Reiche Silberfunde und alte Dampfmaschinen

Fachtagung informierte über die Bergbaugeschichte des Siegerlandes

Tagungsteilnehmer vor dem landeskroner Weiher: Das aufgestaute Wasser diente einst zum Spülen der Erze Foto: LWL/Manuel Zeiler

Die Geschichte des Bergbaus im Siegerland reicht bis in das Mittelalter zurück. Die Grube Landeskrone und das Bergbaugebiet Ratzenscheid bei Wilnsdorf (Kr. Siegen-Wittgenstein) sind überregional bedeutende Zeugen für den frühen Abbau von Erzen. In der Anfangszeit der Industrialisie-rung stand hier die älteste untertage betriebene Dampfmaschine des Siegerlandes. Eine Forschungskooperation unter Beteiligung der LWL-Archäologie für Westfalen hat die Bergbauregion erforscht. Die Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler am Samstag (14.04.) auf einer Tagung in Wilnsdorf der Öffentlichkeit.

Rund 50 Besucher kamen am Samstag in den gut gefüllten Vortragssaal des Museums Wilnsdorf. Die Wilnsdorfer Oberbürgermeisterin Christa Schuppler sowie Thomas Kettner vom Verein für Siegerländer Bergbau e.V. eröffneten die Tagung. „Wir sind der Gemeinde und dem Museum Wilnsdorf für ihre groß-zügige Unterstützung der Veranstaltung sehr dankbar“, so Dr. Manuel Zeiler, Archäologe beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Stefan Hucko vom Verein für Siegerländer Bergbau e.V. beleuchtete die frühe Geschichte der Grube Landeskrone im Spiegel schriftlicher Überlieferung. Im 19. Jahrhundert erlebte die Grube Landeskrone ihre kurze Blüte. In diese Zeit fällt auch die Inbetriebnahme der ersten unterirdischen Siegerländer Dampfmaschine. Doch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Bergwerk stillgelegt, da sich die Förderung nicht mehr lohnte.

Dr. Manuel Zeiler stellte die archäologischen Forschungsergebnisse vor. Die Kooperationspartner hatten durch Vermessungen, Fundbergungen und der genauen Dokumentation der Maschinenfundamente einen Rekonstruktionsvorschlag zum Aussehen der Dampfmaschine und der Fördereinrichtungen entwickelt. „Zu unserer Überraschung stellten wir außerdem fest, dass die Maschinenhalle eigentlich viel prächtiger gebaut werden sollte“, so Zeiler. „Das ging aus den Schriftquellen nicht hervor.“ Ursprünglich war offenbar eine Halle mit flachen Rundbögen geplant, die auf verzierten Buntsandsteinpfeilern ruhen sollten. Wegen statischer Probleme konnte diese Planung aber nicht umgesetzt werden.

Darüber hinaus hatten die die Archäologen das mittelalterliche Areal auf dem Ratzenscheid untersucht, wo bereits im 13. Jahrhundert Silber gefördert wurde. Hierzu wurde ein mehrere Hundert Meter langer Stollen zur Entwässerung angelegt, der durch seine Länge überregional von Bedeutung ist.

Die aufwändige Dokumentation der Maschinenhalle erläuterte Dipl.-Ing. Gero Steffens vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Aus mehreren Tausend Einzelfotos entstand am Computer ein digitales 3D-Modell der Maschinenhalle.

Von 2015 bis 2017 hatten Forscher des Vereins für Siegerländer Bergbau e.V., des Deutschen Bergbau-Museums Bochum und der LWL-Archäologie für Westfalen die Grube Landeskrone und das Montanare-al Ratzenscheid untersucht. Bemerkenswert fanden sie, dass die Bergleute im 19. Jahrhundert in die Abbaustellen des Mittelalters vordrangen, um dort erneut nach Mineralien zu suchen. Meinhard Weber vom Verein für Siegerländer Bergbau e.V. stellte eine besondere Entdeckung vor: eine Schubkarre mit Wasserflasche und Lampenölflasche, die die Bergleute stehen ließen und vergaßen.

Exkursionen zur Grube Landeskrone und durch das 800 Jahre alte Bergbauareal Ratzenscheid rundeten das Programm ab. Interessierte können die Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift „Der Anschnitt“ (Heft 1-2/2018) nachlesen, die im Shop des Bergbaumuseums Bochum verfügbar ist.

Quelle: LWL, Pressemitteilung v. 18.4.2018

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