Lutz Dehenn: „Die Chronik“ – Online-Ausstellung zur regionalen Graffiti-Geschichte


„Graffiti, eine seit über 50 Jahren weltweit betriebene Kunst- und Kulturpraktik, wird oft noch nur auf den Vandalismusfaktor reduziert. Dabei liegt de facto ein weitaus komplexeres Feld vor: Graffiti und seine Motivationen osziliert zwischen Devianz, Vandalismus, Kunst, Kultur, Protest und Aktivismus.
Lutz Dehenn hat es zu seinem Anliegen gemacht, eine Siegener Graffiti-Geschichte zu erzählen. Seine Motivation dahinter besteht keinesfalls darin, die Kulturpraktik salonfähig zu machen. Warum auch? Das möchte Graffiti gar nicht sein. Die Zahl an gesellschaftskonformen Künstler:innen wächst zwar, aber Auftragsmaler:innen, die mit Sprühdosen arbeiten, ihre Pseudonyme abgelegt haben und ihre Kunstwerke für Geld anbieten, haben die Subkultur augenscheinlich verlassen und sind letztlich Dienstleister – assimiliert in ein hegemoniales System. Auf eigenen, öffentlich zugänglichen Medien, haben diese die Möglichkeit, ihre Geschichten zu erzählen. Aber jene, die sich einer solchen Öffentlichkeit verschließen, lässt Lutz Dehenn in Form einer illustrierten Oral-History sprechen. Er führt Interviews mit den Akteurinnen und Akteuren der Subkultur, sammelt und katalogisiert Bildmaterial und komplementiert diese Elemente zu einem Narrativ – seiner Meinung nach eine faszinierende und inspirierende Geschichte über Traditionen, Kultur, Freundschaft und Aufopferungsbereitschaft, die es verdient, erzählt zu werden.
Hier auf Pooolmag habe ich nun eine ganze Reihe Bildmaterial zusammengestellt, um eine Graffiti-Geschichte Siegens anhand betitelter und beschriebener Fotos darzustellen.
zoom_talk findet am Sonntag, 15.05.22 ab 18 Uhr statt.

Die Ausstellung die Chronik ist bis zum 29.05.22 auf POOOLmag, der digitalen Plattform der gruppe3/55 e.V. zu sehen. poool.kunstwechsel.de

s. a.
– siwiarchiv v. 22.3.2021: Linktipp zur Siegener Graffiti-Geschichte Weiterlesen

„Gerhard Stötzel-Ehrung“ in Netphen

Bericht über den Tagesordnungspunkz „Gerhard Stötzel-Ehrung“ auf der Bürgerversammlung vom 11. April 2022 in Grissenbach


