadtarchiv, einen zukünftigen Teil des Museums, nachdem Herr Wermert seinen Ruhestand angetreten hat, mit zu betreuen.“
    Die Grünen wollen die Veränderungen „eng begleiten“ und falls nötig sich auch für eine weitere Personalstelle einsetzen. Außerdem findet sie es wichtig, die Erfahrung und Meinung von Josef Wermert in diesem „besonderen Falle Gehör zu schenken“ und falls nötig die Entscheidung über die Streichung der Stelle zu überdenken.

  5. Was antworteten die Olper Bundestags- und Landtagsabgeordneten auf folgenden Frage:
    Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Stadt Olpe nicht wie geplant die Archivleitungsstelle streicht, wodurch eine wichtige fachliche Arbeit für die Stadt und die Öffentlichkeit wegfallen würde?
    Nezahat Baradari (SPD, Bundestag):
    “ … vielen Dank für Ihre Frage und damit auch den Hinweis auf die Streichung der Archivleitungsstelle. Es wäre in der Tat sehr zum Bedauern, wenn die Archivarbeit für unsere Kreisstadt Olpe nicht fortgesetzt werden kann. Sehr gerne kann ich mich aber an den Olper Bürgermeister wenden und nach den Ursachen der geplanten Schließung erkundigen.
    Ich bitte Sie jedoch, zu berücksichtigen, dass es mir nicht erlaubt ist, als Bundestagsabgeordnete mich direkt in Kreisangelegenheiten einzumischen oder gar auf schon gefallene Entscheidungen auf Kreisebene rückwirkend Einfluss zu nehmen.
    Mit besten Grüßen …“, Link: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/nezahat-baradari/fragen-antworten/werden-sie-sich-dafuer-einsetzen-dass-die-stadt-olpe-nicht-wie-geplant-die-archivleitungsstelle-streicht?
    Florian Müller (CDU, Bundestag): “ …. vielen Dank für Ihre Nachricht.
    Als Geschichte interessierter Mensch halte ich Museen und Archive für wichtige Einrichtungen.
    Die Stellen- und Ausgabenplanung gehört im Zuge der kontinuierlichen und jährlichen Haushaltsplanung zum festen Bestandteil einer jeden Kommune und Kreises. Die entsprechende Planung obliegt in diesem Fall der Verwaltung und dem Rat der Kreisstadt Olpe.
    Freundliche Grüße …“, Link: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/florian-mueller-0/fragen-antworten/werden-sie-sich-dafuer-einsetzen-dass-die-stadt-olpe-nicht-wie-geplant-die-archivleiterstelle-streicht?
    Christin-Marie Stamm (SPD, Landtag): “ …. hierzu möchte ich Ihnen gerne antworten und auch gleichzeitig unsere Meinung als SPD-Stadtratsfraktion darstellen:
    Zuerst einmal möchten wir als SPD-Stadtratsfraktion der Kreisstadt Olpe festhalten, dass die Arbeit der Verfasser ein hohes Maß an Anerkennung verdient. Es ist ihnen gelungen, in sehr sachlicher und emotionsfreier Form gute und schlüssige Argumente für den Erhalt der Stelle des Archivars zu formulieren.
    Für uns als SPD-Stadtratsfraktion hat die Wahrnehmung der Pflichtaufgabe „Stadtarchiv“ einen hohen Stellenwert, den wir eindeutig vor den Belangen eines freiwilligen Museums angesiedelt sehen. Das Stadtarchiv sichert – wie in dem Brief überzeugend dargestellt – die historische Identität unserer Stadt.
    Der Archivar schafft auch die Basis für die in hohem Maß eingebrachte ehrenamtliche Tätigkeit zu unserer Stadtgeschichte. Ein hohes Gut, das wir nicht schmälern oder preisgeben dürfen! Daher ist die fachlich qualifizierte Betreuung des Archivs im Hauptamt unabdingbar.
    Auf dem Hintergrund, dass wir als SPD-Stadtratsfraktion die Errichtung eines Museum in Olpe sehr fragwürdig sehen, haben wir uns von Anfang an dafür eingesetzt, dass ein Archivar beschäftigt wird, der im Rahmen seiner Tätigkeit allenfalls museale Ausstellungen organisiert. Der Schwerpunkt sollte klar auf der Archivarbeit liegen!
    Der Argumentation der Verfasser und letztlich auch der Unterzeichner können und wollen wir uns nicht entziehen.
    Die Neuauflage der politischen Diskussion über die Art der Fortsetzung des Archivs sowie die personelle Ausstattung halten wir für unabdingbar! ….“, Link: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/christin-marie-stamm/fragen-antworten/werden-sie-sich-dafuer-einsetzen-dass-die-stadt-olpe-nicht-wie-geplant-die-archivleiterstelle-streicht?
    Danke an JH!

