Richard Renner – eine Redenanfrage

Aus der Archivarbeit
Vor kurzem wendete sich die Pressestelle der Kreisverwaltung mit der Bitte um Informationen über Richard Renner, einem der Mitbegründer der SPD in Bad Laasphe, zu ermitteln. Der Landrat sollte zum 100jährigen Bestehen der Partei dort sprechen. Die eher kurzfristige Bitte konnte zunächst mit den knappen Informationen aus der regionalen Literatur (s.u. Opfermann, Pfau) zufriedenstellend beantwortet werden. Renner gehörte demnach dem Kreistag des Altkreises Wittgenstein an, so dass weitere Recherchen sinnvoll erschienen, die zurzeit folgenden Kenntnnisstand ergeben:

Richard Franz Joseph Renner

    • 29. April 1873 Geppersdorf/Kreis Löwenberg (Schlesien)
    • Heirat am 1. November 1896 Anna Pauline geb. Seiffert in Karlsberg
    • Wohnort: Laasphe (Einwohnerbuch 1928: Schloßstr. 16, Gewerkschaftssekretär)
    • Schreiner
    • SPD
    • Mitbegründer Ortsverein Laasphe (1918)
    • Gewerkschaftssekretär
    • Kreistags-Abg. Kr. Wittgenstein
    • Laut Einwohnerbuch 1928 nicht im Wittgensteiner Kreistag seit 29. November 1925
    • Kreisausschuss: ab 15. Juli 1921 nachgewiesen (Gewerkschaftssekretär): Mitglied: 24. April 1922 bis August 1925, Januar 1930 – 18. März 1933

  • BM Laasphe
  • nach der Kommunalwahl 1933 in den städtischen Magistrat in Laasphe gewählt
  • Am 18. April 1933 nach der Machtübergabe zunächst Polizeihaft in Laasphe bis zum 19. April 1933 [Quelle:ITS Arolsen, 6.3.3.2./104827552]
  • August 1933 Inhaftierung in Laasphe [Quelle:ITS Arolsen, 6.3.3.2./104827552]
  • September 1933 Einlieferung in das KZ Papenburg (1933) [Quelle:ITS Arolsen, 6.3.3.2./104827552]
  • Entlassung aus dem KZ Papenburg am 11. August 1934 [Quelle:ITS Arolsen, 6.3.3.2./104827552]: keine Häftlingskarteien oder andere Aktenbestände aus den frühen Konzentrationslagern im Emsland 1933/34 überliefert
  • „Ein „KZ Papenburg“ hat es jedoch nur als Begriff in den Akten gegeben, da hier die Hauptverwaltung der Lager lag. In der Stadt selbst war kein Lager. 1933/34 existierten die KZ Esterwegen, Neusustrum und Börgermoor, so dass Herr Renner in einem oder womöglich mehreren der genannten Lager Häftling gewesen ist.“ [Quelle:ITS Arolsen]

Literatur/Quellen/Recherchen:

Andrea Kaltofen, Die Häftlinge der Konzentrationslager im Emsland 1933-1936, , in: Die Hölle Im Moor, Göttingen 2017, S. 39
Ulrich Opfermann, Siegerland und Wittgenstein im Nationalsozialismus. Personen, Daten, Literatur. Ein Handbuch zur regionalen Zeitgeschichte, Siegen 2001.
Ulrich Opfermann, Berleburg im Nationalsozialismus, in: Riedesel, Rikarde/Johannes Burkardt/Ulf Lückel (Hrsg.), Bad Berleburg – Die Stadtgeschichte, Bad Berleburg 2009, S. 218
Dieter Pfau, 2. Mai 1933 – Zerschlagung von Arbeiterbewegung und Gewerkschaften (hgg. v. DGB Region Siegen-Wittgenstein-Olpe), Siegen 2003
Detlef Wetzel/Hartwig Durt, Bekämpft – verschwiegen – zerschlagen. Gewerkschaften und ihre Kämpfe im Siegerland bis 1933, Siegen 1989
Einwohnerbuch der Kreise Wittgenstein u. Biedenkopf 1928/29, Siegen 1928, S. 8, 55

Siegener Zeitung, 31. März 1933, 7. April 1933, 19. April 1933
Wittgensteiner Kreisblatt, 19. April 1933
Wittgensteiner Nationalzeitung, 14. September1933

Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 1.0.5./1-4 (Kreisausschussprotokolle)
ITS Arolsen, 6.3.3.2./104827552

Gedenkstätte Esterwegen, Email v. 30. April 2019, 15. Mai 2019

Zu prüfen wäre noch, ob Richard Renner 1918 auch den Arbeiter- und Soldatenrat in Laasphe mitbegeründete. Die Berichterstattung über die Jubiläumsveranstaltung zum Parteigeburtsdtag (s.o.) legt diese Vermutung nahe.
Auszuwerten ist noch die Überlieferung der Bestände „Landratsamt“ und „Kreisausschuss“ des Kreises Wittgenstein, die sich im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Westfalen, in Münster befinden.

Anm: Quellenangaben wurden nach einer E-Mail-Nachfrage am 27. Mai ergänzt

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