Bereits vor über 20 Jahren war der am 23. Dezember 2021 verstorbene Netphener Heimatforscher Ewald Hatzig im Rahmen seiner familiengeschichtlichen Recherchen darauf gestoßen, dass einem gebürtigen Grissenbacher im 19. Jahrhundert an seinem neuen Wohnort Essen eine erstaunliche Karriere vom Metalldreher zum Zeitungsredakteur und zum Reichstagabgeordneten in Berlin gelungen war.
Die Frage, wo das Geburtshaus von Gerhard Stötzel gestanden hat, konnte aber erst jetzt geklärt werden. Hanne Kuhn aus Deuz fand im Rahmen ihrer Nachforschungen für ihr geplantes „Grissenbacher Häuserbuch“ heraus, dass es sich bei den in der Urkatasterkarte von Grissenbach aus dem Jahr 1837 für zwei nebeneinander liegende Hausgrundstücke jeweils genannten Eigentümern Andreas Müller um zwei verschiedene Personen handelte. Damit schied das heute noch existierende Haus „Sippche“ als Stötzels Geburtshaus aus. Auch wenn das Grundstück, auf dem Stötzels Geburtshaus stand, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem städtisch anmutenden Ziegelhaus bebaut ist, ist die vorher noch offene Frage endlich geklärt, wo im Dorf eine Ehrung von Grissenbachs berühmtestem Sohn im öffentlichen Raum in Betracht kommt. Auf der jüngsten Bürgerversammlung in Grissenbach informierte Wilfried Lerchstein die Anwesenden in einem kurzen Vortrag über das Leben und Wirken von Gerhard Stötzel. Gemeinsam mit Thomas Kleber regte er zum einen an, den im Rahmen der Verkehrsberuhigung der alten Ortsdurchfahrt vor über 30 Jahren geschaffenen namenlosen, rot gepflasterten Platz in Sichtweite von Stötzels Geburtsstätte als „Gerhard-Stötzel-Platz“ zu benennen. An diesem zentralen Ort fand im Sommer 1990 das erste Grissenbacher Dorffest statt. Zum anderen wurde vorgeschlagen, in dem Bereich, wo einst sein Geburtshaus stand, mit einer Gedenktafel an die wichtigsten Stationen im Leben von Gerhard Stötzel zu erinnern. Ortsbürgermeisterin Annette Scholl ließ über diese Vorschläge abstimmen und konnte eine überwältigende Zustimmung hierzu feststellen. Spontan erklärte Thorsten Görg, der Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins DKS, die Bereitschaft des Vereins, sich an der Finanzierung einer Gedenktafel zu beteiligen. Auch Annette Scholl möchte gerne aus ihrem Budget als Ortsbürgermeisterin diese Gedenktafel im Rahmen der „Stehenden Stadtführung“ der Stadt Netphen mitfinanzieren. Nunmehr ist es an den politischen Gremien der Stadt Netphen, am 23. Juni über eine seinen herausragenden Verdiensten angemessene Ehrung von Gerhard Stötzel in seinem Geburtsort Grissenbach zu beraten. Den entsprechenden Antrag hat Manfred Heinz, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Netphener Stadtrat, inzwischen gestellt. Während bereits vor Jahren im Netphener Baugebiet „Wiedich“ viele Zeitgenossen Stötzels (z.B. von Bodelschwingh, Brauns, Hitze, von Ketteler, Wichern), die alle selbst nie Netphener Grund und Boden betreten haben, mit Straßennamen geehrt wurden, wurde Gerhard Stötzel bisher übersehen und drohte, zu Unrecht in seiner Netphener Heimat in Vergessenheit zu geraten.

Informationen über das Leben von Gerhard Stötzel
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Symposium: Pionier:innen der Geschlechterforschung – Helge Pross und Wolfgang Popp

und die Aktualität von Geschlecht und Begehren in der Forschung
6. Mai 2022, 10:00 – 17:30, Hörsaalzentrum Campus Unteres Schloss Siegen, Raum 114

„Das Gestu_S lädt am 6.5. zu einem Symposium zu Ehren von Helge Pross und Wolfgang Popp – beide Pionier:innen der Geschlechterforschung – an der Uni Siegen ein.

Helge Pross lehrte von 1976 bis 1984 an der Universität Siegen. Sie verband zu diesem frühen Zeitpunkt Familien- und Geschlechterforschung. Ihre Forschung zur Lebenswirklichkeit von Hausfrauen, Bildungschancen von Mädchen aber auch zu Rollenbildern von Männern prägte weit über den universitären Rahmen hinaus die öffentliche Debatte in der Bundesrepublik.

Wolfgang Popp ist ein Pionier der Gender und Queer Forschung avant la lettre. Bereits 1985 richtete er den Forschungs- und Lehrbereich „Homosexualität und Literatur“ an der Universität Siegen ein und institutionalisierte bundesweit so den ersten derartigen Forschungsschwerpunkt.

In ehrendem Andenken an Wolfgang Popp zeichnet das Gestu_S (Gender Studies Siegen) seit 2018 exzellente Abschlussarbeiten (M.A.) mit dem Wolfgang-Popp-Preis aus.

Im Anschluss an das Symposium laden wir zur Verleihung des Wolfgang-Popp-Preises 2021 und einem kleinen Umtrunk ein.“
Quelle: Uni Siegen, 50 Jahre, Veranstaltungen

Webflyer als PDF.

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Literatur: Martin Herchenröder/Ulrich Exner (Hrsg.): Altenberg. Innere Landschaften / Inner Landscapes (inkl. blu-ray 2022)

Der Altenberg: Eine Sage berichtet, dass hier einst ein Dorf gestanden habe, das abgebrannt sei, als Strafe für die Habgier und den ausschweifenden Lebenswandel ihrer Bewohner. Studierende der Fächer Architektur und Musik der Universität Siegen haben das Gelände erforscht und dann auf das Gefundene mit künstlerischen Mitteln reagiert.

