Neues Ego-Dokument von Dr. Lothar Irle

Zu Beginn des Jahres war Dr. Lothar Irle bereits Thema auf siwiarchiv. Inwischen haben die Recherchen einen weiteren Lebenslauf Irles aus dem Jahr 1944 ermitteln können, der einige neue Erkenntnisse zum bisher bekannten Lebenslauf Irles – Lebenslauf Irle 2. Fassung –   beinhaltet.
Das zweiseitige, handschriftliche Schriftstück befindet sich im Bundesarchiv (ehem. Document Center) unter der Signatur R 4 K Irle, Lothar (R 9361/V 23072). Der Lebenslauf ist einem Antrag Irles vom 26. Juni 1944 auf einen Befreiungsschein bei der Reichsschrifttumkammer beigefügt. „Befreiungsscheine“ der Reichsschrifttumkammer erlaubten die Veröffentlichung eines Buches. Zum Zeitpunkt der Antragstellung befand sich Irle in Dresden, denn der Antrag wurde vom örtlich zuständigen Landesleiter der Reichsschrifttumkammer beim Landeskulturwalter, Gau Sachsen, an die Reichsschrifttumkammer in Berlin mit Datum vom 30. Juni 1944 weitergeleitet. Der Erledigungsvermerk der Reichsschrifttumkammer ist auf den 6. Juli 1944 datiert.
Zum Lebenslauf
„Lebenslauf
Ich, Lothar Irle, wurde zu Niedersetzen, Kreis Siegen, am 16.5.1905 als Sohn des Büroangestellten Albert Irle und seiner Ehefrau Anna geb. Schneider geboren. Von 1911-15 besuchte ich die Volksschule meines Heimatortes und anschließend bis Untersekundareife die Oberrealschule Weidenau (Sieg), die ich 1920 verließ, um mich für den Lehrerberuf ausbilden zu lassen. Im Jahr 1925 verließ ich das Lehrerseminar zu Hilchenbach nach der Ersten Lehrerprüfung. Herbst 1925 besuchte ich, nachdem ich ein halbes Jahr zu privaten Studien zu Hause verbracht hatte, die Universität Marburg zu viersemestrigen Studium. Anschließend trieb ich 3 Semester hindurch sippenkundliche Studien in westdeutschen Archiven, um 1929 mein Studium an der Universität Frankfurt a. M. fortzusetzen. 1931 promovierte ich zum Dr. phil. in den Fächern Deutsch, Volkskunde, Geschichte und Altnordisch. Anschließend ging ich in den Volksschuldienst und war nacheinander an 7 Schulen im Kreis Siegen tätig. 1934 legte ich die Zweite Lehrerprüfung ab. Im Juni 1934 wurde ich als Dozent an die Hochschule für Lehrerbildung in Dortmund berufen. Seit der Umstellung der Hochschulen für Lehrerbildung bin ich Dozent und Oberstudienrat an der nach Höxter verlegten Lehrerbildungsanstalt Dortmund.
Der NSDAP trat ich 1931 bei, wurde Ortsgruppenkulturwart der Ortsgruppe Geisweid, am 1.4.1932 Ortsgruppenleiter der neugegründeten Ortsgruppe Setzen, im Herbst Kreisobmann des NSLB, Kreis Siegen-Stadt und -Land. Nach der Machtergreifung wurde ich mit den verschiedensten Ämtern betraut und war bei meinem Eintritt in die Wehrmacht 1939 Gaudozentenführer, Gaufachschaftsleiter I im NSLB, Reichssachbearbeiter für Personennamenkunde in der Parteiamtl. Arbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde, Gaufachredner, Gauschulungsredner, Mitglied der Reichslehrbuchkommissionen Hessen und Industriegebiet.
Am ersten Kriegstag 1939 meldete ich mich freiwillig und wurde zur 3. / Beob. Ers. Abt. I in Königsberg Pr. eingezogen, der ich von 1939-41 angehörte. Dann wurde ich auf der Heeresverwaltungsschule in München zum Kriegsverwaltungsinspektor ausgebildet, gehörte als solcher zu mehreren Ersatzeinheiten und seit Frühjahr 1943 (seit Herbst 43 als Zahlmeister) zur I./ Pz. Art. Rgt. 16. Mit dieser Einheit zog ich von Frankreich nach Italien, nahm an den Schlachten bei Eboli-Salerno, am Sangro, bei Termoli und Istonioteil, kam dann an den Mittelabschnitt und zuletzt an den Südabvschnitt der Ostfront, wo wir zuletzt bei Kamenez-Podolsk eingekesselt waren und dann am Karpathenhang eingesetzt wurden. Zur Zeit bin ich vom OKW mit der literischen Leitung einer für den Frontsoldaten zu schaffenden „Kleinen Grabenbücherei“ beauftragt.
Dr. Lothar Irle“
Anm.: Rechtschreibung und Absätze wurden beibehalten. Auf die Kenntliuchmachung von Unterstreichungen wurde hier verzichtet.

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