  6. Heute findet sich ein Eintrag im Archivblog augias.net zum Thema: https://www.augias.net/2023/01/27/9697/.
    Folgender Leserbrief „Historisches Gedächtnis ausgelöscht“ von Dr. Stefan Schwenke, der sich deutlich für den Wegfall des kw-Verwermerks ausspricht, erschien heute in der Westfalenpost: “ Mit großem Erstaunen und Entsetzen habe ich mitbekommen, daß die Stadt Olpe plant, die Stelle des Stadtarchivars nach Ausscheiden des jetzigen Stelleninhabers in 2024 nicht wiederzubesetzen. Dies geht zumindestens aus dem Stellenplan der Stadt hervor. Wie es aussieht, wird diese Stelle als entbehrlich angesehen, auch, um damit die Stelle eines Museumsleiters zu finanzieren, einer Einrichtung, die vor 2026 nicht zu realisieren ist. Interessant ist dabei, dass Museum und Archiv dabei wieder einmal in einem Topf geworfen werden. Aber Museum ist nicht gleich Archiv und Archiv nicht gleich Museum. Bäcker ist ja auch nicht gleich Metzger und umgekehrt. Hier zeigt sich wieder einmal die Ignoranz mancher Entscheidungsträger dem Archiv gegenüber.
    Es ist vollkommen unverständlich, wie man mit einem Strich das historische Gedächtnis einer Stadt auslöscht. Und, das historische Gedächtnis ist nicht das noch zu planenende Museum, sondern das Stadtarchiv mit seinem reichen Quellenbestand, der weit ins Mittelalter zurückreicht.
    Zu erwähnen sind auch die umfangreiche Bibliothek und die über 2000 Zeitungsbände, u.a. das Sauerländische Volksblatt ab 1840. Hinzu kommen noch umfangreiche Sammlungsbestände und Depositia von Privatpersonen, Vereinen und Verbänden! Ein wahrer Schaft an Material für alle Interessierten an der Stadtgeschichte Olpes, der vom bisherigen Stelleninhaber in mühevoller Arbeit zusammengetragen und bewahrt wurde. Auch dessen Leistungen werden mit einem Wisch beiseitegeschoben. Ohne diese historischen Grundlagen ist die Einrichtung eines Museums übrigens hinfällig.
    Das Stadtarchiv Olpe verahrt und bewahrt darüber hinaus auch das städtische Verwaltungsschriftgut und schafft damit Rechtssicherheitfür die Verwaltung, indem die Nachprüfbarkeit von Verwaltungshandeln gesichert ist. Mit diesem Beschluss wird deshalb nicht nur gegen geltendes Archivrecht (Archivgesetz NRW) verstoßen, sondern auch gegen rechtsstaatliche Prinzipien der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Verwaltungshandeln.
    Man kann nur dringend an die Entscheidungsträger appelieren, ihren Entschluss nochmals zu überdenken und die hauptamtliche Stelle im Stadtarchiv nicht zu streichen.“

