Vortrag: Dr. Christian Henrich-Franke: „Von Besatzern zu Freunden?

– Die belgische Garnison in Siegen.

elgische Panzerkolonne in der Innenstadt (Vorlage: Foto Horstguenter Simon)

Vom Eintreffen der ersten belgischen Soldaten am 11. November 1946 bis zum finalen Abschließen des letzten Kasernentors auf dem Wellersberg am 22. Dezember 1994 vergingen fast fünf Jahrzehnte, in denen die Krönchenstadt Teil einer umfassenden belgischen Militärpräsenz in Rheinland und Westfalen gewesen war. Die Belgier kamen nach dem Zweiten Weltkrieg als Besatzungsmacht im Rahmen der britischen Besatzungszone in Siegen an und verließen die Stadt nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Deutschen Einheit als langjähriger NATO-Partner. Die Jahre ihrer Anwesenheit waren geprägt von den Spannungen des Kalten Kriegs, der Annäherung im Zuge Europäischer Integration aber eben auch vom pragmatischen Neben- und Miteinander einheimischer Bevölkerung und belgischer Soldaten an den vielen Militärstandorten. Immerhin waren alleine in Siegen permanent 4.000 bis 6.000 belgische Soldaten und ihre Angehörigen präsent. Weiterlesen

Nachruf: Gerhard Hufnagel (1939 – 2021)

Prof. Dr. Gerhard Hufnagel beim „Stabwechsel“ von Mittwochsakademie und Forum Siegen im Jahr 2016. Beide Formate hatte Prof. Hufnagel geprägt.

Am 31.10.2021 ist Prof. Dr. Gerhard Hufnagel im Alter von 82 Jahren gestorben. Mit ihm verliert die Universität Siegen einen Politikwissenschaftler mit hoher Reputation, einen beliebten Lehrer und einen sehr engagierten, unprätentiösen, empathischen und freundlichen Kollegen.

Geboren wurde Gerhard Hufnagel 1939 in Völklingen an der Saar. Er studierte, gefördert durch die Bischöfliche Studienstiftung Cusanuswerk, Geschichte, Soziologie und Germanistik an den Universitäten Bonn und Tübingen. Nach der Promotion in Zeitgeschichte und Soziologie an der Universität Tübingen lehrte er von 1962 bis 1964 als Lektor für deutsche Literatur am St. John’s College der University of Cambridge (UK) sowie von 1966 bis 1967 an der University of East Anglia in Norwich (UK). Er arbeitete von 1968 bis 1974 als wissenschaftlicher Assistent am Institut der Universität Tübingen. 1974 nahm er den Ruf auf eine C3 Professur für Politikwissenschaft an der Universität Siegen an. Von 1991 bis 2004 war er außerdem Visiting Professor of German Studies am Connecticut College in New London, Connecticut (USA). Von 1993 bis 1995 war er ferner Mitglied der Internationalen Experten-Kommission zur Evaluation des Schwerpunktprogramms der Forschungsförderung der Schweizer Bundesregierung. Weiterlesen

Online-Vortrag: „75 Jahre Justiz NRW – Erinnerungen an den Auschwitz-Prozess am Landgericht Siegen 1986 bis 1991“

Wann: 10. November 2021,17:00 Uhr
Wo: Online übertragen aus dem Schwurgerichtssaal des Landgerichts Siegen

Modell des Vernichtungslagers Ausschwitz-Birkenau im Aktiven Museum Südwestfalen e.V. Bildvorlage: Klemens Mehrer.

Was: Der Vortrag beleuchtet das auch heute noch bedeutsame Strafverfahren gegen Ernst August König, der wegen einer Vielzahl von Tötungsdelikten in den Jahren 1943/44 im damals sog. „Zigeunerlager“ des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Siegen angeklagt war. Dieser Mammut-Prozess vor dem Landgericht fand von Mai 1987 bis Januar 1991 an insgesamt 179 Verhandlungstagen, 38 davon an auswärtigen Gerichtsorten, statt. 123 Zeugen wurden vernommen. Der Angeklagte wurde schließlich wegen Mordes in drei Fällen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, im Übrigen wegen weiterer Mordvorwürfe freigesprochen. Im Laufe des von ihm angestrengten Revisionsverfahrens beging der Angeklagte Selbstmord.
Referenten: Vorsitzender Richter am Landgericht a.D. Wolfgang Münker – damals beisitzender Richter und Berichterstatter der Schwurgerichtskammer
Oberstaatsanwalt a.D. Klemens Mehrer – damals Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft Köln
Um Anmeldung per E-Mail an 75JahreNRW@lg-siegen.nrw.de wird gebeten; ein Betreff oder ein sonstiger Inhalt sind nicht erforderlich. Der Teilnahmelink zur Online-Veranstaltung wird interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern anschließend automatisch zugesandt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Teilnehmerzahl aus technischen Gründen begrenzt ist.
Quelle: Veranstaltungsflyer

s. auch folgende Einträge auf siwiarchiv:
1) Heute vor 28 Jahren: Urteil im Prozess gegen Ernst August König
2) Vortrag: Klemens Mehrer (Siegen): Blick in ein düsteres Kapitel: Erinnerungen an den 1991 beendeten NS-Prozess gegen SS-Rottenführer Ernst-August König in Siegen

