Lesung und Podiumsdiskussion: „Starke Frauen“ bei Schiller und Katharina Diez

Katharina DiezBernhard Nolz und Dr. Ingeborg Längsfeld mit weiterer Referenten
15.06.2019, 18:00 bis 20:00 Uhr, Katharina-Diez-Platz bei der Ev.-Reform. Kirchengemeinde Netphen (Am Kirchrain 6, 57250 Netphen), 9,00 € / 10 € AK

Friedrichs Schillers „Kabale und Liebe“ (1784) und der zweibändige Roman „Editha“ (1867) der in Netphen geborenen Dichterin Katharina Diez stellen im Abstand von 80 Jahren die gleiche Frage nach dem möglichen Aufbegehren der Frau gegen Zwänge einer patriarchalischen Gesellschaft: Schiller gestaltet das eher stille Aufbegehren Luises gegen die Bevormundungen des Vaters. Mit ihrer Liebe, aber auch mit ihrem Stolz und ihrer Selbstlosigkeit beeindruckt Luise auch ihre „Nebenbuhlerin“ Lady Milford, eine andere starke Frauenfigur.

Schillers bürgerliches Trauerspiel, ursprünglich „Luise Millerin“ genannt, thematisiert den Konflikt einer Liebe zwischen Adelsstand und Bürgertum, die durch niederträchtige Intrigen (Kabale) zerstört wird. Der Roman „Editha“ verlagert im folgenden Jahrhundert Sigmund Freuds die feministische Frage in das Unbewusste der liebenden Editha: Als körperlich Entstellte erringt sie durch die Tiefen seelischer Abgründe hindurch ihre Einsicht in emotionale Bedingungen der geschlechtlichen Liebe: Ihrer eigene, von ihr geliebte Schwester, wird ihre „Nebenbuhlerin.
Zugleich wird der emotionale Kampf im Innern des Mannes geschildert, der durch die Beziehung zu den ungleichartigen Schwestern hervorgerufen wird.
Im Einklang mit ihren Vorbildern, den feministisch orientierten Schriftstellerinnen Fanny Lewald, Bettina von Arnim, Betty Paoli, Anette von Droste-Hülshoff und den Lyrikerinnen Karoline von Günderode und Elisabeth Kulmann werden Geschlechterdifferenzen nachgezeichnet, im Roman „Editha“ durch die Kontrastierung der Unvollkommenheiten des einstmals verherrlichten Musikdirektors und anderer männlicher Freunde und die Tugenden der Frauen. So kann der Roman als Brücke betrachtet werden zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert, in welchem die durch Simone de Beauvoir nach dem 2. Weltkrieg philosophisch neu fundierte Frauenbewegung in Deutschland das Ideal männlicher „Stärke“ relativierte durch die weibliche Definition: „Die Stärke weiblicher Schwäche“ (Weltbestseller von Jean Baker Miller 1989).

Dr. Ingeborg Längsfeld, Vorsitzende des Kulturforums Netphen und Biografin der Dichterin Katharina Diez, wird mit Bernhard Nolz, Pädagoge und Leiter des Zentrums für Friedenskultur in Siegen, Passagen aus den genannten Werken vortragen und mit dem Publikum diskutieren.
Quelle: Stadt Netphen, Veranstaltungskalender

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