  7. Stürme der Entrüstung sind ganz interessant; noch interessanter sind nüchterne Darlegungen der Vorgänge, die zur Empörung der Menschheit geführt haben. An solchen sachdienlichen Informationen mangelt es bisher ein wenig, sieht man von den oben eingerückten knappen Ausführungen des Olper Bürgermeisters ab. Diese lassen eigentlich nicht den Schluss zu, die Stadt Olpe habe die Absicht, ihr Stadtarchiv zu zerschlagen oder ihm durch eine fiese Personalentscheidung die Existenzgrundlage zu entziehen.
    Wenn ich es richtig verstehe, kann oder möchte man sich in Olpe für das altbewährte Archiv und für das vermutlich von der Bevölkerung gewünschte neue Museum nicht zwei separate Leitungen leisten, sondern die beiden kulturellen Einrichtungen in Personalunion leiten lassen oder wenigstens einmal testen, ob sich das in den kommenden paar Jahren bewährt. Ungewöhnlich ist diese Konstellation durchaus nicht, schon gar nicht in einer so kleinen Stadt wie Olpe. Wie das funktioniert, hängt maßgeblich vom Stelleninhaber ab.
    Der in Olpe als „Museumsleiter“ erkorene Mensch ist ebensowenig wissenschaftlicher Archivar wie Museumswissenschaftler. Gleichwohl darf Historikern, auch wie in diesem Fall einem auf Archäologie spezialisierten, dank ihrer akademischen Ausbildung zugemutet werden, sich kompetent in die Belange sowohl eines Museums als eines Archivs einzuarbeiten. Grundsätzlich spräche sicher nichts dagegen, in Olpe das Stadtarchiv und das Stadtmuseum zu einer Art „Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen“ zusammenzufassen und (wie z.B. in der viel größeren Stadt Bonn) unter eine gemeinsame Leitung zu stellen. Schwebt den Olpern in ihrer 26.000-Seelen-Kommune so ein Zentrum vor? Dessen Dimensionen wären sicherlich nicht so gewaltig, dass der eine Leiter unter seinen Aufgaben zusammenbrechen müsste. Die momentan gebrauchte Bezeichnung „Museumsleiter“ sollte in dem Fall aber ganz schnell vergessen werden, um die Archivfraktion nicht zu brüskieren. Und bis hier beträfe das eben nur die Neuorganisation der Leitung. Unverzichtbar wäre selbstverständlich eine ausreichende Personalausstattung für die Tagesgeschäfte „unterhalb“ der Leitung. Davon war nun hier bis jetzt noch gar nicht die Rede: Wie viele der im Stellenplan pauschal aufgelisteten „Verwaltungsangestellten“ arbeiten denn eigentlich im Stadtarchiv? Wäre das Archiv, auch wenn es sich demnächst die wissenschaftliche Leitung mit dem Museum teilen müsste, im Bereich der nicht-wissenschaftlichen Aufgaben noch lebensfähig, oder müsste dann auf den Tarifebenen des ehemaligen „gehobenen“ und „mittleren“ Dienstes dringend nachgebessert werden? Es ist zu hoffen, dass im Olper Rathaus auch diese Frage im Zusammenhang mit dem „kw“-Vermerk für die Archiv-Leitung (der womöglich zu Missverständnissen über die Olper Archivpolitik Anlass gab) erörtert wurde.

    • Danke für den Kommentar! Der hier eingeforderten ausführlichen Begründung der Massnahme bzw. der Darstellung der zukünftigen Ausgestaltung von Archiv und Museum ist ausdrücklich zuzustimmen. Für mich ist das Fehlen ein Grund für die „Entrüstung“.

  8. Pingback: Proteste gegen die Streichung der Archivleiterstelle in Olpe – Archivalia

  9. Stellungnahme des Dozenten für a. a. Archivrecht an der Archivschule Marburg, Prof. Dr. Thomas Henne – unter Verweis auf ArchivG NW § 10 Abs. 1 und Abs. 3: “ …. Es ist nicht ersichtlich, wie bei einer Stadt von der Größe von Olpe (knapp 25.000 Einwohner.innen) die „archivfachlichen Anforderungen“ gewahrt werden können, wenn über die zweite Alternative lediglich eine „Beratung“ einer Nicht-Archivar.in erfolgt.