Wenn man die Straße zwischen den beiden Siegerländer Dörfern Littfeld und Müsen fährt, überquert man in der Mitte eine Passhöhe: den Altenberg. Eine Sage berichtet, dass hier einst ein Dorf gestanden habe, das abgebrannt sei, als Strafe für die Habgier und den ausschweifenden Lebenswandel ihrer Bewohner. Nach einem Zufallsfund im Jahr 1963 erkundete man das Gelände archäologisch genauer und entdeckte Reste einer mittelalterlichen Siedlung und: Spuren ausgiebigen Silberbergbaus. Das Dorf war irgendwann aufgegeben worden, und die Natur hatte sich das Terrain über die Jahrhunderte zurückgeholt. Heute erinnern einzelne Überreste an Gebäude, Pingen und Schächte – ein magischer Platz, wo sich Natur und Kultur, uralte, vergessene und verborgene Geschichte und Gegenwart begegnen. Weiterlesen

Wem gehört die Geschichte?

Einladung zum Dialogforum Straßenumbenennungen

„Geschichte ist nicht einfach da und unveränderlich – sie wird gemacht. An was wir uns aus der Vergangenheit erinnern möchten und an was lieber nicht, das zeigt sich in Büchern, Film und Fernsehen, Gedenkstätten und Museen, Schule, Wissenschaft… und auch bei der Benennung von Straßen, Gebäuden und Plätzen. Gerade dort zeigt sich jedoch auch, dass Geschichte oft nur von einigen wenigen gemacht wird und oft eine Geschichte „großer Männer“ ist. Doch wer waren eigentlich die Personen, die mit Straßennamen geehrt werden? Und wer taucht dort nicht auf und bleibt im Stadtbild einfach unsichtbar? Diesen Fragen möchten wir gemeinsam mit Siegerländer Bürger*innen nachgehen.
Deshalb laden wir Sie herzlich ein zu einem offenen Dialogforum.

Wann: 05. Mai 2022, ab 18:30
Wo: Martini-Kirche, Grabenstraße 27, 57072 Siegen

Programm: Weiterlesen

Ein Bild, ein Buch, ein ganzer Kosmos

Zweisprachige Publikation zu Rubens‘ „Kreuzigung Petri“ vorgestellt

(v.l.n.r.) Guido Schlimbach, Marc Peez, Dr. Anna Pawlik, Stephan Ch. Kessler SJ

Eines von Kölns be­deutends­ten Ge­mälden – „Die Kreuzi­gung Petri“ von Peter Paul Rubens in der Pfarr­kirche und Kunst-Station Sankt Peter Köln – hängt wie­der an Ort und Stelle. Der­zeit auf­grund der Kar­woche noch ver­hüllt, wird es an Oster­montag ent­hüllt und erst­mals nach zwei­einhalb Jah­ren, in denen es res­tau­riert wurde, wie­der an seinem ange­stammten Platz zu sehen sein.

Die Res­taurie­rung auf der Em­pore der Kir­che bot die Gelegen­heit, das Ge­mälde um­fassend zu unter­suchen. Pünkt­lich zum Ab­schluss der Restau­rierungs­arbei­ten ist jetzt ein Buch er­schie­nen, das das Bild nicht nur mikros­kopisch unter die Lupe nimmt, son­dern gleich­zeitig einen gan­zen Kosmos an Erkennt­nissen aus kunst­histori­scher, theo­logi­scher und res­taurato­rischer Sicht er­öffnet. Ganz­seitige Detail­ansichten offen­baren die ful­minante Mal­weise von Rubens, aber auch die Verletz­lichkeit des Ge­mäldes auf Lein­wand.

Publika­tion nimmt theo­logische, kunst­historische und restaura­torische Fragen in den Blick

Die zwei­sprachige Publika­tion „Die Kreuzi­gung Petri von Rubens“ bzw. „The crucifixion of Saint Peter by Rubens“ ent­hält unter anderem Bei­träge der Kunst­historikerin Dr. Anna Pawlik (Erz­bistum Köln), dem Restau­rator Marc Peez (LVR) und dem Theo­logen Stephan Ch. Kessler (Sankt Peter Köln). Es ist als 86. Arbeits­heft der Rhei­nischen Denk­mal­pflege, eine Publikations­reihe des LVR-Amtes für Denk­malpfle­ge im Rhein­land (LVR-ADR), und zu­gleich als Band 6 der Studien zu den Kunst­denk­mälern im Erz­bistum Köln erschie­nen. Weiterlesen

