„Der Nachlass besteht zum größten Teil aus Akten, die Gädeke im Laufe seiner Tätigkeiten bei den Westfälischen Schülerbibelkreisen (BK) angelegt hat. Persönliche Dokumente finden sich in weitaus geringerem Ausmaß. Deshalb bietet sich der Nachlass vor allem zur Forschung über die Geschichte der Westfälischen Schülerbibelkreise und der evangelischen Jugendarbeit, schwerpunktmäßig in der Zeit von 1945 bis Mitte der 1970er Jahren an.
Nach der Nationalkonferenz der christlichen Jünglingsbünde im Herbst 1882 schlossen sich auch in Westfalen männliche Jugendliche zu Bibelkränzchen zusammen. Nach 1909 kam es zu zahlreichen Neugründungen, die seit 1915 den Namen „Bibelkreis“ führten.
Im Februar 1923 wird der „Geschäftsführende Verein der Bibelkreise unter Schülern höherer Lehranstalten Westfalens e.V.“(kurz auch „Geschäftsführender Verein der Westfälischen Schülerbibelkreise e.V.“) im Vereinsregister beim Amtsgericht Hagen eingetragen.
Nachdem 1934 der Bund deutscher Bibelkreise eine Überführung in die HJ abgelehnt hatte, wurden alle Jungen aus ihrer Verpflichtung als Mitglieder des Bundes entlassen. Die Gruppen trafen sich – so weit das möglich war – unter wechselnden Namen.
Reinhard Gädeke, damals Hilfsprediger im Kirchenkreis Dortmund, erhielt 1935 von der Kirchenleitung der Westfälischen Bekenntnissynode einen Auftrag zur „Bibelarbeit mit älteren Schülern in Westfalen“. Auch nachdem Gädeke 1943 eine Pfarrstelle in der reformierten Kirchengemeinde in Wetter angenommen hatte, wurde in seiner Dienstanweisung der Landeskirchliche Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums unter Schülern in Westfalen aufgenommen. Nach Beendigung des Krieges ging von seinem Pfarrhaus in Wetter die Neukonstituierung der Westfälischen Schülerbibelkreise aus. Gädeke wurde 1947 Vorsitzender des geschäftsführenden Arbeitsausschusses.
Nach Satzungsänderungen in den 1960er Jahren erhielt der Verein den Namen „Kuratorium der Westfälischen Schülerbibelkreise“ und in den 1970er Jahren wurde der Name, in Anpassung an die gesamte Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland, in „Evangelische Schülerarbeit in Westfalen (B.K.) e.V.“ geändert.
Mit Datum vom 19.10.1962 wurde Reinhard Gädeke von seinem landeskirchlichen Auftrag der Schülerseelsorge entbunden, nachdem eine landeskirchliche Pfarrstelle dafür eingerichtet worden war. Von Dezember 1965 bis Januar 1971 war Gädeke Vorsitzender des Kuratoriums der Westfälischen Schülerbibelkreise.
Ein hauptamtlicher Geschäftsführer für die Westfälischen Schülerbibelkreise wurde 1955 erstmalig eingestellt. Bis die Geschäftsstelle 1964 ihren Sitz in der Jugendbildungsstätte in Berchum erhielt, wechselte ihr Standort regelmäßig: 1924 in Hagen begonnen, war sie von 1927 bis 1932 in Bielefeld, dann an verschiedenen Stellen in Dortmund und nach dem Krieg an verschiedenen Stellen in Wetter.
Lebensdaten von August Reinhard Gädeke
19.12.1908: geboren in Siegen, Vater Vermessungsrat August Rudolf Gädeke/Mutter Hermine Emilie Gädeke, geborene Sardemann; Geschwister: Adolf Gädeke (1910 – 1934), Friedrich Gädeke (1913 – 1944), Helmut Gädeke (1914 – 1941), Luise Gädeke (1923 – 1944), Ewald Gädeke (1925 – 1944)
12.03.1928: Abitur am Realgymnasium in Siegen
01.04.1928 – 31.03.1932: Studium der Ev. Theologie an den Universitäten Bonn, Erlangen, Göttingen, Münster
05.10.1932: 1. theol. Prüfung in Münster
01.11.1932 – 30.04.1933: Lehrvikariat in Dortmund
01.05.1933 – 31.10.1934: Lehrvikariat in Brochterbeck
08.05.1933 – 31.03.1934: Predigerseminar in Soest
11.04.1935: 2. theol. Prüfung in Münster
01.06.1935 – 21.08.1940: Hilfsprediger in Dortmund (Volksmissionarisches Amt)
22.09.1935: Ordination in Dortmund
22.08.1940 – 13.06.1943: Kreisjugendpfarrer in Dortmund
14.06.1943 – 31.12.1974: Besetzung der Pfarrstelle in der ev.-ref. Kirchengemeinde Wetter-Freiheit
11.04.1942: Eheschließung mit Ruth Luise Budde
29.04.1994: verstorben“
Quelle: Landeskirchliches Archiv Bielefeld, Findbuchvorwort, Kerstin Stockhecke v. 25. März 2025 via Archivmitteilungen Nr 2 (2025)