    Und wenn der Protest erfolgreich ist und eine neue, archivfachlich ausgebildete Stadtarchivar.in für Olpe gesucht wird: Der laufende 60. Fachhochschullehrgang an der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft wird im März 2024 die Archivschule verlassen.“

  10. Weitere Resonanzen:
    Am 28.1. erschien ein ausführlicher Artikel in der Print-Ausgabe des Sauerlandkuriers, der auch die oben schon skizzierte Äußerung des Bürgermeisters enthält.
    Die Westfalnenpost vom 28.1. enthilet eine folgende Glosse von Jörg Winkel:
    „Der Pland der Stadt Olpe, künftig keinen Archivar mehr zu beschäftigen, sondern desse Aufgabenquasi nebenher vom Leiter des geplanten Museums miterledigen zu lassen, hat bei Heimatfreunden und hauptberuflichen Historikern für Aufsehen gesorgt. Der offene Brief, den der in Neuenkleusheim lebende Dr. Hans-Bodo Thieme und die frühere Vorsitzende des Kreisheimatbundes, Dr. Roswitha Kirsch-Stracke, geschrieben haben, geht in Heimatkreisenviral.
    Dabei kann Thieme sich gut erinennern, wie sein erster Kontaktzum Stadtarchiv war: Im alten Rathaus, dort wo heute Eis gegessen und Ein-Euro-Artikel gekauft werden können, ging eine Mitarbeiterin mit ihm um das Rathaus herum, öffnete eine Kellertür und ließ ihn in einem feuchten Raum, in dem von Mäusen angefressenen Akten lagerten.
    Die Unterlagen, die ihn interessierten, können er ruhig mitnehmen, hieß es damals, er solle sie aber doch bitte irgendwann zurückbringen. Kein Vergleich zu dem, was heute als Stadtarchiv vorgehalten wird. Hier werden Akten entsäuert und zukunftsicher eingelagert.
    Was mich regelmäßig fasziniert, ist die Beständigkeit von Urkunden. Jahrhundertealte Papiere, die zum Teil heute noch juristische Bedeutung haben, zieht der Archivaraus dem Regal und liest die für den unkundigen Laien nicht zu entziffernde Schrift flüssig vor. Versuchen Sie mal, eine noch 1995 täglich verwendete Diskette, irgendwoim Stadtgebiet einzulesen. Selbst CGs oder DVDs finden in neuen PCs schon keinen Platz mehr.
    Auf die verbleibenden Archivare dieser Welt kommen ganz neue Aufgaben zu.“
    Ebenfalls in Westfalenpost-Ausgabe erschienen heute 2 Leserbriefe. Prof. Thomas Gerhard Wilhelmi aus Heidelberg schreibt u. a.: “ …. In Olpe, wo ich vor längerer Zeit mehrmals zu tun hatte, sollte es natürlich wieder ein Archivar mit einer 100-Prozent-Anstellung geben. Am besten wäre wie bisher ein wissenschaftlicher Archivar; aber notfalls muss man Kompromisse eingehen und kann auch einen Diplom-Archivaren nehmen. Die bestehende
    weitere Mitarbeiterstelleim Stadtarchiv sollte von 33 Prozent auf wenigstens 50 Prozent aufgestockt werden.
    Im Hinblick auf das Museum und das Archiv wären ja aufgrund weitsichtiger, langfristiger Planungen Kombinationen gut denkbar. An vielen Ortenhat, wie ich weiß, der Stadtarchivar auch mit dem Ortsmuseum zu tun, und dies ist oft sehr sinnvoll und funktioniert gut. So könnte es doch auch in Olpe sein. Allerdings ist es abwegig, Archiv und Museum einer einzigen Person in Obhut zu geben.“
    Der zweite Leserbrief bezieht sich auf den am 25.1. erschienen Leserbrief (s.o.): “ …. da täuschen Sie sich leider. Das Archivgesetz NRW § 10 (3) 1. + 2. legt detailliert fest, wer und mit welcher Qualifikation ein kommunales Archiv leiten darf.Nach § 10 (1) verpflichtet der Gesetzgeber sogar die Kommunen dazu“Sorge zu tragen, ihr Archivgut in eigener Zuständigkeit zu archivieren.“ Die Stadt Olpe ist gesetzlich verpflichtet, die Stelle des Stadtarchivars zu besetzen. Allenfalls kann die Stadt Olpe nach § 10 (2) 1. ihre Archivaufgabe durch „Übertragung auf eine für Archivierungszwecke geschaffene Gemeinschaftseinrichtung“ erfüllen. Die Leitung der freiwilligen Feuerwehr in Olpe, die in hoffentliche professioneller Hand liegt, sollte wohl auch nicht auf die Leitung der Feuerwehr in Drolshagen oder Wenden übertragen werden oder nebenbei von dem neuen Museumsleiter in Olpe geführt werden.“

