Ausgabe III-2019 von „Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V.“ erschienen

Eine kleine Sensation im Barth-Jahr: Zwei „Wittgensteiner“ haben Karl Barth nach Amerika gebracht!

Wer hätte das gedacht? Der Schweizer Theologe Karl Barth (1886–1968) war bereits in den 1930er Jahren ein echter „Rockstar“ in der Theologie. In diesem Jahr wird weltweit der 100. Geburtstag seiner Theologie gefeiert. Doch um mit seiner Theologie in den USA landen zu können, benötige Karl Barth zwei „Wittgensteiner“: Elmer G[eorge] Homrighausen (1900–1982), dessen Vorfahren aus Diedenshausen stammen, und Wilhelm Pauck (1901–1981), der in Laasphe geboren und getauft wurde.

Mit dieser Entdeckung hat der an der Leibniz Universität Hannover lehrende und aus Feudingen stammende Theologe Prof. Dr. Marco Hofheinz in der neusten Ausgabe der Zeitschrift „Wittgenstein“ eine kleine Sensation enthüllt. Der Schriftleiter der Zeitschrift, Dr. Ulf Lückel, bemerkt dazu: „Das ist ein echter Paukenschlag für die Wittgensteiner Heimatforschung: Ein Wittgensteiner Junge zeigt, wie der große Karl Barth das kleine Wittgenstein braucht, um in der großen weiten Welt landen zu können. Und Marco Hofheinz weist das minutiös nach – mit großer wissenschaftlicher Gelehrsamkeit und zugleich spannend erzählt. Der Wittgensteiner Heimatverein e.V. freut sich riesig über dieses theologie- und regionalgeschichtliche Kabinettstück.“

Doch wie geschah der Barth-Transfer über den „großen Teich“? Hofheinz berichtet: Elmer G[eorge] Homrighausen, dessen Diedenshäuser Großeltern im 19. Jahrhundert dem Wittgensteiner Auswanderertreck folgten, war selbst viele Jahrzehnte Theologieprofessor in Princeton, in direkter Nachbarschaft Albert Einsteins. Homrighausen übersetzte viele Predigten des „jungen Wilden“, und als solcher galt Karl Barth damals, in Englische und gab sie heraus. Wilhelm Pauck lehrte seit Mitte der 1920er Jahre in Chicago Kirchen- und Theologiegeschichte. Er verfasste mit seinem Buch „Karl Barth – Prophet of a New Christianity?“ (1931) die erste wirklich bedeutsame angloamerikanische Monographie über Barths Theologie.

Die Geschichte der beiden „Wittgensteiner“ ist wirklich spannend. Denn Barth selbst fühlte sich von Paucks Darstellung missverstanden. Barth schrieb Pauck einen sehr scharfen Brief nach Chicago und verwahrte sich gegen einen solchen Vergleich mit einem Propheten. Beide traten in einen spannenden Briefaustausch. Und Homrighausen lernte bald nach Herausgabe der Predigten Barth in Bonn im „Kirchenkampf“ persönlich kennen. Barth musste nach Homrighausens Eindruck damit rechnen, als Märtyrer in Deutschland zu enden. Er hatte den Führereid auf Hitler verweigert. Und Barth war der führende Theologe der „Bekennende Kirche“. Er machte auch öffentlich keinen Hehl aus seiner Ablehnung des Nationalsozialismus. Über all dies berichtet Prof. Hofheinz in seinem höchst lesenswerten Aufsatz im neuen Wittgensteiner Heimatheft.

Inhalt Heft 3 / 2019:
Heidemarie Horaczek-Körnert: Weihnachtszeit
Vorstand des WHV: Einladung zur Jahreshauptversammlung
Marco Hofheinz: Elmer G. Homrighausen und Wilhelm Pauck – zwei „Wittgensteiner“ bringen Karl Barth nach Nordamerika. Regionalgeschichtliche Details zur frühen Rezeption der Dialektischen Theologie in der „neuen Welt“
Heinrich Imhof: Eine Ehe mit Hindernissen im 18. Jahrhundert
Friedrich Opes: Die Aufzeichnungen des Wilhelm Spies. Landwirtschaftlicher Alltag in Hoheleye um 1900
Wolfgang Birkelbach: Die Erinnerungen von Sophie Dreisbach, geborene Graeber, an ihre Vorfahren (Teil I)

Buchbesprechung:
Ulf Lückel: Dörte Schmithals und Kathrin Spremberg (Hgg.): Walter Schmithals. Pfarrer in Raumland 1953–1963.Erinnerungen, Hamburg 2019

Quelle: Wittgensteiner Heimatverein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert