Siegener Beiträge – Jahrbuch für regionale Geschichte 20/2015 erschienen

Cover Jahrbuch 2015Ab sofort sind die von der Geschichtswerkstatt Siegen e.V. herausgegebenen „Siegener Beiträge“ Nr. 20/2015 erhältlich! Das neue Jahrbuch wartet auf rund 250 Seiten abermals mit einem breiten Spektrum regionalgeschichtlicher Themen auf und ist zum Preis von 20,00 Euro überall im Buchhandel und im Stadtarchiv Siegen erhältlich.
Dr. Hans-Bernd Spies, Archivdirektor des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, beleuchtet den in Friedewald geborenen Bergrat Ludwig Wilhelm Cramer (1755-1832) und dessen Dokumentation des Kobaltbergbaus in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen und den Gruben des Amts Freusburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Cramer hatte von 1802 bis 1805 aufschlussreiche Details über die Bergleute der Grube Alexander bei Kirchen an der Sieg zusammengetragen.

Günter Dick zeichnet in seinem familiengeschichtlichen Beitrag den wechselvollen Weg der Vorfahren des bekannten Luftschiffkommandanten Otto van der Haegen aus dem flandrischen Ninove über das Rheinland und das nördliche Westfalen in das Siegerland nach. Dick verdeutlicht dabei aber auch, wie sehr Mobilität schon früher das Leben der Menschen mitunter prägte.
„Feuer in der Stadt“ von Bernd D. Plaum skizziert die Bemühungen um die Brandabwehr in Siegen seit der frühen Neuzeit bis zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr. Ursprünglich war die Brandabwehr eine Aufgabe der gesamten Bevölkerung, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie zusehends an spezialisierte Kräfte – die freiwillige Feuerwehr – delegiert.
Die menschenwürdige Unterbringung der als „gemütskrank“ bezeichneten Menschen im Siegerland ist das Ziel des Kreisphysikus Johann Heinrich Schenck in den 1830er Jahren. In einem bewegenden Beitrag schildert Peter Kunzmann dessen Kampf gegen eine uneinsichtige Bürokratie. Anhand vieler zeitgenössischer Quellen wird die trostlose Lage der als gemeingefährlich bezeichneten und weggesperrten Kranken drastisch vor Augen geführt.
Bei „Eisen ist nicht alles“ handelt es sich um einen durchaus provokanten Titel in einer Region, die sich auf ihre lange Metall- / Eisen verarbeitende Tradition etwas zugute hält. Gerhard Göbel zeigt anhand verschiedener Ortschaften, dass deren unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung eben nicht nur von Bergbau und Verhüttung abhängig war. Landwirtschaft und Textililndustrie besaßen um 1800 ebenso, wenn nicht noch größere
Bedeutung, für die Menschen der Region. Göbels Studie liefert ein notwendig differenzierteres und komplexeres Bild vom Siegerland.
Die Künstlerin und Literaturwissenschaftlerin Marlies Obier analysiert in ihrem Aufsatz beispielhaft die „Flut“ an schriftlichen Zeugnissen, die anlässlich des Ersten Weltkriegs von Laienschriftstellern jeglicher Coleur auch im Siegerland produziert wurde und die auf das Publikum herniederging. In ihrem Duktus betonen sie das Bestehende und bejahen unkritisch den Krieg als das Unvermeidliche.
Dorothea Jemlich thematisiert ebenfalls den Ersten Weltkrieg an der so genannten Heimatfront, in dem sie dessen Auswirkungen auf das Mädchenpensionat Stift Keppel nachzeichnet.
Christian Brachthäuser (Stadtarchiv Siegen) porträtiert den Grafiker und Kunstmaler Karl Bösch (1883-1952), der von 1905 bis 1919 als Zeichenlehrer am Siegener Realgymnasium beschäftigt war. In dem 15jährigen Zeitraum zwischen dem wilhelminischen Kaiserreich, Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik setzte Bösch durch seine Ausstellungen nachhaltige Akzente zur Belebung der Kunstszene in der Stadt Siegen.
Ulrich Opfermann geht es in seinem „Beitrag zur regionalen Minderheitengeschichte“ um zwei Gruppen. In ihrer Rolle und Bedeutung als Teil der eingesessenen regionalen Bevölkerung sind sie heute nur noch wenig bekannt, wiewohl sie generationenlang der Mehrheitsbevölkerung
fortlaufend Gesprächsstoff boten. Es geht in dem mit zahlreichen Illustrationen bebilderten Beitrag erstens um Sinti und ihre Nachfahren und zweitens um Jenische, – volkstümlich abwertend – um „Mäckeser“, um Realgeschichte und um Wahrnehmungsgeschichte, in der älteren wie der jüngeren Geschichte.
Artikel zu der aus Siegen stammenden Künstlerfamilie Busch haben im Jahrbuch der Geschichtswerkstatt eine gute Tradition. Jürgen Schaarwächter vom Max Reger Institut in Karlsruhe zeichnet in seinem Beitrag „Mozart und mehr“ die Rolle des von den Nazis aus Deutschland vertriebenen Dirigenten Fritz Busch bei der Etablierung des berühmten Opernfestivals in Glyndebourne, Sussex/England, nach.
Der reichhaltig bebilderte Beitrag von Ludwig Burwitz nimmt sich eines der am wenigsten bekannten Baudenkmäler der Stadt Siegen an. Das Ensemble von sechzig Grabstätten bekannter Familien des bürgerlichen Zeitalters auf dem so genannten Gruftenweg des Lindenbergfriedhofs stellt eine bilderreiche Zeitkapsel dar, deren Erhalt der heutigen Gesellschaft jede Anstrengung wert sein sollte.

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