  11. Heute erschien in der Westfalenpost folgender Leserbrief von Dr. Michael Nies-Steffens (Nürnberg):
    „Bei der Suche nach historischen Dokumenten in Olpe wurde mir immer der Name Josef Wermert genannt, den ich dann bald auch durch meine Besuche im Stadtarchiv Olpe näher kennenlernte. Durch die Gespräche mit ihm wurde ich, obwohl seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr in Olpe lebend, Mitglied im Heimatverein und seit zwei Jahren auch Autorim jährlich erscheinenden Jahrbuch. Die Qualität sowohl der mehrbändigen Olper Stadtgeschichte als auch die des Jahrbuches hatten mich sehr angesprochen.
    Josef Wermert war mir bei meinen Recherchen immer eine große Hilfe und Stützew und als ich bei meinem letzten Besuch in Olpe von ihm erfihr, dass seine Stelle nicht wieder beyetzt werden soll, hielt ich seine Aussage für ein Gerücht. Scheinbar wird seine Arbeit im Verborgenen (Archiv) wohl nicht wahrgenommen und wertgeschätzt!
    Zurzeit befinde ich mich auf einer Auslandsreise, bei der ich mich – wie beim Jahrbuch – ehrenamtlich einbringe. Als ich in Tokyo aus dem Newsletter der WP von der tatsächlichen Stellenstreichung erfuhr, habe ich mir die knappe mir zur Verfügung stehende Zeit genommen, um möglichst schnell durch diesen Leserbrief einerseits mein Unverständnis und meine Fassungslosigkeit über diese Stellenstreichung zum Ausdruck zu bringen und andererseits an alle, die diese Stellenstreichung zu verantworten haben zu appellieren, ihren Entschluss mit all den schon von anderen geäußerten Bedenken zu überdenken bzw. zurückzunehmen.
    Nur weil durch die mehrbändige Stadtgeschichte und die Jahrbücher etwas Großes entstanden ist, darf nicht der Eindruck entstehen, es gäbe nichts mehr zu tun. Ein Museumsleiterkann nicht gleichzeitig das Stadtarchiv einer Kreisstadt führen – vielleicht ist dann die kommende Ausgabe des Jahrbuchs die letzte? ….“

  12. Es gehört nicht zu den Pflichtaufgaben eines Archivleiters, den örtlichen Heimatverein bzw. dessen Jahrbuch zu betreuen. Herr Wermert wird dies wohl in seiner Freizeit tun, so dass der von Herrn Nies-Steffens konstruierte Zusammenhang mit der Olper Stellenbesetzung nicht besteht. Ferner ist es irrelevant, dass es sich um das „Stadtarchiv einer Kreisstadt“ handelt, da der Kreis Olpe (was im fernen Franken vielleicht nicht bekannt ist) für seine Überlieferung ein eigenes Archiv unterhält.
    Wenn es denn – wie manche Leserbriefschreiber anscheinend wissen – zutrifft, dass das Personal im Stadtarchiv bislang nur aus 1,33 Stellen bestanden hat (1,0 für die Leitung + 0,33 für „eine weitere Mitarbeiterin“), bedeutet dies, dass sich der Leiter notgedrungen in beträchtlichem Maße mit Arbeiten befassen musste, für die er überqualifiziert und somit überbezahlt war. Denn was neben der Leitung in einem Stadtarchiv zu erledigen ist, hätte die/der FAMI oder gar abgeordnete Bürokraft mit ihrer/seiner Drittel-Stelle allein niemals bewältigen können. Es ist logisch, daraus zu schließen, dass für die wissenschaftliche Leitung dieses kleinen Archivs eine volle Stelle offensichtlich nicht zwingend erforderlich ist. Sollte dies der Fall sein (kann ich nicht beurteilen), ist es der Olper Stadtverwaltung kaum zu verdenken, hier Potential für die Einsparung von Personalkosten bei der Besetzung der Archivlleitungsstelle gesehen und diese Stelle quasi halbiert zu haben (Personalunion mit einem „halben“ Museumsleiter, auch wenn das im Stellenplan so nicht differenziert worden ist). Aber – und ich wiederhole mich – „Leitung des Stadtarchivs“ und „Personal des Stadtarchivs“ sind nicht das gleiche. Die Reduzierung der wissenschaftlichen Leitungsstelle auf 0,5 und gleichzeitig die Aufstockung der „weiteren“ Stelle auf 1,0 wäre ein Kompromiss, mit dem vielleicht beide Seiten leben könnten. Aber das müssten die unmittelbar Beteiligten in sachlicher Diskussion miteinander aushandeln. Endloses Lamentieren marginal betroffener Historiker und Waldorflehrer, die sich anhand fragmentarischer Medienberichte „ihre Meinung geBILDet“ haben, ist nicht konstruktiv und hilft dem Stadtarchiv Olpe konkret nicht weiter. Auch sollten nicht ständig die Kultubereiche „Archiv“ und „Museum“ – beide nicht auf Rosen gebettet – gegeneinander ausgespielt werden. Das ist unsolidarisch und kontraproduktiv.

