Ein Bild, ein Buch, ein ganzer Kosmos

Zweisprachige Publikation zu Rubens‘ „Kreuzigung Petri“ vorgestellt

(v.l.n.r.) Guido Schlimbach, Marc Peez, Dr. Anna Pawlik, Stephan Ch. Kessler SJ

Eines von Kölns be­deutends­ten Ge­mälden – „Die Kreuzi­gung Petri“ von Peter Paul Rubens in der Pfarr­kirche und Kunst-Station Sankt Peter Köln – hängt wie­der an Ort und Stelle. Der­zeit auf­grund der Kar­woche noch ver­hüllt, wird es an Oster­montag ent­hüllt und erst­mals nach zwei­einhalb Jah­ren, in denen es res­tau­riert wurde, wie­der an seinem ange­stammten Platz zu sehen sein.

Die Res­taurie­rung auf der Em­pore der Kir­che bot die Gelegen­heit, das Ge­mälde um­fassend zu unter­suchen. Pünkt­lich zum Ab­schluss der Restau­rierungs­arbei­ten ist jetzt ein Buch er­schie­nen, das das Bild nicht nur mikros­kopisch unter die Lupe nimmt, son­dern gleich­zeitig einen gan­zen Kosmos an Erkennt­nissen aus kunst­histori­scher, theo­logi­scher und res­taurato­rischer Sicht er­öffnet. Ganz­seitige Detail­ansichten offen­baren die ful­minante Mal­weise von Rubens, aber auch die Verletz­lichkeit des Ge­mäldes auf Lein­wand.

Publika­tion nimmt theo­logische, kunst­historische und restaura­torische Fragen in den Blick

Die zwei­sprachige Publika­tion „Die Kreuzi­gung Petri von Rubens“ bzw. „The crucifixion of Saint Peter by Rubens“ ent­hält unter anderem Bei­träge der Kunst­historikerin Dr. Anna Pawlik (Erz­bistum Köln), dem Restau­rator Marc Peez (LVR) und dem Theo­logen Stephan Ch. Kessler (Sankt Peter Köln). Es ist als 86. Arbeits­heft der Rhei­nischen Denk­mal­pflege, eine Publikations­reihe des LVR-Amtes für Denk­malpfle­ge im Rhein­land (LVR-ADR), und zu­gleich als Band 6 der Studien zu den Kunst­denk­mälern im Erz­bistum Köln erschie­nen.

Stephan Ch. Kessler SJ geht in dem Werk der theo­logisch-philoso­phischen Frage nach, in wel­cher Tradi­tion das Ge­mälde im Kon­text der Märtyrer­bilder des Peter Paul Rubens steht. Anna Pawlik nimmt in ihrem Bei­trag die Objekt­geschichte in den Blick, die vor allem durch den kriegs­beding­ten zwischen­zeitlichen Orts­wechsel von Köln nach Paris und zurück geprägt ist – ein Blick mit beson­derer Aktua­lität. Marc Peez wid­met sich als Restau­rator insbeson­dere dem heutigen Zu­stand des Ge­mäldes, welches in der Mitte des 17. Jahr­hunderts nach Köln kam. Nils Büttner, Pro­fessor für Kunst­geschichte an der Staat­lichen Aka­demie der Bilden­den Künste in Stutt­gart und Ex­perte für die Werke des Ant­werpener Malers, fo­kussiert den Blick auf die Vor­bilder, die Rubens ge­kannt haben muss, bevor er das Bild für die Pfarr­kirche sei­ner Kind­heit malte.

Rubens in der Gegen­wart

Neben den ge­nannten ent­hält das Werk auch Bei­träge von weite­ren Auto­ren, wie beispiels­weise von Matthias Deml, Presse­sprecher der Kölner Dom­bau­hütte, der sich auf die Suche nach wei­teren ba­rocken Kunst­werke in Köln gemacht hat, die zum großen Teil im Zwei­ten Welt­krieg ver­loren gingen, aber etwa zeit­gleich mit Rubens‘ „Kreuzi­gung Petri“ in Köln das Bild der Kir­chen präg­ten. Weitere Auto­rinnen und Auto­ren wid­men sich unter ande­rem den spe­ziellen Unter­suchungen und Ergeb­nissen der Restaurie­rung.