Wikipedia-Eintrag zu Eberhard Bauer (1929 – 2017)

Eberhard Bauer im Fürstlichen Archiv Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Foto: Thomas Kleynen, Aachen (2006)

Dieter Bald hat vor kurzem einen Wikipedia-Eintrag zum Wittgensteiner Regionalhistoriker und Adelsarchivaren Eberhard Bauer verfasst. Es handelt bei diesem Eintrag um den 60.  Beitrag Balds zur Online-Enzyklopädie. Die überwiegende Mehrheit der Beiträge haben Bezug zum Altkreis Wittgenstein. Ein beachtliches freiwilliges und nachahmenswertes Engagement!

Besichtigung: Kein Raum wie jeder andere: Die Talkirche in Klafeld

30.04.2022, 15:00 Uhr – 17:30 Uhr, Talkirche, An der Talkirche 2, 57078 Siegen
Talkirche Geisweid
Talkirche (2009), Quelle: Daderich, Public domain, via Wikimedia Commons

„Kirchen prägen das Erscheinungsbild unserer Dörfer und Städte. Sie symbolisieren ein Stück Heimat. Selbst für die, die ansonsten mit Kirche und Glauben nur wenig anfangen können. In Zeiten in denen auch in unserer Region immer mehr Gottesdienststätten auf dem Prüfstand stehen, erscheint es verheißungsvoll, sich näher mit der Geschichte des Kirchbaus im Siegerland zu beschäftigen. Wann wurden welche Kirchen gebaut und warum? Im siebten Teil unserer Veranstaltungsreihe steht die Talkirche in Klafeld (Geisweid) auf dem Programm. Ihr 61 Meter hoher schlanker Turm macht sie weithin sichtbar. Aus dem Ortsbild ist sie praktisch nicht wegzudenken. Dabei wurde die Talkirche erst ab 1904 nach den Plänen des Hagener Architekten Gustav Mucke erbaut. Die durch die Industrialisierung rasch anwachsende Gemeinde brauchte damals dringend neue Räumlichkeiten. Eine große Spendenaktion machte den ambitionierten Bau möglich. Für sage und schreibe 1050 Menschen bot die Kirche seinerzeit Platz. Heute ergänzt ein modernes lichtdurchflutetes unmittelbar angrenzendes Gemeindehaus das Gebäudeensemble. Wie sich Tradition und Moderne gelungen verbinden, lässt sich an diesem Ort deshalb in besonder Weise erleben und nachvollziehen. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Um eine Anmeldung wird gebeten. Weiterlesen

Vortrag: „Der vergessene Teil des Holocaust ‚Aktion Reinhardt‘ – Erfahrungen einer Gedenkstättenfahrt“

28.4.2022 um 19 Uhr in Siegen am Campus Unteres Schloss/Raum US-C 109

„Am 28.4.1942 fand die größte Deportation Siegerländer Jüdinnen*Juden statt. Über Dortmund wurden sie in das Ghetto Zamość transportiert und direkt dort oder in den nahen Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka ermordet.
Die Mordlager waren Teil der „Aktion Reinhardt“. Dieser Deckname steht für die Erprobung und Durchführung der systematischen Ermordung von vor allem Jüdinnen*Juden, aber teils auch Sinti*zze & Rom*nja im besetzten, östlichen Teil Polens.
Gerade einmal 80 Jahre, etwa ein Menschenleben lang ist es her, dass Deutsche dort an die 2 Millionen Menschenleben grausam beendeten. Heute wissen viele nicht mal mehr von der Existenz dieser Lager.

Im Herbst 2021 waren die drei Referent*innen mit einer Gedenkstättenfahrt auf den Spuren der „Aktion Reinhardt“ im heutigen Polen: Sie werden von dieser Fahrt berichten und eine Einführung in die Thematik geben. Erinnerungskultur, eine Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit, muss ein aktuelles Thema bleiben, das wir kritisch überdenken. Dazu werden auch Angebote und Möglichkeiten der Gedenkstattenfahrt vor- und zur Diskussion gestellt.“

Nach dem Vortrag besteht für alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit, bei Getränken ins Gespräch zu kommen. Um eine tagesaktuelle Testung auf Covid wird gebeten, einige Selbsttests für spontan Entschlossene wird es vor Ort geben.
Quelle: Einladung des antifa Cafe