  13. Herr Peter Kunzmann wäre gut beraten, sich das Olper Stadtarchiv einmal vor Ort anzusehen und sich vom Stadtarchivar dessen Arbeitsgebiete erläutern und sich die umfangreichen Archivbestände vorstellen zu lassen. Da er diese offensichtlich nicht kennt, redet er wie der Blinde von der Farbe.

    • Wenn Sie schon persönlich herumpöbeln müssen, dann bitte nicht in die falsche Richtung. Ich wünsche viel Erfolg bei Ihren Protestaktionen und werde die Retter des Olper Stadtarchivs nun nicht weiter mit meinen frühern Erfahrungen aus der archivischen Praxis belästigen.

      • Sehr geehrter Herr Kunzmann, an Ihrer Antwort hat mich insbesondere gefreut, daß Sie mich fortan nicht mehr belästigen wollen. Halten Sie bitte Ihre Zusage ein, und „Schuster, bleiben Sie bei Ihren Leisten“, d.h., werkeln Sie als Bibliothekar in Ihrer Bibliothek, und rühren Sie nicht in fremden Töpfen herum!

        • Nur zur Information der restlichen Mitlesenden:
          1. In „meiner“ Bibliothek kann ich seit meiner Berentung nicht mehr „werkeln“.
          2. Als derjenige, der ab 2004 eine chaotische Ansammlung von Papierhaufen wenigstens so weit in ein funktionierendes Universitätsarchiv verwandelt hatte, dass ein fünf Jahre später dazukommender Diplomarchivar nicht mehr aus allen Wolken fallen musste, betrachte ich das Archivwesen durchaus nicht als „fremden Topf“.
          Auf die von Herrn Thieme gestern und heute vorgebrachten und dem von einem Gymnasiallehrer i. R. zu erwartenden Niveau kaum angemessenen Unverschämtheiten werde ich nicht eingehen. Den Olpern kann ich nur wünschen, dass Herr Thieme mit seiner fragwürdigen Aktion (Auslösung eines bundesweiten „Shitstorms“ gegen die Olper Stadtverwaltung) dem Stadtarchiv keinen Bärendienst erwiesen hat. Und damit Schluss.

  14. Pingback: Offener Brief des VdA an den Bürgermeister der Stadt Olpe | siwiarchiv.de

  15. Den Entscheidenden scheint nicht klar zu sein, dass sie nicht nur gegen gute Praxis und das nordrheinwestfälische Archivgesetz verstoßen, sondern sie die Geschichte Olpes für die Zukunft gefährden. Denn die fachlich kompetent geführte Sichtung und Bewertung der Akten schafft die alleinige Grundlage für historisches Arbeiten in zukünftigen Generationen. Ach ja, und seit der französischen Revolution sind die Archive ja noch ein – wenngleich vielen nicht bewußter – Grundpfeiler der Demokratie. Nur, wenn systematisch und fachlich kompetent Überlieferung gebildet wird, kann die Gesellschaft der Zukunft die Handlungen von Heute und Gestern anhand der Unterlagen im Archiv zumindest retrospektiv nachvollziehen. Will Olpe wirklich an solchen Grundpfeilern sägen? In jedem Falle ist die Olper Entscheidung nicht anders als dumm und gefährlich zu bewerten, den Entscheidenden war gar nicht klar, was sie riskieren.

