Fernsehtipp „Wir sind NRW. Das Siegerland“ (WDR)

Ein Film von Christian Dassel

Auf seiner Reise durch die waldreichste Region in NRW war Reporter Christian Dassel nicht nur vom rrrrollenden „Rrr“ der Eingeborenen fasziniert. Lange war der südwestlichste Zipfel Nordrhein-Westfalens von der Außenwelt fast abgeschirmt. Erst als 1963 die Autobahn 45 eröffnet wurde, kamen sich die Siegerländer und „die Anderen“ langsam näher. Das ehemals „verkehrsferne Land hinter den Bergen“ hat sich zum Naherholungsgebiet gemausert. Trotzdem ist eine Reise durch das Siegerland nach wie vor ein Abenteuer – dieser Film ist der Beweis.

Nacktwandern am Rothaarsteig: „Man braucht nicht viel dazu, nur Schwung und feste Schuh…“ Dieser alte Schlager aus der guten alten Zeit bringt die Sache auf den Punkt. Denn mit dem Nacktwandern ist es tatsächlich so eine Sache: wenn man sogenannten „Textilträgern“ begegnet, prallen zwei Welten aufeinander. „Dann grüße ich freundlich und gucke normal“, sagt Helmut Schulze, der auf dieser Wanderung das Amt des Pressesprechers bekleidet. Gesprächsstoff gibt es mehr als genug. Die meisten Teilnehmer der Wanderung wollten zum Beispiel unerkannt bleiben – die gesellschaftliche Akzeptanz im Siegerland ist nämlich durchaus ausbaufähig. So viel nackte Haut kennt man hier nur noch vom Erzbergbau.

„Da waren fast 40 Grad im Stollen, bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Da stand mir der Schweiß bis in den Stiefeln drin!“ Adolf Schmelzer erinnert sich gern an diese Zeit. Ende der 50er Jahre hatte er sich entschlossen, Bergmann zu werden. Als 1962 die letzte Grube im Siegerland dicht gemacht wurde, fand der Erzbergbau in dieser Region nach über 2.500 Jahren eine Ende, und für Adolf Schmelzer brach eine Welt zusammen. „Ich war stinksauer. Ich hab 40 Jahre gebraucht, bis ich mich wieder mit dem Bergbau beschäftigen konnte!“ Sein Comeback unter Tage ist bemerkenswert und nicht gerade ungefährlich: In den vergangenen Jahrhunderten gab es im Wilgersdorfer Umland 30 alte Erzstollen. Adolf Schmelzer hat sich vorgenommen, sie alle für die Nachwelt zu öffnen und wieder begehbar zu machen. „Wenn es dir auf den Rücken rieselt, dann musst du laufen“. Die altbewährte Bergbau-Regel hat Christian Dassel natürlich befolgt. Auch dieses Siegerländer Abenteuer hat er überlebt.

Matthias Kringe ist Comiczeichner. Seine Siegerländer Dilldappen-Comics werden zweisprachig gedruckt – in Siegerländer Platt und auf Hochdeutsch, für alle verständlich. Die Jugend von heute beschäftigt sich durch den Comic-Konsum mit der Sprache von gestern. Schließlich hat sich im Siegerland einiges getan – das merkt man nicht nur an der Aussprache.

Wer hätte gedacht, das ein aufstrebender Jung-Fotograf ausgerechnet von Siegen aus die Modewelt aufmischt? Johannes Ginsberg ist „Ur-Siegener“. Er arbeitet viel in Köln und Frankfurt. „Und wo liegt Siegen? Genau in der Mitte!“ Insofern ist und bleibt Siegen das Zentrum seiner Karriereplanung. Auch das Siegerland hat einiges mitgemacht. Die Köhlerei ist ausgestorben, der Hauberg wird zur Rennstrecke, der Laubwald wird zum Ruheforst, aus Platt wird Hochdeutsch und aus den verschiedensten Begegnungen wird endlich ein Film.

 

Mit Archivmaterial!

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