Eine Geschichte von Einmischung und Mitgestaltung in Siegen-Wittgenstein

Arbeitgeberverbände veröffentlichen ihre Nachkriegsgeschichte.

Im Jahr 2000 erschien unter dem Titel „Interesse und Verantwortung“ die Geschichte der

Autor Dr. Cornelius Neutsch (Mitte) von der Universität Siegen, Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal (rechts), Vorsitzender der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein und Geschäftsführer Joachim Schmidt-Classen (links) stellten den Fortsetzungsband der Verbandsgeschichte vor.

Autor Dr. Cornelius Neutsch (Mitte) von der Universität Siegen, Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal (rechts), Vorsitzender der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein und Geschäftsführer Joachim Schmidt-Classen (links) stellten den Fortsetzungsband der Verbandsgeschichte vor.

metallindustriellen Arbeitgeberverbände des Siegerlandes von 1912 bis 1933. Heute stellten die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen den Fortsetzungsband vor: „Einmischung und Mitgestaltung“ thematisiert die Entwicklung der Arbeitgeberverbände in Siegen-Wittgenstein seit 1945. Wie schon beim ersten Band konnte mit dem Historiker Dr. Cornelius Neutsch ein Wissenschaftler der Universität Siegen als Autor gewonnen werden.

Im Buch wird die Reorganisation der heimischen Arbeitgeber-verbände nach 1945 ebenso beschrieben wie der Kampf um das sog. „Lohngebiet B“ zu Zeiten des Wirtschaftswunders sowie die Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften um die Wochenarbeitszeitverkürzung in den 1980er Jahren.

Kaum mehr bekannt sind heute sozialpolitische Großtaten wie das Kinderhilfswerk der Siegerländer Industrie, mit deren Hilfe von 1952 bis 1966 tausende von heil- und erholungsbedürftige Kinder von Belegschaftsangehörigen der Verbandsunternehmen in Kur geschickt wurden. Darüber hinaus kommt auch die Wirtschaftsgeschichte nicht zu kurz, beispielsweise wird der Niedergang des Siegerländer Erzbergbaus ebenso beschrieben wie die Stilllegung der sog. kleinen Hütten oder der verstärkt einsetzende Strukturwandel nach der ersten Ölkrise. Zudem wurden im Siegerland Meilensteine in der verbandlichen Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Das 672 Seiten umfassende Werk endet im September 2013.

Das Layout des Fortsetzungsbandes orientiert sich stark an dem des ersten, weiterhin wurde auch das Handeln der Akteure „verstehend zu erklären“ versucht. Wiederum erweitern aufgrund der langen personellen Kontinuitäten biografische Skizzen den darzustellenden Teil, diesmal insbesondere von Vorstands- und Ehrenmitgliedern sowie Geschäftsführern der Verbände. Die Gliederung des Bandes orientiert sich dabei an den wesentlichen politischen bzw. wirtschaftlichen Zäsuren. Innerhalb der einzelnen Kapitel werden zunächst jeweils kurz die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vorgestellt. In der Hauptsache geht es jedoch um die ganze Bandbreite der sich über die Jahrzehnte wandelnden Aktivitäten der heimischen Arbeitgeberverbände und die sich an den Wandel anpassenden Organisationsstrukturen. Der 1945 gegründete Industrie- und Forstverband für den Kreis Wittgenstein gehört dabei zu den ältesten Arbeitgeber-Verbänden in der Geschichte der Bundesrepublik.

Im Buch werden darüber hinaus auch die Geschichte von Partnerorganisationen behandelt, die von den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein mit gegründet und über die Jahrzehnte hinweg mit begleitet wurden: Dazu gehören die heutigen Wirtschaftsjunioren Südwestfalen, das Bildungszentrum Wittgenstein sowie das Arbeitsmedizinische Zentrum Siegerland. In den einzelnen Kapiteln werden aber auch die Entstehung und Entwicklung des Hauses der Siegerländer Wirtschaft nachvollzogen, da das Gebäude seit Beginn den Mittelpunkt der heimischen Arbeitgeberverbände bildet.

Die mehr als drei Jahre dauernden Arbeiten an diesem Werk gestalteten sich für die Beteiligten gleichsam als eine Reise in die Geschichte der Bundesrepublik und in die von Siegen-Wittgenstein. Dabei wurde nicht nur die Erinnerung an die Geschichte der heimischen Arbeitgeberorganisationen wachgerufen, sondern auch an Unternehmerpersönlichkeiten und Führungskräfte der heimischen Wirtschaft erinnert, die prägend in ihrem Unternehmen, in ihrer Branche und in der Region waren. Diese Persönlichkeiten waren es, die sich „einmischten“ und damit die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des Landes im Rahmen der Tarifautonomie „mitgestalteten“.

„Für uns bedeutet diese Geschichte nicht nur ein Stück Erinnerungskultur, sondern zugleich Verpflichtung für die Zukunft. Soziale Marktwirtschaft und die mit ihr untrennbar verbundene Tarifautonomie bleiben wesentliche Orientierungspunkte, an denen wir uns ausrichten. Durch eine gelebte Sozialpartnerschaft wollen wir uns auch in Zukunft weiter einmischen und den Wandel in der heimischen Region vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen wie etwa die Demographie mitgestalten“, so Verbandsvorsitzender Jörg Dienenthal.
Quelle: Hofmann, in: Regionale Wirtschaftonline v. 16.1.14

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