  16. @Peter Kunzmann
    @Prof. Dr. Thieme [Anm.: Mein Fehler. Danke für den Hinweis an J.B.!]
    @ alle
    Ich darf ab jetzt um Äußerungen bitten, die keine persönlichen Angriffe, etc enthalten.

  17. Heute erschien in der Westfalenpost Olpe folgender Artikel:
    „SPD will Archivarsstelle neu diskutieren. Fraktion bezieht Stellung auf den offenen Brief in Sachen „kw“-Vermerk und betont die wichtige Rolle des Archivs.
    …. Nun hat die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Olpe Stellung dazu bezogen: „Die bundesweite Aufmerksamkeitwurde durch einen offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt ausgelöst, in dem die Verfasser in sehr sachlicher und emotionsfreier Form gute und schlüssige Argumente für den Erhalt der Stelle des Archivars formuliert haben“, schreibt Fraktionschef Volker Reichel.
    Die Sorge um die qualizizierte Fortsetzung der Arbeit des jetzigen Archivars sei letztlich die Sorge um die Sicherung und Fortführung der Qualität des Stadtarchivs. „Für uns als SPD-Fraktion hat die Wahrnehmung der kommunalen Pflichtaufgabe „Stadtarchiv“ einen sehr hohen Stellenwert, den wir eindeutig vor den Belangen eines freiwilligen Museums angesiedelt sehen. Das Stadtarchiv sichert – wie in dem offenen Brief überzeugend dargestellt – die historische Identität unserer Stadt. Der Archivar schafft durch seine Arbeit auch die Basis für die in hohem Maß eingebrachte ehrenamtliche Tätigkeit zu unserer Stadtgeschichte.“
    Allein das Autorenverzeichnis der Bände der Stadtgeschichte gebe eine Vorstellung vom enormen Maß an ehrenamtlicher Arbeit zum Wohle der Stadt. „Eine Arbeit, die vor allem auf den exzellent vorgehaltenen Quellen des Stadtarchivs fußt.
    Dieser ehrenamtliche Einsatz ist ein hohes Gut, das wir nicht schmälern oder preisgeben dürfen! Daher ist für uns die fachlich qualifizierte Betreuung des Archivs im Hauptamt unabdingbar.“
    Da die SPD die Errichtung eines Museums in Olpe sehr fragwürdig sehe, „haben wir uns von Anfang an dafür eingesetzt, dass ein Archivar beschäftigt wird, der im Rahmen seiner Tätigkeit allenfalls museale Ausstellungen organisiert“. Der Schwerpunkt müsse klar auf der Archivarbeit liegen. Die Neuauflage der politischen Diskussion über die Art der Fortsetzung des Archivs, über die Sicherung der Qualität der Archivarbeit sowie die personelle Ausstettung zur Gewährleistung dessen sei unabdingbar.“

    • Danke für den Kommentar! Leider fehlt bisher eine ausführliche Darstellung der Beweggründe der Stadtverwaltung bzw. der politischen Mehrheit, so dass man fröhlich mutmaßen kann. Wie zu hören ist beabsichtigt der Bürgermeister eine Erklärung auf der kommenden Stadtverordnetenversammlung am 15.2. Bis dahin wird man sich wohl gedulden müssen.

  18. Was sagt eigentlich die konzeptionelle Grundidee vom Januar 2021 für das Olper Museum zur Übernahme der Archivleitung durch die Museumsleitung? Wenn ich es recht sehe – nichts!
    Zur Qualifikaton der Museumsleitung finden sich folgende Angaben:
    “ …. Anforderungen an die zu besetzende Stelle der
    Museumsleitung (S. 9):
    • Geisteswissenschaftliche Promotion (Europäische
    Ethnologie, Kulturwissenschaften, Volkskunde oder
    Geschichte)
    • Einschlägige Erfahrungen im Bereich Museum
    • Erfahrungen in den Bereichen Öffenlichkeitsarbeit,
    Kulturmanagement, partizipative Projekte und
    Museumspädagogik
    • Teamfähig, engagiert und kreativ ….“
    Da sich auch dort keine Hinweise auf die Übernahme der Archivleitung durch die Museumsleitung findet, wäre ein Blick auf die Stellenausschreibung nicht uninteressant …..