Der finale Artikel schlägt die Brücke zur Gegen­wart. Wäh­rend der Zeit der Restau­rierung wurde an der Stelle des Bil­des zeit­genössischen Künst­lern die Möglich­keit geboten, den Bild­raum zu bespielen, zu bear­beiten und zu be­stücken. Guido Schlimbach, Anne Mager und Friederike Schuler blicken auf diese „Interims-Kunst­aktion“ namens „Replace Rubens“ zurück und stellen die Frage: „ Kann man einen Rubens ersetzen?“

Das Buch „Die Kreuzi­gung Petri von Rubens“ ist im Deut­schen Kunst­verlag er­schienen, zwei­sprachig Deutsch und Englisch und um­fasst 256 Seiten. Es ist im Buch­handel zum Preis von 48,- Euro erhält­lich.

Das Kunst­werk „Die Kreuzi­gung Petri“

„Die Kreuzi­gung Petri“ von Peter Paul Rubens (1577–1640) ist eines der bedeutends­ten Kunst­werke im Erz­bistum Köln. Der flä­mische Maler fertig­te dieses Bild im Auf­trag der Köl­ner Familie Jabach als Altar­bild für die Pfarr­kirche Sankt Peter an, in deren Um­feld er seine Kind­heit ver­bracht hatte. Es gilt als das letz­te Werk des Künst­lers.

Nach der letz­ten Restau­rierung vor gut 60 Jah­ren wurde das Kunst­werk in den vergan­genen zweiein­halb Jahren „in situ“ (vor Ort) nach modernen Standards unter­sucht und restauriert. Für die Zeit der Unter­suchung veranstal­tete die Kunst-Station Sankt Peter Köln mit „Rubens-Replace“ ein Pro­jekt, in dem zeit­genössische künst­lerische Positio­nen den Platz des Meister­werkes ein­nehmen und einen Diskurs eröff­nen sollten.

Geschich­te des Kunst­werks

„Die Kreuzi­gung Petri“ war eines der ersten zeit­genössischen, also neu­zeitlich-moder­nen Bilder im Raum der Stadt Köln. Seine An­kunft in Köln im Jahr 1642 stellte eine ästhe­tische Revolu­tion dar. Die Er­ben Eberhard III. Jabachs hatten das Altar­bild in Erinne­rung an ihren verstor­benen Vater beauf­tragt. Erst kurz vor seinem Tod voll­endete Rubens das Werk, welches er selbst in Brie­fen als eines seiner besten be­zeichnet. 1794 von den Fran­zosen nach Paris ver­schleppt, kehrte es erst 1814 heim nach Köln. Nach seiner kriegs­bedingten Aus­lagerung wurde es im Kölner Wall­raf-Richartz-Mu­seum restau­riert und konnte 1963 in die wieder­aufgebaute Peters­kirche zurück­kehren.

Das Bild zeigt den Apos­tel Petrus, der kopf­über von fünf Männern ans Kreuz ge­schlagen wird. Er hat den Kopf leicht ge­dreht, den Mund ge­öffnet. Rechts oben am Himmel er­scheint ein En­gel mit dem Lorbeer­kranz und der Sieges­palme. Neben der qual­vollen Kreu­zigung ist damit auch der Sieg des Glau­bens über den Tod im Bild dar­gestellt, der hier mit körper­licher Wucht dem Betrach­ter ver­deutlicht wird.

Quelle: Erzbistum Köln, Pressemitteilung, 13.4.2022

Weitere Informationen:
– WDR 5, Scala, Hintergrund Kultur, 14.4.2022:

– Kunst-Station St. Peter: „Unser Rubens kehr zurück“
katholsch.de, 13.3.2022: „Restaurierungsarbeiten an „Kreuzigung Petri“ in Köln abgeschlossen. Rubens letztes Meisterwerk kehrt zurück an seinen Platz“

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