Kloster, Krypta, Kontroversen – Klick in die Vergangenheit

Stadtarchiv Siegen erinnert an das 500. Todesjahr von Johann V. Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez, Herr zu Breda, Grimbergen und Diest (1455-1516)

Ausschnitt aus einer Stadtansicht Siegens von 1617 mit Franziskanerkloster („Coenobiu“), Martinikirche und Stadtmauer. Vorlage: Stadtarchiv Siegen.

Ausschnitt aus einer Stadtansicht Siegens von 1617 mit Franziskanerkloster („Coenobiu“), Martinikirche und Stadtmauer. Vorlage: Stadtarchiv Siegen.

In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse oder bislang unbekannte Aspekte sollen durch bebilderte Onlineartikel veranschaulicht werden. Auf der Website www.stadtarchiv-siegen.de wird in der neuen Ausgabe des „Klicks in die Vergangenheit“ an die stadtbildprägende Bedeutung von Graf Johann V. für Siegen erinnert. Denn der Bau des ehemaligen Franziskanerklosters geht ebenso auf seine Initiative zurück wie die Verstärkung der unlängst sanierten Stadtmauer im Bereich des Kölner Tores oder eine Renovierung der Martinikirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

So verweisen heute gleich mehrere Gedenktafeln im Siegener Stadtgebiet auf die rege Bautätigkeit des Landesherrn. Durch die Erbteilung von 1472 im Hause Nassau hatte Johann V. die rechtsrheinischen Besitzungen Nassaus erhalten, darunter das Siegerland mit der Residenz in Siegen. Auch Dillenburg, Herborn und Haiger gehörten zu seinem Herrschaftsbereich. Seinem älteren Bruder Engelbert II. (1451-1504)  waren die Besitzungen in den prosperierenden Burgundischen Niederlanden und in Brabant mit den Residenzen Breda und Brüssel zugefallen, wodurch er sich hier auf diplomatischem Parkett auszeichnete. Johann V. hingegen konzentrierte sich zunächst im Wesentlichen auf seine Stammlande an Sieg und Dill. Urkunden in den Beständen des Stadtarchivs Siegen bestätigen, dass er sich als Förderer der regionalen Wirtschaft zeigte. So stellte er 1504 Kurbriefe für das Handwerk der Stahl- und Kleinschmiede sowie für die Zunft der Wollenweber in Siegen aus. Wegen seiner Verwicklung in den „Katzenelnbogener Erbschaftsstreit“ Ende des 15. Jahrhunderts beziehungsweise eines drohenden militärischen Konfliktes mit der benachbarten Landgrafschaft Hessen sorgte er für die Verstärkung der Stadtmauer. Aber auch in kirchlichen Angelegenheiten setzte Johann V. nachhaltige Impulse. Nach einer Wallfahrt ins Heilige Land – Johann V. kam am 3. Februar 1485 aus Jerusalem kommend in Siegen an – gründete er hier ein Franziskanerkloster. Zudem ließ er kurze Zeit vor seinem Tod ab 1512 die Martinikirche renovieren. Die Bedeutung Siegens für Johann V. lässt sich auch daraus ablesen, dass er hier am 30. Juli 1516 auch beigesetzt werden wollte. Nach dem Stadtbrand von 1695 mussten seine Gebeine jedoch aus der Krypta der ehemaligen St. Johanneskirche in die 1721 vollendete Marienkirche überführt werden. Noch immer ruhen hier die Gebeine des Großvaters von Wilhelm „dem Schweiger“ Prinz von Oranien – und somit eines Urahnen der niederländischen Monarchie.

Begleitend zu dem Onlinetext stellt das Stadtarchiv in einer Glasvitrine ausgewählte Exponate, Urkunden und Fotografien zur Biografie des Landesherrn aus, viele Dokumente sogar erstmals für die Öffentlichkeit. Der Eintritt ist natürlich frei: Das Stadtarchiv Siegen freut sich auf Ihren Besuch!

3 Gedanken zu „Kloster, Krypta, Kontroversen – Klick in die Vergangenheit

  1. Pingback: Vortrag und Buchpräsentation: Christian Brachthäuser: „Inventarium dero Closterbücher so zu Siegen“ – | siwiarchiv.de

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