  19. Heute erschien in der Westfälischen Rundschau folgender Artikel „Archivar-Nachwuchs appelliert an die Kreisstadt. 60 Fachhochschullehrgang an der Archivschule Marburg schreibt in Sachen Stadtarchiv an Bürgermeister Peter Weber und weist auf Unstimmigkeiten hin.“:
    “ …. Nun haben sich die Mitglieder des 60. Fachhochschullehrganges an der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft – an die Stadtverwaltung gewandt und plädieren energisch für die Wiederbesetzung der Stelle, wenn Wermert geht. „Mit Verwunderung haben wir von den Plänen erfahren, die Archivarsstelle in Olpe zu streichen und das Archiv dem geplanten Museum zuzuschlagen“, heißt es in dem Schreiben. Die zuständigen Entscheidungsträger werden von den angehenden Archivarinnen und Archivaren dringend gebeten, ihre Entscheidung zu überdenken.
    Die Berufsbilder der Richtungen Museologie und Archivwissenschaft, so der Fachhochschullehrgang, „weisen grundlegende Unterschiede auf, was man auch anhand unserer Ausbildung erkennt. Aktuell durchlaufen wir eine dreijährige Ausbildung, um nach unserem Abschluss als Archivarinnen und Archivare in den verschiedensten Archiven in ganz Deutschland arbeiten zu können, vor allemin Kommunalarchiven, das heißt Gemeinde-, Stadt- und Kreisarchiven. Dafür bekommen wir fundierte Kenntnisse in den archivischen Fachaufgaben Bewertung, Erschließung, Erhaltung und Nutzbarmachungvon Schriftgut vermittelt.“ Natürlich gehöre dazu auch ein kurzer Überblick über die artverwandten Berufe der Bibliothekare und Museologen. „Auch wenn auf den ersten Blick viele Ähnlicheiten zu bestehen scheinen, sind die Unterschiede zwischen den Berufen schon inden grundlegendsten Ansätzen sichtbar.“ Zum Beispiel arbeiteten Archivarinnen und Archivare vielfach rein mit Schriftgut, während sich Museologinnen und Museologen mit dreidimensionalen Objekten beschäftigten. „Die unterschiedlichen Materialien bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit sich, müssen unterschiedlich behandelt, gelagert, klassifiziert, erschlossen und können unterschiedlich genutzt werden.“
    Nach der Ausbildung für den gehobenen Archivdienst, so der Jahrgang, könnten sie nicht ohne eine grundlegende Weiterbildung in einem Museum arbeiten, ebenso wie Museologinnen und Museologen nicht ohne Weiteres nach ihrem Studium in einem Archiv arbeiten könnten. „Ein viel grundlegendenererUnterschied ist die Aufgabe der Bewertung. LAut den Archivgesetzen der einzelnen Länder und des Bundes obliegt es allein der Archivarin oder dem Archivar, in die Behörden seines Sprengels zu gehen und deren Verwaltungsschriftgut zu bewerten, also die Entscheidung zu treffen, was dauerhaft im Archiv aufbewahrt und was vernichtet wird. Dies ist ein gesetzlicher Auftrag, deren Erfüllung die Verwaltung transparent machen und zur demokratischen Kontrolle der Verwaltung beitragen soll.“ Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, würden Archivarinnen und Archivare nicht nur die theoretischen Methoden, Praktiken und möglichen Verfahrensweisen einer Bewertung vermittelt, sondern sie hätten auch in den langen Praxisphasen die Möglichkeit, aktiv an Bewertungen teilzuhaben und Erfahrungen zu sammeln. „Dazu gehören ebenfalls Kenntnisse über digitales Schriftgut und die Kompetenz, fachgerecht auf Veränderungen in der digitalen Welt reagieren zu können, schreiben Ellen Kaiser, Simon Rusche und Simon Ernst im Namen des Lehrgangs.“

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