7. Offene Heimat-Werkstatt fand im Stadtarchiv Olpe statt:

Alte Schriften lesen und verstehen

Urkunde aus dem Archivbestand Hofarchiv Rüsche-Klinke, Attendorn, der als Depositum im Stadtarchiv Olpe verwahrt wird. Das Dokument aus dem Jahr 1646 mit dem Gerichtssiegel des Gerichts Attendorn bezeugt den Verkauf des Hofes „die Klincke“ an Dietrich Burghoff, Gograf zu Attendorn (Foto: Kreisheimatbund)


Die „Offene Heimat-Werkstatt“, die der Kreisheimatbund zusammen mit der Volkshochschule jährlich im Frühjahr durchführt, ist mittlerweile zu einem nachgefragten Angebot geworden. Auch interessierten Nichtmitgliedern stehen die dreitägigen Werkstätten offen. In den letzten Jahren hat sich ein Wechsel zwischen Drinnen- und Draußen-Angeboten zu ganz verschiedenen Themen der Heimatarbeit entwickelt.

„Wissenschaftliches Arbeiten und Publizieren – Handwerkszeug auch für die Heimatarbeit“ lautete das Thema der 7. Offenen Heimat-Werkstatt, die im Stadtarchiv Olpe stattfand. Zum Auftakt sprach Dr. Hans-Bodo Thieme „Von der Lust am Forschen und an der Weitergabe neuer Erkenntnisse“. Anschließend gab Stadtarchivar Josef Wermert bei einer Führung einen Einblick in den ungemein vielfältigen Bestand des Olper Archivs: Urkunden und Verwaltungsakten, Stadtpläne und Karten, Zeitungssammlungen, Schulakten und -chroniken, umfassende Fotobestände der Olpe Berufsfotografen und von Privatpersonen, private Nachlässe, Firmen- und Vereinsarchive und vieles mehr, dazu historische Publikationen. Zu Letzteren gehört als besonderer Schatz eine lateinische Ausgabe des „Narrenschiffs“, das 1497 von „Johann Bergmann von Olpe“ in Basel verlegt wurde und seit 2011 als Schenkung im Stadtarchiv Olpe vorliegt. Diese mit Holzschnitten von Albert Dürer versehene Moralsatire war der erste Bestseller auf dem europäischen Buchmarkt.

Am zweiten und dritten Tag der Heimat-Werkstatt folgte ein intensives Arbeiten mit historischen Schriftstücken. Unterstützt wurde Stadtarchivar Josef Wermert von Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt und von Klaus Schulte, Schriftleiter von „Südsauerland – Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe“.

Die Teilnehmenden hatten einige Schriftstücke selbst mitgebracht, andere waren vom Stadtarchivar ausgewählt worden, um zeittypische Formulierungen und Schreibweisen von der Barockzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert zu veranschaulichen. Durch das gemeinsame Lesen konnten die Teilnehmenden erkennen, dass das Entziffern der historischen Schriftstücke nur ein erster Schritt der Arbeit ist, der noch längst nicht zum sofortigen Verstehen führt: Dazu sind stets weitere Nachforschungen notwendig, vor allem zur Form des Schriftstückes und zum Anlass für seine Entstehung, zum Schreiber, zur Entstehungszeit und zum Entstehungsort (Quellenkritik).

Der Werkstatt-Charakter – alle Teilnehmenden können ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen und miteinander austauschen – führte auch diesmal zu einer gleichermaßen lockeren wie intensiven Lernatmosphäre. So fiel der Rückblick der zwölf Teilnehmenden am Ende ausgesprochen positiv aus, und es gab Anregungen für die nächste Offene Heimat-Werkstatt im Frühjahr 2023: Ein kulturlandschaftliches Thema wie etwa der Wiesenbau oder eine Einführung in die Archäologie wurden als Wünsche geäußert. Dr. Roswitha Kirsch-Stracke, Initiatorin der Offenen Heimat-Werkstatt, nahm die Anregungen gerne mit für die weitere Planung.

Mehr zu den bisherigen Offenen Heimat-Werkstätten ist nachzulesen in „Südsauerland – Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe“, Zeitschrift des KHB Olpe.

Weitere Infos zum KHB Olpe: www.kreisheimatbund-olpe.de

Quelle: Attendorner Geschichten, 24.3.2023

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