„[…] mittelst allerhöchster Cabinets Ordre“

Am 3. Oktober 1820 schenkte der preußische Staat der Stadt Siegen den (nicht mehr existenten) Marstall des Unteren Schlosses

Das Marstallgebäude des Unteren Schlosses mit dem historischen Dachreiter auf einer Fotografie von 1871.
Stadtarchiv Siegen, Bestand 704, Fo 5205.

In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse, bislang unbekannte Aspekte oder bemerkenswerte Stücke aus den Archivbeständen sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In der neuen Ausgabe wird an ein weitgehend in Vergessenheit geratenes Jubiläum erinnert: die Schenkung des Marstallgebäudes des Unteren Schlosses an die Stadt Siegen vor 200 Jahren.

Von den ehemaligen Nebengebäuden des stadtbildprägenden Unteren Schlosses, im 18. Jahrhundert Residenz der reformierten Linie des Fürstenhauses Nassau-Siegen sowie Behördensitz in nassau-oranischer und preußischer Zeit, ist der ehemalige Marstall beim Kurländer Flügel sicher noch vielen Bewohnerinnen und Bewohnern als Stadtschule ein Begriff“, wie Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen erläutert. Nach dem Übergang des Fürstentums Siegen an das Königreich Preußen im Jahr 1815 gehörte die ehemalige Residenz dem preußischen Fiskus. Durch die Schenkung des Gebäudes an die Stadt Siegen durch König Friedrich Wilhelms III. (1770-1840) am 3. Oktober 1820 wurde es dem Siegener Stadtmagistrat im Verbund mit der evangelischen Kirchengemeinde möglich, geeignete Räumlichkeiten für den Schulunterricht unter dem „Krönchen“ zur Verfügung zu stellen. Doch die Geschichte des repräsentativen Gebäudes beginnt bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als die reformierten Fürsten zu Nassau-Siegen nach dem Stadtbrand von 1695 anstelle des niedergebrannten Franziskanerklosters eine standesgemäße barocke Schlossanlage schufen. Natürlich umfasste sie auch adäquate Stallungen für Pferde sowie Remisen für die fürstlichen Kutschen. „Allerdings diente das Bauwerk nur wenige Jahrzehnte dem vorgesehenen Zweck“, so Brachthäuser. Nach dem Tod des letzten reformierten Landesherrn Friedrich Wilhelm Fürst zu Nassau-Siegen (1706-1734) stand der Marstall weitgehend leer. Erst infolge der Revolutions- und Koalitionskriege wurde das Marstallgebäude Ende des 18. Jahrhunderts vorübergehend wieder zur Unterbringung von Pferden der in Siegen stationierten Soldaten genutzt. Auch bei dem Besuch des regierenden Landesfürsten Wilhelm V. Batavus Fürst zu Nassau-Oranien (1748-1806), der vom 30. August bis zum 27. September 1802 gemeinsam mit seinem Sohn Erbprinz Wilhelm Friedrich (der spätere König Wilhelm I. der Niederlande) und weiteren Familienmitgliedern im Unteren Schloss zu Siegen logierte, wurde der Marstall für einige Tage seiner angedachten Bestimmung übergeben.

Die wichtigsten Episoden der Geschichte des Marstalls, der Übertragung an die Stadt Siegen vor zwei Jahrhunderten und deren Auswirkungen auf die städtische Schullandschaft hat das Stadtarchiv in einer PDF-Dokumentation zusammengestellt, die ab sofort auf der Website www.stadtarchiv-siegen.de abrufbar ist. Parallel werden ausgewählte Exponate bis Ende Dezember 2020 in zwei Glasvitrinen auf den Etagen des Stadtarchivs Siegen (3. Etage) und der Volkshochschule Siegen (2. Etage) im KrönchenCenter präsentiert. Der Eintritt ist frei, es gilt jedoch die coronabedingten Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasenschutzes zu beachten.

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