Tag der Region 2014

Fotoeindrücke vom Tag der Region


„Einen Tag lang drehte sich vieles um Begriffe wie Heimat und Identifikation / Uni Siegen und Gesellschaft für Stadtmarketing hatten zum ersten Tag der Region geladen

Region, Regionalität, Regionale – das sind Begriffe, die aktuell vielfach gebraucht werden. Im Mittelpunkt standen sie auch beim ersten Tag der Region, der von Universität Siegen und Gesellschaft für Stadtmarketing (GSS) in Siegens Oberstadt organisiert wurde. „Was ist Region – was ist Regionalität?“, um diese Fragestellung drehten sich am Freitagabend die Ausführungen von Prof. Dr. Jürgen Reulecke. Der Historiker forschte und lehrte rund 20 Jahre lang an der Universität Siegen und ist nun an der Universität Gießen tätig. „Mir geht es vor allem um die Leute, die sich in einer Region verorten, um Identität, Verwurzelung, Heimat und Identifikation.“ Grundlage der Bildung von Regionen seien häufig ökonomische und ökologische Faktoren, führte der Referent aus. Beispiel sei die Siegerländer Haubergswirtschaft. Auch Religion spiele eine Rolle. Beim Begriff Regionale gehe es um Authentizität nach außen, um ein ökonomisches Wir-Gefühl beispielsweise auf der Grundlage spezieller Produkte. Die Regionale sei eine Erfindung der Politik in NRW, die den Zusammenschluss von Regionen habe anregen wollen. Menschen empfänden Zugehörigkeit zu einer Region sehr subjektiv. Reulecke erläuterte die Wandlung des Heimatbegriffs von der ursprünglichen Bezeichnung von Haus und Hof über die Heimatbeschwörung von Beginn des 20. Jahrhunderts und bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Nach 1945 habe der Heimatbegriff „in zwiespältiger Weise“ weitergelebt. Heimatvertriebene und Evakuierte hätten den Zwang zur Neuorientierung verspürt, der auf Arbeit und Unterkunft basiert habe. In den 1980er und 1990er Jahren gab es „neue Hinsichten“, den Heimatbegriff aufzugreifen. Die Alltagsgeschichte rückte verstärkt ins Blickfeld des Interesses. Nach der Jahrtausendwende gewann die Geschichte der Gefühle an Bedeutung. Heimat wurde als Erlebnis der Geborgenheit definiert, das nicht geografisch fixiert ist, sondern sich über die jeweilige soziale und kulturelle Umgebung entwickelt.

Den eigentlichen Tag der Region eröffnete am Samstagmorgen Schirmherr und Bürgermeister Steffen Mues. Vor kleinem Publikum ging es im KrönchenCenter um Perspektiven regionaler Forschung und Bildung. Recht belebt war zur Mittagszeit die Sejerlänner Platte in der Fißmeranlage.

Am Nachmittag standen konkrete Projekte im Fokus. Stephan Sensen (Märkische Museen) gab einen Überblick über „WasserEisenLand – Industriekultur in Südwestfalen“. Dieter Tröps (Kreisheimatbund) verdeutlichte den rasanten Anstieg der Anzahl der Heimatvereine in der Region und deren vielfältige Aktivitäten. Ursula Belz (Hauptschule Bad Berleburg) stellte die Kooperation ihrer Schule mit dem Stadtarchiv Bad Berleburg vor. Der Bildungspartnerschaft sind Projekte wie der Wittgensteiner Schieferpfad und der Ederradweg entsprungen. Joe Mertens und Thorsten Thomas referierten über ihre Recherchearbeiten zum Schicksal der in Eschenbach ansässigen Sinti-Familien. Prof.in Dr. Petra Vogel stellte den Siegerländer Sprachatlas vor.

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Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Diskussion zum Thema „Ich bin Südwestfale!?“ mit namhaften Akteuren aus der Region. Dabei traten sehr unterschiedliche Facetten von Identitätsfindung und -definition, von Regionenbegriff und Einschätzung der Regionale zutage. Paul Breuer bekundete: „Wir sind nicht angetreten, etwas konstruieren zu wollen. Wir haben Interessen an Südwestfalen klar benannt und versucht diese zusammenzuführen.“ Superintendent Peter-Thomas Stuberg unterstrich, er erlebe die Zeit nach dem Umzug nach Siegen vor zwei Jahren als Prozess des Hineinwachsens in die Region: „Ich fühle mich schon im Siegerland als Siegerländer, aber auch in Soest zu Hause.“ Dirk Glaser (Geschäftsführer Südwestfalen-Agentur): „ Die Erkenntnis von Frau Falk, morgens aufzuwachen und zu denken ich bin Südwestfälin, tut gar nicht weh.“ Der beschrittene Weg in Richtung Südwestfalen sei unumkehrbar. IHK-Ehrenpräsident Klaus Vetter: „Ich bin Ur-Siegener/Siegerländer, Südwestfale bin ich aus Überzeugung für den Wirtschaftsstandort. Südwestfalen ist eine Erfolgsgeschichte, die außerhalb nicht richtig wahrgenommen wurde.“ Christian Hoffmann (Lokalchef der Siegener Zeitung): „Ich musste lange überlegen und konnte die Frage (bin ich Südwestfale) gar nicht spontan beantworten. Dies zeigt ähnlich wie für Menschen der Region: Südwestfalen ist doch ein Konstrukt, das so von den Menschen nicht erlebt wird. Es ist (noch) eine Hülle ohne Substanz.““

Quelle: Universität Siegen, Aktuelles, 16.6.2014
s. a. Westfälische Rundschau, 16.6.2014

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