Linktipp: Blog der Historischen Kommission für Westfalen-Lippe

„Die Gebiete des heutigen Westfalen und Lippes sind eine alte Kulturlandschaft, die bereits in der Altsteinzeit besiedelt waren. Seit dem hat sich viel getan. Die Varus-Schlacht, der Westfälische Friede & der Boom der Montan- & Schwerindustrie sind nur einige wenige herausragende Ereignisse aus ihrer Geschichte, die sich im kollektiven Gedächtnis eingebrannt haben.

Doch Westfalen und Lippe haben noch einiges mehr zu bieten. Interdisziplinär und epochenübergreifend präsentieren wir historische Schlaglichter aus Lipperland & Eggegebierge, Sauerland & Teutoburger Wald, Ruhrgebiet & Münsterland – mal aus regionalhistorischer Perspektive, mal glokalhistorisch.“

Das Blog ist ein weiteres Projekt des Doktorand:innennetzwerks der Kommission.
Quelle: Startseite des Blogs

Von der Töchterschule zum Kulturhaus –

Vortrag zu 25 Jahre Kulturhaus Lÿz
Samstag 13.11.21 · 10 Uhr, Veranstalter: Kreisarchiv Siegen Wittgenstein


In den 1840er Jahren als höhere Töchterschule gegründet, entwickelte sich das Lÿz zum heutigen Kulturhaus des Kreises Siegen-Wittgenstein. Seit 135 Jahren befindet sich das Lÿz am heutigen Standort.

Die abwechslungsreiche Geschichte der Schule sowie des Gebäudes beschreibt Kreisarchivar Thomas Wolf in einem Vortrag, der mit Fotos und Videos illustriert sein wird. Die Entwicklung der seit 1842 bestehenden Anstalt wird in den Blick genommen, um die Entstehungsgeschichte des Gebäudes verstehen zu können. Ebenso werden die Rahmenbedingungen der staatlichen wie auch der städtischen Bildungspolitik in die Darstellung eingebunden werden. Ein knapper Exkurs zum Lÿz-Schülerinnenstreiks von 1969 wird nicht fehlen.

Die gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Umstände, die nach der Schließung des Staatlichen Mädchengymnasiums zur Gründung des Technologiezentrums und später des Lÿz führten, werden angesprochen. Zum Schluss sollen die Höhepunkte der Lÿz-Geschichte vorgestellt werden.

Eintritt frei!
Tickets kaufen: 0271/333-2448

Goslar: Einweihung einer Gedenkplatte in Erinnerung an Walter Krämer im Fliegerhorst

Quelle: ITS Arolsen, 1.1.5.3/KRAI KRANS/00127507/0005, Archivnummer 9999)


Der Verein Spurensuche Harzregion und die Stadt Goslar laden ein zur Einweihung einer Gedenkplatte in Erinnerung an den Widerstandskämpfer Walter Krämer, dessen Ermordung im Außenlager Goslar des KZ Buchenwald sich am 6. November 2021 zum 80. Mal jährt.

Als Mitglied der KPD blieb der gelernte Schlosser nach dem Reichstagsbrand 1933 bis zu seinem Tod ein Gefangener des NS-Staats. Seit 1937 war Krämer Insasse des Konzentrationslagers Buchenwald. Hier eignete er sich im Selbststudium medizinische Kenntnisse und Fähigkeiten an und rettete im Häftlingskrankenbau zahlreichen Gefangenen das Leben. Im November 1941 wurde er in das Außenlager Goslar verlegt und bei Hahndorf am 6.11.1941 von einem Wachposten ermordet.

Krämer wurde im Jahr 2000 posthum durch den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ für die Rettung von Juden durch die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt.

In Erinnerung an Walter Krämer und den am gleichen Tag ermordeten Karl Peix sind im neuen Stadtteil Fliegerhorst inzwischen die Walter-Krämer-Straße und der Karl-Peix-Weg benannt worden.

An der Einweihung der Gedenkplatte werden seitens der Stadt Goslar Bürgermeisterin Renate Lucksch und Erster Stadtrat Burkhard Siebert teilnehmen sowie der Verein Spurensuche Harzregion und Schülerinnen und Schüler des Christian-von-Dohm-Gymnasiums. Die Beteiligung der interessierten öffentlichkeit ist erwünscht.

Quelle: Spurensuche Harzregion e.V., Michael Ohse

Literaturhinweis: Wilfried Reininghaus: Die Historische Kommission für Westfalen 1896 bis 2021.

Eine regionale Wissenschaftsgeschichte. Münster 2021, 560 Seiten, Festeinband, zahlreich Abbildungen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge 70). Druckausgabe: ISBN 978-3-402-15145-7
Im Sommer 1896 nahm in Münster die „Historische Kommission für Westfalen“ ihre Arbeit auf. Ihre wichtigste Aufgabe war zunächst die Fortführung des Westfälischen Urkundenbuchs, das vom 1824/25 in Paderborn und Münster gegründeten „Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens“ begonnen worden war. Die Kommission wurde anfangs als Verein geführt, später vom preußischen Provinzialverband übernommen und war immer wieder Versuchen geschichtspolitischer Vereinnahmung ausgesetzt. Viele wissenschaftliche und persönliche Kontroversen wurden in die Kommission hineingetragen, die damit selbst zu einem Schauplatz der Geschichte wurde. Der Autor beschreibt die einzelnen Epochen der Kommissionsgeschichte und versucht, die prägenden Netzwerke nachzuzeichnen.
Im Laufe von 125 Jahren erweiterten die Kommission und ihre heute ehrenamtlich tätigen Mitglieder das Programm stetig. Zur Bearbeitung von Editionen kamen die Herausgabe von Darstellungen und die Organisation von Fachtagungen hinzu. Entstanden sind zahlreiche für die Geschichte Westfalens wichtige Grundlagenwerke – darunter Urkunden-, Siegel- und Wappenbücher, das Soester Nequambuch, Quellen zur Geschichte von Corvey und zur Familia Sacra, Editionen von Schatzungsregistern und Lehnsbüchern, die Westfälischen Lebensbilder, das Westfälische Klosterbuch, das Historische Handbuch der jüdischen Gemeinschaften, zudem Tagungsbände wie etwa zur Reformation in Westfalen. Für alle Kommissionsprojekte führt das Buch in den jeweiligen Kontext ein und skizziert damit das Bild einer regionalen Wissenschaftsgeschichte.

Quelle: Historische Kommission für Westfalen, Publikationen

Landtag NRW: Projekt „Verfolgungsbiografien“

Frühe Landtagsabgeordnete, die in der Zeit des Nationalsozialismus politisch verfolgt wurden: Ihre Namen, Biografien und Fotos sind auf dem gläsernen Besucheraufzug im Landtag zu sehen.— © Landtag NRW/Bernd Schälte

„Dem Landtag Nordrhein-Westfalen gehörten Abgeordnete an, die auch im Nationalsozialismus für ihre politischen Überzeugungen eingetreten sind – und die dafür verfolgt, eingeschüchtert und eingesperrt wurden. Diese Menschen und ihre Biografien rücken wir in den Mittelpunkt des Parlaments. Der Kampf gegen die Diktatur hat sie geprägt. Und auf dieser Erfahrung bauten sie und andere Abgeordnete nach dem Krieg die Demokratie in Nordrhein-Westfalen auf. Sie sind Säulen der Demokratie. Denn unsere Staatsform wird getragen von Menschen, die sie leben, für sie streiten, sie verteidigen und im Zweifel auch bereits sind, für sie Verfolgung zu erleiden“, sagt André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen. Weiterlesen

Rundgang zu Stolpersteinen in Hilchenbach

Di. 09.11.2021, 15:30 Uhr – 17:30 Uhr


 Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert Hilchenbach an ehemalige jüdische Mitbürger*innen.
Nur ein paar Jahrzehnte lang hat jüdisches Leben in Hilchenbach gedauert. Die letzten Personen jüdischen Glaubens waren Gerti Holländer und ihr 10-jähriger Sohn Lothar, beide mussten am 28.02.1943 ihren Heimatort verlassen. Dann hieß es offiziell: „Hilchenbach ist judenrein“! In dieser kurzen Zeitspanne sind dennoch Spuren und Erinnerungen zurückgeblieben, an die wir bei einem Rundgang gedenken wollen. Die ehemaligen Wohnstätten, früherer Beetsaal sowie der jüdische Friedhof sind Ziele dieses Erinnerns. Auch heute noch gibt es Verbindungen zu Nachfahren einiger Hilchenbacher Juden.
Wir treffen uns hinter dem Bahnhof Hilchenbach, Mühlenweg 25 und gehen von dort aus Richtung Marktplatz und weiter zum jüdischen Friedhof. Männliche Teilnehmer sollten an eine Kopfbedeckung denken.

Die kostenlose Veranstaltung wird von der Volkshochschule Siegen-Wittgenstein in Zusammenarbeit mit der Touristikinformation Hilchenbach angeboten und von der beliebten Gästeführerin i.R. Rosel Six durchgeführt.

Quelle: Kreis-VHS Siegen-Wittgenstein, Programm